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− | Das Devon ist in der Erdgeschichte ein chronostratigraphisches System bzw. eine geochronologische Periode innerhalb des Paläozoikums. Es begann vor etwa 416 Millionen Jahren und endete vor etwa 359,2 Millionen Jahren (siehe Geologische Zeitskala). Das Devon folgt auf das Silur und wird vom Karbon überlagert. | + | <center><small>[[Präkambrium]] ← [[Kambrium]] ← [[Ordovizium]] ← [[Silur]] ← [[Devon]] → [[Karbon]] → [[Perm]] → [[Trias]] → [[Jura]] → [[Kreide]] → [[Tertiär]] → [[Quartär]] → [[Zukunft]]</small></center> |
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| + | Das '''Devon''' ist in der Erdgeschichte ein chronostratigraphisches System bzw. eine geochronologische Periode innerhalb des Paläozoikums. Es begann vor etwa 416 Millionen Jahren und endete vor etwa 359,2 Millionen Jahren (siehe Geologische Zeitskala). Das Devon folgt auf das Silur und wird vom Karbon überlagert. |
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− | Geschichte und Namensgebung
| + | == Geschichte und Namensgebung == |
| Sein Name leitet sich von der britischen Grafschaft Devonshire ab. Es wurde im Jahre 1839 von den englischen Geologen Roderick Murchison und Adam Sedgwick in die wissenschaftliche Literatur eingeführt. Die englischen Geologen und Paläontologen Roderick Murchison und Adam Sedgwick schieden 1839 den Kern des Devons im heutigen Sinne als Gesteinsbildungen zwischen dem silurischen und dem gleichfalls neu eingeführten, Kohle führenden karbonischen System aus. | | Sein Name leitet sich von der britischen Grafschaft Devonshire ab. Es wurde im Jahre 1839 von den englischen Geologen Roderick Murchison und Adam Sedgwick in die wissenschaftliche Literatur eingeführt. Die englischen Geologen und Paläontologen Roderick Murchison und Adam Sedgwick schieden 1839 den Kern des Devons im heutigen Sinne als Gesteinsbildungen zwischen dem silurischen und dem gleichfalls neu eingeführten, Kohle führenden karbonischen System aus. |
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− | Definition und GSSP
| + | == Definition und GSSP == |
| Der Beginn des Systems Devon (und der Stufe des Lochkovium) ist mit dem Ersteinsetzen der Graptolithen-Art Monograptus uniformis definiert. Die Obergrenze bzw. die Devon-Karbon-Grenze ist durch das Einsetzen der Conodonten-Art Siphonodella sulcata definiert. Der sogenannte GSSP (Global Stratotype Section and Point (Globaler Eichpunkt für Stratotypen) befindet sich am Hügel Klonk nahe der Gemeinde Suchomasty im Okres Beroun südwestlich von Prag (Tschechien). In der Bank 20 erscheint erstmals der Graptolith Monograptus uniformis. | | Der Beginn des Systems Devon (und der Stufe des Lochkovium) ist mit dem Ersteinsetzen der Graptolithen-Art Monograptus uniformis definiert. Die Obergrenze bzw. die Devon-Karbon-Grenze ist durch das Einsetzen der Conodonten-Art Siphonodella sulcata definiert. Der sogenannte GSSP (Global Stratotype Section and Point (Globaler Eichpunkt für Stratotypen) befindet sich am Hügel Klonk nahe der Gemeinde Suchomasty im Okres Beroun südwestlich von Prag (Tschechien). In der Bank 20 erscheint erstmals der Graptolith Monograptus uniformis. |
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− | Untergliederung des Devon
| + | == Untergliederung des Devon == |
| Das rund 57 Millionen Jahre umfassende System des Devons wird in drei Serien unterteilt: | | Das rund 57 Millionen Jahre umfassende System des Devons wird in drei Serien unterteilt: |
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− | System: Devon (416–359,2 mya)
| + | * Devon (416–359,2 mya) |
− | Serie: Oberdevon (Oberes Devon) (385,3–359,2 mya)
| + | ** Oberdevon (Oberes Devon) (385,3–359,2 mya) |
− | Stufe: Famennium (374,5–359,2 mya)
| + | ** Famennium (374,5–359,2 mya) |
− | Stufe: Frasnium (385,3–374,5 mya)
| + | ** Frasnium (385,3–374,5 mya) |
− | Serie: Mitteldevon (Mittleres Devon) (397,5–385,3 mya)
| + | ** Mitteldevon (Mittleres Devon) (397,5–385,3 mya) |
− | Stufe: Givetium (391,8–385,3 mya)
| + | ** Givetium (391,8–385,3 mya) |
− | Stufe: Eifelium (397,5–391,8 mya)
| + | ** Eifelium (397,5–391,8 mya) |
− | Serie: Unterdevon (Unteres Devon) (416–397,5 mya)
| + | ** Unterdevon (Unteres Devon) (416–397,5 mya) |
− | Stufe: Emsium (407–397,5 mya)
| + | ** Emsium (407–397,5 mya) |
− | Stufe: Pragium (411,2–407 mya)
| + | ** Pragium (411,2–407 mya) |
− | Stufe: Lochkovium (416–411,2 mya)
| + | ** Lochkovium (416–411,2 mya) |
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| Für alle Stufen und Serien des Devons sind bereits GSSP's (Global Stratotype Section and Point = Globaler Eichpunkt für Stratotypen oder Referenzprofil) festgelegt und verabschiedet worden. | | Für alle Stufen und Serien des Devons sind bereits GSSP's (Global Stratotype Section and Point = Globaler Eichpunkt für Stratotypen oder Referenzprofil) festgelegt und verabschiedet worden. |
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− | Paläogeografie
| + | == Paläogeografie == |
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| Old-Red-Sandstein lagert diskonform auf silurischer Grauwacke bei Jedburgh in Südostschottland.Im Verlauf des Silur stießen die beiden Urkontinente Laurentia und Baltica endgültig zusammen, so dass der Kontinent Laurussia entstand. Dieser paläozoische Kontinent wird auch „Old-Red-Kontinent“ genannt, nach dem roten Old-Red-Sandstein, der in dieser Zeit abgelagert wurde. | | Old-Red-Sandstein lagert diskonform auf silurischer Grauwacke bei Jedburgh in Südostschottland.Im Verlauf des Silur stießen die beiden Urkontinente Laurentia und Baltica endgültig zusammen, so dass der Kontinent Laurussia entstand. Dieser paläozoische Kontinent wird auch „Old-Red-Kontinent“ genannt, nach dem roten Old-Red-Sandstein, der in dieser Zeit abgelagert wurde. |
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− | Klima
| + | == Klima == |
| Das Klima während des Devons war weltweit eher warm. Der Meeresspiegel lag aufgrund der geringen Menge an Inlandeis recht hoch. Auf dem Südpol lag Südamerika. | | Das Klima während des Devons war weltweit eher warm. Der Meeresspiegel lag aufgrund der geringen Menge an Inlandeis recht hoch. Auf dem Südpol lag Südamerika. |
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− | Entwicklung der Fauna
| + | == Entwicklung der Fauna == |
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| Fische des Devons. Rekonstruktion von 1905Die Fische entwickelten sich, besonders die Panzerfische (Placodermi), in ungeheurer Vielfalt. Daher wird das Devon auch als „Zeitalter der Fische“ charakterisiert. Der größte Fisch und zugleich das größte bekannte tierische Lebewesen dieser Periode war Dunkleosteus, ein räuberisch lebender Panzerfisch aus dem späten Devon, der zu den Arthrodiren zählt und eine Länge von bis zu neun Meter erreicht haben könnte. Weiterhin erreichten die Stachelhaie (Aconthodii) den Höhepunkt ihrer Artenvielfalt. Erste gesicherte Funde dieser Fische stammen aus dem Silur, im Perm starben sie aus. Die Quastenflosser und die Lungenfische erschienen erstmalig im Devon. | | Fische des Devons. Rekonstruktion von 1905Die Fische entwickelten sich, besonders die Panzerfische (Placodermi), in ungeheurer Vielfalt. Daher wird das Devon auch als „Zeitalter der Fische“ charakterisiert. Der größte Fisch und zugleich das größte bekannte tierische Lebewesen dieser Periode war Dunkleosteus, ein räuberisch lebender Panzerfisch aus dem späten Devon, der zu den Arthrodiren zählt und eine Länge von bis zu neun Meter erreicht haben könnte. Weiterhin erreichten die Stachelhaie (Aconthodii) den Höhepunkt ihrer Artenvielfalt. Erste gesicherte Funde dieser Fische stammen aus dem Silur, im Perm starben sie aus. Die Quastenflosser und die Lungenfische erschienen erstmalig im Devon. |
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− | Entwicklung der Flora
| + | == Entwicklung der Flora == |
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| Das Devon markiert den Beginn der weiträumigen Eroberung des Festlandes durch Pflanzen. Da größere landlebende Pflanzenfresser noch nicht existierten, konnten sich große Wälder ausbreiten.Die Landpflanzen, die sich vermutlich bereits im Ordovizium entwickelt hatten, breiteten sich im Devon weiter aus. Auch hier kam es zu einer Radiation. Wichtige Pflanzen des Devons: Rhynia (Gattung der Urfarne), Baragwanathia (Gattung der Bärlappgewächse), Zosterophyllum (Urfarne), Taeniocrada (Urfarne), Asteroxylon (Bärlappgewächse). In den fossilierten Wurzeln von Asteroxylon und auch in Rhynia wurden erste gesicherte Beweise der Mykorrhiza gefunden. Die Mykorrhiza stellt eine Symbiose von Pilzen mit Pflanzen dar, womit der Pflanze die Wasseraufnahme durch die Wurzeln erleichtert wird. So finden sich in den fossilierten Wurzeln von Asteroxylon Pilzhyphen sowie Pilzsporen von Phycomyceten. Nach der Auffassung vieler Botaniker und Ökologen wurde der Landgang erst mit Hilfe der Pilze möglich. | | Das Devon markiert den Beginn der weiträumigen Eroberung des Festlandes durch Pflanzen. Da größere landlebende Pflanzenfresser noch nicht existierten, konnten sich große Wälder ausbreiten.Die Landpflanzen, die sich vermutlich bereits im Ordovizium entwickelt hatten, breiteten sich im Devon weiter aus. Auch hier kam es zu einer Radiation. Wichtige Pflanzen des Devons: Rhynia (Gattung der Urfarne), Baragwanathia (Gattung der Bärlappgewächse), Zosterophyllum (Urfarne), Taeniocrada (Urfarne), Asteroxylon (Bärlappgewächse). In den fossilierten Wurzeln von Asteroxylon und auch in Rhynia wurden erste gesicherte Beweise der Mykorrhiza gefunden. Die Mykorrhiza stellt eine Symbiose von Pilzen mit Pflanzen dar, womit der Pflanze die Wasseraufnahme durch die Wurzeln erleichtert wird. So finden sich in den fossilierten Wurzeln von Asteroxylon Pilzhyphen sowie Pilzsporen von Phycomyceten. Nach der Auffassung vieler Botaniker und Ökologen wurde der Landgang erst mit Hilfe der Pilze möglich. |
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− | Das Devon in Mitteleuropa
| + | == Das Devon in Mitteleuropa == |
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| Die Gesteinsausprägung der silizo-klastischen und karbonatischen Sedimente aus dem Ablagerungsraum des küstennahen Schelfs wird im Devon Rheinische Fazies genannt. Hier sind die für das Devon typischen flachen Körper (Bioherme) wellenresistenter Riffe zu finden. Als Riffbildner traten besonders die heute ausgestorbenen Stromatoporen, Rugosa und Tabulata in Erscheinung. Die Riffbildung des Paläozoikums erreichte im Devon ihren Höhepunkt. Nach dem Aussterben am Ende des Devons wurden lange Zeit keine großen Riffe mehr gebildet, erst im Mesozoikum entstanden wieder mächtige Riffe. | | Die Gesteinsausprägung der silizo-klastischen und karbonatischen Sedimente aus dem Ablagerungsraum des küstennahen Schelfs wird im Devon Rheinische Fazies genannt. Hier sind die für das Devon typischen flachen Körper (Bioherme) wellenresistenter Riffe zu finden. Als Riffbildner traten besonders die heute ausgestorbenen Stromatoporen, Rugosa und Tabulata in Erscheinung. Die Riffbildung des Paläozoikums erreichte im Devon ihren Höhepunkt. Nach dem Aussterben am Ende des Devons wurden lange Zeit keine großen Riffe mehr gebildet, erst im Mesozoikum entstanden wieder mächtige Riffe. |
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− | Aussterbeereignisse
| + | == Aussterbeereignisse == |
| Im Oberdevon kam es im jüngsten Frasnium zu einem markanten zweiphasigen Aussterbeereignis, das sich in der Lithologie durch das Auftreten dunkler, kohlenstoffreicher Gesteine äußert. | | Im Oberdevon kam es im jüngsten Frasnium zu einem markanten zweiphasigen Aussterbeereignis, das sich in der Lithologie durch das Auftreten dunkler, kohlenstoffreicher Gesteine äußert. |
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