FanFiction:Gefangen in der Vergangenheit: Unterschied zwischen den Versionen

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== Kapitel 1 ==
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Lester legte den Stift weg, mit dem er gerade den Bericht von Dannys letztem Einsatz durchgegangen war, und gähnte. Er fuhr sich durch die Haare und warf einen Blick auf die Uhr. Es war fast halb eins in der Nacht. Er hatte mal wieder vor lauter Arbeit die Zeit völlig übersehen. Also schaltete er seinen Computer aus, der bis eben noch leise im Standby-Modus vor sich hingebrummt hatte, und nahm sein Jacket vom Stuhl. In dem Raum, wo der Anomaliendetektor stand, war von irgendwo her ein leises Atmen zu vernehmen. Lester blieb stehen und lauschte verwirrt. Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte das Bild eines knurrenden Zukunftspredators vor seinem geistigen Auge auf. Er erschauderte, und strich mit Zeige-und Mittelfinger seiner rechten Hand reflexartig über die Stellen an seiner Brust, die seit einem Jahr zwei hässliche, lange Narbe zierten. Er war nun wirklich kein Mann, der von so einem Erlebnis, wie er es gehabt hatte, schnell traumatisiert war, aber dennoch: Unheimliche Geräusche im ARC, und das auch noch mitten in der Nacht, verhießen nichts Gutes. Er griff nach einem Schraubenschlüssel, den Connor wohl auf dem Schreibtisch vergessen hatte, und schlich sich langsasm an die "Lärm"quelle heran. Er entdeckte etwas braunes, zotteliges, dass im Umkleideraum hinter dem Türrahmen hervorlugte. Er umklammerte den Schraubenschlüssel, atmete kurz tief durch und stieß dann mit dem Fuß die Tür auf.
 
Lester legte den Stift weg, mit dem er gerade den Bericht von Dannys letztem Einsatz durchgegangen war, und gähnte. Er fuhr sich durch die Haare und warf einen Blick auf die Uhr. Es war fast halb eins in der Nacht. Er hatte mal wieder vor lauter Arbeit die Zeit völlig übersehen. Also schaltete er seinen Computer aus, der bis eben noch leise im Standby-Modus vor sich hingebrummt hatte, und nahm sein Jacket vom Stuhl. In dem Raum, wo der Anomaliendetektor stand, war von irgendwo her ein leises Atmen zu vernehmen. Lester blieb stehen und lauschte verwirrt. Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte das Bild eines knurrenden Zukunftspredators vor seinem geistigen Auge auf. Er erschauderte, und strich mit Zeige-und Mittelfinger seiner rechten Hand reflexartig über die Stellen an seiner Brust, die seit einem Jahr zwei hässliche, lange Narbe zierten. Er war nun wirklich kein Mann, der von so einem Erlebnis, wie er es gehabt hatte, schnell traumatisiert war, aber dennoch: Unheimliche Geräusche im ARC, und das auch noch mitten in der Nacht, verhießen nichts Gutes. Er griff nach einem Schraubenschlüssel, den Connor wohl auf dem Schreibtisch vergessen hatte, und schlich sich langsasm an die "Lärm"quelle heran. Er entdeckte etwas braunes, zotteliges, dass im Umkleideraum hinter dem Türrahmen hervorlugte. Er umklammerte den Schraubenschlüssel, atmete kurz tief durch und stieß dann mit dem Fuß die Tür auf.
  
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Kapitel 2
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== Kapitel 2 ==
  
 
Abby zuckte mit den Fingern. Unter ihrer Handfläche spürte sie vertrocknete Erde und kleine Steinchen. Sie öffnete langsam die Augen und versuchte, sich aufzurappeln. Ihr Schädel brummte, und ihr Hals war ganz trocken. Sie konnte sich nur noch daran erinnern, durch die Anomalie gesaugt worden zu sein, und dann waren sie alle in dieser Welt herauskatapultiert worden. Sie und ein paar Andere waren einen Hang hinuntergerutscht, was mit dem Rest passiert war wusste sie nicht. Als sie es geschafft hatte, sich in eine kniende Position zu bringen, sah sie sich um. Sarah lag ein paar Meter weiter links von ihr, auf dem Rücken ihrer gelben Trainigsjacke war ein dunkelroter Fleck. Abby kroch zu ihr hinüber und schüttelte sie sanft. "Sarah? Kannst du mich hören?" Sarah regte sich nicht, und Abby vergewisserte sich in einem Anflug von Panik ob sie überhaupt noch atmete. Doch ziemlich schnell hörte sie einen rasselnden Atemzug, und auch ihr Puls schien regelmäßig zu schlagen. Abby brachte sie in eine stabile Seitenlage und stand auf. "Hallo?", schrie sie, erhielt aber keine Antwort. Da entdeckte sie eine weitere Rutschspur, die noch ein Stück weiter den Berg hinunterführte. Als sie weit genug sehen konnte, erspähte sie Lester, der auf der Seite lag, mit dem Rücken zu ihr, die Beine abgeknickt, einen Arm den Hang hinuntergestreckt und den anderen knapp vor dem Gesicht angwinkelt. Abby rannte, soweit ihre schwachen Beine sie tragen konnten, auf ihren Boss zu, und ließ sich neben ihm zu Boden fallen. "James! James! Oh Gott, bitte wachen Sie auf!" Doch auch Lester schien noch tief bewusstlos zu sein, denn er reagierte keinen Deut auf Abby. Langsam kroch Abby die Verzweiflung in die Knochen. Sie hatte keine Ahnung, wo sie war, war geschwächt, allein und völlig schutzlos. Sie schlug mit der Faust auf den Boden und begann wütend zu weinen. Sie schniefte laut und verfluchte ihren Beruf und die Anomalien. "Aber aber, wer wird denn gleich weinen?", meldete sich da auf einmal eine schwache, nuschelnde Stimme. Abby hielt inne und starrte zu Lester. Dieser drehte sich unter leisem Stöhnen auf den Rücken, hielt die Augen dabei geschlossen und verzog dann das Gesicht. "James!!! Ich meine Lester!!! Himmel, bin ich froh dass es Ihnen gut geht!", jubelte Abby und wusste nicht, ob sie jetzt weiter weinen oder lachen sollte. "Nun, unter ''gut gehen'' verstehe ich zwar etwas anderes, aber ich weiß Ihre Fürsorge trotzdem zu schätzen.", murmelte Lester, und schlug schließlich die Augen auf. Er wirkte ein wenig neben der Spur, und er brauchte eine ganze Weile, bis er seinen Blick auf Abby fixieren konnte. "Sind Sie verletzt?", wollte Abby von ihm wissen, und er zögerte. Er hatte ein zerschrammtes Gesicht und aufgeschürfte Hände, doch Abbys Sorge galt mehr der blutigen Stelle an Lesters Oberschenkel, kurz über dem rechten Knie, wo sie unter der zerfetzten Anzughose eine hässliche Schnittwunde erkennen konnte. Und tatsächlich, nach einem kurzen Moment schnitt er eine Grimasse. "Mein Bein." "Versuchen Sie aufzutreten!", verlangte Abby, stand auf und zog Lester auf die Beine. Er wankte, und sobald er das Bein belastete, gab es unter ihm nach, und er konnte sich gerade noch an Abby abfangen. "So wird das schonmal nichts.", meinte Abby und dachte nach. Lester zog sein Jacket aus, riss einen der Ärmel ab und knotete den Stoffstreifen kurzerhand um die Wunde. "So.", brummte er und musterte Abby. "Sind Sie in Ordnung?" "Jaja, hab mir nur die Lippe aufgebissen.", winkte Abby ab, und erst jetzt wurde ihr peinlich bewusst, dass ihr Blut vom Kinn tropfte. Sie wischte es mit dem Handrücken weg und wies den Hang hinauf. "Sarah ist verletzt. Sie ist dort oben." Lester nickte. "Gehen wir hoch. Ich sehe zu ob ich mich um sie kümmern kann." Abby stiefelte los, und dann ertönte ein Knirschen.
 
Abby zuckte mit den Fingern. Unter ihrer Handfläche spürte sie vertrocknete Erde und kleine Steinchen. Sie öffnete langsam die Augen und versuchte, sich aufzurappeln. Ihr Schädel brummte, und ihr Hals war ganz trocken. Sie konnte sich nur noch daran erinnern, durch die Anomalie gesaugt worden zu sein, und dann waren sie alle in dieser Welt herauskatapultiert worden. Sie und ein paar Andere waren einen Hang hinuntergerutscht, was mit dem Rest passiert war wusste sie nicht. Als sie es geschafft hatte, sich in eine kniende Position zu bringen, sah sie sich um. Sarah lag ein paar Meter weiter links von ihr, auf dem Rücken ihrer gelben Trainigsjacke war ein dunkelroter Fleck. Abby kroch zu ihr hinüber und schüttelte sie sanft. "Sarah? Kannst du mich hören?" Sarah regte sich nicht, und Abby vergewisserte sich in einem Anflug von Panik ob sie überhaupt noch atmete. Doch ziemlich schnell hörte sie einen rasselnden Atemzug, und auch ihr Puls schien regelmäßig zu schlagen. Abby brachte sie in eine stabile Seitenlage und stand auf. "Hallo?", schrie sie, erhielt aber keine Antwort. Da entdeckte sie eine weitere Rutschspur, die noch ein Stück weiter den Berg hinunterführte. Als sie weit genug sehen konnte, erspähte sie Lester, der auf der Seite lag, mit dem Rücken zu ihr, die Beine abgeknickt, einen Arm den Hang hinuntergestreckt und den anderen knapp vor dem Gesicht angwinkelt. Abby rannte, soweit ihre schwachen Beine sie tragen konnten, auf ihren Boss zu, und ließ sich neben ihm zu Boden fallen. "James! James! Oh Gott, bitte wachen Sie auf!" Doch auch Lester schien noch tief bewusstlos zu sein, denn er reagierte keinen Deut auf Abby. Langsam kroch Abby die Verzweiflung in die Knochen. Sie hatte keine Ahnung, wo sie war, war geschwächt, allein und völlig schutzlos. Sie schlug mit der Faust auf den Boden und begann wütend zu weinen. Sie schniefte laut und verfluchte ihren Beruf und die Anomalien. "Aber aber, wer wird denn gleich weinen?", meldete sich da auf einmal eine schwache, nuschelnde Stimme. Abby hielt inne und starrte zu Lester. Dieser drehte sich unter leisem Stöhnen auf den Rücken, hielt die Augen dabei geschlossen und verzog dann das Gesicht. "James!!! Ich meine Lester!!! Himmel, bin ich froh dass es Ihnen gut geht!", jubelte Abby und wusste nicht, ob sie jetzt weiter weinen oder lachen sollte. "Nun, unter ''gut gehen'' verstehe ich zwar etwas anderes, aber ich weiß Ihre Fürsorge trotzdem zu schätzen.", murmelte Lester, und schlug schließlich die Augen auf. Er wirkte ein wenig neben der Spur, und er brauchte eine ganze Weile, bis er seinen Blick auf Abby fixieren konnte. "Sind Sie verletzt?", wollte Abby von ihm wissen, und er zögerte. Er hatte ein zerschrammtes Gesicht und aufgeschürfte Hände, doch Abbys Sorge galt mehr der blutigen Stelle an Lesters Oberschenkel, kurz über dem rechten Knie, wo sie unter der zerfetzten Anzughose eine hässliche Schnittwunde erkennen konnte. Und tatsächlich, nach einem kurzen Moment schnitt er eine Grimasse. "Mein Bein." "Versuchen Sie aufzutreten!", verlangte Abby, stand auf und zog Lester auf die Beine. Er wankte, und sobald er das Bein belastete, gab es unter ihm nach, und er konnte sich gerade noch an Abby abfangen. "So wird das schonmal nichts.", meinte Abby und dachte nach. Lester zog sein Jacket aus, riss einen der Ärmel ab und knotete den Stoffstreifen kurzerhand um die Wunde. "So.", brummte er und musterte Abby. "Sind Sie in Ordnung?" "Jaja, hab mir nur die Lippe aufgebissen.", winkte Abby ab, und erst jetzt wurde ihr peinlich bewusst, dass ihr Blut vom Kinn tropfte. Sie wischte es mit dem Handrücken weg und wies den Hang hinauf. "Sarah ist verletzt. Sie ist dort oben." Lester nickte. "Gehen wir hoch. Ich sehe zu ob ich mich um sie kümmern kann." Abby stiefelte los, und dann ertönte ein Knirschen.
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Connor spürte zuerst einen harten Aufprall auf seinen Rücken, der ihm fast das Bewusstsein raubte. Er rutschte sofort unkontrollierbar auf den Abhang des Berges zu, drehte sich dabei um 180° und raste plötzlich kopfüber und auf dem Rücken den steilen Berg hinunter. Bei dem Versuch sich irgendwo festzukrallen, zerschrammten die kleinen Steinchen, die den Boden bedeckten, seine Finger, und auch seine Schulterblätter und Ellbogen scheuerten über den spitzen Untergrund. Er wurde immer schneller, und als sich das Gelände endlich abflachte, flog er auf einmal über eine kleine Erhebung im Boden und segelte in hohem Bogen durch die Luft. Dann schlug er mit lautem Platschen auf eine Wasseroberfläche auf. Bevor er richtig registrieren konnte, dass er in einem Fluss gelandet war, hatte ihn die starke Strömung schon mitgerissen. Er wurde unter Wasser gezogen, trudelte um sich selbst und verlor schließlich völlig die Orientierung. Als sein Gesicht in etwas Kaltes, Matschiges tauchte, erkannte er dass er sich auf dem Grund des Flusses befand, der einige Meter tief war. Er strampelte mit den Beinen, um zurück an die Oberfläche zu kommen, verfing sich dabei aber in irgendwelchen prähistorischen Schlingpflanzen. Die Luft wurde knapp. Verzweifelt fuchtelte er mit den Armen, um sich frei zu bekommen, doch je mehr er zappelte, umso mehr verfing er sich. Als dunkle Schatten vor seinen Augen zu tanzen begannen, machte er im Stillen sein letztes Gebet. Da legte sich ein kräftiger Arm um seinen Oberkörper, und zerrte ihn nach oben. Er tauchte auf, hustete das Wasser aus seiner Lunge und sog dann gierig die Luft ein. Jemand schleifte ihn ziemlich unsanft an das sichere Ufer. "Connor? Alles in Ordnung?", erkundigte sich Danny nach ihm, und Becker sagte schweratmend: "Dem geht's gut, der hat nur für 'ne lange Zeit keinen Durst mehr." Connor setzte sich keuchend auf. Er erblickte Danny, der vor ihm stand, zwei Schnitte an der rechten Schläfe hatte und ihn besorgt musterte, und dann Becker rechts neben sich, dem die nassen Haare im Gesicht hingen, und aus dessen Nase gerade frisches Blut über das ansonsten saubergewaschene Gesicht lief. "Hast du mich rausgezogen?", fragte Connor ihn, und der Captain nickte. "Mit Dannys Hilfe, er hat mich festgehalten." "Danke!", sagte Connor und ließ den Blick zwischen ihnen hin - und herschweifen. "Connor, du... Du hast da was im Gesicht!", meinte Danny plötzlich und sah ihn angewidert an. "Was denn?", wollte Connor wissen und fuhr sich mit der Hand über die Wangen. Er ertastete etwas Längliches, Schleimiges, das sich entlang seines Kiefers zog. "Ach, das ist nur Matsch.", beruhigte Connor sie und versuchte es wegzuwischen. Es blieb allerdings hartnäckig an seiner Haut haften. Danny und Becker kamen fasziniert näher. "Oh Mann, das ist ein riesiger Blutegel!", murmelte Danny und Becker hob eine Augenbraue. "Ist ja wiiiiiiiiiiiederlich!" "WAS?", heulte Connor und kratzte hektisch an dem Ding an seiner Wange herum. Es gab ein schmatzendes Geräusch, als er versehentlich einen Finger hineinbohrte, und irgendeine Soße lief über seinen Hals. Danny und Becker brachen in schallendes Gelächter aus. "Connor, sei vorsichtig; Du machst es noch kaputt!", verarschte Danny ihn und lachte sich halb schief. "Das ist mir SCHEISSEGAL, hilf mir gefälligst!", brüllte Connor und Danny hob abwehrend die Hände. "Spinnst du? Ich fass das Ding doch nicht an!" Connor wandte sich an Becker. "Dann mach du was!" "Ja aber was soll ich denn-", begann Becker, doch Connor packte ihn panisch am Arm. "Mir egal, hauptsache ich werde nicht ausgesaugt!" Becker zuckte mit den Schultern und hob seine Waffe. Er zielte sorgfältig auf Connors Gesicht. Connor warf sich mit einem Schrei auf den Boden. "BIST DU WAHNSINNIG???" Becker und Danny bekamen den nächsten Lachanfall. Connor blieb auf dem Boden und strampelte verärgert herum. "Jetzt helft mir gefälligst!" Schließlich ließ Danny sich dazu herab, mit Beckers Soldatenmesser unter die Unterseite des Blutegels zu fahren und ihn mit einer ruckartigen Handbewegeung wegzuschnippen. Auf Connor blieb ein hässlicher, violetter Bluterguss zurück. "Na siehst du, war doch gar nicht so wild.", meinte Danny und gab Becker breit grinsend das Messer zurück. Connor stand auf und drehte sich beleidigt weg. "Ooooooooh, armer kleiner Connor, waren die bösen Jungs gemein zu dir?", flötete Danny und legte seinen Arm um ihr armes kleines Opfer. "Jaaah, und somit habt ihr meine Zuneigung verloren.", brummte Connor und schob Dannys Arm von sich.  
 
Connor spürte zuerst einen harten Aufprall auf seinen Rücken, der ihm fast das Bewusstsein raubte. Er rutschte sofort unkontrollierbar auf den Abhang des Berges zu, drehte sich dabei um 180° und raste plötzlich kopfüber und auf dem Rücken den steilen Berg hinunter. Bei dem Versuch sich irgendwo festzukrallen, zerschrammten die kleinen Steinchen, die den Boden bedeckten, seine Finger, und auch seine Schulterblätter und Ellbogen scheuerten über den spitzen Untergrund. Er wurde immer schneller, und als sich das Gelände endlich abflachte, flog er auf einmal über eine kleine Erhebung im Boden und segelte in hohem Bogen durch die Luft. Dann schlug er mit lautem Platschen auf eine Wasseroberfläche auf. Bevor er richtig registrieren konnte, dass er in einem Fluss gelandet war, hatte ihn die starke Strömung schon mitgerissen. Er wurde unter Wasser gezogen, trudelte um sich selbst und verlor schließlich völlig die Orientierung. Als sein Gesicht in etwas Kaltes, Matschiges tauchte, erkannte er dass er sich auf dem Grund des Flusses befand, der einige Meter tief war. Er strampelte mit den Beinen, um zurück an die Oberfläche zu kommen, verfing sich dabei aber in irgendwelchen prähistorischen Schlingpflanzen. Die Luft wurde knapp. Verzweifelt fuchtelte er mit den Armen, um sich frei zu bekommen, doch je mehr er zappelte, umso mehr verfing er sich. Als dunkle Schatten vor seinen Augen zu tanzen begannen, machte er im Stillen sein letztes Gebet. Da legte sich ein kräftiger Arm um seinen Oberkörper, und zerrte ihn nach oben. Er tauchte auf, hustete das Wasser aus seiner Lunge und sog dann gierig die Luft ein. Jemand schleifte ihn ziemlich unsanft an das sichere Ufer. "Connor? Alles in Ordnung?", erkundigte sich Danny nach ihm, und Becker sagte schweratmend: "Dem geht's gut, der hat nur für 'ne lange Zeit keinen Durst mehr." Connor setzte sich keuchend auf. Er erblickte Danny, der vor ihm stand, zwei Schnitte an der rechten Schläfe hatte und ihn besorgt musterte, und dann Becker rechts neben sich, dem die nassen Haare im Gesicht hingen, und aus dessen Nase gerade frisches Blut über das ansonsten saubergewaschene Gesicht lief. "Hast du mich rausgezogen?", fragte Connor ihn, und der Captain nickte. "Mit Dannys Hilfe, er hat mich festgehalten." "Danke!", sagte Connor und ließ den Blick zwischen ihnen hin - und herschweifen. "Connor, du... Du hast da was im Gesicht!", meinte Danny plötzlich und sah ihn angewidert an. "Was denn?", wollte Connor wissen und fuhr sich mit der Hand über die Wangen. Er ertastete etwas Längliches, Schleimiges, das sich entlang seines Kiefers zog. "Ach, das ist nur Matsch.", beruhigte Connor sie und versuchte es wegzuwischen. Es blieb allerdings hartnäckig an seiner Haut haften. Danny und Becker kamen fasziniert näher. "Oh Mann, das ist ein riesiger Blutegel!", murmelte Danny und Becker hob eine Augenbraue. "Ist ja wiiiiiiiiiiiederlich!" "WAS?", heulte Connor und kratzte hektisch an dem Ding an seiner Wange herum. Es gab ein schmatzendes Geräusch, als er versehentlich einen Finger hineinbohrte, und irgendeine Soße lief über seinen Hals. Danny und Becker brachen in schallendes Gelächter aus. "Connor, sei vorsichtig; Du machst es noch kaputt!", verarschte Danny ihn und lachte sich halb schief. "Das ist mir SCHEISSEGAL, hilf mir gefälligst!", brüllte Connor und Danny hob abwehrend die Hände. "Spinnst du? Ich fass das Ding doch nicht an!" Connor wandte sich an Becker. "Dann mach du was!" "Ja aber was soll ich denn-", begann Becker, doch Connor packte ihn panisch am Arm. "Mir egal, hauptsache ich werde nicht ausgesaugt!" Becker zuckte mit den Schultern und hob seine Waffe. Er zielte sorgfältig auf Connors Gesicht. Connor warf sich mit einem Schrei auf den Boden. "BIST DU WAHNSINNIG???" Becker und Danny bekamen den nächsten Lachanfall. Connor blieb auf dem Boden und strampelte verärgert herum. "Jetzt helft mir gefälligst!" Schließlich ließ Danny sich dazu herab, mit Beckers Soldatenmesser unter die Unterseite des Blutegels zu fahren und ihn mit einer ruckartigen Handbewegeung wegzuschnippen. Auf Connor blieb ein hässlicher, violetter Bluterguss zurück. "Na siehst du, war doch gar nicht so wild.", meinte Danny und gab Becker breit grinsend das Messer zurück. Connor stand auf und drehte sich beleidigt weg. "Ooooooooh, armer kleiner Connor, waren die bösen Jungs gemein zu dir?", flötete Danny und legte seinen Arm um ihr armes kleines Opfer. "Jaaah, und somit habt ihr meine Zuneigung verloren.", brummte Connor und schob Dannys Arm von sich.  
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"Leute!", erklang auf einmal Beckers warnende Stimme hinter ihnen. Dann hörten sie, wie er sein Gewehr entsicherte.  
 
"Leute!", erklang auf einmal Beckers warnende Stimme hinter ihnen. Dann hörten sie, wie er sein Gewehr entsicherte.  
  
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Sarah's Schrei riss sie beide aus ihren Alpträumen. In der Erwartung, sich gleich einem tödlichen Dinosaurier gegenüberzusehen, hetzten sie zu ihr. Sarah saß verschreckt auf einem Ast, und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf ein Wesen, dass fröhlich über ihren Fuß krabbelte. Lester, der zuerst bei ihr war, packte sie an den Schultern. "Was ist los? Werden wir angegriffen?" Sarah deutete mit zitterndem Finger auf die überdimensionale Heuschrecke. "Machen Sie's weg!!!", kreischte sie, und Lester konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Was denn, dieses Käferlein macht Ihnen solche Angst?" Sarah packte ihn völlig verzweifelt am Kragen und plärrte ihm direkt ins Gesicht. "Sie sollen's WEGMACHEN!!!" "Schon gut, schon gut, immer mit der Ruhe!", grummelte er, halbtaub, und kroch an das Tier heran. Gerade als er die Hand danach ausstreckte, stellte es sich auf seine Hinterbeine und fauchte ihn an, zwei bedrohliche Kieferzangen entblößend. Mit einem Satz war Lester auf der anderen Seite des Baumes. "Gott, ist das eklig!", schimpfte er, und schien keine Anstalten zu machen sich dem Monster noch einmal zu nähern. Abby verdrehte die Augen, schlug das Insekt mit einer Handbewegung von Sarah's Schuh und warf Lester dann einen vernichtenden Blick zu. "Wenn wir das jetzt hätten, würde ich vorschlagen, dass wir uns von diesem Baum bewegen und zusehen etwas Essbares zu finden." "Sicher!", stießen Lester und Sarah gleichzeitig hervor, und ehe Abby sich versah, standen die Beiden bereits unter ihr und mieden den Baum mit respektvollem Abstand. Sie schwang sich von dem Ast und landete graziös vor ihnen. "Also nur damit ich das jetzt richtig verstehe,", begann sie skeptisch, "vor einer Heuschrecke fürchtet ihr euch, aber ihr schreckt nicht davor zurück Raptoren und Ähnlichem zu begegnen um die Anderen zu finden?" "So kann man das nicht sagen!", beschwerte Lester sich, und Abby klopfte ihm neckend auf die Schulter. "Aber klar, Sie haben natürlich keine Angst vor dieser grauenhaften Heuschrecke." Dann wandte sie sich an Sarah. "Schön dass du auch endlich wach bist." Sie sah sie verwirrt an. "Wovon sprichst du? Ihr habt doch auch beide gepennt? Und wo sind wir hier? Und wo sind die Anderen? Und wie in aller Welt bin ich auf diesen Baum gekommen?" Sie klärten sie auf, während sie die Umgebung nach etwas zu Essen absuchten. Sie fanden ein paar Pilze, Früchte und kartoffelähnliche Teile, die sie erst aßen, als sie ein Dimetrodon dabei beobachtet hatten, wie es eines davon verspeißte. So konnten sie sich sicher sein, dass die Dinger nicht giftig waren. Dann machten sie sich auf die Suche nach Danny, Connor und Becker. Dazu liefen sie neben dem Fluss her, kamen aber wegen Lesters verletztem Bein und Sarahs geschwächtem Körper nur langsam vorwärts. Immerhin waren Beide nun in der Lage, alleine zu laufen. Abby und Sarah begannen, über Dieses und Jenes zu reden, und Lester kommentierte ihre Erzählungen mit seinen typischen Lester-Witzen. Plötzlich begann die Erde unter ihnen leicht zu beben. Sie blieben stehen und sahen sich um. Ungefähr einen halben Kilometer vor ihnen stieg eine Staubwolke in den Himmel auf. "Was kommt denn da angerast?" Lester machte einen neugierigen Schritt darauf zu, doch Abby zog ihn aprupt zurück. "Nicht! Das ist eine Triceratops-Herde!" Jetzt erkannte auch Lester die gehörnten Dinosaurier. "Oh, scheiße!", fluchte er, dann wirbelte er herum. "Weg hier!" Viel zu langsam nahmen sie vor den Sauriern Reißaus, und als sie sie schon nach wenigen Sekunden eingeholt hatten, blieb ihnen nichts anderes übrig als sich in Bodengräben zu werfen und zu beten. Ein Triceratops schwenkte sein Horn nur Zentimeter an Sarahs Hals vorbei, ein anderes peitschte mit seinem Schwanz über Abbys Schulter, während das nächste um Haaresbreite mit seinem Fuß vor Lesters Gesicht aufstapfte. Sie saßen wirklich in der Tinte.
 
Sarah's Schrei riss sie beide aus ihren Alpträumen. In der Erwartung, sich gleich einem tödlichen Dinosaurier gegenüberzusehen, hetzten sie zu ihr. Sarah saß verschreckt auf einem Ast, und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf ein Wesen, dass fröhlich über ihren Fuß krabbelte. Lester, der zuerst bei ihr war, packte sie an den Schultern. "Was ist los? Werden wir angegriffen?" Sarah deutete mit zitterndem Finger auf die überdimensionale Heuschrecke. "Machen Sie's weg!!!", kreischte sie, und Lester konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Was denn, dieses Käferlein macht Ihnen solche Angst?" Sarah packte ihn völlig verzweifelt am Kragen und plärrte ihm direkt ins Gesicht. "Sie sollen's WEGMACHEN!!!" "Schon gut, schon gut, immer mit der Ruhe!", grummelte er, halbtaub, und kroch an das Tier heran. Gerade als er die Hand danach ausstreckte, stellte es sich auf seine Hinterbeine und fauchte ihn an, zwei bedrohliche Kieferzangen entblößend. Mit einem Satz war Lester auf der anderen Seite des Baumes. "Gott, ist das eklig!", schimpfte er, und schien keine Anstalten zu machen sich dem Monster noch einmal zu nähern. Abby verdrehte die Augen, schlug das Insekt mit einer Handbewegung von Sarah's Schuh und warf Lester dann einen vernichtenden Blick zu. "Wenn wir das jetzt hätten, würde ich vorschlagen, dass wir uns von diesem Baum bewegen und zusehen etwas Essbares zu finden." "Sicher!", stießen Lester und Sarah gleichzeitig hervor, und ehe Abby sich versah, standen die Beiden bereits unter ihr und mieden den Baum mit respektvollem Abstand. Sie schwang sich von dem Ast und landete graziös vor ihnen. "Also nur damit ich das jetzt richtig verstehe,", begann sie skeptisch, "vor einer Heuschrecke fürchtet ihr euch, aber ihr schreckt nicht davor zurück Raptoren und Ähnlichem zu begegnen um die Anderen zu finden?" "So kann man das nicht sagen!", beschwerte Lester sich, und Abby klopfte ihm neckend auf die Schulter. "Aber klar, Sie haben natürlich keine Angst vor dieser grauenhaften Heuschrecke." Dann wandte sie sich an Sarah. "Schön dass du auch endlich wach bist." Sie sah sie verwirrt an. "Wovon sprichst du? Ihr habt doch auch beide gepennt? Und wo sind wir hier? Und wo sind die Anderen? Und wie in aller Welt bin ich auf diesen Baum gekommen?" Sie klärten sie auf, während sie die Umgebung nach etwas zu Essen absuchten. Sie fanden ein paar Pilze, Früchte und kartoffelähnliche Teile, die sie erst aßen, als sie ein Dimetrodon dabei beobachtet hatten, wie es eines davon verspeißte. So konnten sie sich sicher sein, dass die Dinger nicht giftig waren. Dann machten sie sich auf die Suche nach Danny, Connor und Becker. Dazu liefen sie neben dem Fluss her, kamen aber wegen Lesters verletztem Bein und Sarahs geschwächtem Körper nur langsam vorwärts. Immerhin waren Beide nun in der Lage, alleine zu laufen. Abby und Sarah begannen, über Dieses und Jenes zu reden, und Lester kommentierte ihre Erzählungen mit seinen typischen Lester-Witzen. Plötzlich begann die Erde unter ihnen leicht zu beben. Sie blieben stehen und sahen sich um. Ungefähr einen halben Kilometer vor ihnen stieg eine Staubwolke in den Himmel auf. "Was kommt denn da angerast?" Lester machte einen neugierigen Schritt darauf zu, doch Abby zog ihn aprupt zurück. "Nicht! Das ist eine Triceratops-Herde!" Jetzt erkannte auch Lester die gehörnten Dinosaurier. "Oh, scheiße!", fluchte er, dann wirbelte er herum. "Weg hier!" Viel zu langsam nahmen sie vor den Sauriern Reißaus, und als sie sie schon nach wenigen Sekunden eingeholt hatten, blieb ihnen nichts anderes übrig als sich in Bodengräben zu werfen und zu beten. Ein Triceratops schwenkte sein Horn nur Zentimeter an Sarahs Hals vorbei, ein anderes peitschte mit seinem Schwanz über Abbys Schulter, während das nächste um Haaresbreite mit seinem Fuß vor Lesters Gesicht aufstapfte. Sie saßen wirklich in der Tinte.
  
Kapitel 3
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== Kapitel 3 ==
  
 
Connor hatte sich noch nicht vollständig herumgedreht, als Becker schon das erste Mal schoss. Und dann hörte er ein markerschütterndes Brüllen. Der getroffene Mosasaurier warf sich wütend herum. Connor und Danny gefror das Blut in den Adern. Becker schoss ein zweites Mal, doch gegen die harten Schupen des Tieres konnten die Kugeln nicht besonders viel ausrichten. "Passt auf!", schrie er, als der Mosasaurier einen Satz nach vorne machte und zuschnappte. Danny und Connor hechteten zur Seite. Doch der Mosasaurier war wahnsinnig schnell. Ehe sie sich in Sicherheit bringen konnten, schwenkte er seinen Kopf herum und biss zu. Connor schrie auf. Der Mosasaurier, der zum Glück noch ein sehr junges und somit kleineres Exemplar war, hatte ihn am Bein erwischt. Sofort begann er heftig an Connor zu zerren und schleifte ihn Richtung Fluss. "Helft mir!", brüllte Connor und versuchte sich freizustrampeln. Becker und Danny packten jeweils einen Arm ihres Freundes und zogen daran. "AU! Ihr zerreisst mich in zwei Hälften!", heulte Dieser, und sie ließen ihn los. Im nächsten Moment war er einen ganzen Meter weiter zum Fluss gezerrt worden. "ICH HAB'S MIR ANDERS ÜBERLEGT! ZERREISST MICH LIEBER!!!", schrie er panisch, und Becker und Danny suchten verzweifelt eine Möglichkeit Connor zu helfen. "Der Rucksack! Leer ihn aus!", befahl Danny und deutete auf Beckers Militärrucksack. Dieser fragte nicht lange nach, riss ihn sich von den Schultern und stülpte ihn um. Mehrere Dinge fielen daraus, dann war er leer. "Gib her!", verlangte Danny, rannte an Connor vorbei zum Mosasaurier, der mit dem Schwanz schon wieder im Wasser war. Er fummelte etwas aus seiner Hosentasche und schleuderte es dem Dinosaurier gegen den Schädel. Dieser jaulte kurz auf, und ließ dabei Connor für Sekunden los. Becker war sofort zur Stelle. Er griff sich Connor und brachte ihn mit einem Ruck aus dem Gefahrenbereich. Unterdessen streifte Danny dem Mosasaurier blitzschnell den Rucksack über das Maul, und nahm ebenfalls Reißaus. Der Tier zischte wütend und schüttelte heftig den Kopf, doch der improvisierte Maulkorb erfüllte seine Aufgabe. Die drei Männer ließen den Fluss so schnell wie möglich hinter sich. Connor hatte nur einige Bisswunden in Form von Zahnabdrücken davongetragen. Sie blieben völlig außer Atem vor einem dichten Wald stehen. "Zum Glück... Machen die beim Militär... Ihre Ausrüstung so stabil!", keuchte Connor, und Becker klopfte ihm auf die Schultern. "Wir müssen nochmal zurück.", meinte Danny, und blickte mit zusammengekniffenen Augen in Richtung Fluss. Becker nickte. "Du hast Recht, wie haben die ganze Ausrüstung dagelassen." Danny sah ihn stirnrunzelnd an. "Wer redet denn hier von der Ausrüstung? Ich will mein Handy wiederhaben!" Sowohl Becker als auch Connor sahen ihn sprachlos an. Dann gingen sie kopfschüttelnd davon und steuerten auf einen umgestürzten Baumstamm am Waldrand zu. Danny hob die Arme. "Was denn? Das Scheißding war voll teuer!" Er folgte ihnen zu dem Stamm, auf dem sie mittlerweile Platz genommen hatten. "Ich hab den Erste-Hilfe-Beutel und ein paar Nährstoffriegel in den Hosentaschen, der Rest liegt noch am Fluss.", bemerkte Becker und breitete die magere Ausbeute auf dem Holz aus. "Ich hab auch noch ein paar Dinge gepackt.", sagte Connor, und legte sie zu den anderen dazu. Es waren ein paar Konservendosen, ein Schweizer Taschenmesser und ein Seil. "Hey, klasse!", freute sich Danny und erweiterte den Haufen noch um ein paar Päckchen Munition und einem Fernglas. Die Männer sahen sich an und lachten. "Wenns drauf ankommt ist unsere Reaktion eigentlich gar nicht so übel!" "Mit den Sachen können wir auf jeden Fall 'ne Menge anfangen!", freute sich Becker und packte sich einen der Nährstoff riegel aus. Die anderen Beiden taten es ihm nach, und als sie aßen, kehrte Schweigen ein. Die gute Laune war schon wieder verflogen, und sie wussten auch alle, warum. Jeder dachte daran, doch keiner wollte der Erste sein, der es aussprach. Schließlich fasste sich Connor ein Herz. "Weiß irgendwer, wo... Die Anderen sind?" Becker hob die Schultern. "Keine Ahnung, vielleicht haben wir Glück, und sie sind gar nicht durch die Anomalie gesaugt worden." "Doch. Abby und Sarah standen unmittelbar vor mir als der Sog eingesetzt hat. Der einzige, der entkommen sein könnte, ist Lester, er stand ziemlich weit abseits von uns in der Detektorhalle.", überlegte Danny. "Nein, den hat's auch definitiv erwischt, weil ich oben auf dem Berg, wo uns die Anomalie ausgespuckt hat, fast auf ihn draufgefallen wär.", wiedersprach Connor mutlos. "Und wo sind sie dann?", wollte Becker wissen, und Danny meinte: "Sie müssen auf der anderen Seite des Berges runtergerutscht sein." Becker versteifte sich. "Dann war das doch Sarah, die neben mir aufgekommen und dann den Hang hinuntergekugelt ist!" Er sah sie an. "Ich dachte zuerst, ich hätte mir das nur eingebildet, aber jetzt halte ich es durchaus für möglich." Danny nickte. "Ja, ich war der Letzte von uns der aus der Anomalie gekommen ist, und ich habe auch zwei Gestalten den Berg runterrauschen sehen. Und wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, ist Abby bei einem kleinen Vorsprung zum liegen gekommen, und die andere Person, die ja dann wohl Lester gewesen sein muss, ist voll gegen einen Strauch gedonnert." "Das heisst die Drei sind auch nicht alleine unterwegs." "Nein, zum Glück nicht." Becker atmete erleichtert aus. "Ich hatte schon befürchtet die Frauen währen ganz af sich allein gestellt." Connor zuckte mit den Schultern. "Naja, die Mädels haben ja immerhin auch Lester als männliche Unterstützung." Becker und Danny warfen ihm einen vernichtenden Blick zu. "Und das soll uns jetzt ernsthaft beruhigen?"  
 
Connor hatte sich noch nicht vollständig herumgedreht, als Becker schon das erste Mal schoss. Und dann hörte er ein markerschütterndes Brüllen. Der getroffene Mosasaurier warf sich wütend herum. Connor und Danny gefror das Blut in den Adern. Becker schoss ein zweites Mal, doch gegen die harten Schupen des Tieres konnten die Kugeln nicht besonders viel ausrichten. "Passt auf!", schrie er, als der Mosasaurier einen Satz nach vorne machte und zuschnappte. Danny und Connor hechteten zur Seite. Doch der Mosasaurier war wahnsinnig schnell. Ehe sie sich in Sicherheit bringen konnten, schwenkte er seinen Kopf herum und biss zu. Connor schrie auf. Der Mosasaurier, der zum Glück noch ein sehr junges und somit kleineres Exemplar war, hatte ihn am Bein erwischt. Sofort begann er heftig an Connor zu zerren und schleifte ihn Richtung Fluss. "Helft mir!", brüllte Connor und versuchte sich freizustrampeln. Becker und Danny packten jeweils einen Arm ihres Freundes und zogen daran. "AU! Ihr zerreisst mich in zwei Hälften!", heulte Dieser, und sie ließen ihn los. Im nächsten Moment war er einen ganzen Meter weiter zum Fluss gezerrt worden. "ICH HAB'S MIR ANDERS ÜBERLEGT! ZERREISST MICH LIEBER!!!", schrie er panisch, und Becker und Danny suchten verzweifelt eine Möglichkeit Connor zu helfen. "Der Rucksack! Leer ihn aus!", befahl Danny und deutete auf Beckers Militärrucksack. Dieser fragte nicht lange nach, riss ihn sich von den Schultern und stülpte ihn um. Mehrere Dinge fielen daraus, dann war er leer. "Gib her!", verlangte Danny, rannte an Connor vorbei zum Mosasaurier, der mit dem Schwanz schon wieder im Wasser war. Er fummelte etwas aus seiner Hosentasche und schleuderte es dem Dinosaurier gegen den Schädel. Dieser jaulte kurz auf, und ließ dabei Connor für Sekunden los. Becker war sofort zur Stelle. Er griff sich Connor und brachte ihn mit einem Ruck aus dem Gefahrenbereich. Unterdessen streifte Danny dem Mosasaurier blitzschnell den Rucksack über das Maul, und nahm ebenfalls Reißaus. Der Tier zischte wütend und schüttelte heftig den Kopf, doch der improvisierte Maulkorb erfüllte seine Aufgabe. Die drei Männer ließen den Fluss so schnell wie möglich hinter sich. Connor hatte nur einige Bisswunden in Form von Zahnabdrücken davongetragen. Sie blieben völlig außer Atem vor einem dichten Wald stehen. "Zum Glück... Machen die beim Militär... Ihre Ausrüstung so stabil!", keuchte Connor, und Becker klopfte ihm auf die Schultern. "Wir müssen nochmal zurück.", meinte Danny, und blickte mit zusammengekniffenen Augen in Richtung Fluss. Becker nickte. "Du hast Recht, wie haben die ganze Ausrüstung dagelassen." Danny sah ihn stirnrunzelnd an. "Wer redet denn hier von der Ausrüstung? Ich will mein Handy wiederhaben!" Sowohl Becker als auch Connor sahen ihn sprachlos an. Dann gingen sie kopfschüttelnd davon und steuerten auf einen umgestürzten Baumstamm am Waldrand zu. Danny hob die Arme. "Was denn? Das Scheißding war voll teuer!" Er folgte ihnen zu dem Stamm, auf dem sie mittlerweile Platz genommen hatten. "Ich hab den Erste-Hilfe-Beutel und ein paar Nährstoffriegel in den Hosentaschen, der Rest liegt noch am Fluss.", bemerkte Becker und breitete die magere Ausbeute auf dem Holz aus. "Ich hab auch noch ein paar Dinge gepackt.", sagte Connor, und legte sie zu den anderen dazu. Es waren ein paar Konservendosen, ein Schweizer Taschenmesser und ein Seil. "Hey, klasse!", freute sich Danny und erweiterte den Haufen noch um ein paar Päckchen Munition und einem Fernglas. Die Männer sahen sich an und lachten. "Wenns drauf ankommt ist unsere Reaktion eigentlich gar nicht so übel!" "Mit den Sachen können wir auf jeden Fall 'ne Menge anfangen!", freute sich Becker und packte sich einen der Nährstoff riegel aus. Die anderen Beiden taten es ihm nach, und als sie aßen, kehrte Schweigen ein. Die gute Laune war schon wieder verflogen, und sie wussten auch alle, warum. Jeder dachte daran, doch keiner wollte der Erste sein, der es aussprach. Schließlich fasste sich Connor ein Herz. "Weiß irgendwer, wo... Die Anderen sind?" Becker hob die Schultern. "Keine Ahnung, vielleicht haben wir Glück, und sie sind gar nicht durch die Anomalie gesaugt worden." "Doch. Abby und Sarah standen unmittelbar vor mir als der Sog eingesetzt hat. Der einzige, der entkommen sein könnte, ist Lester, er stand ziemlich weit abseits von uns in der Detektorhalle.", überlegte Danny. "Nein, den hat's auch definitiv erwischt, weil ich oben auf dem Berg, wo uns die Anomalie ausgespuckt hat, fast auf ihn draufgefallen wär.", wiedersprach Connor mutlos. "Und wo sind sie dann?", wollte Becker wissen, und Danny meinte: "Sie müssen auf der anderen Seite des Berges runtergerutscht sein." Becker versteifte sich. "Dann war das doch Sarah, die neben mir aufgekommen und dann den Hang hinuntergekugelt ist!" Er sah sie an. "Ich dachte zuerst, ich hätte mir das nur eingebildet, aber jetzt halte ich es durchaus für möglich." Danny nickte. "Ja, ich war der Letzte von uns der aus der Anomalie gekommen ist, und ich habe auch zwei Gestalten den Berg runterrauschen sehen. Und wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, ist Abby bei einem kleinen Vorsprung zum liegen gekommen, und die andere Person, die ja dann wohl Lester gewesen sein muss, ist voll gegen einen Strauch gedonnert." "Das heisst die Drei sind auch nicht alleine unterwegs." "Nein, zum Glück nicht." Becker atmete erleichtert aus. "Ich hatte schon befürchtet die Frauen währen ganz af sich allein gestellt." Connor zuckte mit den Schultern. "Naja, die Mädels haben ja immerhin auch Lester als männliche Unterstützung." Becker und Danny warfen ihm einen vernichtenden Blick zu. "Und das soll uns jetzt ernsthaft beruhigen?"  
  
 
Endlich riss der Strom der aufgebrachten Dreihörner ab. Vorsichtig hoben die drei Menschen die Köpfe aus ihren Gräben hervor. Der aufgewirbelte Staub legte sich auf ihre Lungen und ließ sie laut husten. Als sie sich vergewissert hatten, dass die Gefahr soweit vorüber war, krabbelten sie aus ihren Verstecken und verzogen sich so schnell wie möglich ins Dickicht, das ungefähr 500 Meter vom Fluss entfernt wucherte. Dort angekommen und vor dem Blick hungriger Kreaturen verborgen, machten sie Halt und erholten sich erstmal von dem Schock, der ihnen noch tief in den Gliedern saß. Abby verdrehte den Hals, und begutachtete ihre Schulter. Die Haut war an der Stelle, an der der Dinoschwanz sie getroffen hatte, aufgeplatzt. Blut sickerte aus der Wunde, und lief ihr den Rücken hinab. Abby schlüpfte aus ihrer schwarzen Baumwoll-Trainingsjacke und riss sie in Streifen. Sie drückte sie Lester in die Hand und bat ihn darum, ihr einen davon um die Wunde zu binden. Die übrigen Stofffetzen bewahrten sie auf, weil sie alle die dumpfe Vorahnung hatten dass sie sie für weitere Notfälle brauchen würden. Lester und Sarah waren soweit unverletzt geblieben, und zu ihrer Erleichterung (was in Lesters Fall sogar zweideutig war :) verbesserte sich Sarahs Zustand zunehmend. Während sie im Dickicht hockten, begann Sarah damit, einen langen Holzscheit penibel genau auszuhöhlen. Dazu benutzte sie kleine, spitze, schwarfe Steine, die sie über das Holz wetzte. Sie borgte sich Lesters Feuerzeug, von dem sie wusste, dass er immer eins für Notfälle bei sich hatte, und brannte es damit aus. "Was wird das wenn es fertig ist?", wollte Lester wissen, und nahm sein Zippo wieder ans ich. "Ein Wasserbehälter.", gab Sarah zurück, und machte sich daran einen Deckel in der Form eines Stöpsels für ihr Gebilde dazuzuschnitzen. Als sie feritg war, verschloss sie den Behälter und warf ihn Lester zu. Dieser drehte ihn nachdenklich zwischen den Händen. Es war länglich, ungefähr 50cm lang und hatte einen Durchmesser von circa 10cm. Lester verstand Sarahs Idee hinter dem ganzen. Am Fluss war es zu gefährlich, das hatten sie vorhin selbst erlebt. Er zog Tiere an und servierte sie ihnen so auf dem Präsentierteller. Da sie aber auf Wasser angewiesen waren, und verhindern wollten ständig zum Fluss hinüber und wieder zurücklaufen zu müssen, trugen sie das Wasser deshalb mit sich. Eigentlich gar nicht so dumm. Hätte durchaus von ihm stammen können. "Gute Arbeit.", lobte er die Ägyptologin und reichte ihr das Gebilde zurück. Ein stolzes Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht.
 
Endlich riss der Strom der aufgebrachten Dreihörner ab. Vorsichtig hoben die drei Menschen die Köpfe aus ihren Gräben hervor. Der aufgewirbelte Staub legte sich auf ihre Lungen und ließ sie laut husten. Als sie sich vergewissert hatten, dass die Gefahr soweit vorüber war, krabbelten sie aus ihren Verstecken und verzogen sich so schnell wie möglich ins Dickicht, das ungefähr 500 Meter vom Fluss entfernt wucherte. Dort angekommen und vor dem Blick hungriger Kreaturen verborgen, machten sie Halt und erholten sich erstmal von dem Schock, der ihnen noch tief in den Gliedern saß. Abby verdrehte den Hals, und begutachtete ihre Schulter. Die Haut war an der Stelle, an der der Dinoschwanz sie getroffen hatte, aufgeplatzt. Blut sickerte aus der Wunde, und lief ihr den Rücken hinab. Abby schlüpfte aus ihrer schwarzen Baumwoll-Trainingsjacke und riss sie in Streifen. Sie drückte sie Lester in die Hand und bat ihn darum, ihr einen davon um die Wunde zu binden. Die übrigen Stofffetzen bewahrten sie auf, weil sie alle die dumpfe Vorahnung hatten dass sie sie für weitere Notfälle brauchen würden. Lester und Sarah waren soweit unverletzt geblieben, und zu ihrer Erleichterung (was in Lesters Fall sogar zweideutig war :) verbesserte sich Sarahs Zustand zunehmend. Während sie im Dickicht hockten, begann Sarah damit, einen langen Holzscheit penibel genau auszuhöhlen. Dazu benutzte sie kleine, spitze, schwarfe Steine, die sie über das Holz wetzte. Sie borgte sich Lesters Feuerzeug, von dem sie wusste, dass er immer eins für Notfälle bei sich hatte, und brannte es damit aus. "Was wird das wenn es fertig ist?", wollte Lester wissen, und nahm sein Zippo wieder ans ich. "Ein Wasserbehälter.", gab Sarah zurück, und machte sich daran einen Deckel in der Form eines Stöpsels für ihr Gebilde dazuzuschnitzen. Als sie feritg war, verschloss sie den Behälter und warf ihn Lester zu. Dieser drehte ihn nachdenklich zwischen den Händen. Es war länglich, ungefähr 50cm lang und hatte einen Durchmesser von circa 10cm. Lester verstand Sarahs Idee hinter dem ganzen. Am Fluss war es zu gefährlich, das hatten sie vorhin selbst erlebt. Er zog Tiere an und servierte sie ihnen so auf dem Präsentierteller. Da sie aber auf Wasser angewiesen waren, und verhindern wollten ständig zum Fluss hinüber und wieder zurücklaufen zu müssen, trugen sie das Wasser deshalb mit sich. Eigentlich gar nicht so dumm. Hätte durchaus von ihm stammen können. "Gute Arbeit.", lobte er die Ägyptologin und reichte ihr das Gebilde zurück. Ein stolzes Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht.
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Am Nachmittag, als es so heiss war dass die meißten Urzeitmonster sich lieber in schattige Höhlen und Täler zurückzogen, anstatt sich um ihr Abendessen zu kümmern, wanderten sie weiter. Sie hielten sich jetzt am Rande des Dickichts. Dort war es zum einen sicherer, weil sie dort fast völlig unter den tief herabhängenden Ästen verschwanden, und zum anderen kühler, da die Bäume die Sonnenstrahlen fernhielten. Doch nach einer Weile kamen sie trotzdem nur noch mühsam voran. Vom ewigen Ausschau halten tat ihnen der Nacken weh, ihre Verletzungen machten ihnen ohnehin zu schaffen und trotz der vorangeschrittenen Zeit wurde die Hitze schier unerträglich. Abby versuchte, die anderen bei Laune zu halten, und summte die Melodie von Brian Adans "Summer of 69" vor sich her. Sarah ließ sich von ihr anstecken und murmelte den Text mit, und Lester verdrehte die Augen, grummelte etwas von "Möchtegern-British Idols" und humpelte griesgrämig hinter ihnen her. Es war während der Abenddämmerung, als Abby mit einem verzweifelten Stöhnen signalisierte, dass ihr Wasservorrat aufgebraucht war. Zum Beweis hielt sie Sarahs Gefäß verkehrt herum und sah den letzten drei Tropfen dabei zu, wie sie zu Boden fielen. "Na bravo. Vor einer Stunde, als es noch heiss genug war dass sich keine Monster herumtreiben, war natürlich keine von Ihnen in der Lage dazu zu sagen, dass uns das Wasser ausgeht?", schimpfte Lester und nahm das Gefäß an sich. "Tut mir Leid, soweit hab ich nicht gedacht in dieser Affenhitze.", meinte Abby sarkastisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Lester, der natürlich sofort kapiert hatte, dass sie ihn ein wenig auf den Arm nehmen wollte, indem sie nachäffte, wie er an ihrer Stelle reagiert hätte, konnte sich ein kurzes Grinsen nicht verkneifen. Um es zu überspielen, verdrehte er mal wieder die Augen und stapfte davon. Im Weggehen meinte er: "Na, dann muss wohl der einflussreiche Beamte mal wieder den Retter in der Not spielen!" Er schlich sich vorsichtig auf die Ebene zwischen Dickicht und Fluss und hielt sich dann tief über den Boden gebeugt, um die Strecke so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Sarah und Abby sahen ihm zu. "Eigentlich ist er gar nicht so schlimm.", befand Sarah, und Abby nickte. "Er ist auf jedenfall absolut loyal. Eher würde er seinen Job aufgeben und bei der Müllabfuhr anfangen als jemanden von uns zu hintergehen." "Das weiß ich, ich habs schließlich auch selbst erlebt, Abby. Ich meinte mehr, dass er unter seiner rauhen Beamtenfassade eigentlich ein ganz netter, lustiger Bursche ist.", erwiderte Sarah, und war froh dass Lester bereits wieder zurück ins Dickicht hinkte. "Sag ihm das bloß nicht; wir wollen schließlich nicht dass der liebe Lester größenwahnsinnig wird!", scherzte Abby, und die Frauen kicherten. "Möchte wissen, was es da zu gackern gibt; wenn man sich den Fluss genauer ansieht, könnte man mehr das große Heulen kriegen.", meckerte Lester und warf Abby den Wasserbehälter zu. Sarah hatte wirklich gut gearbeitet, der Deckel hielt und das Wasser ging nicht verloren. "Wieso? Genauso schmutzig wie die Themse?", wollte Abby wissen und beäugte das Gefäß in ihrer Hand misstrauisch. "Ja, klar, so viele Chemikalien wie in dieser urzeitlichen Welt habe ich in meinem ganzen Leben noch nirgends rumschwimmen sehen.", meinte Lester und ließ sich auf eine hochstehende Wurzel fallen. "Was ist dann das Problem?", fragte Sarah, und setzte sich neben ihn. "Die Strömung ist wahnsinnig stark. Wenn wir mal davon ausgehen, dass sie nicht sofort wieder zu sich kamen, als sie im Wasser landeten, und eine Zeit lang mitgeschwemmt wurden, dann finden wir die Anderen vermutlich erst in ein paar Tagen." Die Frauen stöhnten auf, bei der Vorstellung, noch mehrmals einen solchen Marsch wie heute absolvieren zu müssen, wurde ihnen ganz anders. "Und wenn sie bereits damit begonnen haben, zurück zu gehen?", überlegte Abby laut. "Dann treffen wir sie früher. Falls sie, naja, äh, überhaupt noch am Leben sind.", meinte Lester und vermied es dabei die Frauen anzusehen. "Was soll das heissen? Glauben Sie etwa nicht dass sie noch leben?", brauste Abby auf. Lester hob die Schultern. "Wir wissen ja nicht mal, ob wir an der richtigen Stelle suchen, Abby, geschweige denn ob sie so viel Glück hatten wie wir und nicht getrennt wurden. Ich denke nicht, dass sie tot sind, aber ich denke auch nicht, dass es besonders einfach wird sie zu finden." Sarah seufzte. "Wenigstens sind Sie ehrlich." Lester legte den Kopf schief und sah sie an. "Ich hoffe, das fällt Ihnen nicht erst jetzt auf." Sarah lachte, und auch Abby schmunzelte über den Kommentar. Sie war wirklich ehrlich froh darüber, dass ihr Boss bei ihnen war. Sie setzte sich auf seine andere Seite und streckte die Beine aus. "Was machen wir jetzt?" "Was essen und uns 'nen neuen Baum suchen.", schlug Lester vor. "Oh Gott, bloß keine Bäume mehr!", flehte Sarah, und diesmal lachte Lester sogar mit. Nur um kurz darauf erschrocken die Luft anzuhalten. Dumpfe, grollende Schritte näherten sich ihnen. Und das Knurren, das sie begleitete, verhieß eindeutig nichts Gutes.   
 
Am Nachmittag, als es so heiss war dass die meißten Urzeitmonster sich lieber in schattige Höhlen und Täler zurückzogen, anstatt sich um ihr Abendessen zu kümmern, wanderten sie weiter. Sie hielten sich jetzt am Rande des Dickichts. Dort war es zum einen sicherer, weil sie dort fast völlig unter den tief herabhängenden Ästen verschwanden, und zum anderen kühler, da die Bäume die Sonnenstrahlen fernhielten. Doch nach einer Weile kamen sie trotzdem nur noch mühsam voran. Vom ewigen Ausschau halten tat ihnen der Nacken weh, ihre Verletzungen machten ihnen ohnehin zu schaffen und trotz der vorangeschrittenen Zeit wurde die Hitze schier unerträglich. Abby versuchte, die anderen bei Laune zu halten, und summte die Melodie von Brian Adans "Summer of 69" vor sich her. Sarah ließ sich von ihr anstecken und murmelte den Text mit, und Lester verdrehte die Augen, grummelte etwas von "Möchtegern-British Idols" und humpelte griesgrämig hinter ihnen her. Es war während der Abenddämmerung, als Abby mit einem verzweifelten Stöhnen signalisierte, dass ihr Wasservorrat aufgebraucht war. Zum Beweis hielt sie Sarahs Gefäß verkehrt herum und sah den letzten drei Tropfen dabei zu, wie sie zu Boden fielen. "Na bravo. Vor einer Stunde, als es noch heiss genug war dass sich keine Monster herumtreiben, war natürlich keine von Ihnen in der Lage dazu zu sagen, dass uns das Wasser ausgeht?", schimpfte Lester und nahm das Gefäß an sich. "Tut mir Leid, soweit hab ich nicht gedacht in dieser Affenhitze.", meinte Abby sarkastisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Lester, der natürlich sofort kapiert hatte, dass sie ihn ein wenig auf den Arm nehmen wollte, indem sie nachäffte, wie er an ihrer Stelle reagiert hätte, konnte sich ein kurzes Grinsen nicht verkneifen. Um es zu überspielen, verdrehte er mal wieder die Augen und stapfte davon. Im Weggehen meinte er: "Na, dann muss wohl der einflussreiche Beamte mal wieder den Retter in der Not spielen!" Er schlich sich vorsichtig auf die Ebene zwischen Dickicht und Fluss und hielt sich dann tief über den Boden gebeugt, um die Strecke so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Sarah und Abby sahen ihm zu. "Eigentlich ist er gar nicht so schlimm.", befand Sarah, und Abby nickte. "Er ist auf jedenfall absolut loyal. Eher würde er seinen Job aufgeben und bei der Müllabfuhr anfangen als jemanden von uns zu hintergehen." "Das weiß ich, ich habs schließlich auch selbst erlebt, Abby. Ich meinte mehr, dass er unter seiner rauhen Beamtenfassade eigentlich ein ganz netter, lustiger Bursche ist.", erwiderte Sarah, und war froh dass Lester bereits wieder zurück ins Dickicht hinkte. "Sag ihm das bloß nicht; wir wollen schließlich nicht dass der liebe Lester größenwahnsinnig wird!", scherzte Abby, und die Frauen kicherten. "Möchte wissen, was es da zu gackern gibt; wenn man sich den Fluss genauer ansieht, könnte man mehr das große Heulen kriegen.", meckerte Lester und warf Abby den Wasserbehälter zu. Sarah hatte wirklich gut gearbeitet, der Deckel hielt und das Wasser ging nicht verloren. "Wieso? Genauso schmutzig wie die Themse?", wollte Abby wissen und beäugte das Gefäß in ihrer Hand misstrauisch. "Ja, klar, so viele Chemikalien wie in dieser urzeitlichen Welt habe ich in meinem ganzen Leben noch nirgends rumschwimmen sehen.", meinte Lester und ließ sich auf eine hochstehende Wurzel fallen. "Was ist dann das Problem?", fragte Sarah, und setzte sich neben ihn. "Die Strömung ist wahnsinnig stark. Wenn wir mal davon ausgehen, dass sie nicht sofort wieder zu sich kamen, als sie im Wasser landeten, und eine Zeit lang mitgeschwemmt wurden, dann finden wir die Anderen vermutlich erst in ein paar Tagen." Die Frauen stöhnten auf, bei der Vorstellung, noch mehrmals einen solchen Marsch wie heute absolvieren zu müssen, wurde ihnen ganz anders. "Und wenn sie bereits damit begonnen haben, zurück zu gehen?", überlegte Abby laut. "Dann treffen wir sie früher. Falls sie, naja, äh, überhaupt noch am Leben sind.", meinte Lester und vermied es dabei die Frauen anzusehen. "Was soll das heissen? Glauben Sie etwa nicht dass sie noch leben?", brauste Abby auf. Lester hob die Schultern. "Wir wissen ja nicht mal, ob wir an der richtigen Stelle suchen, Abby, geschweige denn ob sie so viel Glück hatten wie wir und nicht getrennt wurden. Ich denke nicht, dass sie tot sind, aber ich denke auch nicht, dass es besonders einfach wird sie zu finden." Sarah seufzte. "Wenigstens sind Sie ehrlich." Lester legte den Kopf schief und sah sie an. "Ich hoffe, das fällt Ihnen nicht erst jetzt auf." Sarah lachte, und auch Abby schmunzelte über den Kommentar. Sie war wirklich ehrlich froh darüber, dass ihr Boss bei ihnen war. Sie setzte sich auf seine andere Seite und streckte die Beine aus. "Was machen wir jetzt?" "Was essen und uns 'nen neuen Baum suchen.", schlug Lester vor. "Oh Gott, bloß keine Bäume mehr!", flehte Sarah, und diesmal lachte Lester sogar mit. Nur um kurz darauf erschrocken die Luft anzuhalten. Dumpfe, grollende Schritte näherten sich ihnen. Und das Knurren, das sie begleitete, verhieß eindeutig nichts Gutes.   
  
Kapitel 4
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== Kapitel 4 ==
  
 
Ein Allosaurus (also ich hab jetzt keine Ahnung ob der in dieser Epoche gelebt hat, aber ich geh mal davon aus dass ihr mir das verzeiht^^) trampelte über die Ebene und hielt die Nase witternd in ihre Richtung. Man konnte ihm den Hunger regelrecht ansehen. Die drei Menschen verkrochen sich sofort tiefer in das Gestrüpp, doch sie wussten, dass die Bäume dem Untier keinen Einhalt gebieten würden. Wenn der Dinosaurier sie erst bemerkt haben würde, dann würde er sich von den Pflanzen zwischen ihm und seiner Mahlzeit nicht mehr aufhalten lassen. "Bloß keine Paik jetzt!", flüsterte Lester, der ganz verkrampft auf dem Boden kauerte. Abby hielt sich still, hatte die Augen aber aufgerissen. Sarah jedoch begann zu zittern und schluchzte los. Der Allosaurus spitzte die Ohren und kam langsam näher. Abby robbte zu Sarah hinüber und nahm sie in den Arm. "Schsch!", machte sie und drückte sie beruhigend an sich. "Herrgott, er hat uns noch nicht einmal entdeckt, also sehen Sie gefälligst dass das auch so bleibt! Wieso flennen Sie denn jetzt?", zischte Lester und sah Sarah eindringlich an. "Er wittert das Blut auf meinem Rücken!", wimmerte Sarah und erwiderte seinen Blick, allerdings war der Ihre hilfesuchend. "Er wird uns aufspüren und fressen, weil er mich riecht!" Lester stieß genervt die Luft aus, schlich sich aber ebenfalls zu Sarah und legte ihr ein wenig plump die Hand auf die Schulter. "Genau so wie Abby und mich! Machen Sie sich nicht verrückt, wir haben alle drei genug Blut an uns um eine ganze Horde von Raubtieren anzulocken!" Sein Gesicht hellte sich plötzlich auf. "Hey, das ist es!" Er riss seinen Verband vom Bein und schleuderte ihn weit von sich. Er landete irgendwo außerhalb des Dickichts. "Gute Idee!", erkannte Abby an, entfernte auch den Stofffetzen von ihrem Rücken und gab ihn Lester, der ihn dem seinen hinterherschleuderte. Sarah schien nicht so ganz kapieren, was sie vorhatten, denn sie schaute verwirrt von einem zum andren. Dann hob sie eine Augenbraue. "Findet ihr nicht dass dies der falsche Zeitpunkt für ein Striptease ist?" Lester riss ihr anstatt einer Antwort die Reste seines Jackets vom Rücken. "Hey, könnten Sie mich dann wenigstens fragen ob ich überhaupt mitmachen will?", brauste Sarah auf, doch Lester musterte sie nur kommentarlos. Dann streckte er die Hand aus. "Ziehen Sie ihre Sweatshirtjacke aus.", verlangte er, und Sarah klappte die Kinnlade nach unten. "Also... Also jetzt hören Sie mal!" Abby machte eine auffordernde Kopfbewegung. "Jetzt mach schon!", drängte sie sie, und beobachtete den Allosaurus, der nun schnüffelnd stehengeblieben war. "Was? Niemals!!! Ich hab nur noch so ein erbärmliches Top drunter!" Lester verdrehte ungeduldig die Augen. "Das ist ein Befehl als ihr Vorgesetzter! An der Jacke klebt zu viel Blut, also her damit!" Sarah zog die Augenbrauen zusammen, gab aber letztendlich nach und schlüpfte aus der Sweatshirtjacke, die sie Lester dann mit einem vernichtenden Blick reichte. Ihr Top ermöglichte wirklich tiefe Einblicke. Lester übersah es gekonnt und warf auch noch Sarahs Sachen hinterher. Der Allosaurus schwenkte kurz zwischen ihnen, die sie verlockend nach Frischfleisch rochen, und den blutigen Klamotten, die eine leichte Beute versprachen. Schließlich stapfte er auf die Kleidungsreste zu. Sie machten, dass sie davon kamen, und machten erst Pause, als es dämmerte. "Wir müssen etwas essen und schlafen!", hatte Abby irgendwann angemerkt, und das war das Stichwort für alle ewesen, sich erschöpft ins Gras fallen zu lassen. Lester lehnte sich an einen Felsen und streckte mit schmerzverzerrtem Gesicht sein Bein aus. Abby war mit einem Satz neben ihm. "Stimmt was nicht?" Ihr Boss hob die Schultern. "Ich weiß nicht, seit einer ganzen Weile brennt die verdammte Wunde wie die Hölle!" Abby klaubte die Stofffetzen der Anzughose auseinander, um die Wunde zu begutachten. Dabei meinte sie: "Die Wunde war eigentlich gar nicht sooo schlimm, als dass sie Ihnen jetzt solche Probleme bereiten könnte." Sie legte den Schnitt frei und inspizierte ihn. "Oh nein!", stieß sie plötzlich hervor. Sarah kam näher. "Was ist los?", fragten sie und Lester gleichzeitig. Abby zeigte ihnen die Wunde. Sie war geschwollen und eitrig. Blut verkrustete die Wunde und irgendeine wässrige Flüssigkeit vermischte sich damit. "Das sieht.. jetz aber irgendwie... Gefährlich aus, stimmts?", fragte Lester leicht skeptisch, und fing sich dafür einen Klaps von Abby mit der flachen Hand gegen die Stirn ein. "Lester! Die Wunde hat sich entzündet!" Sarah und Lester starrten Abby ungläubig an, doch das hatte weniger mit der Verletzung zu tun. Abby wurde bewusst, dass sie gerade ihren Boss geschlagen hatte, und schlug erschrocken die Hände vor dem Mund zusammen. "Oh mein Gott, Lester, das tut mir Leid! Ich... Ich hab nicht nachgedacht!" Lesters Mundwinkel zuckten leicht und verzogen sich dann langsam zu einem Grinsen. Und dann begann er laut zu lachen. Sarah und Abby sahen sich verdattert an, während ihr Boss neben ihnen fast zusammenklappte vor Lachen. So hatten sie den Mann nun auch noch nie erlebt, wo er doch sonst so genervt, sarkastisch, überheblich und eben alles andere als fröhlich war. Sie stimmten mit ein und zusammen lachten sie sich den Stress und die Aufregung der letzten Tage von der Seele. Als sie endeten, fühlten sie sich viel besser als zuvor. Abby säuberte Lesters Wunde so gut sie konnte und verband sie mit einem neuen Stoffstreifen. In der Zwischenzeit hatte Sarah wieder die Kartoffelteile gesammelt, und auch ein paar antike Äpfel gefunden. Sie aßen ihr karges Mal und sahen sich dann wieder nach einem Schlafplatz um. Ein paar Meter weiter entdeckten sie schließlich einen kleinen Steinschlag, in den ein Spalt wie eine Höhle hineinführte. Mit einem Felsen verschlossen die den Zugang von innen, krochen tiefer hinein und fanden sich in einem trockenen, warmen Hohlraum wieder, der zwar niedrig, aber breit genug war dass sie sich nebeneinander hinlegen konnten. Lester verkrümelte sich gleich an die hinterste Wand, rollte sich ein und war fast augenblicklich eingeschlafen. Sarah und Abby ließen ihm seinen Platz, legten sich nebeneinander und verschränkten die Hände unter dem Kopf. Leise unterhielten sie sich über die Anderen und die Sorgen, die sie sich um sie machten. Abby hoffte außerdem, dass sich ihr Bruder Jack um Rex und die anderen Reptilien kümmerte. (Anmerkung: Diese Geschichte spielt nach der 7. Episode der 3. Staffel) Ob Sid und Nancy, die beiden Diictodons, die Connor mit zu Lester genommen hatte, versorgt waren, würde sie ihren Boss morgen fragen. Sarah machte einen kleinen Witz und meinte, sie hätte auch gern ihren eigenen Dino. Abby schlug ihr vor, den Dracorex, den sie erst letztens im ARC untergebracht hatten, bei sich aufzunehmen. Sie kicherten los, doch es endete in herzhaftem Gegähne. "Okay, jetzt ist es aber wirklich an der Zeit zu schlafen", stellte Abby fest, drehte sich auf die Seite und schlief ein. Sarah fühlte sich zwischen Lester und Abby ein wenig eingeengt. Sie schlief eigentlich immer auf der linken Seite, doch da lag ihr Chef und ratzte seelig. Also schmiegte sie sich an Abby und wurde so vom Schlaf übermannt.  
 
Ein Allosaurus (also ich hab jetzt keine Ahnung ob der in dieser Epoche gelebt hat, aber ich geh mal davon aus dass ihr mir das verzeiht^^) trampelte über die Ebene und hielt die Nase witternd in ihre Richtung. Man konnte ihm den Hunger regelrecht ansehen. Die drei Menschen verkrochen sich sofort tiefer in das Gestrüpp, doch sie wussten, dass die Bäume dem Untier keinen Einhalt gebieten würden. Wenn der Dinosaurier sie erst bemerkt haben würde, dann würde er sich von den Pflanzen zwischen ihm und seiner Mahlzeit nicht mehr aufhalten lassen. "Bloß keine Paik jetzt!", flüsterte Lester, der ganz verkrampft auf dem Boden kauerte. Abby hielt sich still, hatte die Augen aber aufgerissen. Sarah jedoch begann zu zittern und schluchzte los. Der Allosaurus spitzte die Ohren und kam langsam näher. Abby robbte zu Sarah hinüber und nahm sie in den Arm. "Schsch!", machte sie und drückte sie beruhigend an sich. "Herrgott, er hat uns noch nicht einmal entdeckt, also sehen Sie gefälligst dass das auch so bleibt! Wieso flennen Sie denn jetzt?", zischte Lester und sah Sarah eindringlich an. "Er wittert das Blut auf meinem Rücken!", wimmerte Sarah und erwiderte seinen Blick, allerdings war der Ihre hilfesuchend. "Er wird uns aufspüren und fressen, weil er mich riecht!" Lester stieß genervt die Luft aus, schlich sich aber ebenfalls zu Sarah und legte ihr ein wenig plump die Hand auf die Schulter. "Genau so wie Abby und mich! Machen Sie sich nicht verrückt, wir haben alle drei genug Blut an uns um eine ganze Horde von Raubtieren anzulocken!" Sein Gesicht hellte sich plötzlich auf. "Hey, das ist es!" Er riss seinen Verband vom Bein und schleuderte ihn weit von sich. Er landete irgendwo außerhalb des Dickichts. "Gute Idee!", erkannte Abby an, entfernte auch den Stofffetzen von ihrem Rücken und gab ihn Lester, der ihn dem seinen hinterherschleuderte. Sarah schien nicht so ganz kapieren, was sie vorhatten, denn sie schaute verwirrt von einem zum andren. Dann hob sie eine Augenbraue. "Findet ihr nicht dass dies der falsche Zeitpunkt für ein Striptease ist?" Lester riss ihr anstatt einer Antwort die Reste seines Jackets vom Rücken. "Hey, könnten Sie mich dann wenigstens fragen ob ich überhaupt mitmachen will?", brauste Sarah auf, doch Lester musterte sie nur kommentarlos. Dann streckte er die Hand aus. "Ziehen Sie ihre Sweatshirtjacke aus.", verlangte er, und Sarah klappte die Kinnlade nach unten. "Also... Also jetzt hören Sie mal!" Abby machte eine auffordernde Kopfbewegung. "Jetzt mach schon!", drängte sie sie, und beobachtete den Allosaurus, der nun schnüffelnd stehengeblieben war. "Was? Niemals!!! Ich hab nur noch so ein erbärmliches Top drunter!" Lester verdrehte ungeduldig die Augen. "Das ist ein Befehl als ihr Vorgesetzter! An der Jacke klebt zu viel Blut, also her damit!" Sarah zog die Augenbrauen zusammen, gab aber letztendlich nach und schlüpfte aus der Sweatshirtjacke, die sie Lester dann mit einem vernichtenden Blick reichte. Ihr Top ermöglichte wirklich tiefe Einblicke. Lester übersah es gekonnt und warf auch noch Sarahs Sachen hinterher. Der Allosaurus schwenkte kurz zwischen ihnen, die sie verlockend nach Frischfleisch rochen, und den blutigen Klamotten, die eine leichte Beute versprachen. Schließlich stapfte er auf die Kleidungsreste zu. Sie machten, dass sie davon kamen, und machten erst Pause, als es dämmerte. "Wir müssen etwas essen und schlafen!", hatte Abby irgendwann angemerkt, und das war das Stichwort für alle ewesen, sich erschöpft ins Gras fallen zu lassen. Lester lehnte sich an einen Felsen und streckte mit schmerzverzerrtem Gesicht sein Bein aus. Abby war mit einem Satz neben ihm. "Stimmt was nicht?" Ihr Boss hob die Schultern. "Ich weiß nicht, seit einer ganzen Weile brennt die verdammte Wunde wie die Hölle!" Abby klaubte die Stofffetzen der Anzughose auseinander, um die Wunde zu begutachten. Dabei meinte sie: "Die Wunde war eigentlich gar nicht sooo schlimm, als dass sie Ihnen jetzt solche Probleme bereiten könnte." Sie legte den Schnitt frei und inspizierte ihn. "Oh nein!", stieß sie plötzlich hervor. Sarah kam näher. "Was ist los?", fragten sie und Lester gleichzeitig. Abby zeigte ihnen die Wunde. Sie war geschwollen und eitrig. Blut verkrustete die Wunde und irgendeine wässrige Flüssigkeit vermischte sich damit. "Das sieht.. jetz aber irgendwie... Gefährlich aus, stimmts?", fragte Lester leicht skeptisch, und fing sich dafür einen Klaps von Abby mit der flachen Hand gegen die Stirn ein. "Lester! Die Wunde hat sich entzündet!" Sarah und Lester starrten Abby ungläubig an, doch das hatte weniger mit der Verletzung zu tun. Abby wurde bewusst, dass sie gerade ihren Boss geschlagen hatte, und schlug erschrocken die Hände vor dem Mund zusammen. "Oh mein Gott, Lester, das tut mir Leid! Ich... Ich hab nicht nachgedacht!" Lesters Mundwinkel zuckten leicht und verzogen sich dann langsam zu einem Grinsen. Und dann begann er laut zu lachen. Sarah und Abby sahen sich verdattert an, während ihr Boss neben ihnen fast zusammenklappte vor Lachen. So hatten sie den Mann nun auch noch nie erlebt, wo er doch sonst so genervt, sarkastisch, überheblich und eben alles andere als fröhlich war. Sie stimmten mit ein und zusammen lachten sie sich den Stress und die Aufregung der letzten Tage von der Seele. Als sie endeten, fühlten sie sich viel besser als zuvor. Abby säuberte Lesters Wunde so gut sie konnte und verband sie mit einem neuen Stoffstreifen. In der Zwischenzeit hatte Sarah wieder die Kartoffelteile gesammelt, und auch ein paar antike Äpfel gefunden. Sie aßen ihr karges Mal und sahen sich dann wieder nach einem Schlafplatz um. Ein paar Meter weiter entdeckten sie schließlich einen kleinen Steinschlag, in den ein Spalt wie eine Höhle hineinführte. Mit einem Felsen verschlossen die den Zugang von innen, krochen tiefer hinein und fanden sich in einem trockenen, warmen Hohlraum wieder, der zwar niedrig, aber breit genug war dass sie sich nebeneinander hinlegen konnten. Lester verkrümelte sich gleich an die hinterste Wand, rollte sich ein und war fast augenblicklich eingeschlafen. Sarah und Abby ließen ihm seinen Platz, legten sich nebeneinander und verschränkten die Hände unter dem Kopf. Leise unterhielten sie sich über die Anderen und die Sorgen, die sie sich um sie machten. Abby hoffte außerdem, dass sich ihr Bruder Jack um Rex und die anderen Reptilien kümmerte. (Anmerkung: Diese Geschichte spielt nach der 7. Episode der 3. Staffel) Ob Sid und Nancy, die beiden Diictodons, die Connor mit zu Lester genommen hatte, versorgt waren, würde sie ihren Boss morgen fragen. Sarah machte einen kleinen Witz und meinte, sie hätte auch gern ihren eigenen Dino. Abby schlug ihr vor, den Dracorex, den sie erst letztens im ARC untergebracht hatten, bei sich aufzunehmen. Sie kicherten los, doch es endete in herzhaftem Gegähne. "Okay, jetzt ist es aber wirklich an der Zeit zu schlafen", stellte Abby fest, drehte sich auf die Seite und schlief ein. Sarah fühlte sich zwischen Lester und Abby ein wenig eingeengt. Sie schlief eigentlich immer auf der linken Seite, doch da lag ihr Chef und ratzte seelig. Also schmiegte sie sich an Abby und wurde so vom Schlaf übermannt.  
  
 
Danny hätte es niemals zugegeben, aber der lange Marsch machte ihm sehr zu schaffen. Er fühlte sich schlapp und hungrig, doch er wollte nicht der Erste sein, der um eine Pause bat. Becker stapfte mit festem Schritt vor ihm her, das Gewehr geschultert, und suchte den einfachsten Weg am Fluss entlang. Connor trottete hinter Danny, und er sah sogar noch fertiger aus als Danny sich fühlte. Seine Haare fielen ihm wirr ins Gesicht und ließen ihn ziemlich blass aussehen. Der dunkle Bluterguss an seiner Wange prankte dort, als wäre er aufgemalt worden. Der Student ließ die Arme am Körper herabbaumeln und hielt den Blick gesenkt, zu müde um den Kopf gerade zu halten. Weil Danny sich zu Connor umgedreht hatte, bemerkte er nicht dass Becker stehen geblieben war. Er rannte den Soldaten voll über den Haufen. "Mensch, mach doch die Augen auf!", knurrte Becker und rückte das verrutschte Gewehr zurecht. "Sorry!", murmelte Danny, der das Gefühl hatte sich gerade an Beckers Ellbogen ein Auge zerquetscht zu haben. Er presste die Finger auf das tränende Auge und biss die Zähne zusammen. "Hey, Leute, also seid mir nicht böse, aber ich brauche dringend mal 'ne Pause!", sagte Connor keuchend, der sie eben erst eingeholt hatte. "Okay. Lass uns da vorne hingehen, wo das Flussufer so stark bewachsen ist. Bei dem ganzen Blattzeug dürften sich da nur Pflanzenfresser herumtreiben.", schlug Becker vor und wies mit dem Kinn auf besagte Stelle. "Richtig.", lobte Connor ihn und stützte sich an Beckers Schulter ab. Er atmete schwer, schaute kurz in die untergehende Sonne und grinste dann unschuldig. "Du würdest mich nicht zufällig das letzte Stück tragen, oder?" Becker schnaubte durch die Nase und schüttelte Connors Hand ab. Beschwingt ging er weiter. "Na los, es ist nicht mehr weit!", forderte er sie auf, ohne sich umzudrehen. Danny trat neben Connor und stemmte die Hände in die Seiten. "Dessen Energie hätte ich wirklich gerne.", meinte er und blinzelte dabei mit dem langsam anschwellenden Auge. Connor fiel es auf und er sah Danny an. "Was hast du denn am Auge gemacht?" Der Teamleiter winkte errötend ab. "Gar nichts, gar nichts, ich hatte nur 'ne kleine Kollision mit 'nem, ääähm, blutrünstigen Becker-saurus." Connor blickte ihn mit großen Augen an. "Mit was für 'nem Teil? Das hab ich ja noch nie gehört!" Danny klopfte ihm vielsagend auf die Schulter und folgte dann Becker. Connor blieb verwirrt stehen. Plötzlich fing er an zu grinsen und er hob den Zeigefinger. "Aaah, jetzt verstehe ich den Witz!" Er gluckste. "Du hast Becker über den Haufen gerannt?" Er trabte los, um Danny einholen und damit ärgern zu können. Dieser nahm ihn in den Schwitzkasten, sobald er zu ihm aufgeschlossen hatte. Er zog Connor mit sich und redete wie ein guter alter Kumpel mit ihm. "Weißt du, Connor, wenn ich jetzt damit anfangen würde, DICH mit allem aufzuziehen was dir so passiert ist..." Connor versuchte aus dem Griff zu entkommen. "Ist ja gut, ich halte meine Klappe!", röchelte er, und wurde von Danny wieder frei gegeben. "Leute, wenn ihr fertig seid mit dem rumblödeln dann solltet ihr euch das mal ansehen!", rief Becker und deutete auf einen großen, steilen Felsen östlich von ihnen. "Wow, cool!", meinte Connor und hob eine Augenbraue. "Das ist ein Felsen." Becker drehte sich gereizt zu ihm um. "Stell dir vor, Connor, ich habe zwar nicht Evolutionsbiologie studiert, aber das sehe ich gerade noch selbst." "Was ist denn an dem Felsen so toll?", wollte Danny wissen und holte einen Nährstoffriegel aus seiner Hosentasche. "Wenn wir darauf klettern haben wir 'ne klasse Aussicht. Vielleicht sehen wir die Anderen.", erklärte ihm Becker und holte sich ebenfalls etwas zu essen hervor. "Guter Einfall.", erkannte Danny kauend an und besah sich den Felsen genauer. "Wie willst du da hoch kommen?" Becker hob amüsiert eine Augenbraue. "Ich bin ausgebildeter Soldat. Schon vergessen?" Danny zog an seinem Gewehr und ließ es an dem Umhängeseil gegen Beckers Schulter schnalzen. "Wie könnte ich?", neckte er ihn und stopfte sich den Rest des Riegels in den Mund. "Also dann, machen wir kurz Rast und gehen dann zu dem Felsen. Ich klettere hoch, und ihr Beide sichert mich mit dem Seil.", beschloss Becker und hockte sich im Schneidersitz auf den Boden. "Alles klar.", antworteten Connor und Danny und taten es ihm gleich. Nach einer Weile ging Connor zum Fluss, befeuchtete sich Gesicht und Nacken und trank dann ein paar Schlucke. Becker tauchte neben ihm auf, wusch sich die Hände, das Gesicht und die Haare (zumindest so gut er konnte) und schöpfte dann Wasser in seinen Handflächen, um ebenfalls zu trinken. Dabei legte er sein Gewehr neben sich. "Sag mal riechst du das?", fragte Becker auf einmal und hob schnüffelnd den Kopf. Connor sog die Luft ein. Irgendwie roch es nach verotteten, verwesten Pflanzen. "Ja, tu ich.", gab er zurück und versuchte die Quelle des Gestanks zu orten. In seinem Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr. "Connor! Becker!", schrie Danny irgendwo hinter ihnen. Die Männer wirbelten herum und sahen sich einer Kreatur gegenüber, die einem Raptor nicht unähnlich war, allerdings gefährliche, gewundene Hörner auf dem Kopf hatte. Connor wich erschrocken zurück. Becker legte hastig die Waffe an und zielte. Der Dinosaurier sah die beiden Menschen neugierig an. Dann knurrte er und ging langsam auf Connor zu. Connor spürte panische Angst, als er die Kreatur und ihre spitzen Zähne sah. Doch seine Panik verwandelte sich langsam in Erstaunen. Er hörte wie Becker die Waffe entsicherte. Er vergewisserte sich noch einmal, ob er sich nicht täuschte, was den Dino vor ihm betraf. Aber er war sich sicher. "Nicht schießen, Becker!", schrie Connor, als Becker den Finger auf den Abzug legte. Er schielte Connor über die Waffe hinweg an. "WAS? Soll ich ihn dich fressen lassen?", blaffte er. "Das ist ein Dracorex, der tut nichts, der ist harmlos!", erklärte Connor hastig. "Bist du dir da sicher?", hakte Danny nach und beäugte den Dino misstrauisch. "Ja, absolut!", versicherte Connor. Der Dracorex machte sich zum Sprung bereit. Er schien sie für seine Feinde zu halten. Becker machte sich seinerseits zum Schuss bereit. "Becker, nein!", schrie Connor und stieß den Soldaten zur Seite. Becker flog auf den Boden, der Schuss ging daneben, der Dracorex schrak zusammen und haute ab. Danny wich dem fliehenden Tier aus und sah ihm zu, wie er in den Wald verschwand. Connor setzte sich schweratmend auf. Auch Becker rappelte sich hoch, fuchsteufelswild und zornesrot im Gesicht. "Connor! Was fällt dir eigentlich ein!" Connor entdeckte irgend eine braune Pampe an Beckers kugelsicherer Weste. Auch der Soldat hielt inne und senkte den Blick. "Was zur Hölle...?" Der wiederliche Geruch stieg ihnen wieder in die Nase. Allen dreien wurde klar, um was es sich auf Beckers Weste handelte. "CONNOR!!! DU HAST MICH IN DINOSCHEISSE GESTOßEN!!!", plärrte Becker, riss sich angewiedert die Weste vom Leib und hielt sie weit von sich gestreckt. "Igitt, das Ding kann ich jetzt wegschmeißen! Den Gestank bring ich ja nie wieder raus!" Er hetzte zum Fluss und tunkte die Weste tief ins Wasser. Der braune Schleim schwamm an die Oberfläche. Becker zog die Weste wieder heraus, machte dann ein verzweifeltes Gesicht und pfefferte sie auf den Boden. Er spürte, wie Danny ihm die Hand auf die Schulter legte. "Tut mir Leid um deine Weste. Sag, wenn du eine Weile mit ihr alleine sein willst." Becker funkelte ihn böse an. Er machte auf dem Absatz kehrt und steuerte auf den Felsen zu. Connor ignorierte er demonstrativ. "Sei doch froh dass das Zeug nur auf deiner Jacke war! Stell dir mal vor du hättest es in den Haaren oder so!", rief Connor ihm nach, doch man konnte ihm sein schlechtes Gewissen ansehen. Becker hob drohend den Finger. "Pass bloß auf, Connor, oder ich füttere dich mit dem Zeug!"
 
Danny hätte es niemals zugegeben, aber der lange Marsch machte ihm sehr zu schaffen. Er fühlte sich schlapp und hungrig, doch er wollte nicht der Erste sein, der um eine Pause bat. Becker stapfte mit festem Schritt vor ihm her, das Gewehr geschultert, und suchte den einfachsten Weg am Fluss entlang. Connor trottete hinter Danny, und er sah sogar noch fertiger aus als Danny sich fühlte. Seine Haare fielen ihm wirr ins Gesicht und ließen ihn ziemlich blass aussehen. Der dunkle Bluterguss an seiner Wange prankte dort, als wäre er aufgemalt worden. Der Student ließ die Arme am Körper herabbaumeln und hielt den Blick gesenkt, zu müde um den Kopf gerade zu halten. Weil Danny sich zu Connor umgedreht hatte, bemerkte er nicht dass Becker stehen geblieben war. Er rannte den Soldaten voll über den Haufen. "Mensch, mach doch die Augen auf!", knurrte Becker und rückte das verrutschte Gewehr zurecht. "Sorry!", murmelte Danny, der das Gefühl hatte sich gerade an Beckers Ellbogen ein Auge zerquetscht zu haben. Er presste die Finger auf das tränende Auge und biss die Zähne zusammen. "Hey, Leute, also seid mir nicht böse, aber ich brauche dringend mal 'ne Pause!", sagte Connor keuchend, der sie eben erst eingeholt hatte. "Okay. Lass uns da vorne hingehen, wo das Flussufer so stark bewachsen ist. Bei dem ganzen Blattzeug dürften sich da nur Pflanzenfresser herumtreiben.", schlug Becker vor und wies mit dem Kinn auf besagte Stelle. "Richtig.", lobte Connor ihn und stützte sich an Beckers Schulter ab. Er atmete schwer, schaute kurz in die untergehende Sonne und grinste dann unschuldig. "Du würdest mich nicht zufällig das letzte Stück tragen, oder?" Becker schnaubte durch die Nase und schüttelte Connors Hand ab. Beschwingt ging er weiter. "Na los, es ist nicht mehr weit!", forderte er sie auf, ohne sich umzudrehen. Danny trat neben Connor und stemmte die Hände in die Seiten. "Dessen Energie hätte ich wirklich gerne.", meinte er und blinzelte dabei mit dem langsam anschwellenden Auge. Connor fiel es auf und er sah Danny an. "Was hast du denn am Auge gemacht?" Der Teamleiter winkte errötend ab. "Gar nichts, gar nichts, ich hatte nur 'ne kleine Kollision mit 'nem, ääähm, blutrünstigen Becker-saurus." Connor blickte ihn mit großen Augen an. "Mit was für 'nem Teil? Das hab ich ja noch nie gehört!" Danny klopfte ihm vielsagend auf die Schulter und folgte dann Becker. Connor blieb verwirrt stehen. Plötzlich fing er an zu grinsen und er hob den Zeigefinger. "Aaah, jetzt verstehe ich den Witz!" Er gluckste. "Du hast Becker über den Haufen gerannt?" Er trabte los, um Danny einholen und damit ärgern zu können. Dieser nahm ihn in den Schwitzkasten, sobald er zu ihm aufgeschlossen hatte. Er zog Connor mit sich und redete wie ein guter alter Kumpel mit ihm. "Weißt du, Connor, wenn ich jetzt damit anfangen würde, DICH mit allem aufzuziehen was dir so passiert ist..." Connor versuchte aus dem Griff zu entkommen. "Ist ja gut, ich halte meine Klappe!", röchelte er, und wurde von Danny wieder frei gegeben. "Leute, wenn ihr fertig seid mit dem rumblödeln dann solltet ihr euch das mal ansehen!", rief Becker und deutete auf einen großen, steilen Felsen östlich von ihnen. "Wow, cool!", meinte Connor und hob eine Augenbraue. "Das ist ein Felsen." Becker drehte sich gereizt zu ihm um. "Stell dir vor, Connor, ich habe zwar nicht Evolutionsbiologie studiert, aber das sehe ich gerade noch selbst." "Was ist denn an dem Felsen so toll?", wollte Danny wissen und holte einen Nährstoffriegel aus seiner Hosentasche. "Wenn wir darauf klettern haben wir 'ne klasse Aussicht. Vielleicht sehen wir die Anderen.", erklärte ihm Becker und holte sich ebenfalls etwas zu essen hervor. "Guter Einfall.", erkannte Danny kauend an und besah sich den Felsen genauer. "Wie willst du da hoch kommen?" Becker hob amüsiert eine Augenbraue. "Ich bin ausgebildeter Soldat. Schon vergessen?" Danny zog an seinem Gewehr und ließ es an dem Umhängeseil gegen Beckers Schulter schnalzen. "Wie könnte ich?", neckte er ihn und stopfte sich den Rest des Riegels in den Mund. "Also dann, machen wir kurz Rast und gehen dann zu dem Felsen. Ich klettere hoch, und ihr Beide sichert mich mit dem Seil.", beschloss Becker und hockte sich im Schneidersitz auf den Boden. "Alles klar.", antworteten Connor und Danny und taten es ihm gleich. Nach einer Weile ging Connor zum Fluss, befeuchtete sich Gesicht und Nacken und trank dann ein paar Schlucke. Becker tauchte neben ihm auf, wusch sich die Hände, das Gesicht und die Haare (zumindest so gut er konnte) und schöpfte dann Wasser in seinen Handflächen, um ebenfalls zu trinken. Dabei legte er sein Gewehr neben sich. "Sag mal riechst du das?", fragte Becker auf einmal und hob schnüffelnd den Kopf. Connor sog die Luft ein. Irgendwie roch es nach verotteten, verwesten Pflanzen. "Ja, tu ich.", gab er zurück und versuchte die Quelle des Gestanks zu orten. In seinem Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr. "Connor! Becker!", schrie Danny irgendwo hinter ihnen. Die Männer wirbelten herum und sahen sich einer Kreatur gegenüber, die einem Raptor nicht unähnlich war, allerdings gefährliche, gewundene Hörner auf dem Kopf hatte. Connor wich erschrocken zurück. Becker legte hastig die Waffe an und zielte. Der Dinosaurier sah die beiden Menschen neugierig an. Dann knurrte er und ging langsam auf Connor zu. Connor spürte panische Angst, als er die Kreatur und ihre spitzen Zähne sah. Doch seine Panik verwandelte sich langsam in Erstaunen. Er hörte wie Becker die Waffe entsicherte. Er vergewisserte sich noch einmal, ob er sich nicht täuschte, was den Dino vor ihm betraf. Aber er war sich sicher. "Nicht schießen, Becker!", schrie Connor, als Becker den Finger auf den Abzug legte. Er schielte Connor über die Waffe hinweg an. "WAS? Soll ich ihn dich fressen lassen?", blaffte er. "Das ist ein Dracorex, der tut nichts, der ist harmlos!", erklärte Connor hastig. "Bist du dir da sicher?", hakte Danny nach und beäugte den Dino misstrauisch. "Ja, absolut!", versicherte Connor. Der Dracorex machte sich zum Sprung bereit. Er schien sie für seine Feinde zu halten. Becker machte sich seinerseits zum Schuss bereit. "Becker, nein!", schrie Connor und stieß den Soldaten zur Seite. Becker flog auf den Boden, der Schuss ging daneben, der Dracorex schrak zusammen und haute ab. Danny wich dem fliehenden Tier aus und sah ihm zu, wie er in den Wald verschwand. Connor setzte sich schweratmend auf. Auch Becker rappelte sich hoch, fuchsteufelswild und zornesrot im Gesicht. "Connor! Was fällt dir eigentlich ein!" Connor entdeckte irgend eine braune Pampe an Beckers kugelsicherer Weste. Auch der Soldat hielt inne und senkte den Blick. "Was zur Hölle...?" Der wiederliche Geruch stieg ihnen wieder in die Nase. Allen dreien wurde klar, um was es sich auf Beckers Weste handelte. "CONNOR!!! DU HAST MICH IN DINOSCHEISSE GESTOßEN!!!", plärrte Becker, riss sich angewiedert die Weste vom Leib und hielt sie weit von sich gestreckt. "Igitt, das Ding kann ich jetzt wegschmeißen! Den Gestank bring ich ja nie wieder raus!" Er hetzte zum Fluss und tunkte die Weste tief ins Wasser. Der braune Schleim schwamm an die Oberfläche. Becker zog die Weste wieder heraus, machte dann ein verzweifeltes Gesicht und pfefferte sie auf den Boden. Er spürte, wie Danny ihm die Hand auf die Schulter legte. "Tut mir Leid um deine Weste. Sag, wenn du eine Weile mit ihr alleine sein willst." Becker funkelte ihn böse an. Er machte auf dem Absatz kehrt und steuerte auf den Felsen zu. Connor ignorierte er demonstrativ. "Sei doch froh dass das Zeug nur auf deiner Jacke war! Stell dir mal vor du hättest es in den Haaren oder so!", rief Connor ihm nach, doch man konnte ihm sein schlechtes Gewissen ansehen. Becker hob drohend den Finger. "Pass bloß auf, Connor, oder ich füttere dich mit dem Zeug!"
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Connor und Danny standen am Fuße des Felsens und starrten ihrem Freund hinterher, der mit wenigen, sicheren Handgriffen auf die Spitze ds Felsens gelangte. Um den Felsen herum lagen Schutt und Geröll, das Ding selbst war so an die zwanzig Meter hoch. Sie hatten das Seil um einen Vorsprung auf den Felsen geworfen, und das Ende wieder zu sich heruntergelassen. das andere Ende war um Beckers Bauch gebunden. Während der Soldat kraxelte, hielten Connor und Danny das Seil straff, um einen eventuellen Fall bremsen zu können. Schließlich erreichte Becker die Spitze des Felsens. Sie war breit genug, um darauf stehen zu können. Er hielt das Fernglas an seine Augen und drehte sich langsam um die eigene Achse. "Siehst du schon irgendwas?", rief Danny von unten herauf. "Oh ja, 'ne Menge hungriger Kerlchen, die durch die Gegend streunen. Connors Freund seh ich auch, er tut sich gerade an den Farnen hinter dem Wald gütlich." "Und irgendetwas, dass mehr nach Mensch als nach Echse aussieht?", wollte Connor wissen. "Ich sehe einen Affen, direkt neben Danny!", gab Becker sarkastisch zurück und hielt weiter Ausschau. "Das wird er mir noch lange nachtragen, was?", murmelte Connor resigniert und Danny grinste. "Bis zum Ende deines Lebens, mindestens." "Ich seh was!", erklang Beckers aufgeregte Stimme über ihnen. "Ein Riesenviech, sieht so ähnlich aus wie ein Tyrannosaurus Rex aus Spielbergs Jurassic Park!" "Das ist schlecht!", rief Connor zurück und versuchte selbst, die Kreatur zu entdecken. Allerdings konnte er nicht weiter sehen als bis zu dem Wäldchen, das sie hinter sich gelassen hatten. "Was macht er?", fragte er stattdessen. "Schnüffeln, so wie's aussieht, und er scheint bereits 'ne Fährte gefunden zu haben!" "Hoffentlich niemanden mit hübschem Gesicht oder maßgeschneidertem Anzug?", versuchte Connor zu scherzen. Becker sog scharf die Luft ein. "Was?", fragte Danny alamiert. "Leute, da ist so ein Dickicht-Gestrüpp-Buschwald-Teil, und daraus wirft gerade wer Kleidungsfetzen! Blutige Kleidungsfetzen!" "Was?" Diesmal klang Danny eher ungläubig. "Sieht aus wie Lesters Anzug! Und da, jetzt kommt ein Teil von Abbys Trainingsjacke!" Connor sah Danny verbissen an. "Was sollte denn die Beiden dazu bewegen ihre Kleider durch die Gegend zu schmeißen?" Danny grinste vielsagend. "Jetzt kommt wieder was! Es ist - es ist Sarahs Trainingsjacke..." Seine gerade eben noch euphorische Stimme schlug schlagartig in einen gekränkten, distanzierten Ton um. "Was geht da wohl vor sich?", sagte Connor kühl und verschränkte die Arme vor der Brust. "Hätt ich Lester ja gar nicht zugetraut.", witzelte Danny und verbiss sich ein Lachen. "Weiter, Becker!", verlangte er dann. "Also die Klamotten sind voller Blut, und das scheint den Dino anzuziehen. Da! Jetzt seh ich auch drei Gestalten durch das Dickicht huschen! Sie scheinen alle soweit unverletzt zu sein!", berichtete Becker erleichtert. "Sind sie auch noch alle angezogen?", hakte Connor nach und fing sich dafür einen Klaps auf den Hinterkopf ein. Becker machte sich hastig an den Abstieg. "Sie entfernen sich von uns. Ich glaube, sowohl Abby als auch Sarah waren am Rücken verletzt, und Lester hat echt übel gehinkt, aber sie scheinen nicht am Rande des Todes zu wandeln." Er kletterte so schnell er konnte nach unten. "He, ruhig, Becker, ob wir 5 Minuten früher oder später losgehen, macht jetzt auch nichts mehr." "Wieso gehen sie denn nicht auch zur Anomalie zurück?", wunderte sich Connor und schaffte es endlich wieder ernst und bei der Sache zu sein. "Entweder sie kommen nicht hin, weil sie zum Beispiel ein riesiger Scharfzahn fressen würde, oder sie suchen nach uns.", meinte Danny und Connor grinste bei dem kleinen Witz mit dem Scharfzahn. Er hätte nie gedacht dass Danny "in einem Land vor unserer Zeit" kannte. Ein Poltern ließ sie aufsehen. Becker hatte einen Stein losegetreten und hing gerade fluchend, an nur einem Arm, and der Wand. "Warte, Becker, wir seilen dich ab!", schlug Danny vor und lockerte seine Griff um das Seil, in der Erwartung Becker würde loslassen. Der Soldat baumelte aber weiter an dem Felsen. "Ich... Ich häng fest!", knurrte er und schüttelte sich. Er hing an der Schlaufe des Ferbglases, das er um den Hals trug. "Dann warte, ich helf dir!", rief Danny und wollte den Aufsteig antreten. Becker sah über seine Schulter nach unten. "Warte Danny, das ist viel zu - " Die Bewegung reichte, um das Leder der Schlaufe durchzutrennen. Becker wedelte mit den Armen, als er versuchte, sich wo festzuhalten. Dann stürzte er schreiend nach unten. Connor packte sich das Seilende, doch die Schnur flutschte ihm aus den Händen. Danny versuchte unüberlegter Weise, Becker aufzufangen. Aus einem Reflex heraus breitete er die Arme aus. Becker stürzte knapp zehn Meter, er hätte ihn mit seinem Gewicht erschlagen können. Doch Danny erwischte Becker an den Schultern, riss sie nach oben, und verhinderte so dass Becker mit dem Kopf aufschlug. Stattdessen donnerte er auf seine weit vor sich gestreckten Arme. Der Rumms, mit dem er aufschlug, drehte Connor den Magen um, und das begleitende Knacken ließ selbst Danny zusammenzucken.  
 
Connor und Danny standen am Fuße des Felsens und starrten ihrem Freund hinterher, der mit wenigen, sicheren Handgriffen auf die Spitze ds Felsens gelangte. Um den Felsen herum lagen Schutt und Geröll, das Ding selbst war so an die zwanzig Meter hoch. Sie hatten das Seil um einen Vorsprung auf den Felsen geworfen, und das Ende wieder zu sich heruntergelassen. das andere Ende war um Beckers Bauch gebunden. Während der Soldat kraxelte, hielten Connor und Danny das Seil straff, um einen eventuellen Fall bremsen zu können. Schließlich erreichte Becker die Spitze des Felsens. Sie war breit genug, um darauf stehen zu können. Er hielt das Fernglas an seine Augen und drehte sich langsam um die eigene Achse. "Siehst du schon irgendwas?", rief Danny von unten herauf. "Oh ja, 'ne Menge hungriger Kerlchen, die durch die Gegend streunen. Connors Freund seh ich auch, er tut sich gerade an den Farnen hinter dem Wald gütlich." "Und irgendetwas, dass mehr nach Mensch als nach Echse aussieht?", wollte Connor wissen. "Ich sehe einen Affen, direkt neben Danny!", gab Becker sarkastisch zurück und hielt weiter Ausschau. "Das wird er mir noch lange nachtragen, was?", murmelte Connor resigniert und Danny grinste. "Bis zum Ende deines Lebens, mindestens." "Ich seh was!", erklang Beckers aufgeregte Stimme über ihnen. "Ein Riesenviech, sieht so ähnlich aus wie ein Tyrannosaurus Rex aus Spielbergs Jurassic Park!" "Das ist schlecht!", rief Connor zurück und versuchte selbst, die Kreatur zu entdecken. Allerdings konnte er nicht weiter sehen als bis zu dem Wäldchen, das sie hinter sich gelassen hatten. "Was macht er?", fragte er stattdessen. "Schnüffeln, so wie's aussieht, und er scheint bereits 'ne Fährte gefunden zu haben!" "Hoffentlich niemanden mit hübschem Gesicht oder maßgeschneidertem Anzug?", versuchte Connor zu scherzen. Becker sog scharf die Luft ein. "Was?", fragte Danny alamiert. "Leute, da ist so ein Dickicht-Gestrüpp-Buschwald-Teil, und daraus wirft gerade wer Kleidungsfetzen! Blutige Kleidungsfetzen!" "Was?" Diesmal klang Danny eher ungläubig. "Sieht aus wie Lesters Anzug! Und da, jetzt kommt ein Teil von Abbys Trainingsjacke!" Connor sah Danny verbissen an. "Was sollte denn die Beiden dazu bewegen ihre Kleider durch die Gegend zu schmeißen?" Danny grinste vielsagend. "Jetzt kommt wieder was! Es ist - es ist Sarahs Trainingsjacke..." Seine gerade eben noch euphorische Stimme schlug schlagartig in einen gekränkten, distanzierten Ton um. "Was geht da wohl vor sich?", sagte Connor kühl und verschränkte die Arme vor der Brust. "Hätt ich Lester ja gar nicht zugetraut.", witzelte Danny und verbiss sich ein Lachen. "Weiter, Becker!", verlangte er dann. "Also die Klamotten sind voller Blut, und das scheint den Dino anzuziehen. Da! Jetzt seh ich auch drei Gestalten durch das Dickicht huschen! Sie scheinen alle soweit unverletzt zu sein!", berichtete Becker erleichtert. "Sind sie auch noch alle angezogen?", hakte Connor nach und fing sich dafür einen Klaps auf den Hinterkopf ein. Becker machte sich hastig an den Abstieg. "Sie entfernen sich von uns. Ich glaube, sowohl Abby als auch Sarah waren am Rücken verletzt, und Lester hat echt übel gehinkt, aber sie scheinen nicht am Rande des Todes zu wandeln." Er kletterte so schnell er konnte nach unten. "He, ruhig, Becker, ob wir 5 Minuten früher oder später losgehen, macht jetzt auch nichts mehr." "Wieso gehen sie denn nicht auch zur Anomalie zurück?", wunderte sich Connor und schaffte es endlich wieder ernst und bei der Sache zu sein. "Entweder sie kommen nicht hin, weil sie zum Beispiel ein riesiger Scharfzahn fressen würde, oder sie suchen nach uns.", meinte Danny und Connor grinste bei dem kleinen Witz mit dem Scharfzahn. Er hätte nie gedacht dass Danny "in einem Land vor unserer Zeit" kannte. Ein Poltern ließ sie aufsehen. Becker hatte einen Stein losegetreten und hing gerade fluchend, an nur einem Arm, and der Wand. "Warte, Becker, wir seilen dich ab!", schlug Danny vor und lockerte seine Griff um das Seil, in der Erwartung Becker würde loslassen. Der Soldat baumelte aber weiter an dem Felsen. "Ich... Ich häng fest!", knurrte er und schüttelte sich. Er hing an der Schlaufe des Ferbglases, das er um den Hals trug. "Dann warte, ich helf dir!", rief Danny und wollte den Aufsteig antreten. Becker sah über seine Schulter nach unten. "Warte Danny, das ist viel zu - " Die Bewegung reichte, um das Leder der Schlaufe durchzutrennen. Becker wedelte mit den Armen, als er versuchte, sich wo festzuhalten. Dann stürzte er schreiend nach unten. Connor packte sich das Seilende, doch die Schnur flutschte ihm aus den Händen. Danny versuchte unüberlegter Weise, Becker aufzufangen. Aus einem Reflex heraus breitete er die Arme aus. Becker stürzte knapp zehn Meter, er hätte ihn mit seinem Gewicht erschlagen können. Doch Danny erwischte Becker an den Schultern, riss sie nach oben, und verhinderte so dass Becker mit dem Kopf aufschlug. Stattdessen donnerte er auf seine weit vor sich gestreckten Arme. Der Rumms, mit dem er aufschlug, drehte Connor den Magen um, und das begleitende Knacken ließ selbst Danny zusammenzucken.  
  
Kapitel 5
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== Kapitel 5 ==
  
 
Becker hockte im Schneidersitz auf dem Boden und starrte unglücklich auf seinen Arm. Ein hässliches, zerbrochenes Stück seines linken Oberarmknochens ragte aus der Haut. Blut lief über den Arm hinab, und tränkte das Gras. Danny kauerte neben ihm und begutachtete den offenen Bruch mit gerunzelter Stirn. Connor war gerade dabei aus dem Verbandskasten das nötige Material herauszusuchen. "Du hast wirklich Glück gehabt, dass du dir nicht auch noch die restlichen Knochen gebrochen hast.", meinte Danny und nahm von Connor einen stabilen Holzstab entgegen. "Ja. Danke nochmal dafür.", keuchte Becker. Er hatte starke Schmerzen und versuchte krampfhaft, es sich nicht anmerken zu lassen. "Also. Du weisst was du zu tun hast?", fragte er Danny dann, und der Teamchef nickte zögerlich. "Jaaah, nur ob ich das auch so hinbekomme wie du dir das vorstellst..." "Ist doch nicht so schwer! Knochen fest auseinander ziehen, abstehende Bruchstelle so gut wie möglich an den restlichen Knochen zurückdrücken, Wunde zunähen, mit Stab schienen und Verband anlegen.", knurrte Becker und machte ein Gesicht, als würde er selbst nicht so recht an das glauben was er gesagt hatte. "Das schaffst du ja nie!", befürchtete Connor und brachte Danny Nadel und Faden. "Vielen Dank für dein Vertrauen, jetzt bin ich schon viel zuversichtlicher!", brummte Danny und grabschte ihm die Sachen aus den Händen. "Geh, hol Wasser, und erhitz es überm Feuer." "Und worin?", wollte Connor wissen und sah sich um. "Ach ja, verdammt. Wo kriegen wir jetzt einigermaßen steriles Wasser her?" Dannys Augen irrten wirr umher. Becker räusperte sich. "Ähm, Danny, im Notfallkasten liegt für gewöhnlich 'ne ganze Flasche von dem Zeug drin." Danny hielt inne. "Oh.", machte er. "Cool!" Connor brachte ihm auch das. Danny wusch die Wunde sauber, und legte dann seine Hände auf Beckers Arm, weit genug weg von der Wunde, um Becker nicht unnötig weh zu tun. Dann holte er tief Luft. "Willst du was zum reinbeissen?", fragte er seinen Freund, doch dieser schüttelte den Kopf. "Mach einfach!" "Okay." Danny riss am Arm des Soldaten. Es knackte wieder laut, Connor wandte sich mit grünem Gesicht ab, Becker jaulte auf. "Verdammt Danny! Warn mich doch wenigstens vor! HEILIGE SCHEISSE, tut das weh!" Er sah auf seinen Arm, der Knochen lag jetzt wieder so, wie er liegen sollte, und die Bruchstelle stand nicht mehr nach aussen, sondern drückte auf die dünne Schicht Haut und Fleisch, die sich an die Stelle geschoben hatte, wo der Knochen vorher verlaufen war. Danny nahm ein Skalpell in die Hand und sah Becker mit großen Augen an. "Ich muss das Fleisch aus dem Weg bringen, oder?" Als Becker sah, wie er zitterte, nahm er das Skalpell selbst in die Hand. "Sobald ich reingeschnitten habe, ziehst du das Fleisch auseinander, so dass wir den Knochen gleich nach unten drücken können. Klar?" Danny nickte. "Verletz du nur keinen Muskel." "Wär ja noch schöner!", sagte Becker mit einem schwachen Grinsen. "Komm her, Connor!", befahl Danny, und der Student näherte sich mit wackeligen Schritten. "Ja?" "Wasch dir die Hände." Connor tat wie geheissen, und Becker setzte das Skalpell an. Mit einem Ruck glitt es durch das Fleisch. Danny hielt sofort die Wunde offen. "Übernimm, Connor!" "WAS?" Connor sah ihn entgeistert an. "Na mach schon!" Danny packte Connors Finger und führte sie an die Stelle. Connor würgte, drehte den Kopf weg, hielt aber die Wunde offen. Danny drückte den Knochen nach unten. Es knackte erneut, und jetzt lag der Knochen wieder in einem Stück vor ihnen, der Bruch sah nun mehr aus wie ein Riss. "Okay Connor, zusammendrücken." Connor schluckte schwer, linste kurz auf den gebrochenen Knochen neben ihm, und drückte dann das Fleisch darüber zusammen, so dass die Wundränder aufeinander lagen. Danny nähte die Wunde zu, Connor legte die Schiene an den Oberarm und Danny verband ihr Werk schließlich. Mit einer Schlinge um den Hals entließen sie den Patienten. Connor war genauso bleich wie Becker, und Danny wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Das hätten wir ja dann wohl mal geschafft.", keuchte er und kramte drei Nährstoffriegel aus der Hosentasche. "Hier, esst das, das baut euch wieder auf." Becker öffnete ihn mit seiner rechten Hand und den Zähnen, und Connor stand nach einem Bissen auf und übergab sich in den Fluss.
 
Becker hockte im Schneidersitz auf dem Boden und starrte unglücklich auf seinen Arm. Ein hässliches, zerbrochenes Stück seines linken Oberarmknochens ragte aus der Haut. Blut lief über den Arm hinab, und tränkte das Gras. Danny kauerte neben ihm und begutachtete den offenen Bruch mit gerunzelter Stirn. Connor war gerade dabei aus dem Verbandskasten das nötige Material herauszusuchen. "Du hast wirklich Glück gehabt, dass du dir nicht auch noch die restlichen Knochen gebrochen hast.", meinte Danny und nahm von Connor einen stabilen Holzstab entgegen. "Ja. Danke nochmal dafür.", keuchte Becker. Er hatte starke Schmerzen und versuchte krampfhaft, es sich nicht anmerken zu lassen. "Also. Du weisst was du zu tun hast?", fragte er Danny dann, und der Teamchef nickte zögerlich. "Jaaah, nur ob ich das auch so hinbekomme wie du dir das vorstellst..." "Ist doch nicht so schwer! Knochen fest auseinander ziehen, abstehende Bruchstelle so gut wie möglich an den restlichen Knochen zurückdrücken, Wunde zunähen, mit Stab schienen und Verband anlegen.", knurrte Becker und machte ein Gesicht, als würde er selbst nicht so recht an das glauben was er gesagt hatte. "Das schaffst du ja nie!", befürchtete Connor und brachte Danny Nadel und Faden. "Vielen Dank für dein Vertrauen, jetzt bin ich schon viel zuversichtlicher!", brummte Danny und grabschte ihm die Sachen aus den Händen. "Geh, hol Wasser, und erhitz es überm Feuer." "Und worin?", wollte Connor wissen und sah sich um. "Ach ja, verdammt. Wo kriegen wir jetzt einigermaßen steriles Wasser her?" Dannys Augen irrten wirr umher. Becker räusperte sich. "Ähm, Danny, im Notfallkasten liegt für gewöhnlich 'ne ganze Flasche von dem Zeug drin." Danny hielt inne. "Oh.", machte er. "Cool!" Connor brachte ihm auch das. Danny wusch die Wunde sauber, und legte dann seine Hände auf Beckers Arm, weit genug weg von der Wunde, um Becker nicht unnötig weh zu tun. Dann holte er tief Luft. "Willst du was zum reinbeissen?", fragte er seinen Freund, doch dieser schüttelte den Kopf. "Mach einfach!" "Okay." Danny riss am Arm des Soldaten. Es knackte wieder laut, Connor wandte sich mit grünem Gesicht ab, Becker jaulte auf. "Verdammt Danny! Warn mich doch wenigstens vor! HEILIGE SCHEISSE, tut das weh!" Er sah auf seinen Arm, der Knochen lag jetzt wieder so, wie er liegen sollte, und die Bruchstelle stand nicht mehr nach aussen, sondern drückte auf die dünne Schicht Haut und Fleisch, die sich an die Stelle geschoben hatte, wo der Knochen vorher verlaufen war. Danny nahm ein Skalpell in die Hand und sah Becker mit großen Augen an. "Ich muss das Fleisch aus dem Weg bringen, oder?" Als Becker sah, wie er zitterte, nahm er das Skalpell selbst in die Hand. "Sobald ich reingeschnitten habe, ziehst du das Fleisch auseinander, so dass wir den Knochen gleich nach unten drücken können. Klar?" Danny nickte. "Verletz du nur keinen Muskel." "Wär ja noch schöner!", sagte Becker mit einem schwachen Grinsen. "Komm her, Connor!", befahl Danny, und der Student näherte sich mit wackeligen Schritten. "Ja?" "Wasch dir die Hände." Connor tat wie geheissen, und Becker setzte das Skalpell an. Mit einem Ruck glitt es durch das Fleisch. Danny hielt sofort die Wunde offen. "Übernimm, Connor!" "WAS?" Connor sah ihn entgeistert an. "Na mach schon!" Danny packte Connors Finger und führte sie an die Stelle. Connor würgte, drehte den Kopf weg, hielt aber die Wunde offen. Danny drückte den Knochen nach unten. Es knackte erneut, und jetzt lag der Knochen wieder in einem Stück vor ihnen, der Bruch sah nun mehr aus wie ein Riss. "Okay Connor, zusammendrücken." Connor schluckte schwer, linste kurz auf den gebrochenen Knochen neben ihm, und drückte dann das Fleisch darüber zusammen, so dass die Wundränder aufeinander lagen. Danny nähte die Wunde zu, Connor legte die Schiene an den Oberarm und Danny verband ihr Werk schließlich. Mit einer Schlinge um den Hals entließen sie den Patienten. Connor war genauso bleich wie Becker, und Danny wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Das hätten wir ja dann wohl mal geschafft.", keuchte er und kramte drei Nährstoffriegel aus der Hosentasche. "Hier, esst das, das baut euch wieder auf." Becker öffnete ihn mit seiner rechten Hand und den Zähnen, und Connor stand nach einem Bissen auf und übergab sich in den Fluss.
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Becker hatte eine hohe Dosis Schmerztabletten geschluckt. Es ging ihm schon wieder besser, als Soldat war er darauf trainiert worden Schmerzen über eine längere Zeitdauer hinweg zu ertragen. Danny stiefelte summend vor ihm durch das hohe Gras, das Gewehr geschultert, und Connor ging an seiner Seite, ihre restliche Ausrüstung schleppend. Er hatte schon fast ein schlechtes Gewissen, weil seine Freunde durch ihn nun merklich langsamer vorankamen. Und eigentlich war es ja seine Aufgabe, auf sie aufzupassen, und nicht anders herum. Sie waren aufgebrochen, um Abby, Sarah und Lester abzufangen. Sie gingen in die selbe Richtung, in die die Anderen vor dem Allosaurus geflohen waren. Sie verließen sich darauf, dass sie schlau genug waren zur Anomalie zurückzugehen. Dann würden ihre Wege sich zwangsweise kreuzen. Becker sah in den Himmel. Es wurde schon wieder dunkel. Er wusste, dass mit der Nacht die Dinosaurier kamen. "Also für heute gehts nicht mehr weiter. Ich schätze, die Drei sind noch ungefähr 'nen Tagesmarsch entfernt. Das heisst, gegen morgen Nachmittag dürften wir sie aufgabeln." Er zeigte auf einen großen, hohlen Baumstamm, der auf der Erde lag. "Was haltet ihr von unserer neuesten Unterkunft?" Connor krabbelte hinein und seine Stimme drang dumpf zu ihnen. "Ist in Ordnung; Gibt hier auch keine Spinnen oder so." Danny grinste Becker an. "Na also, 5- Sterne - Hotel." Er kroch Connor hinterher. Becker spähte in die Ferne, auf die andere Seite des Flusses. Er fragte sich, ob sie sich wirklich am nächsten Tage alle wiedersehen würden.  
 
Becker hatte eine hohe Dosis Schmerztabletten geschluckt. Es ging ihm schon wieder besser, als Soldat war er darauf trainiert worden Schmerzen über eine längere Zeitdauer hinweg zu ertragen. Danny stiefelte summend vor ihm durch das hohe Gras, das Gewehr geschultert, und Connor ging an seiner Seite, ihre restliche Ausrüstung schleppend. Er hatte schon fast ein schlechtes Gewissen, weil seine Freunde durch ihn nun merklich langsamer vorankamen. Und eigentlich war es ja seine Aufgabe, auf sie aufzupassen, und nicht anders herum. Sie waren aufgebrochen, um Abby, Sarah und Lester abzufangen. Sie gingen in die selbe Richtung, in die die Anderen vor dem Allosaurus geflohen waren. Sie verließen sich darauf, dass sie schlau genug waren zur Anomalie zurückzugehen. Dann würden ihre Wege sich zwangsweise kreuzen. Becker sah in den Himmel. Es wurde schon wieder dunkel. Er wusste, dass mit der Nacht die Dinosaurier kamen. "Also für heute gehts nicht mehr weiter. Ich schätze, die Drei sind noch ungefähr 'nen Tagesmarsch entfernt. Das heisst, gegen morgen Nachmittag dürften wir sie aufgabeln." Er zeigte auf einen großen, hohlen Baumstamm, der auf der Erde lag. "Was haltet ihr von unserer neuesten Unterkunft?" Connor krabbelte hinein und seine Stimme drang dumpf zu ihnen. "Ist in Ordnung; Gibt hier auch keine Spinnen oder so." Danny grinste Becker an. "Na also, 5- Sterne - Hotel." Er kroch Connor hinterher. Becker spähte in die Ferne, auf die andere Seite des Flusses. Er fragte sich, ob sie sich wirklich am nächsten Tage alle wiedersehen würden.  
  
Kapitel 6
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== Kapitel 6 ==
  
 
(In diesem Kapitel kommen einige Details zu Personen vor, die ich frei erfunden habe)
 
(In diesem Kapitel kommen einige Details zu Personen vor, die ich frei erfunden habe)
Sarah und Abby liefen beschwingten Schrittes auf den Fluss zu. Sie hatten beschlossen, solange am Fluss entlang zu gehen, bis sie das nächste Anzeichen von ihren Freunden gefunden hatten, und je nachdem, in welcher Richtung es lag, würden sie dann ihren Weg fortsetzen. Lester suchte in der entgegengesetzten Richtung, derjenigen, die sich von dem Anomalien-Berg entfernte. Die drei achteten darauf, sich nicht zu nahe ans Ufer heranzubegeben, denn sie hatten nicht besonders Lust dem Mosasaurus erneut zu begegnen. Mehrmals fielen lange Schatten auf sie, und wenn sie die Köpfe hoben, sahen sie junge Pteranodons, die wohl gerade ihre ersten Flugstunden unternahmen. Weil sie damit viel zu beschäftigt waren, ließen sie die Menschen in Ruhe. Nach einer Weile packte Abby plötzlich Sarahs Arm. "Sieh mal, da hinten!", rief sie begeistert und deutete auf einen schwarzen Haufen im Schlick des Flussufers. Sie rannten darauf zu und erkannten Beckers kugelsichere Weste, die wohl von der Strömung angespült worden war. "Die Strömung fließt aus der Richtung des Anomalien-Berges, das heisst sie sind auch in diese Richtung gegangen!", sagte Sarah und Abby nickte. "Du hast Recht. Holen wir Lester her und gehen wir los." Sie stand auf und drehte sich um. Vor ihr erstreckte sich die weite, trockene Ebene. Ganz weit hinten sah sie die Triceratops-Herde grasen, und dazwischen war nichts als Erde, verdorrtes Gras und kleine Sträucher. Von Lester keine Spur. Auch Sarah stellte sich neben Abby und hielt Ausschau nach ihrem Boss. Der Mann war verschwunden. "Lester?", rief Abby und wartete gespannt. Sie erhielten keine Antwort. "Lester!", schrie jetzt Sarah, und ihr Gesicht wurde ängstlicher. "James, wo stecken Sie?", probierte Abby es noch einmal, doch von ihrem Boss fehlte jede Spur. "Oh nein!", schluchzte Sarah und schlug die Hände vor dem Mund zusammen. "Ihn wird doch nicht -!", begann Abby, doch plötzlich packte sie und Sarah etwas am Nacken. Die Frauen kreischten laut auf. Hinter ihnen prustete jemand los. Sie wirbelten herum, nur um Lester dabei zu entdecken, wie er sich halb schief lachte über ihre erschrockenen Gesichter. "Sind Sie IRRE???", plärrte Abby ihn an, und Sarah versetzte ihm einen wütenden Stoß gegen die Brust, der Lester, der sich sich ohnehin kaum noch auf den Beinen halten konnte vor Lachen,  unsanft auf dem Hosenboden landen ließ. Das hielt ihn nicht davon ab sich vor Schadenfreude auf den Boden zu kugeln. Sarah starrte ihren Boss immer noch sauer an, doch Abby musste kichern. Endlich hatte Lester sich wieder beruhigt. Er kämpfte scih schweratmend wieder auf die Beine. "Sie hätten sich wirklich sehen sollen!", meinte er, und konnte ein Glucksen immer noch nicht ganz verhindern. "Mein Gott, wir dachten Sie wären tot!", zischte Sarah, und stapfte dann wütend in das Dickicht davon. Abby sah Lester stirnrunzelnd an. "Sie sollten wirklich etwas gegen Ihren dunklen, dunklen Humor tun." Lester neigte den Kopf. "Sie haben wohl Recht, aber die Gelegenheit war einfach zu verlockend." Er sah sie kurz an und presste dann fest die Lippen auf einander.  Abby seufzte, als er durch die Nase schnaubte und wieder in einen Lachanfall ausbrach. "Ich geh' dann mal Sarah zurückholen.", teilte sie ihm mit und schlurfte los. Ein paar Schritte weiter hielt sie jedoch inne. "Connor wäre stolz auf Sie.", sagte sie mit einem kleinen Lächeln und verschwand dann zwischen den Bäumen.
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Sarah und Abby liefen beschwingten Schrittes auf den Fluss zu. Sie hatten beschlossen, solange am Fluss entlang zu gehen, bis sie das nächste Anzeichen von ihren Freunden gefunden hatten, und je nachdem, in welcher Richtung es lag, würden sie dann ihren Weg fortsetzen. Lester suchte in der entgegengesetzten Richtung, derjenigen, die sich von dem Anomalien-Berg entfernte. Die drei achteten darauf, sich nicht zu nahe ans Ufer heranzubegeben, denn sie hatten nicht besonders Lust dem Mosasaurus erneut zu begegnen. Mehrmals fielen lange Schatten auf sie, und wenn sie die Köpfe hoben, sahen sie junge Pteranodons, die wohl gerade ihre ersten Flugstunden unternahmen. Weil sie damit viel zu beschäftigt waren, ließen sie die Menschen in Ruhe. Nach einer Weile packte Abby plötzlich Sarahs Arm. "Sieh mal, da hinten!", rief sie begeistert und deutete auf einen schwarzen Haufen im Schlick des Flussufers. Sie rannten darauf zu und erkannten Beckers kugelsichere Weste, die wohl von der Strömung angespült worden war. "Die Strömung fließt aus der Richtung des Anomalien-Berges, das heisst sie sind auch in diese Richtung gegangen!", sagte Sarah und Abby nickte. "Du hast Recht. Holen wir Lester her und gehen wir los." Sie stand auf und drehte sich um. Vor ihr erstreckte sich die weite, trockene Ebene. Ganz weit hinten sah sie die Triceratops-Herde grasen, und dazwischen war nichts als Erde, verdorrtes Gras und kleine Sträucher. Von Lester keine Spur. Auch Sarah stellte sich neben Abby und hielt Ausschau nach ihrem Boss. Der Mann war verschwunden. "Lester?", rief Abby und wartete gespannt. Sie erhielten keine Antwort. "Lester!", schrie jetzt Sarah, und ihr Gesicht wurde ängstlicher. "James, wo stecken Sie?", probierte Abby es noch einmal, doch von ihrem Boss fehlte jede Spur. "Oh nein!", schluchzte Sarah und schlug die Hände vor dem Mund zusammen. "Ihn wird doch nicht -!", begann Abby, doch plötzlich packte sie und Sarah etwas am Nacken. Die Frauen kreischten laut auf. Hinter ihnen prustete jemand los. Sie wirbelten herum, nur um Lester dabei zu entdecken, wie er sich halb schief lachte über ihre erschrockenen Gesichter. "Sind Sie IRRE???", plärrte Abby ihn an, und Sarah versetzte ihm einen wütenden Stoß gegen die Brust, der Lester, der sich sich ohnehin kaum noch auf den Beinen halten konnte vor Lachen,  unsanft auf dem Hosenboden landen ließ. Das hielt ihn nicht davon ab sich vor Schadenfreude auf dem Boden zu kugeln. Sarah starrte ihren Boss immer noch sauer an, doch Abby musste kichern. Endlich hatte Lester sich wieder beruhigt. Er kämpfte scih schweratmend wieder auf die Beine. "Sie hätten sich wirklich sehen sollen!", meinte er, und konnte ein Glucksen immer noch nicht ganz verhindern. "Mein Gott, wir dachten Sie wären tot!", zischte Sarah, und stapfte dann wütend in das Dickicht davon. Abby sah Lester stirnrunzelnd an. "Sie sollten wirklich etwas gegen Ihren schwarzen, schwarzen Humor tun." Lester neigte den Kopf. "Sie haben wohl Recht, aber die Gelegenheit war einfach zu verlockend." Er sah sie kurz an und presste dann fest die Lippen auf einander.  Abby seufzte, als er durch die Nase schnaubte und wieder in einen Lachanfall ausbrach. "Ich geh' dann mal Sarah zurückholen.", teilte sie ihm mit und schlurfte los. Ein paar Schritte weiter hielt sie jedoch inne. "Connor wäre stolz auf Sie.", sagte sie mit einem kleinen Lächeln und verschwand dann zwischen den Bäumen.
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Sarah schmollte ihn an, als sie sich mal wieder auf den Weg gemacht hatten. Lester war es jedoch herzlich egal, er hatte seinen Spaß gehabt und seine Schadenfreude genossen. Abby hatte zuerst versucht, den Vermittler zwischen ihnen zu spielen, es aber dann aufgegeben, als Sarah ihr einen beleidigten Blick zugeworfen hatte. Also nutzte Abby den seltenen Moment der Geschwätzigkeit, den Lester gerade hatte, und fragte ihn eine Menge über sein Privatleben. Lester nahm es ihr nicht einmal übel; Abby war einfach eine Frau die sich viele Gedanken über ihre Freunde und Kollegen machte. Sie ließen sich also ein kleines Stückchen zurückfallen, und Lester erzählte Abby über seine Familie und Jugend. Abby klärte ihn als Ausgleich über ihre Vergangenheit auf, darüber, wie sie ihre Eltern verloren hatten und wie sie sich seit Jahren um ihren Bruder Jack kümmerte. Lester musste sogar zugeben, dass ihn die Geschichten der jungen Tierpflegerin ehrlich interessierten. "Wird Zeit nach Hause zu kommen,", dachte Lester, als er so auf den Boden starrte beim Gehen, "mit dieser Gesellschaft fange ich wirklich langsam an zu verweichlichen." Er hatte Abby schon mehr gesagt als er ursprünglich eigentlich gewollt hatte, doch er spürte dass das Wissen bei Abby in Sicherheit war. Er drehte den Kopf in ihre Richtung, um sie trotzdem um Diskretion zu bitten, als sie an ihm vorbeistürmte und sich bei Sarah unterhakte. "Sarah, weißt du was mir unser lieber James hier gerade so erzählt hat??? Also, seine Frau heißt Mary, und er hat zwei Töchter und 'nen Sohn, und die Töchter sind sogar Zwillinge! Oh, und über seine Schulzeit gibt's auch einiges zu berichten!", plapperte Abby drauf los. Lester hielt inne und starrte Abby fasssungslos an. "Na, so kann man sich irren!", brummte er ärgerlich und schob die Hände in die Hosentaschen. Die Frauen drehten sich zu ihm um. "Haben Sie was gesagt?", wollte Abby wissen und sah ihn treuherzig an. "Gott, sie weiß noch nicht mal dass sie mich verärgert hat!", stellte Lester fest und verdrehte die Augen. "Nein, hab ich nicht.", seufzte er und machte sich daran, zu ihnen aufzuschließen, als er plötzlich einen dunklen Punkt über Sarahs Schulter ausmachte. Der Punkt schien ziemlich schnell näher zu kommen, und außerdem zu wachsen. Er blieb wie angewurzelt stehen, kniff die Augen zusammen und spähte in die Ferne. Obwohl die Sonne ihn blendete, glaubte er ein echsenartiges Wesen mit langem Schwanz und kräftigen Beinen auszumachen. "Was ist, kommen Sie?", schnauzte Sarah und verschränkte die Arme vor der Brust. Lester nahm langsam die Hände aus den Hosentaschen und ballte sie zu Fäusten, als er erkannte, was sich da näherte. "Oh nein!", stöhnte er und und suchte mit den Augen nach dem Dickicht, in das sie nicht zurückgekehrt waren um eventuelle Spuren nicht zu übersehen. Nun würden sie niemals noch rechtzeitig dorthin kommen. "Was ist denn los?", wiederholte Abby Sarahs Frage, und diese schnitt eine Grimasse. "Lass doch, Abby, der veralbert uns eh nur wieder!" Lester jedoch war plötzlich sehr darauf bedacht, keine hastigen Bewegungen zu machen, und hob langsam einen ausgestreckten Finger, mit dem er auf etwas hinter den Frauen deutete. "Raptor.", sagte er mit leiser, ausdrocksloser Stimme. Und die Frauen wussten, dass er sich diesmal keinen Spaß mit ihnen erlaubte.
 
Sarah schmollte ihn an, als sie sich mal wieder auf den Weg gemacht hatten. Lester war es jedoch herzlich egal, er hatte seinen Spaß gehabt und seine Schadenfreude genossen. Abby hatte zuerst versucht, den Vermittler zwischen ihnen zu spielen, es aber dann aufgegeben, als Sarah ihr einen beleidigten Blick zugeworfen hatte. Also nutzte Abby den seltenen Moment der Geschwätzigkeit, den Lester gerade hatte, und fragte ihn eine Menge über sein Privatleben. Lester nahm es ihr nicht einmal übel; Abby war einfach eine Frau die sich viele Gedanken über ihre Freunde und Kollegen machte. Sie ließen sich also ein kleines Stückchen zurückfallen, und Lester erzählte Abby über seine Familie und Jugend. Abby klärte ihn als Ausgleich über ihre Vergangenheit auf, darüber, wie sie ihre Eltern verloren hatten und wie sie sich seit Jahren um ihren Bruder Jack kümmerte. Lester musste sogar zugeben, dass ihn die Geschichten der jungen Tierpflegerin ehrlich interessierten. "Wird Zeit nach Hause zu kommen,", dachte Lester, als er so auf den Boden starrte beim Gehen, "mit dieser Gesellschaft fange ich wirklich langsam an zu verweichlichen." Er hatte Abby schon mehr gesagt als er ursprünglich eigentlich gewollt hatte, doch er spürte dass das Wissen bei Abby in Sicherheit war. Er drehte den Kopf in ihre Richtung, um sie trotzdem um Diskretion zu bitten, als sie an ihm vorbeistürmte und sich bei Sarah unterhakte. "Sarah, weißt du was mir unser lieber James hier gerade so erzählt hat??? Also, seine Frau heißt Mary, und er hat zwei Töchter und 'nen Sohn, und die Töchter sind sogar Zwillinge! Oh, und über seine Schulzeit gibt's auch einiges zu berichten!", plapperte Abby drauf los. Lester hielt inne und starrte Abby fasssungslos an. "Na, so kann man sich irren!", brummte er ärgerlich und schob die Hände in die Hosentaschen. Die Frauen drehten sich zu ihm um. "Haben Sie was gesagt?", wollte Abby wissen und sah ihn treuherzig an. "Gott, sie weiß noch nicht mal dass sie mich verärgert hat!", stellte Lester fest und verdrehte die Augen. "Nein, hab ich nicht.", seufzte er und machte sich daran, zu ihnen aufzuschließen, als er plötzlich einen dunklen Punkt über Sarahs Schulter ausmachte. Der Punkt schien ziemlich schnell näher zu kommen, und außerdem zu wachsen. Er blieb wie angewurzelt stehen, kniff die Augen zusammen und spähte in die Ferne. Obwohl die Sonne ihn blendete, glaubte er ein echsenartiges Wesen mit langem Schwanz und kräftigen Beinen auszumachen. "Was ist, kommen Sie?", schnauzte Sarah und verschränkte die Arme vor der Brust. Lester nahm langsam die Hände aus den Hosentaschen und ballte sie zu Fäusten, als er erkannte, was sich da näherte. "Oh nein!", stöhnte er und und suchte mit den Augen nach dem Dickicht, in das sie nicht zurückgekehrt waren um eventuelle Spuren nicht zu übersehen. Nun würden sie niemals noch rechtzeitig dorthin kommen. "Was ist denn los?", wiederholte Abby Sarahs Frage, und diese schnitt eine Grimasse. "Lass doch, Abby, der veralbert uns eh nur wieder!" Lester jedoch war plötzlich sehr darauf bedacht, keine hastigen Bewegungen zu machen, und hob langsam einen ausgestreckten Finger, mit dem er auf etwas hinter den Frauen deutete. "Raptor.", sagte er mit leiser, ausdrocksloser Stimme. Und die Frauen wussten, dass er sich diesmal keinen Spaß mit ihnen erlaubte.
  
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Lester nahm den Wasserbehälter fest in die Hand. Er holte damit aus und verkrampfte sich dann, als er das gefährliche Wesen auf seine Mitarbeiterinnen zustürmen sah. Sie wagten nicht, sich umzudrehen. Ihm war plötzlich schrecklich bewusst, dass ihr Leben von ihm abhing. Abbys Augen sahen ihn hilfesuchend an. Sarah hatte die Augen zugepresst und murmelte stille Gebete. Sie konnten die schweren Schritte des Raptors hinter sich hören, wie er knurrte,  wie er mit den Zähnen knirschte. "Auf mein Zeichen!", murmelte Lester, und packte den Wasserbehälter so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Was genau hatte er da eigentlich vor? Er halbe Portion gegen einen ausgewachsenen Raptor? Das konnte nur böse enden. Der Raptor war mittlerweile so nahe, dass er seine dämonischen, gelben Augen sehen konnte. Lester holte tief Luft. "Jetzt!", schrie er, als der Raptor sich zum Sprung abstieß. Die Frauen hechteten zur Seite, und der verwirrte Raptor stolperte auf Lester zu. Der Beamte donnerte ihm den Wasserbehälter gegen den Kopf. Das Holz zersprang, Splitter bohrten sich in seine rechte Hand und die Schläfe des Raptors. Die Kreatur jaulte auf, rannte in Lester und riss den Mann mit sich zu Boden. Der Aufprall war so hart, dass Lester die Luft wegblieb. Als der Raptor nach ihm schnappte, war er trotzdem geistesgegenwärtig genug sich wegzurollen.  Die Frauen waren zur Stelle und zogen ihn nach oben. Abby trat kräftig gegen den Kopf des Dinosauriers, der noch benommen am Boden lag. "Lauft!", schrie Sarah, und schob Lester vor sich her. Abby sah, dass der Raptor sich auf die Beine kämpfte, und fluchte. "Zum Dickicht!", befahl sie, doch die anderen Beiden hatten ohnehin schon diesen Weg eingeschlagen. Sie steuerten auf einen hohen Baum zu, auf dem sie in Sicherheit wären. Der Raptor kam hinter ihnen her. Abby holte Sarah und Lester ein, und zu dritt versuchten sie zu entkommen. Sarah ereichte den Baum als erste, und kletterte ein wenig umständlich darauf. Lester drehte sich im Laufen um. Der Raptor verfolgte sie, aber war noch weit entfernt. Sie würden es schaffen. Abby sprang vor ihm auf einen Ast, packte Sarahs Hand und wurde von ihr hochgehievt. Lester sprang ebenfalls vom Boden ab, griff nach dem Ast auf dem Abby jetzt hockte, und zog sich selbst mühelos mit einem Ruck nach oben. Er schwang die Beine über den Ast und schaute schweratmend über die Schulter. Der Raptor würde sie nicht erreichen. Er bemerkte Abby, die ihn beeindruckt anstarrte. Ihr Chef war fitter, als sie jemals erwartet hätte. "Squash an den Wochenenden.", sagte er mit einem breiten Grinsen. Sie lächelte.  
 
Lester nahm den Wasserbehälter fest in die Hand. Er holte damit aus und verkrampfte sich dann, als er das gefährliche Wesen auf seine Mitarbeiterinnen zustürmen sah. Sie wagten nicht, sich umzudrehen. Ihm war plötzlich schrecklich bewusst, dass ihr Leben von ihm abhing. Abbys Augen sahen ihn hilfesuchend an. Sarah hatte die Augen zugepresst und murmelte stille Gebete. Sie konnten die schweren Schritte des Raptors hinter sich hören, wie er knurrte,  wie er mit den Zähnen knirschte. "Auf mein Zeichen!", murmelte Lester, und packte den Wasserbehälter so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Was genau hatte er da eigentlich vor? Er halbe Portion gegen einen ausgewachsenen Raptor? Das konnte nur böse enden. Der Raptor war mittlerweile so nahe, dass er seine dämonischen, gelben Augen sehen konnte. Lester holte tief Luft. "Jetzt!", schrie er, als der Raptor sich zum Sprung abstieß. Die Frauen hechteten zur Seite, und der verwirrte Raptor stolperte auf Lester zu. Der Beamte donnerte ihm den Wasserbehälter gegen den Kopf. Das Holz zersprang, Splitter bohrten sich in seine rechte Hand und die Schläfe des Raptors. Die Kreatur jaulte auf, rannte in Lester und riss den Mann mit sich zu Boden. Der Aufprall war so hart, dass Lester die Luft wegblieb. Als der Raptor nach ihm schnappte, war er trotzdem geistesgegenwärtig genug sich wegzurollen.  Die Frauen waren zur Stelle und zogen ihn nach oben. Abby trat kräftig gegen den Kopf des Dinosauriers, der noch benommen am Boden lag. "Lauft!", schrie Sarah, und schob Lester vor sich her. Abby sah, dass der Raptor sich auf die Beine kämpfte, und fluchte. "Zum Dickicht!", befahl sie, doch die anderen Beiden hatten ohnehin schon diesen Weg eingeschlagen. Sie steuerten auf einen hohen Baum zu, auf dem sie in Sicherheit wären. Der Raptor kam hinter ihnen her. Abby holte Sarah und Lester ein, und zu dritt versuchten sie zu entkommen. Sarah ereichte den Baum als erste, und kletterte ein wenig umständlich darauf. Lester drehte sich im Laufen um. Der Raptor verfolgte sie, aber war noch weit entfernt. Sie würden es schaffen. Abby sprang vor ihm auf einen Ast, packte Sarahs Hand und wurde von ihr hochgehievt. Lester sprang ebenfalls vom Boden ab, griff nach dem Ast auf dem Abby jetzt hockte, und zog sich selbst mühelos mit einem Ruck nach oben. Er schwang die Beine über den Ast und schaute schweratmend über die Schulter. Der Raptor würde sie nicht erreichen. Er bemerkte Abby, die ihn beeindruckt anstarrte. Ihr Chef war fitter, als sie jemals erwartet hätte. "Squash an den Wochenenden.", sagte er mit einem breiten Grinsen. Sie lächelte.  
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Dann knackte es. Und der Ast, auf dem sie beide saßen, brach ab und landete genau vor den Füßen des Velociraptors.
 
Dann knackte es. Und der Ast, auf dem sie beide saßen, brach ab und landete genau vor den Füßen des Velociraptors.
  
Kapitel 7
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== Kapitel 7 ==
  
 
Abby hörte Sarah laut "Nein!" kreischen, und dann übertönten Lesters und ihr eigener Überraschungsschrei ihre Stimme. Sie spürte den Wind in ihren Ohren rauschen, als sie nach unten stürzte. Sie riss die Arme nach vorne, obwohl sie keine Ahnung hatte was der Boden und was die Blätter des Baumes waren. Sie sah nur verschiedene grüne Farbtöne, die ineinander verliefen, als sie fiel. Und dann donnerte sie mit dem Hinterkopf auf den Boden. In ihrem Kopf knackte es, Schmerz durchflutete ihren Körper, Tränen schossen in ihre Augen. Für einen Moment war sie handlungsunfähig; sie konnte nur nach Luft schnappen und gegen die drohende Besinnungslosigkeit ankämpfen. Leises Knurren ließ plötzlich das erschreckende Bild eines hungrigen Velociraptors vor ihrem geistigen Auge aufblitzen. Sie blinzelte heftig und drehte sich auf den Bauch, um sich hochzustemmen. Ihr pochender Schädel war wie eine unsichtbare Kraft, die sie unten hielt. "Abby!", raunte da Lester neben ihr, packte sie unter den Armen und zog sie hoch. Mit einem Schlag sah sich Abby dem Raptor gegenüber, der siegessicher seine Zähne bleckte. Die Beiden wichen an den Baum zurück, auf dem Sarah hockte, und pressten sich an den Stamm. Lester, der zuerst hinter Abby gewesen war, schob sich jetzt an ihr vorbei nach vorne und baute sich schützend zwischen ihr um dem Raubtier auf. Abby war zu benommen, um auf irgendeine Weise zu reagieren, und kauerte sich dankbar hinter ihm zusammen. Der Raptor setzte zum Sprung an, und Abby spürte mehr als dass sie es sah, wie Lester sich verkrampfte und den Kopf zur Seite drehte. Sie stieß ihren Chef instinktiv zur Seite und stolperte ihm hinterher. Der Raptor, erneut überrumpelt, krachte in den Baumstamm, und hätte dabei fast Sarah von ihrem Ast geworfen. Fuchsteufelswild wirbelte die Kreatur herum und stürzte jetzt fast blindlings auf sie zu. Ihm war es jetzt egal, wo er wen von ihnen mit seinen Klauen erwischte, er wollte nur noch ihre Körper zerfetzen. Er taumelte dabei so stark, dass er sie wohl einfach über den Haufen gerannt hätte. Lester kroch, so schnell er konnte, rückwärts aus der Reichweite des Raptors, doch Abby machte sich gar nicht mehr die Mühe abzuhauen. Stattdessen tastete sie mit ihren Händen nach einer nützlichen Waffe, bekam aber nur ein abgesplittertes Stück des abgebrochenen Astes zu fassen. "Abby!", schrie Lester, und es reichte, um die Aufmerksamkeit des Raptors kurz auf ihn zu lenken. Als er den Kopf wandte, hatte Abby freie Sicht auf den langen, ungeschützten Hals des Dinosauriers. Und dann holte sie aus und rammte ihm das Holzstück in die Kehle. Sie hörte ihn in einer Mischung aus Quieken und Brüllen aufschreien, dann strauchelte er, landete vielleicht zehn Zentimeter vor ihr auf dem Boden, und blieb reglos liegen. Abby sah über ihre Schulter. Lester hockte auf dem Boden, mit den Händen hinter dem Rücken abgestützt, und hatte eine Mischung aus Bewunderung, Unglauben und Reste von Panik im Gesicht. Dann starrte sie auf den Raptor, den sie gerade getötet hatte. Sie spürte, wie ihre Augen immer schwerer wurden. Sie kippte nach hinten, wurde aber noch aufgefangen, bevor ihr Kopf erneut auf den Boden prallen konnte, und versank in tiefer Finsternis.
 
Abby hörte Sarah laut "Nein!" kreischen, und dann übertönten Lesters und ihr eigener Überraschungsschrei ihre Stimme. Sie spürte den Wind in ihren Ohren rauschen, als sie nach unten stürzte. Sie riss die Arme nach vorne, obwohl sie keine Ahnung hatte was der Boden und was die Blätter des Baumes waren. Sie sah nur verschiedene grüne Farbtöne, die ineinander verliefen, als sie fiel. Und dann donnerte sie mit dem Hinterkopf auf den Boden. In ihrem Kopf knackte es, Schmerz durchflutete ihren Körper, Tränen schossen in ihre Augen. Für einen Moment war sie handlungsunfähig; sie konnte nur nach Luft schnappen und gegen die drohende Besinnungslosigkeit ankämpfen. Leises Knurren ließ plötzlich das erschreckende Bild eines hungrigen Velociraptors vor ihrem geistigen Auge aufblitzen. Sie blinzelte heftig und drehte sich auf den Bauch, um sich hochzustemmen. Ihr pochender Schädel war wie eine unsichtbare Kraft, die sie unten hielt. "Abby!", raunte da Lester neben ihr, packte sie unter den Armen und zog sie hoch. Mit einem Schlag sah sich Abby dem Raptor gegenüber, der siegessicher seine Zähne bleckte. Die Beiden wichen an den Baum zurück, auf dem Sarah hockte, und pressten sich an den Stamm. Lester, der zuerst hinter Abby gewesen war, schob sich jetzt an ihr vorbei nach vorne und baute sich schützend zwischen ihr um dem Raubtier auf. Abby war zu benommen, um auf irgendeine Weise zu reagieren, und kauerte sich dankbar hinter ihm zusammen. Der Raptor setzte zum Sprung an, und Abby spürte mehr als dass sie es sah, wie Lester sich verkrampfte und den Kopf zur Seite drehte. Sie stieß ihren Chef instinktiv zur Seite und stolperte ihm hinterher. Der Raptor, erneut überrumpelt, krachte in den Baumstamm, und hätte dabei fast Sarah von ihrem Ast geworfen. Fuchsteufelswild wirbelte die Kreatur herum und stürzte jetzt fast blindlings auf sie zu. Ihm war es jetzt egal, wo er wen von ihnen mit seinen Klauen erwischte, er wollte nur noch ihre Körper zerfetzen. Er taumelte dabei so stark, dass er sie wohl einfach über den Haufen gerannt hätte. Lester kroch, so schnell er konnte, rückwärts aus der Reichweite des Raptors, doch Abby machte sich gar nicht mehr die Mühe abzuhauen. Stattdessen tastete sie mit ihren Händen nach einer nützlichen Waffe, bekam aber nur ein abgesplittertes Stück des abgebrochenen Astes zu fassen. "Abby!", schrie Lester, und es reichte, um die Aufmerksamkeit des Raptors kurz auf ihn zu lenken. Als er den Kopf wandte, hatte Abby freie Sicht auf den langen, ungeschützten Hals des Dinosauriers. Und dann holte sie aus und rammte ihm das Holzstück in die Kehle. Sie hörte ihn in einer Mischung aus Quieken und Brüllen aufschreien, dann strauchelte er, landete vielleicht zehn Zentimeter vor ihr auf dem Boden, und blieb reglos liegen. Abby sah über ihre Schulter. Lester hockte auf dem Boden, mit den Händen hinter dem Rücken abgestützt, und hatte eine Mischung aus Bewunderung, Unglauben und Reste von Panik im Gesicht. Dann starrte sie auf den Raptor, den sie gerade getötet hatte. Sie spürte, wie ihre Augen immer schwerer wurden. Sie kippte nach hinten, wurde aber noch aufgefangen, bevor ihr Kopf erneut auf den Boden prallen konnte, und versank in tiefer Finsternis.
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Das nächste Mal wurde sie von verschiedenen Dingen geweckt. Zum einen das plötzliche Einsetzten eines tosenden Sturms, zum anderen der Geruch nach Fisch und Knolloffeln. Sie stellte fest, dass ihr Kopf auf Sarahs Schoß ruhte, und Lesters Hemd wie eine Decke über sie gebreitet worden war. Sie befanden sich wohl in einer Höhle, denn die Wände um sie herum waren roh und aus Stein, und außer dem flackernden Schein eines Lagerfeuers drang kein Licht zu ihnen. Sie filterte die verschiedenen Geräusche heraus, die sie hörte. Das Rauschen der Blätter, das Plätschern des Regens, das Pfeiffen des Windes, das Prasseln des Feuers und die Unterhaltung von Lester und Sarah. Abby konzentrierte sich, um ihre Worte zu verstehen. Lester sagte gerade: "Der Sturm wird stärker. Ich denke, wir sollten die Nacht über hier bleiben, und wegen den Raptoren Wachen verteilen. Ich fange an, ich denke ich bin am ausgeruhtesten. Und wenn ich es nicht mehr aushalte, wecke ich Sie." "Gute Idee.", stimmte Sarah zu. Moment mal! Sturm? Raptoren? Da war doch was gewesen. Und seit wann waren sich Lester und Sarah einig? Wie lange sie wohl bewusstlos gewesen war? "Was meinen Sie, wie steht es um Abby?", wollte Sarah wissen, und klang dabei sehr besorgt. Abby spürte, wie kurz darauf eine Hand auf ihre Stirn gelegt wurde. Sie fühlte sich extrem kühl an. "Schwer zu sagen, sie hat zwar Fieber, aber ich denke nicht, dass es etwas Ernstes ist. Sie sollte sich einfach nur ausruhen, im schlimmsten Fall ist es eine Gehirnerschütterung.", meinte Lester und zog die Hand zurück. "Und woher wissen Sie das?", fragte Sarah, und Abby konnte förmlich sehen, wie Lester sein vielsagendes Gesicht machte. "Naja, bei drei Kindern erlebt man schon so einiges. Glauben Sie mir, eine Woche mit ihnen und Sie wandeln nahe an einem Nervenzusammenbruch." "Oh ja, glaub' ich Ihnen sofort, man kennt ja ihren Vater!", neckte Sarah ihn, und Lester ließ ein trockenes "Haha." hören. Auch Abby musste schmunzeln. Sie wollte eigentlich die Augen öffnen, fühlte sich aber noch zu erschöpft dazu. Außerdem fand sie es auf Sarahs Schoß extrem gemütlich, und Lester hatte ja gesagt sie solle sich ausruhen. Sie hörte ihnen also weiter beim Essen und plaudern zu. "Wie geht es dem Bein?", erkundigte sich Sarah nach einer Weile mit vollem Mund. "Also wenn mich das Bein nicht umbringt, dann mein Rücken. Aber das wär ja auch kein Wunder, wo ich doch ständig die feinen Damen durch die Gegend schleppe.", sagte Lester sarkastisch. "Pah, als starkem Mann dürfte Ihnen das doch nichts ausmachen, James!", belehrte Sarah, und Lester schnaubte. "Möchte ja nicht wissen was ihr so auf die Wage bringt." "Hey!", brauste Sarah auf, und Lester lachte hinterhältig. "Soll das heissen wir sind fett?", nuschelte da Abby benommen. Das hatte sie nun doch nicht auf sich sitzen lassen können! "Abby!", riefen die Anderen erleichtert, und Abby legte den Kopf in den Nacken, um ihre Gefährten sehen zu können. Deren Gesichter waren zwar zerschrammt und ein wenig schmutzig, aber ansonsten wirkten sie putzmunter. "Schön euch zu sehen!", grinste die Tierpflegerin und setzte sich vorsichtig auf. Ihr Schädel fühlte sich an, als würde er zerspringen. "Haben wir vielleicht was zu trinken da?", meinte sie, und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. "Nein, tut mir Leid, ich habe den Wasserbehälter am Fluss verloren, als ich den Raptor damit verhauen hab.", sagte Lester bedauernd, und Sarah stand auf. "Ich hol' dir schnell was." Sie schlüpfte ins Freie. "Was ist denn eigentlich passiert?", wollte Abby wissen und lehnte sich neben ihrem Chef an die Höhlenwand. Dieser grinste. "Nun, nachdem Sie den Raptor erdolcht haben, haben Sie das Bewusstsein verloren. Sarah hatte von ihrem Baum aus zwei weitere Raptoren erspäht, deswegen hab ich Sie geschultert und wir haben Reißaus genommen. Als dann dieser Sturm angefangen hat, haben wir uns in diese Höhle zurückgezogen, und nun tobt da draußen sowas wie ein gewaltiger Taifun." Sarah kam zurück, ein riesiges Blatt in den Händen, dass sie wie einen Trichter geformt hatte, und in dem sich Regenwasser befand. Abby nahm ihn dankbar und trank ihn in wenigen Zügen leer. Dann aß sie ein paar BIssen, zog sich Lesters Hemd enger um die Schultern, weil sie fröstelte, und versuchte zu schlafen. Auch Sarah rollte sich ziemlich schnell am Feuer ein, und Lester hockte sich in den Schneidersitz und behielt den Höhleneingang im Auge. Abby war nun zu wach, um wieder einzuschlafen, und hing eine Weile lang ihren Gedanken - die hauptsächlich um Connor kreisten - nach. Als Lester näher ans Feuer rückte, wurde sie aus ihnen aufgeschreckt. Sie hob den Kopf. "Wenn Sie Ihr Hemd wiederhaben wollen, müssen Sie es nur sagen, James!" Lester zuckte beim Klang ihrer Stimme erschrocken zusammen. "Tut mir Leid!", lachte Abby und robbte neben ihn. "Kein Ding!", keuchte ihr Chef atemlos und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Er sah ihren wartenden Blick. "Schon gut, hab ja noch das T-Shirt an." Zum Beweis zupfte er am schwarzen Stoff des Shirts. Seine sonst so wachsamen, schlauen Augen waren stumpf vor Müdigkeit. "Ich kann weiter Wache halten, wenn Sie wollen.", bot Abby an, doch Lester schüttelte ernergisch den Kopf. "Sie sollten schlafen." Abby hob die Schultern. "Versuch ich ja, aber sowas kann man nicht erzwingen, wissen Sie." Lester sah sie kurz nachdenklich an, dann unterdrückte er ein Gähnen. Er lehnte sich mit dem Hinterkopf an die Felswand und starrte an die Decke.  
 
Das nächste Mal wurde sie von verschiedenen Dingen geweckt. Zum einen das plötzliche Einsetzten eines tosenden Sturms, zum anderen der Geruch nach Fisch und Knolloffeln. Sie stellte fest, dass ihr Kopf auf Sarahs Schoß ruhte, und Lesters Hemd wie eine Decke über sie gebreitet worden war. Sie befanden sich wohl in einer Höhle, denn die Wände um sie herum waren roh und aus Stein, und außer dem flackernden Schein eines Lagerfeuers drang kein Licht zu ihnen. Sie filterte die verschiedenen Geräusche heraus, die sie hörte. Das Rauschen der Blätter, das Plätschern des Regens, das Pfeiffen des Windes, das Prasseln des Feuers und die Unterhaltung von Lester und Sarah. Abby konzentrierte sich, um ihre Worte zu verstehen. Lester sagte gerade: "Der Sturm wird stärker. Ich denke, wir sollten die Nacht über hier bleiben, und wegen den Raptoren Wachen verteilen. Ich fange an, ich denke ich bin am ausgeruhtesten. Und wenn ich es nicht mehr aushalte, wecke ich Sie." "Gute Idee.", stimmte Sarah zu. Moment mal! Sturm? Raptoren? Da war doch was gewesen. Und seit wann waren sich Lester und Sarah einig? Wie lange sie wohl bewusstlos gewesen war? "Was meinen Sie, wie steht es um Abby?", wollte Sarah wissen, und klang dabei sehr besorgt. Abby spürte, wie kurz darauf eine Hand auf ihre Stirn gelegt wurde. Sie fühlte sich extrem kühl an. "Schwer zu sagen, sie hat zwar Fieber, aber ich denke nicht, dass es etwas Ernstes ist. Sie sollte sich einfach nur ausruhen, im schlimmsten Fall ist es eine Gehirnerschütterung.", meinte Lester und zog die Hand zurück. "Und woher wissen Sie das?", fragte Sarah, und Abby konnte förmlich sehen, wie Lester sein vielsagendes Gesicht machte. "Naja, bei drei Kindern erlebt man schon so einiges. Glauben Sie mir, eine Woche mit ihnen und Sie wandeln nahe an einem Nervenzusammenbruch." "Oh ja, glaub' ich Ihnen sofort, man kennt ja ihren Vater!", neckte Sarah ihn, und Lester ließ ein trockenes "Haha." hören. Auch Abby musste schmunzeln. Sie wollte eigentlich die Augen öffnen, fühlte sich aber noch zu erschöpft dazu. Außerdem fand sie es auf Sarahs Schoß extrem gemütlich, und Lester hatte ja gesagt sie solle sich ausruhen. Sie hörte ihnen also weiter beim Essen und plaudern zu. "Wie geht es dem Bein?", erkundigte sich Sarah nach einer Weile mit vollem Mund. "Also wenn mich das Bein nicht umbringt, dann mein Rücken. Aber das wär ja auch kein Wunder, wo ich doch ständig die feinen Damen durch die Gegend schleppe.", sagte Lester sarkastisch. "Pah, als starkem Mann dürfte Ihnen das doch nichts ausmachen, James!", belehrte Sarah, und Lester schnaubte. "Möchte ja nicht wissen was ihr so auf die Wage bringt." "Hey!", brauste Sarah auf, und Lester lachte hinterhältig. "Soll das heissen wir sind fett?", nuschelte da Abby benommen. Das hatte sie nun doch nicht auf sich sitzen lassen können! "Abby!", riefen die Anderen erleichtert, und Abby legte den Kopf in den Nacken, um ihre Gefährten sehen zu können. Deren Gesichter waren zwar zerschrammt und ein wenig schmutzig, aber ansonsten wirkten sie putzmunter. "Schön euch zu sehen!", grinste die Tierpflegerin und setzte sich vorsichtig auf. Ihr Schädel fühlte sich an, als würde er zerspringen. "Haben wir vielleicht was zu trinken da?", meinte sie, und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. "Nein, tut mir Leid, ich habe den Wasserbehälter am Fluss verloren, als ich den Raptor damit verhauen hab.", sagte Lester bedauernd, und Sarah stand auf. "Ich hol' dir schnell was." Sie schlüpfte ins Freie. "Was ist denn eigentlich passiert?", wollte Abby wissen und lehnte sich neben ihrem Chef an die Höhlenwand. Dieser grinste. "Nun, nachdem Sie den Raptor erdolcht haben, haben Sie das Bewusstsein verloren. Sarah hatte von ihrem Baum aus zwei weitere Raptoren erspäht, deswegen hab ich Sie geschultert und wir haben Reißaus genommen. Als dann dieser Sturm angefangen hat, haben wir uns in diese Höhle zurückgezogen, und nun tobt da draußen sowas wie ein gewaltiger Taifun." Sarah kam zurück, ein riesiges Blatt in den Händen, dass sie wie einen Trichter geformt hatte, und in dem sich Regenwasser befand. Abby nahm ihn dankbar und trank ihn in wenigen Zügen leer. Dann aß sie ein paar BIssen, zog sich Lesters Hemd enger um die Schultern, weil sie fröstelte, und versuchte zu schlafen. Auch Sarah rollte sich ziemlich schnell am Feuer ein, und Lester hockte sich in den Schneidersitz und behielt den Höhleneingang im Auge. Abby war nun zu wach, um wieder einzuschlafen, und hing eine Weile lang ihren Gedanken - die hauptsächlich um Connor kreisten - nach. Als Lester näher ans Feuer rückte, wurde sie aus ihnen aufgeschreckt. Sie hob den Kopf. "Wenn Sie Ihr Hemd wiederhaben wollen, müssen Sie es nur sagen, James!" Lester zuckte beim Klang ihrer Stimme erschrocken zusammen. "Tut mir Leid!", lachte Abby und robbte neben ihn. "Kein Ding!", keuchte ihr Chef atemlos und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Er sah ihren wartenden Blick. "Schon gut, hab ja noch das T-Shirt an." Zum Beweis zupfte er am schwarzen Stoff des Shirts. Seine sonst so wachsamen, schlauen Augen waren stumpf vor Müdigkeit. "Ich kann weiter Wache halten, wenn Sie wollen.", bot Abby an, doch Lester schüttelte ernergisch den Kopf. "Sie sollten schlafen." Abby hob die Schultern. "Versuch ich ja, aber sowas kann man nicht erzwingen, wissen Sie." Lester sah sie kurz nachdenklich an, dann unterdrückte er ein Gähnen. Er lehnte sich mit dem Hinterkopf an die Felswand und starrte an die Decke.  
  
"Ich frag mich ständig, wie wir wohl hierher gekommen sind.", murmelte er müde.  Abby nickte. "Ja, ich auch. Ich habe da auch so eine Idee...", begann sie, doch Lester unterbrach sie, indem er ihr hastig die Hand auf den Arm legte. "Shhh!", machte er und starrte angestrengt lauschend in die Dunkelheit. "Was-?", fing Abby an, doch er brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. Da hörte auch Abby es: Abgehackte, kläffende Laute, die sie nur bei einem einzigen Tier bisher vernommen hatte - einem wütenden Velociraptor in einem Einkaufszentrum. "Oh, Gott!", stöhnte sie auf, und Lester sprang auf die Beine, huschte zu Sarah hinüber und zog sie ohne Vorwarnung auf die Beine. "Wawawawas?", stotterte diese, noch im Halbschlaf. "Die Raptoren! Wir müssen sofort hier weg!", zischte Lester und schob die verwirrte Ägyptologin vor sich her aus der Höhle. Abby folgte ihnen, und fand sich gleich darauf in der rabenschwarzen Nacht wieder. Warmer Regen durchnässte sie binnen Sekunden, und Wind zerrte an ihren Kleidern. "Zum Fluss!", hörte sie Lester vor sich sagen, und sie stürmten los, verfolgt von dem Kläffen der Fleischfresser. Schon nach ein paar Metern war von ihren Gefährten nichts mehr zu sehen. "Verdammt, alle wieder zurück!", fluchte Lester, plötzlich rechts von ihr, und als sie den Rückwärtsgang einlegte, prallte sie fast gegen ihn. "Sarah, wir nehmen Abby in die Mitte, und egal was passiert, wir lassen uns nicht los, verstanden?" "Okay.", bestätigte Sarah, und Abby spürte, wie zwei Hände nach den ihren tasteten. Sie packte zu und schon rannten sie wieder los. Es war unmöglich zu sagen, woher die Raptorenlaute kamen, der tosende Wind verzerrte jegliche Geräusche. Sie stolperten durch die Dunkelheit, und hätten wohl nicht einmal bemerkt wenn ein Raptor direkt neben ihnen gestanden wäre. Der Fluss kam nur langsam näher. "Was genau tun wir am Fluss?", rief Sarah. "Was?", kam Lesters Stimme dumpf zurück. Abby gab die Frage für Sarah weiter, und Lesters Antwort war überhaupt nicht mehr zu verstehen. Darum schrie Abby: "Ihn überqueren!" "Und wie?", fragte Sarah, und nach einer Weile rief Abby: "Er weiß es noch nicht!" "Das ist doch total bescheuert!", schimpfte Sarah, und Abby brüllte zurück: "Er sagt, wenn du was Besseres weißt, bist du gerne dazu eingeladen voraus zu laufen." "DAS war doch jetzt nicht für IHN bestimmt!", plärrte Sarah entnervt. Dann schrie Lester plötzlich so laut, dass selbst Sarah ihn glasklar verstand. "LAUFT!" Einen Bruchteil später traf sie etwas frontal von der Seite, und riss sie auseinander. Sarah flog zur Seite und landete irgendwo in einem Matschgraben. "Was ist los?", schrie sie, und Brüllen war die Antwort. Die Raptoren hatten sie gefunden! "Abby! James!" Sie erhielt keine Antwort. Panik machte sich in ihr breit. Sie kämpfte sich auf die Beine und stürzte blindlings in Richtung Fluss davon. "Hallo?", rief sie ein weiteres Mal, und vor ihr tauchte etwas Großes, Längliches auf. Sie hielt den Atem an und machte sich so klein wie möglich. "Der Raptor rannte an ihr vorbei. "Sarah?" Abbys Stimme war nicht weit von ihr. "Ich bin hier!", antwortete Sarah, und tastete sich durch die Finsternis. Sie erwischte eine Hand und zog Abby erleichtert an sich. Nur dass Abby ihr viel flacher und größer vorkam als sonst. "Sarah, Haltung!", tadelte Lester sie, und Sara ließ ihn los. "Oh.", sagte sie verlegen und sah angestrengt in eine andere Richtung. "Abby ist hier auch irgendwo." "Abby?", rief Lester, und ein Kreischen durchschnitt die Luft. "ABBY!!!", riefen jetzt Beide, und dann donnerte erneut etwas in sie. Allerdings war es dieses Mal kein Raptor, sondern eine völlig aufgelöste Abby. "Leute, ein Raptor ist hier!" "Was Sie nicht sagen!" Lester packte ohne ein weiteres Wort wieder ihre Hand und rannte mit ihnen zum Flußufer. "Bei der Strömung schaffen wir das nie!", heulte Sarah und starrte in die reissende Strömung. "Wir mögen abgetrieben werden, aber im Vergleich zu den Biestern könne wir ans andere Ufer schwimmen!", rief Abby, die Lesters Plan plötzlich verstanden hatte. "Abby!", warnte da Lester, und diese wirbelte herum. Ein Raptor schnellte auf sie zu. Aby warf sich auf den Boden und entkam nur knapp seinen tödlichen Kiefern. "Ins Wasser!", befahl Lester sarah und rannte zu Abby hinüber. Sarah ignorierte den Befehl und tat es ihm gleich. Der Raptor griff ein weiteres mal an, und hätte Lester sie icht mit zu Boden geworfen, hätte er Sarah voll erwischt. Gleich darauf revanchierte sich Sarah bei Lester, indem sie ihn am T-Shirt packte und zurück zu Boden zog, als dieser sich wieder erheben wollte, und dabei um ein Haar dem Raptor in das ausgestreckte Bein gelaufen wäre. Sarah füllte eine Hand mit Schlamm und schleuderte sie dem Raptor ins Gesicht. Sie suchte mit den Augen nach Abby, doch bei der Dunkelheit konnte sie den Raptor kaum noch deutlich erkenen. Der Raptor konnte durch den Dreck in den Augen zunächst nichts sehen, und verlor im Sturm ihre Fährte. Die Beiden rannten zurück zum Flußufer und fanden dort Abby. Schon erschien der Dinosaurier wieder hinter ihnen. "Geht ihr vor, ich lenke ihn ab!", rief Lester, und trennte sich von ihenn. "James, nein!", schrien die Frauen und folgtem ihm. Der Raptor stürzte sich auf Lester, doch er duckte sich unter ihm weg, so dass die Echse über ihn drüber rauschte. Bei seinem Sturz erwischte der Raptor jedoch Lesters verletztes Bein mit der Schwanzspitze. Es knickte unter dem Beamten weg wie ein Streichholz und er flog in hohem Bogen in dem Schlamm. Jetzt war er dem Raptor hilflos ausgeliefert. Er näherte sich ihm knurrend. "Hey, hier!", lockte Abby den Raptor an, und Sarah wedelte mit den Armen. "Friss uns, wir sind viel jünger und zarter als der da!" Der Raptor fackelte nicht lange und stürmte auf sie zu. Der Sturm ließ ihn aussehen wie einen Dämonen. Er kam unglaublich schnell näher. "Weich aus!", schrie Abby, und die Frauen hechteten zur Seite. Der Raptor versuchte zu bremsen, doch auf dem nassen Boden rutschte er unkontrollierbar auf das Flussufer zu, wo er schließlich Kopf voraus in die Fluten stürzte und verschwand. Die Frauen lagen schweratmend am Boden. Lester humpelte zu ihnen herüber, wieder war die Wunde an seinem Bein aufgeplatzt, und frisches Blut schoss daraus hervor. "Alles in Ordnung?", wollten die Mädels wissen, und Lester nickte.  Sie hatten das Gefühl, dass der Sturm aufklarte, der Wind ließ nach und der Regen wurde leichter. Trotzdem war es immer noch so dunkel, dass nach wenigen Metern alles in Schatten verschwamm. "Den Nächsten übernehm' ja dann wohl mal ich!", bot Lester scherzhaft an, und trotz ihrer Angespanntheit grinsten die Drei.  
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"Ich frag mich ständig, wie wir wohl hierher gekommen sind.", murmelte er müde.  Abby nickte. "Ja, ich auch. Ich habe da auch so eine Idee...", begann sie, doch Lester unterbrach sie, indem er ihr hastig die Hand auf den Arm legte. "Shhh!", machte er und starrte angestrengt lauschend in die Dunkelheit. "Was-?", fing Abby an, doch er brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. Da hörte auch Abby es: Abgehackte, kläffende Laute, die sie nur bei einem einzigen Tier bisher vernommen hatte - einem wütenden Velociraptor in einem Einkaufszentrum. "Oh, Gott!", stöhnte sie auf, und Lester sprang auf die Beine, huschte zu Sarah hinüber und zog sie ohne Vorwarnung auf die Beine. "Wawawawas?", stotterte diese, noch im Halbschlaf. "Die Raptoren! Wir müssen sofort hier weg!", zischte Lester und schob die verwirrte Ägyptologin vor sich her aus der Höhle. Abby folgte ihnen, und fand sich gleich darauf in der rabenschwarzen Nacht wieder. Warmer Regen durchnässte sie binnen Sekunden, und Wind zerrte an ihren Kleidern. "Zum Fluss!", hörte sie Lester vor sich sagen, und sie stürmten los, verfolgt von dem Kläffen der Fleischfresser. Schon nach ein paar Metern war von ihren Gefährten nichts mehr zu sehen. "Verdammt, alle wieder zurück!", fluchte Lester, plötzlich rechts von ihr, und als sie den Rückwärtsgang einlegte, prallte sie fast gegen ihn. "Sarah, wir nehmen Abby in die Mitte, und egal was passiert, wir lassen uns nicht los, verstanden?" "Okay.", bestätigte Sarah, und Abby spürte, wie zwei Hände nach den ihren tasteten. Sie packte zu und schon rannten sie wieder los. Es war unmöglich zu sagen, woher die Raptorenlaute kamen, der tosende Wind verzerrte jegliche Geräusche. Sie stolperten durch die Dunkelheit, und hätten wohl nicht einmal bemerkt wenn ein Raptor direkt neben ihnen gestanden wäre. Der Fluss kam nur langsam näher. "Was genau tun wir am Fluss?", rief Sarah. "Was?", kam Lesters Stimme dumpf zurück. Abby gab die Frage für Sarah weiter, und Lesters Antwort war überhaupt nicht mehr zu verstehen. Darum schrie Abby: "Ihn überqueren!" "Und wie?", fragte Sarah, und nach einer Weile rief Abby: "Er weiß es noch nicht!" "Das ist doch total bescheuert!", schimpfte Sarah, und Abby brüllte zurück: "Er sagt, wenn du was Besseres weißt, bist du gerne dazu eingeladen voraus zu laufen." "DAS war doch jetzt nicht für IHN bestimmt!", plärrte Sarah entnervt. Dann schrie Lester plötzlich so laut, dass selbst Sarah ihn glasklar verstand. "LAUFT!" Einen Bruchteil später traf sie etwas frontal von der Seite, und riss sie auseinander. Sarah flog zur Seite und landete irgendwo in einem Matschgraben. "Was ist los?", schrie sie, und Brüllen war die Antwort. Die Raptoren hatten sie gefunden! "Abby! James!" Sie erhielt keine Antwort. Panik machte sich in ihr breit. Sie kämpfte sich auf die Beine und stürzte blindlings in Richtung Fluss davon. "Hallo?", rief sie ein weiteres Mal, und vor ihr tauchte etwas Großes, Längliches auf. Sie hielt den Atem an und machte sich so klein wie möglich. "Der Raptor rannte an ihr vorbei. "Sarah?" Abbys Stimme war nicht weit von ihr. "Ich bin hier!", antwortete Sarah, und tastete sich durch die Finsternis. Sie erwischte eine Hand und zog Abby erleichtert an sich. Nur dass Abby ihr viel flacher und größer vorkam als sonst. "Sarah, Haltung!", tadelte Lester sie, und Sara ließ ihn los. "Oh.", sagte sie verlegen und sah angestrengt in eine andere Richtung. "Abby ist hier auch irgendwo." "Abby?", rief Lester, und ein Kreischen durchschnitt die Luft. "ABBY!!!", riefen jetzt Beide, und dann donnerte erneut etwas in sie. Allerdings war es dieses Mal kein Raptor, sondern eine völlig aufgelöste Abby. "Leute, ein Raptor ist hier!" "Was Sie nicht sagen!" Lester packte ohne ein weiteres Wort wieder ihre Hand und rannte mit ihnen zum Flußufer. "Bei der Strömung schaffen wir das nie!", heulte Sarah und starrte in die reissende Strömung. "Wir mögen abgetrieben werden, aber im Vergleich zu den Biestern könne wir ans andere Ufer schwimmen!", rief Abby, die Lesters Plan plötzlich verstanden hatte. "Abby!", warnte da Lester, und diese wirbelte herum. Ein Raptor schnellte auf sie zu. Abby warf sich auf den Boden und entkam nur knapp seinen tödlichen Kiefern. "Ins Wasser!", befahl Lester Sarah und rannte zu Abby hinüber. Sarah ignorierte den Befehl und tat es ihm gleich. Der Raptor griff ein weiteres mal an, und hätte Lester sie nicht mit zu Boden geworfen, hätte er Sarah voll erwischt. Gleich darauf revanchierte sich Sarah bei Lester, indem sie ihn am T-Shirt packte und zurück zu Boden zog, als dieser sich wieder erheben wollte, und dabei um ein Haar dem Raptor in das ausgestreckte Bein gelaufen wäre. Sarah füllte eine Hand mit Schlamm und schleuderte sie dem Raptor ins Gesicht. Sie suchte mit den Augen nach Abby, doch bei der Dunkelheit konnte sie den Raptor kaum noch erkenen. Der Raptor konnte durch den Dreck in den Augen zunächst nichts sehen, und verlor im Sturm ihre Fährte. Die Beiden rannten zurück zum Flußufer und fanden dort relativ schnell Abby. Schon erschien der Dinosaurier wieder hinter ihnen. "Geht ihr vor, ich lenke ihn ab!", rief Lester, und trennte sich von ihnen. "James, nein!", schrien die Frauen und folgten ihm. Der Raptor stürzte sich auf Lester, doch er duckte sich unter ihm weg, so dass die Echse über ihn drüber rauschte. Bei seinem Sturz erwischte der Raptor jedoch Lesters verletztes Bein mit der Schwanzspitze. Es knickte unter dem Beamten weg wie ein Streichholz und er flog in hohem Bogen in dem Schlamm. Jetzt war er dem Raptor hilflos ausgeliefert. Er näherte sich ihm knurrend. "Hey, hier!", lockte Abby den Raptor an, und Sarah wedelte mit den Armen. "Friss uns, wir sind viel jünger und zarter als der da!" Der Raptor fackelte nicht lange und stürmte auf sie zu. Der Sturm ließ ihn aussehen wie einen Dämonen. Er kam unglaublich schnell näher. "Weich aus!", schrie Abby, und die Frauen hechteten zur Seite. Der Raptor versuchte zu bremsen, doch auf dem nassen Boden rutschte er unkontrollierbar auf das Flussufer zu, wo er schließlich Kopf voraus in die Fluten stürzte und verschwand. Die Frauen lagen schweratmend am Boden. Lester humpelte zu ihnen herüber, wieder war die Wunde an seinem Bein aufgeplatzt, und frisches Blut schoss daraus hervor. "Alles in Ordnung?", wollten die Mädels wissen, und Lester nickte.  Sie hatten das Gefühl, dass der Sturm aufklarte, der Wind ließ nach und der Regen wurde leichter. Trotzdem war es immer noch so dunkel, dass nach wenigen Metern alles in Schatten verschwamm. "Den Nächsten übernehm' ja dann wohl mal ich!", bot Lester scherzhaft an, und trotz ihrer Angespanntheit grinsten die Drei.  
  
 
Und dann schoss ein weiterer Raptor aus der Finsternis hervor und riss Lester von den Füßen. Es ging so schnell, dass erst die warme, dunkle Flüssigkeit, die über Abbys und Sarahs Gesichter spritzte, ihnen auf entsetzliche Weise klar machte, was gerade passiert war.
 
Und dann schoss ein weiterer Raptor aus der Finsternis hervor und riss Lester von den Füßen. Es ging so schnell, dass erst die warme, dunkle Flüssigkeit, die über Abbys und Sarahs Gesichter spritzte, ihnen auf entsetzliche Weise klar machte, was gerade passiert war.
  
  
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== Kapitel 8 ==
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Abby war die erste, die wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Sarah war vor Schock wie gelämt und starrte auf den reglosen Körper auf dem Boden. "Oh nein, oh nein, oh bitte nicht!", murmelte Abby und setzte sich langsam in Bewegung. Sie wankte wie in Trance auf Lester zu, der seltsam verdreht in der feuchten Erde lag. Sarah schlich ihr hinterher. Obwohl sie wusste, dass hier noch irgendwo der letzte Velociraptor war, ging sie neben Lester auf die Knie. Seine Augen starrten ins Leere, sein sonst ohnehin schon blasses Gesicht war kalkweiß. Eine tiefe, hässliche, Wunde klaffte an der linken Seite seines Brustkorbs. Abby konnte die zersplitterten Rippen sehen, und all das Blut das zwischen ihnen hervorströmte. So viel Blut... Abby hörte, wie Sarah hinter ihr eine Mischung aus Würgen und Schluchzen hervorstieß.
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Sie bekam fast einen Herzinfarkt, als Lester plötzlich neben ihr unterdrückt hustete. Langsam, ganz langsam, richteten sich seine Augen auf sie. "James!", hauchte sie, und rückte näher an ihn heran. "James, mein Gott, was machen Sie für Sachen?" "Wie gehts ihm?", flüsterte Sarah, und hockte sich neben Abby auf den Boden. "Wie sieht's denn wohl aus?", murmelte Lester mit dünner Stimme. "Sie halten jetzt gefälligst die Klappe!", schimpfte Abby, und versuchte ein aufheiterndes Gesicht zu machen. Lester musterte sie mit erstaunlich wachem Blick und schloss dann die Augen, die Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen. "Ah. So schlimm also." Er verzog das Gesicht und hustete. Feine Blutspritzer legten sich auf seine Wangen und Kinn, die der Regen sofort wegspülte. Dann öffnete er die Augen wieder, kniff sie aber zusammen. "Au." Abby untersuchte rasch die Wunde. Sie war wirklich übel, aber möglicherweise nicht lebensbedrohlich. Wenn man ausreichend medizinische Versorgungsmittel gehabt hätte. Und kein wütender Raptor in der Dunkelheit lauern würde. "Ich reiss' nie wieder Witze über Dinos, wenn einer von ihnen in Hörweite steht.", meinte Lester und hustete erneut. Jedes seiner Worte musste er mühsam hervorpressen. Dann versuchte er sich aufzurichten, sank aber sofort wieder zu Boden, eine schmerzerfüllte Grimasse schneidend. "Ah, verdammt." "Wir müssen ihn hier wegschaffen!", sagte Abby, und Sarah hob eine Augenbraue. "In dem Zustand?" Sie sah mit sorgenvollem Blick auf Lester. Er hatte begonnen, leicht zu zittern, weil er an Kraft verlor. "Das machts doch nur noch schlimmer!" "Sollen wir ihn dem Raptor überlassen?", zischte Abby, und Sarah zuckte zusammen. "Nein! Natürlich nicht." Sie saßen ratlos neben Lester und grübelten über eine Lösung nach. "Wieso der Raptor sich wohl so lange Zeit lässt?", überlegte Abby laut, und Sarah runzelte die Stirn. "Er weiß, dass wir keine Chance gegen ihn haben. Er kostet seine Überlegenheit aus, indem er uns Angst einflößt." Wieder hustete Lester, diesmal viel lauter und länger als zuvor. Ein Rinnsal aus Blut lief aus seinem Mundwinkel und tropfte auf den Boden. Auch seine Wunde blutete heftiger. "James?", raunte Abby ängstlich. "Was?", keuchte er, seine Stimme ein klägliches Flüstern. Er zitterte jetzt stärker, stöhnte alle paar Sekunden abgehackt vor Schmerzen und wurde zusehens schwächer. "Tut Ihnen noch was weh außer der Brust?", wollte Sarah wissen, und er schnaubte kurz. "Eigent-... eigentlich... naja.... so ziemlich alles." Er hustete wieder. Dann spannte sich plötzlich sein Körper an, und seine Augenlider begannen zu flackern. Er bebte jetzt regelrecht, was immer wieder von seinem unterdrückten, schmerzerfülltem Keuchen begleitet wurde. "James! JAMES!", rief Abby panisch, und Sarah packte ihn an den Schultern und setzte ihn auf. Sein Kopf fiel nach vorne, und langsam erschlafften seine Glieder. Seine Augen huschten noch kurz zu Abby, ängstlich, fiebrig und hilfesuchend. Dann legte sich ein Schleier über sie, sie wurden dumpf und schlossen sich schließlich. "Wir bringen ihn hier weg, sofort!", schrie Abby entsetzt, packte ihn an den Beinen und wartete ungeduldig, bis Sarah seinen Oberkörper hochgestemmt hatte. Sie rannten zum Fluß. Und da war er, der Velociraptor. Brüllend nahm er die Verfolgung auf. "Spring!", befahl Abby, und sie und Sarah stürzten sich in die reissenden Fluten. Der Raptor hielt am Flussufer inne und knurrte wütend. Dann machte er kehrt und überließ die Menschen ihrem Schicksal.
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Sarah schluckte einen Schwall Wasser, als sie wieder auftauchte. Die Strömung riss sie mit sich, und nur mit Mühe konnte sie sich über der Oberfläche halten. Abby krallte sich an ihrer Schulter fest, und versuchte mit der anderen Hand krampfhaft Lester über Wasser zu halten. Sarah paddelte unbeholfen mit den Armen und konnte nicht ausmachen, wo sich das andere Ufer befand. Wieder drückten sie die Wellen nach unten, und nur mit Mühe kam sie wieder an die Luft. Die Kraft schwand unkontrollierbar schnell aus ihrem Körper, und ihr wurde bewusst, dass sie vor Panik weinte. Sie war einfach noch nicht lange genug dabei, um mit dieser verworrenen Situation so locker fertig zu werden wie Abby oder die anderen. Und nun steckten sie in der Vergangenheit fest, ohne die Sicherheit je wieder zurückkehren zu können. Lester war schon schwer verletzt worden; Sarah wusste, dass es sehr ernst um ihn stand - sie mochte zwar vielleicht nicht so ein medizinisches Grundwissen wie Abby haben, aber sie hatte seine ersterbenden Augen gesehen. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis es dem Nächsten von ihenn so erging. Sie schimpfte sich selbst wegen ihrer negativen Gedanken, und versuchte die beklemmenden Gefühle abzuschütteln. Sie machte einen kräftigen Zug mit den Armen, und dann zwang sie sich zu einem weiteren, und noch einen. Sand berührte ihre Hände und Knie, weshalb sie sich die letzten Meter mehr aus dem Wasser zog als dass sie schwamm.  Abby kletterte hinter ihr aus dem Wasser, und gemeinsam hievten sie den bewusstlosen Lester an Land. Noch atmete er, Sarah konnte sehen wie sich seine lädierte Brust langsam hob und senkte. Doch sie wusste, dass das nicht mehr lange so bleiben würde. Das Wasser hatte das meißte Blut weggewaschen, aber schon schoss wieder neues hervor. Sie drehten ihn auf die Seite, so dass der Boden gegen seine Wunde drückte und sie mehr schlecht als recht verschloss. Dabei bahnte sich ein neues Blutrinnsal den Weg von seinem Mundwinkel über die Wange und dann von seinem Hals auf den Boden. Abby brach neben ihm zusammen, und rührte sich selbst nicht mehr. Sarah sank auf den Boden und rollte sich auf den Rücken. Der Mond schien jetzt fast ungehindert auf sie, und gerade, als Sarah das Bewusstsein verlor, sah sie eine dunkle Shiluette, die sich über sie beugte. Sie glaubte noch, Dannys Zottelmähne erkannt zu haben, bevor sie entgültig in die Finsternis hinüberdrivtete.
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Der Sturm. Die Raptoren. Ihre Flucht. Der Angriff. Lester! Sarah riss die Augen auf und schoss nach oben. "Abby!", rief sie, bevor sie überhaupt richtig darauf achtete was um sie herum gerade passierte. "Sarah, ganz ruhig, bloß keine Aufregung!", sagte Becker ruhig, der neben ihr hockte und sie sanft auf den Boden zurückdrückte. Bei seinem Anblick machte ihr Herz einen freudigen Hüpfer. "Becker!", hauchte sie und er grinste. Er wirkte müde und angespannt, genauso wie Lester in der vergangenen Nacht am Lagerfeuer. - Ach ja, Lester! "Was ist mit Lester?", fragte sie Becker und setzte sich erneut auf. "Dem geht's gut!", beruhigte sie dieser und schob sie erneut zurück gen Erde. Dann schien er kurz zu überlegen. "Na gut, ich nehm's zurück, miserabel triffts wohl eher, aber immerhin lebt er noch und ist wieder bei Bewusstsein." "Ich will ihn und Abby sehen! Und wo sind Connor und Danny?", wollte Sarah wissen, und saß plötzlich schon wieder, anstatt zu liegen. Becker seufzte. Dann stand er auf. Sarah fiel auf, dass sein rechter Arm in einer Schlinge um seinen Hals hing. Becker verschwand für einen Moment aus ihrem Blickfeld. Und dann hörte sie zu ihrer Erleichterung eine verärgerte Stimme, die zwar ungewohnt dünn und ein wenig brüchig, aber trotzdem unverkennbar die ihres Chefs war. "Danny, ich warne Sie, bleiben Sie mit der Nadel bloß von eminer Wunde weg! Am Ende seh ich noch aus wie Frankenstein's Monster!" "Aber Lester, wenn ich die Wunde nähe ist sie viel ungefährlicher!", regte Danny sich auf. "Ich sagte NEIN!", brüllte Lester, und kurz darauf: "Da!!! Sehen Sie! Ich hab's Ihnen doch gesagt! Meine Güte, die Rocky Mountains verlaufen gerader als diese Naht!" "Wissen Sie was, machen Sie's selbst!", schimpfte Danny entnervt, und stapfte kurz darauf an Sarah vorbei. "Hey, Sarah!", kläffte er, und Sarah machte eingeschüchtert eine abgehackte Handbewegung zur Begrüßung. "Hi." Dann erhob sie sich und sah sich nach Lester um. Dieser hockte ein paar Meter im Schatten eines Baumes, an seinen Stamm gelehnt, und betrachtete unglücklich sein provisorisch genähtes Bein, bevor er kopfschüttelnd das Hosenbein wieder nach unten krempelte. "Sollen wir ihm Beistand leisten?", bot Sarah eine sehr vertraute Stimme an, und grinsend tauchte Abby neben ihr auf. Zusammen gesellten sie sich zu Lester, dessen Augen freudig aufleuchteten, als er die Beiden entdeckte. "Na endlich wieder ein paar erwachsene Menschen in meiner Umgebung!", seufzte er erleichtert, lehnte den Hinterkopf an das Holz und faltete die Hände auf dem Bauch. "HEY, DAS HABEN WIR GEHÖRT!", schrie Danny herüber. Die Frauen lachten. "Schön Sie wohlauf zu sehen.", meinte Abby und begutachtete den dicken, weissen Verband um Lesters Brustkorb. Sein T-Shirt lag auf seinem Schoß, weshalb sie ausnahmsweise freie Sicht auf seinen Oberkörper hatten. Die linke Schulter war blau und geschwollen, weil dort der Raptor gegen ihn geprallt war. Die Prellung zog sich über den ganzen Oberkörper, und wurde erst in Richtung Bauch und rechtem Schlüsselbein ein wenig schwächer. Lester sah generell schlecht aus, er war blass, zerschrammt, hatte dunkle Schatten unter den Augen und ein eingefallenes Gesicht. Weil seine nassen Haare entweder vom Wind oder von der Sonne getrocknet worden waren, drehten sie sich über den Ohren ein wenig auf und standen auch sonst zersaust vom Kopf ab. "Ja, das freut mich auch.", brummte er, und verzog dann das Gesicht. "GOTT, heute beweg ich keinen Muskel mehr!" Jemand klatschte in die Hände. "So Leute, sehen wir zu dass wir aufbrechen, dann könnten wir heute noch am Berg sein." Danny kam voller Tatendrang auf sie zugeschritten. Lester streckte die Hände gen Himmel und machte eine unsagbare Leidensmiene. "Wieso?" Er deutete mehrmals hintereinander nach oben, als würde er Gott persönlich ansprechen wollen. "Wieso wieso wieso?" Die Frauen standen auf und gingen zu Connor und Becker, während Danny vorsichtig Lesters linken Arm packte und ihn so sachte wie möglich auf die Beine zog. "Hey, Connor!" begrüßte Sarah ihn und verzog gleich darauf das Gesicht. "Uh, du hast da was am Kinn!" Der violette Bluterguss leuchtete ihr auf Connors blasser Haut entgegen. "Ich weiß, stell dir vor. Freut mich auch dass du alles heil überstanden hast.", grummelte er und ging zu Abby herüber. "Sei nicht traurig, das verschwindet doch wieder!", tröstete ihn diese und hauchte einen Kuss auf die betroffene Stelle, was Connor augenblicklich ein breites Grinsen auf die Lippen zauberte. Indess trat Becker zu Sarah. Sie lächelten sich an. "Ich hab mir Sorgen gemacht.", meinte der Soldat, und Sarah lachte. "Ach, wir haben gut aufeinander aufgepasst, wie du siehst." Becker hob eine Augenbraue. "Du hast eine fast 3cm tiefe Wunde am Rücken, Abbys Schulter wurde zerfetzt und Lester wäre fast ausgeweidet worden. Also wenn ich auf mich aufpasse achte ich für gewöhnlich darauf in einem Stück zu bleiben." Er sah kurz zu Danny hinüber, der sich einem Arm von Lester um den Nacken geschlungen hatte und seinem Boss dabei half, vorsichtige Schritte zu machen, um seine Wunde nicht überzubelasten. "Und was ist dann mit einem Arm?", wollte Sarah wissen, und Becker zog ertappt den Kopf ein. "Ach das...", murmelte er verlegen, und erzählte ihr dann kurz von seinem Sturz. Sarah verschränkte zufrieden die Arme vor der Brust. "Siehst du." Becker nahm ihre Hand und drückte sie. "Ist doch egal, solange wir Beide nicht ernsthaft verletzt sind." Danny und Lester blieben ein wenig abseits stehen und sahen den Beiden '''Pärchen''' eine Weile beim turteln zu. "Sieht wohl so aus, als ob wir beide noch eine Weile mit Enthaltsamkeit leben müssen.", kommentierte Lester, und Danny wandte langsam den Kopf in seine Richtung. Ihre Nasenspitzen berührten sich dabei fast, und Danny musste den Kopf senken, um Lester in die Augen blicken zu können. "Wir könnten schwul werden.", schlug er mit Smileygesicht vor, und Lester musterte ihn eine Weile, wobei er angestrengt über das Angebot nachzudenken schien. Dann schnitt er eine Grimasse. "Näääh, danke!"
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Und wieder wurde es für die 6 Menschen ein anstrengender Tag, der von langen Märschen und Zusammentreffen mit Dinosauriern geprägt war. Becker hatte Lester ein paar der Schmerztabletten gegeben, und sie unterstützten den Mann soweit, dass der mit Dannys Hilfe mit den anderen Schritt halten konnte. Wie schwer die Verletzung im Endeffekt war, wussten sie nicht, seine Rippen waren zwar zerschmettert worden, doch die Lunge schien soweit unbeschädigt. Alles in Allem hatte ihr Chef mehr als Glück gehabt. Connor schleppte die Ausrüstung, Abby das Gewehr, und Sarah leistete Becker Gesellschaft. Ihr fiel auf, dass die drei Männer, die auf der anderen Flussseite gelandet waren, von der Sonne gerötete Gesichter hatten; bei Danny hatte sich sogar ein böser Sonnenbrand auf den Wangen und den Armen gebildet. Außerdem hatten die 4 Männer alle Schatten auf den Wangen, weil sie seit mehreren Tagen keine Möglichkeit mehr auf eine Rasur gehabt hatten. Bei Connor und Becker hatte sich mittlerweile ein deutlich sichtbarer, stoppeliger Vollbart gebildet, Lester trug einen etwas helleren Dreitagebart zur Schau und Danny hatte hauptsächlich einen Kinnbart bekommen. Sie selbst und Abby waren ungeschminkt, ihre Haare ungekämmt, und, was Sarah besonders störte, hatten sich im Verlauf des Aufenthalts ihre Fingernägel zerstört. Während sie so vor sich hin dachte, kamen sie an einem Ankylosauruspärchen vorbei, dem sie eine Weile interessiert zusahen, ehe es ihnen den Rücken zuwandte und gemütlich davontrottete. "Verrückt.", murmelte Becker und sah den urzeitlichen Tieren nach. Wie Sarah war er noch nicht lange genug beim Team, um diese Tiere als selbstverständlich hinzunehmen. Sarah nahm seine Hand und drückte sie kurz, und dann gingen sie weiter. Sie kamen an einem Kadaver vorbei, dessen Spezies sie nicht mehr genauer  definieren konnten. Sie stellten nur fest, dass es noch nicht besonders lange tot war. An einer kleinen, mit langem, weichem Gras bewachsenen Bucht bat Lester schließlich um eine Pause, und sie setzten sich auf den Boden und packten ihre letzten Essensvorräte aus. Lester lehnte sich an Connors Rücken, was ihm zuerst nicht passte, aber da er nicht zu den weit entfernten Bäumen latschen wollte, nahm er schließlich damit Vorlieb und knabberte schweigsam auf einem Nährstoffriegel herum. Die anderen unterhielten sich wieder über ihre Erlebnisse und über die verschiedenen Tiere, die sie gesehen hatten. Irgendwann holte Lester sein Hemd von Abby, zog es an, wobei er es allerdings wegen dem Verband offen ließ, und formte sein Shirt zu einem Kissen, streckte sich dann auf dem Boden aus und stopfte es unter seinen Kopf, um sich ein wenig auszuruhen. Connor kaute gerade ein Stück des gedörrten Fisches, als er plötzlich aufgeregt aufsprang. "Das ist es!" "Was ist was, Connor?", fragte Danny ruhig, und schmierte sich eine handvoll Heilsalbe auf den Sonnenbrand in seinem Gesicht. Connor schluckte den Bissen krampfhaft hinunter. "Ich weiß wie wir hier her gekommen sind." Der Rest verstummte. "Ah ja?", machte Becker und wirkte desinteressiert. Sein Zorn auf Connor war immer noch nicht ganz verraucht. "Jemand muss es irgendwie geschafft haben, die Anomalie ins ARC zu verlagern, und hat sie dazu vorher geschlossen, damit sie sich bei unserer Ankunft erneut öffnen und uns einsaugen konnte. Es muss also jemand sein, der die dazu nötige Technologie besitzt." Danny, Becker, Sarah und Abby sahen sich ratlos an. Dann hob Danny die Schultern. "Helen?" "Was für einen Sinn hätte das denn?", meinte Abby und schüttelte den Kopf. "Nein, das glaube ich nicht. Seit Cutters Tod hat sie uns in Ruhe gelassen. Ich würde ja mehr auf Christine tippen, die scheint doch irgendetwas zu verbergen." "Und wenn Helen ihre Entdeckungen aus der Zukunft nur an uns ausprobieren wollte?", gab Sarah zu bedenken, und Becker fügte hinzu: "Außerdem wäre so jemand wie Connor ebenfalls in der Lage, so etwas zu bauen. Es muss also nicht einmal unbedingt jemand sein den wir kennen." Connor seufzte resigniert. "Da hat Becker leider Recht. So lange wir hier festsitzen, haben wir sowieso keine Möglichkeit herauszufinden, wer uns so galant beseitigen wollte." "Du denkst also es war geplant, dass wir sterben?", hakte Danny nach, und der Student nickte. "Ich denke es zumindest. Zumindest fiele mir keine andere logische Antwort darauf ein, weshalb uns jemand mitten in der Nacht, völlig unvorbereitet, ohne die Möglichkeit weitere Unterstützung zu holen, und nur mit der notdürftigsten Ausrüstung ins leerstehende ARC beordern sollte um uns dann durch eine Riesenanomalie zu befördern." "Der- oder diejenige konnten aber nicht wissen, dass sich die Anomalie tatsächlich dann öffnen würde, wenn wir im Anomaliedetektorraum eintreffen. Wenn Danny das Gewehr nicht fallengelassen hätte, wären wir jetzt womöglich gar nicht hier.", widersprach Abby, und Becker schmunzelte. "Schätze, dieser Jemand kannte uns wohl ziemlich gut, und wusste, wie chaotisch das ein oder andere Teammitglied ist." Sarah kicherte, während Connor, Danny und Abby rot anliefen; ob aus Scham oder Ärger konnte sie nicht mit Bestimmtheit sagen. 
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Nach einer Weile, in der sie alle Lesters Beispiel gefolgt waren und ein wenig vor sich hin gedöst oder sich zumindest etwas ausgeruht hatten, patschte sich Danny auf die Oberschenkel. "Also Leute, weiter gehts. Wir müssen abchecken ob wir uns auf die Anomalie verlassen können, heisst, sie wieder erschienen ist, oder ob wir uns etwas anderes überlegen müssen." "Auf zum Schicksalsberg, Gefährten!", zitierte Connor und sprang als Erster auf die Beine. Die anderen taten es ihm ein wenig schwerfälliger gleich, während Lester sich noch gar nicht erst hatte aufwecken lassen. "Hat eigentlich irgendwer 'ne Idee wie wir dorthin gelangen sollen? Immerhin sind wir auf der falschen Seite des Flusses.", warf Sarah ein, und Becker wies mit dem Daumen auf irgend einen unbestimmeten Punkt hinter sich. "Weiter oben ist ein Baumstamm, der quer über dem Fluss liegt. Den können wir wie eine Brücke benutzen; Das weiß ich, weils mich unten durch gespült hat." "Oh, super!", rief Connor freudig und half Abby elegant auf die Beine. Diese tauschte einen vielsagenden Blick mit Sarah. "Was ist denn?", fragte Danny, der diesmal das Gewehr an sich nahm. "Ähm, wenn diese Brücke auch von der naderen Seite gut passierbar ist, dann könnten wir eventuell ein kelines Problem bekommen.", begann Sarah, und Abby fuhr fort: "Uns ist da nämlich eventuell noch ein Raptor auf den Fersen." Die Anderen rissen die Augen auf. "Was? Ihr habt doch gesagt, ihr hättet sie getötet?" "Najaaah, zwei davon; Der Letzte war nicht so nett uns in den Fluss zu folgen." Sarah lächelte ihn entschuldigend an. Becker legte den Kopf in den Nakcen und starrte in den Himmel. Es dämmerte. Er runzelte die Stirn. "Mensch, Mädels, ehrlich, hättet ihr das nicht ein wenig früher sagen können?" Schon hörten sie das bedrohliche, kläffende Geräusch, das Raptoren machten, wenn sie auf der Jagd waren. "Aaaach, kommt schon, ein einzelner Raptor, den packen wir doch leicht!", beruhigte Danny sie zuversichtlich und schulterte lässig das Gewehr. Als etwas lautstark hinter ihm brüllte, erschrak er so dermaßen, dass er die Waffe fallen ließ. Noch während er hastig danach griff, schoss ein Raptor aus einem Busch, der ein paar Meter neben ihm stand. Der Rest der Gruppe schrie auf, im selben Moment hatte Danny das Gewehr erwischt und feuerte blindlings auf den Raptor. Bluttröpchen sprühten als feiner Regen über Danny, ehe der Dinosaurier aufheulte und kurz vor Danny zu Boden ging. Danny zitterte nicht minder als der Rest des Teams. "Verdammt!", fluchte Connor schließlich. "Das war knapp!", gestand auch Danny und neigte den Kopf. Ein wackeliges Grinsen trat auf sein Gesicht. "Hab doch gesagt wir erwischen ihn." "Achtung!", rief da plötzlich Abby, die mit panischem Gesicht auf den Raptor zu Dannys Füßen deutete. Der Fleischfresser kam mühelos wieder auf die Beine, er blutete an einer läppischen, kleinen Wunde an der Schulter. Er schnellte auf Danny zu, welcher hektisch das Gewehr hochriss.  Doch ehe er den Abzug drücken konnte, erreichte der Raptor ihn, und sprang ihn an. Das Gewehr segelte durch die Luft und landete auf dem Gras, Danny flog noch ein Stückchen weiter und schaffte es irgendwie, sich die Fußklaue des Raptors vom Leib zu halten. Allerdings erwischte die Echse ihn mit den Fingerkrallen am Bauch und den Unterarmen. Abby hechtete nach dem Gewehr und feuerte dem Raptor eine Kugel in den Hals, was ihn aber nur noch wütender zu machen schien. Er ließ von Danny ab und raste auf Abby zu. Connor konnte sie gerade noch wegziehen, doch der Raptor schnitt Abby mit den Fingerkrallen in die Hüfte und schlug ihr mit dem Schwanz das Gewehr aus den Händen. Es krachte etliche Meter weiter auf den Boden, wo es für alle außer Reichweite war. Und als Abby herumwirbelte, sah sie, dass sie plötzlich nichts mehr vor dem Angriff des Raubtiers schützen konnte.
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== Kapitel 9 ==
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Der Velociraptor stieß ein wütendes Brüllen aus und stürmte los. Connor warf sich vor Abby, und das nächste, was Abby sah, waren rote Blutspritzer, die sich um den Stundenten herum in die Luft verteilten. Connor flog auf den Boden und presste sich die Hände auf den Bauch. Die Klaue des Raptors hatte ihn voll erwischt. Sarah stürmte auf den Raptor zu und donnerte ihm einen dicken Ast gegen den Schädel. Abby hatte keine Ahnung, wo sie ihn auf einmal her hatte, ihre Gedanken kreisten nur um Connor und ihre verletzte Hüfte. Die Wunde brannte höllisch, und sie schaffte es nicht einmal wieder auf die Beine zu kommen, weshalb sie zu Connor hinüberrobbte. Er lag auf dem Rücken und verzog weinerlich das Gesicht. Eine riesige Wunde klaffte in seinem Bauch, doch dafür, dass der Raptor ihn frontal erwischt hatte, sah es noch harmlos aus. Abby holte die restlichen Stofffetzen, die sie noch in der Hosentasche hatte, hervor und drückte sie auf Connors Wunde. Es dauerte nicht lange, und sie hatten sich mit der dunkelroten Flüssigkeit vollgesogen. Connor sah Abby mit großen, ängstlichen Augen an. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, streichelte sie über seine Wange. "Keine Panik, das heilt schon wieder! Du bist zäh, Connor, so ein kleiner Kratzer macht dir doch sonst nichts!" Connor wimmerte ein klägliches "Hoffen wir du hast Recht." und packte Abbys Hand, wobei er ihre Finger fest zusammenquetschte. Abby war es mehr als recht. "Solange er nur nicht damit aufhört irgendetwas zu tun.", dachte sie und starrte besorgt auf die Blutung an seinem Bauch.
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In der Zwischenzeit hatte der Raptor seine Aufmerksamkeit auf Sarah gerichtet. Er riss ihr den Stock mit den Zähnen aus der Hand und zerbrach ihn mit einem kurzen Ruck seines Kiefers. "Oh oh!", murmelte Sarah und ging langsam rückwärts. Der Raptor schien sie triumphierend anzugrinsen, zumindest zog er die Lefzen nach oben und entblößte spitze, gelbliche Zähne. Mit einem schwungvollen Schlenker seines rechten Armes traf er Sarahs Oberkörper und holte sie damit von den Füßen. Fast lässig trottete er dann auf sie zu, die Muskeln zum Sprung angespannt. Sarah kroch unbeholfen nach hinten weg, ihre ganze rechte Seite ein Meer aus Schmerzen. Blut lief ihr den Arm hinunter, und der rasch anschwellenden Stelle an ihrem Brustkorb nach zu urteilen war ihr Schlüsselbein gebrochen. Ein schwarzer Schatten stürmte auf den Raptor zu und warf sich gegen ihn. Einen Bruchteil darauf fiel Becker zu Boden, von dem Saurier einfach abgeprallend. Der Raptor selbst landete unsanft auf der Seite. Sarah und Becker kämpften sich auf die Beine, liefen aufeinander zu, nahmen sich an den Händen und stolperten dann zu Danny hinüber, wo sie wieder zu Boden sackten. Becker schien sich die Schulter an seinem heilen Arm ausgerenkt zu haben, zumindest stand der Arm seltsam verdreht von seinem Oberkörper ab. Sarah nahm sich einen kurzen Moment, um ihre Schulter zu inspizieren. An der Stelle zwischen dem Schlüsselbein und dem Schultergelenk hatten sich die Krallen des Dinosauriers tief in das Fleisch gegraben. Sie blutete fast so heftig wie Danny an seinen Unterarmen, die er, um die Blutungen zu stillen, auf die Wunde am Bauch drückte. Alle drei sahen auf, als ein schabendes Geräusch ankündigte, dass der Raptor wieder auf die Beine kam. Er legte den Kopf schief und fixierte sie mit seinen gelben Augen. Abby und Connor waren näher am Fluss, und somit ein leichteres Ziel für den Raptor. Lester war durch den Tumult nun doch aufgewacht, befand sich in einer kauerned Position und beäugte dem Raptor angespannt. Seine fest zusammengepressten Lippen zeigten, dass er hoffte der Raptor hätte ihn noch gar nicht bemerkt. Er war am ehesten außerhalb der Reichweite des Raptors, allerdings auch gleichzeitig allein, der geschwächteste von ihnen und somit das leichteste Opfer. Egal wen von ihnen der Raptor sich aussuchen würde, keiner von ihnen wäre ohnehin noch in der Lage gewesen, abzuhauen. Schließlich trabte der Raptor los. Danny erkannte, dass er sich sie drei als seine ersten Opfer ausgewählt hatte. Er sprang auf die Beine, gefolgt von Sarah und Becker, und dann liefen sie auseinander, in getrennte Richtungen. Der Raptor beschloss, Becker zu folgen, welcher in Richtung Lester abhaute. Der Soldat schmiss sich auf den Boden, als der Raptor nach ihm schnappte, Lester rollte sich seitlich aus dem Weg. Becker wäre vor Schmerzen am liebsten liegen geblieben, doch er sah zu, dass er erneut abhaute, als der Raptor einen Haken schlug und ihm wieder nachsetzte. Lester brachte sich mit einem Satz nach hinten aus dem Weg des Raubtiers, und landete dabei auf dem Rücken. Stöhnend schloss er die Augen, als der Aufprall schmerzhaft durch seinen ganzen Körper vibrierte. Becker merkte, dass er nicht schnell genug war, um zu entkommen, und blickte sich um, wo die Anderen waren. Sie standen nun alle auf einem Haufen, und er sah ihnen an, dass sie aufgegeben hatten. Sie würden dem Urzeitmonster nicht entkommen. Er wurde langsamer und gesellte sich zu ihnen. Ein Haufen mitgenommener, blutiger, verängstigter und völlig erschöpfter Menschen, die nicht in diese Welt gehörten, und nun getötet werden würden durch etwas, was völlig gegen die Natur war. Becker drehte sich um und sah dem Tod, in Form eines dämonischen Velociraptors, entgegen. Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf: Er fand Lester sollte mit ihnen sterben; nicht allein, nachdem er zusehen hatte müssen wie sein Team, mittlerweile seine Freunde, blutrünstig zerfleischt worden waren. Er spürte, wie sich Sarahs und Dannys Hände in die seinen legten, und er drückte sie leicht. Wenigstens waren sie in ihren letzten Minuten noch zusammen. Becker schloss die Augen, dachte an Cutter und fragte sich, ob er wohl nun Stephen und Ryan kennenlernen würde. Dann machte er sich darauf gefasst, zu sterben.
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Ein lauter Schuss zerschnitt die Luft. Zwei weitere folgten, ehe Danny die Augen wieder öffnete. Der Raptor taumelte stark, war aber schon fast bei ihnen, und röchelte. Blut rann aus den Lücken zwischen seinen Zähnen hervor und tropfte auf den Boden. Wieder donnerte ein Schuss los, und eine Kugel bohrte sich in die Seite des Raptors. Jetzt schleppte sich das Tier mehr auf sie zu als dass es lief. Immernoch war es schnell genug um sie einfach zu zermalmen. Erneut krachte es viermal, und diesmal schlugen sich die Patronen in die Beine des Raptors. Der Theropode strauchelte, rutschte über den Boden, und versuchte sich mit seinen dünnen Armen hochzustemmen. Sein Körper war übel zugerichtet, Blut sprudelte aus den tiefen Schusswunden. Danny sah verwirrt auf und erblickte Lester, der mit grimmigen Gesicht, stocksteif aufgerichtet, in gut hundert Metern Entfernung stand und das Gewehr ein weiteres Mal ans Auge hob. Der gut gezielte Schuss traf den Hinterkopf des Raptors, und mit einem letzten, erstickten Gurgeln erschlaffte die riesige Echse. Das Team löste sich langsam aus der verkrampften Haltung, in der sie bis eben alle ausgeharrt hatten. Lester warf das Gewehr weg, ließ sich an Ort und Stelle zu Boden sinken und stützte sich mit den Händen ab. Er warf den Anderen einen vollkommen erschöpften Blick zu. "Ich würde jetzt langsam wirklich gerne wieder nach Hause." 
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Da sie nun alle zwischen mittel- und schwerverletzt waren, konnten sie sich nicht mehr gegenseitig beim Gehen helfen, und kamen deswegen kaum noch voran. Es war mitten in der Nacht, und somit die wohl gefährlichste Zeit in dieser prähistorischen Welt. Trotzdem kümmerte sich niemand mehr darum, unentdeckt zu bleiben und vorsichtig zu sein. Wenn ihnen nicht gerade irgendetwas weh tat, quälten sie Hunger und Müdigkeit. Und dennoch schafften sie es irgendwie, den alten Baumstamm zu erreichen. Er lag wackelig und unsicher über einem Spalt in der Erde. Der Sturm musste ihm so übel mitgespielt haben. "Alter, das ist ja ne richtige Schlucht!", staunte Connor, als er an dem Stamm vorbei nach unten blickte. Felswände fielen an beiden Uferseiten steil in die Tiefe, der Fluss verlief ungefähr 30 Meter weiter unten. Becker zuckte mit den Schultern. "Als ich durchgespült wurde, hatte der Fluss noch viel mehr Wasser." "Na, das hilft uns jetzt ja ungemein weiter.", brummte Lester, der sich müde auf das Ende des Stammes niedersinken ließ. Connor setzte sich zu ihm, und auch Danny folgte ihrem Beispiel. Sie waren die drei mit den schlimmsten Verletzungen, vor allem der Blutverlust machte ihnen zu schaffen. Außerdem waren bei Connor, wenn er Pech hatte, Organe verletzt worden. Becker und die Mädels hatten ihr Bestes versucht, sie zu verarzten, aber erstens hatten sie nicht genug Verbandszeug und zweitens waren sie selbst angeschlagen. "Wisst ihr was?", begann Danny, der sich anders hinsetzte, um seine Wunden nicht zu belasten. Die Anderen sahen ihn neugierig an. "Ich finde, ich sollte es als erster versuchen. Wenn der Stamm passierbar ist, kommt ihr nach." "Das ist doch bescheuert, Danny. In deinem Zustand segelst du hundertpro runter.", schimpfte Becker, und Sarah nickte. "Ganz genau. Ich geh' vor, und dann könnt ihr der Reihe nach nachkommen." "Eine Frau vorausschicken? Das machen wir sicher nicht!", protestierte Connor, und Danny stand wieder auf. "Also dann, beschlossene Sache, und da ich eh der Teamchef bin, müsst ihr sowieso tun was ich sage." Lester erhob sich ebenfalls. "Also der Chef hier bin ja wohl immer noch ich, wenn auch vielleicht nicht mehr für allzu lange!" Er sah prüfend in die Tiefe. "Was wollen Sie damit sagen?", knurrte Danny, und baute sich, soweit sein ramponierter Körper das zuließ, vor Lester auf. Ein kurzes Grinsen huschte über Lesters Gesicht, als er wieder aufsah. "Dass Sie vorgehn werden." Danny blickte ihn verdutzt an. Dann schmunzelte er ebenfalls. "Immer noch ganz der Alte, was?" Lester hob die Schultern. "Man tut was man kann." Danny trat vorsichtig auf die provisorische Brücke und testete, ob das Holz ihn hielt. Dann setzte er langsam Fuß vor Fuß. Es donnerte leise. Sofort hielt er inne und sah über die Schulter zurück. "Was war das?" Connor legte die Stirn in Falten. "Ehrlich, willst du das wirklich wissen?" "Connor, WAS WAR DAS???" Der Student war noch blasser als zuvor im Gesicht. "Ich schätze, der Sturm bricht wieder los." "WAS???" Danny riss die Augen auf. Die Wassermassen würden den Stamm fortreissen. Dann hätten sie keine Chance mehr zurück zu kommen. "Wir müssen alle schleunigst drüber!" Lester drehte sich kurz zum Rest des Teams um, und folgte Danny dann, keine Antwort abwartend. "Was tun Sie da?", zischte Connor, und Lester balancierte konzentriert weiter, während er sprach. "Ich denke, dass es sinnvoller ist, dieses Hindernis so schnell wie möglich hinter uns zu lassen. Wenn es bricht, stürzen wir in die Tiefe, wenn wir bleiben, sterben wir auch. Wenn der Stamm hält, kommen wir vielleicht nach Hause. Entscheiden Sie selbst." Connor verzog klagend das Gesicht. "Aaaaach Mann, wieso passiert ständig uns sowas?" Er kletterte seinem Chef hinterher. "Vorsichtig!", erinnerte Abby ihn, als er fast das Gleichgewicht auf dem einen-Meter-dicken Stamm verlor. Sie waren alle sechs auf dem Stamm, als er das erste Mal knackte. Sie hätten es fast nicht bemerkt im Donnergrollen, doch ein leichtes Beben unter ihren Füßen ließ sie erschrocken erstarren. Danny drehte sich um, um zu sehen, wo sich die anderen befanden. Er hätte es vielleicht noch schaffen können, und Becker, der als Letzter ging, wäre eventuell noch auf die Ausgangsseite zurückgekommen. Doch der Rest würde hoffnungslos in die Tiefe stürzen. Wieder krachte das morsche Holz. "Was tun wir jetzt?", rief Abby panisch. "Ruhe bewahren!", blaffte Lester, und keiner rührte sich. Der Stamm hörte auf zu beben, und sie atmeten erleichtert aus. "Na also!", meinte Danny, und machte den nächsten Schritt, nicht gewillt noch eine Sekunde länger auf dieser Todesfalle zu bleiben. Es krachte ohrenbetäubend, und dann gab das Holz unter ihnen nach.
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Schreie erfüllten Connors Ohren, während er nach unten fiel. Wind pfiff ihm ums Gesicht, zersauste seine Haare. Er brüllte selbst aus Leibeskräften, als er den zerbrochenen Stamm unter sich hinabfallen sah. Ein kleines Stück des vorderen Endes war abgebrochen, und es hatte gereicht, um den Stamm aus seiner Verankerung zu reissen. Gerade, als Connor sich darauf gefasst machte, an den Felsen zu zerschellen, blieb der Baum längs zwischen den Schluchtwänden stecken. Die Sechs krachten darauf und krallten sich irgendwo fest, was ihren Sturz jäh bremste. Connor schnappte nach Luft. Er hing auf der oberen Seite an einem alten Astende, und war somit einigermaßen sicher. "Fast wie in KingKong!", murmelte er, während er erleichtert sah, dass Abby, Sarah und Becker es auch geschafft hatten sich an dem Baum zu halten. "Connor!", hörte er da Lesters genervte Stimme. Er drehte den Kopf und sah seinen Chef, der sich an ein Astloch klammerte, und den anderen Arm oben über den Stamm geschlungen hatte. Bis zur Hüfte lag er auf dem Stamm, seine Beine baumelten frei in der Luft. Danny hing noch unglücklicher, er krallte seine Hände in ein einzelnes Astloch an der Unterseite des Stammes und hing vollkommen ohne Stütze da. Nur seine Arme, die dummerweise zur Hälfte aufgeschlitzt waren, verhinderten nun dass er abstürzte. Der Stamm rutschte plötzlich ein paar Meter tiefer. Überrascht von der unerwarteten Bewegung, verlor Connor den Halt und knallte unsanft aufs Gesicht. Trotzdem schaffte er es, seine Arme um den Stamm zu legen, auf dem er jetzt längs drauflag. "Connor!", rief Lester wieder, diesmal etwas angespannter. "Hören Sie auf den Baum zu umarmen und helfen Sie uns hoch!" Connor wollte ihnen ja helfen, aber seine Arme waren plötzlich wie festgeschraubt. Er starrte in die Tiefe. Wenn er fallen sollte, wäre das sein Ende. Es knackte, und wieder sackte der Stamm weiter ab. "UAH!", schrie Danny, dessen Finger aus dem Astloch gerutscht waren, und der nun nur noch an einer Hand hing. Auch Lester rutschte ein Stück nach unten, als seine lädierte linke Seite sein Gewicht nicht länger tragen konnte. Ein abstehender Astarm und das Astloch verhinderten, dass er fiel, aber auch er baumelte jetzt frei in der Luft. Die Adern an seinen Armen, der Stirn und dem Hals schwollen an. Sein Kopf wurde rot. "CONNOR!", brüllte er jetzt, voller Panik. Endlich kam Bewegung in den Studenten. Auch Abby, Sarah und Becker hatten begonnen, zu den Beiden hinüberzurobben. Sie drei lagen sicher oben  auf dem Stamm. Connor kroch zu Lester und streckte die Hand nach ihm aus. "Kommen Sie!", rief er seinem Boss zu, der ungefähr einen halben Meter unter ihm hing. "Leute, schneller!", flehte Danny, dessen Gesicht Schmerz und Angst widerspiegelten. "Ich kann mich nicht mehr halten." Lester blickte nach unten. "Jetzt reden Sie keinen Mist und halten Sie sich fest!", schimpfte er, doch er konnte sehen, dass Danny die Kraft ausging. Er hatte selbst kaum noch genug Energie, um sich weiter an dem Stamm festzukrallen. Sein Brustkorb fühlte sich an, als würde er gleich zerspringen. Er merkte, dass ihm Blut aus dem Mund lief, und befürchtete, dass sich eine der gebrochenen Rippen nun doch in die Lunge gebohrt hatte. Vor Anstrengung konnte er sowieso kaum noch atmen. Eine rasche Bewegung fing sich seine Aufmerksamkeit ein. Es war Danny, der den Halt verlor, und verzweifelt versuchte noch irgendwo ein Stück des Stammes zu erwischen. Er griff ins Leere, und stürzte. Lesters Linke schnellte nach unten und erwischte Dannys Handgelenk. Mit einem Ruck, der Lester glauben ließ, seine ganze linke Seite sei aufgeplatzt, wurde Dannys Sturz gebremst, und das zusätzliche Gewicht ließ ihn nach Luft schnappen. Seine eigene Hand rutschte jetzt aus dem Astloch, doch Connor war zur Stelle und packte seinen Boss. Lester fühlte sich, als würde er gleich entzwei gerissen, biss aber die Zähne zusammen und verzog nur das grimmig Gesicht. "Zieht uns hoch!", plärrte Connor, als er merkte, dass er nun selbst über den Rand des Stammes gezogen wurde. "Connor!", heulte Abby. "MACHT SCHON!!!", brüllte Connor und presste die Augen zu, als er kopfüber vom Stamm gezogen wurde. "NEIN!", schrien Becker und Sarah gleichzeitig, während Abby nur laut schluchzte. 
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Danny konnte es nicht glauben, als er den Boden der Schlucht auf sich zurasen sah. Er war tatsächlich gefallen, und hatte Lester und Connor mit in den Tod gerissen. Er drehte sich in der Luft, so dass er nach oben sehen konnte. Lester flog mit dem Gesicht nach unten, Arme und Beine von sich gestreckt, und Connor kopfüber, fast in Superheldenpose. "Tut mir Leid, Leute!", murmelte Danny, als er wusste, dass der Aufprall nicht mehr fern war. Dann, als es so weit hätte sein müssen, spürte er ein altbekanntes Kribbeln auf seiner Haut, und um ihn herum erstrahlte alles in hellem, summenden Licht. Sekundenbruchteile später landete er in kühlem, feuchten Gras, in der Ferne hörte er Autos brummen und Maschinen dröhnen. Es roch nach Abgasen und Teer. Er kapierte erst, was passiert war, als Lester plötzlich aus einer großen, leuchtenden Kugel über ihm fiel, und kurz darauf Connor folgte. Sie krachten Beide auf ihn, doch er starrte nur fasziniert auf die vielen kleinen Diamanten, die um die funkelnde Kugel kreisten. Auf einmal spuckte die Anomalie noch drei weitere Gestalten aus - Abby, Sarah und Becker. So sehr Danny sich freute, sie zu sehen, so sehr schossen ihm die Schmerzen durch den Körper, als auch sie auf ihm landeten. Kaum waren sie zum Liegen gekommen, verschwand die Anomalie wieder.
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"Alle okay?", wollte Danny von ihnen wissen, doch das Knäuel aus Gliedmaßen über ihm gab nur ein schmerzvolles Stöhnen von sich. "Leute?" "Ich glaub meine Nase hat's in mein Gesicht gedrückt, ", jammerte Connor, "ist sowas möglich?" Danny spürte eine Bewegung über sich. "Kann mal jemand das Bein aus meinem Auge nehmen?", beschwerte sich Becker, und Sarah keuchte. "Wenn ich mich rühren könnte, würde ich das tun, aber irgendwie hängt mein Arm unter 'nem Hinterteil fest?!" "Nein, Sarah, ich glaube das ist mein, äh, Oberkörper.", nuschelte Abby irgendwo rechts von Danny. "Hrrmpfff!", machte irgendwer von ihnen. "Lester? Sind Sie das?", fragte Connor, und sah sich um. "Connor, ffie ffitzen auff mir drauff!", drang dessen Stimme erstickt zu ihnen. "Was?", rief Connor, und wurde ohne Vorwarnung zur Seite geschubst. "Hey!", beschwerte er sich, als Lesters zersauster Kopf zwischen ihm und Sarah auftauchte. Er sog tief die Luft ein. "Ich sagte: Connor, Sie sitzen auf mir drauf!"
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== Kapitel 10 ==
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Zwei Wochen waren vergangen. Zwei Wochen, seit jener Anruf bei Jenny Lewis eingegangen war. Sie hatte nicht schlecht gestaunt, als um ein Uhr nachts ihr Handy geklingelt hatte, und Lorraine Wickes, Lesters Sekräterin, ihr diese unglaubliche Geschichte erzählt hatte. Zum Zeitpunkt des Anrufes gab es ungefähr tausend Leute, die fragten, wo Lester und Co denn gewesen seien, wie sie sich die Verletzungen zugezogen hatten und warum man nichts von ihnen gehört hatte. Auf die Schnelle war ihnen nichts Besseres eingefallen, als Jenny Lewis anzurufen und um Hilfe zu bitten; Diese war zu anfangs zwar entsetzt von den geschilderten Ereignissen, gab sich dann aber Mühe dabei eine glaubwürdige Geschichte zu erfinden. Letztendlich lautete die offizielle Version, dass Danny, Lester, Becker, Connor, Abby und Sarah unerwartet auf einen Einsatz nach Asien geschickt worden waren, da es dort Probleme mit der Zweigstelle der britischen Regierung gab. Auf dem Weg dorthin war ihr Flugzeug über dem Dschungel abgestürzt, und die Sechs hatten sich ihren Weg zurück in die Zivilisation an diversen Raubtieren vorbeikämpfen müssen. Die Schnittverletzungen und Prellungen erklärten sie mit dem Aufprall des Flugzeugs, die Wunden, die die Raptoren verursacht hatten, mit einem Tigerangriff. Die Ärzte in der Klinik schauten zwar ungläubig drein, als Jenny ihnen die Geschichte auftischte, zuckten aber dann die Schultern und machten sich daran, ihre Freunde wieder zusammenzuflicken. Gestern waren auch die letzten drei, Connor, Danny und Lester, aus dem Krankenhaus entlassen worden, und hatten es sich natürlich nicht nehmen lassen, heute schon wieder ins ARC zu fahren.
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Jenny parkte auf dem großen Hof hinter dem schiffförmigen Gebäude, und spürte ein vertrautes Gefühl in sich hochsteigen. Hier hatte sie, nur wenige Monate zuvor, den toten Cutter auf dem Boden liegen sehen, und im Inneren des Gebäudes hatte sie vor noch kürzerer Zeit selbst tot dagelegen, wenn auch nur für einige Minuten. Sie schüttelte sich und sagte sich, dass sie ja heute nur zu Besuch kam, und danach nie wieder herkommen würde müssen. Sie trabte im Laufschritt auf den Mitarbeitereingang zu, und fummelte dabei ihren Besucherausweis aus der Tasche. Ein Soldat, dessen Gesicht sie noch von früher kannte, nickte ihr freundlich zu und ließ sie eintreten, ohne wirklich einen Blick auf ihren Ausweis zu werfen. Sie lächelte zurück und schlüpfte schnell ins Innere, wo sie die gewohnten, hellen Deckenlampen begrüßten. Sie blickte in die offenen Labore neben ihr, als sie den Gang zur Haupthalle entlangging, doch erspähte keinen ihrer früheren Kollegen. Nachdem sie das ARC verlassen hatte, hatte sie niemanden von ihnen mehr gesehen, auch im Krankenhaus hatte man sie nicht zu ihnen gelassen, da sie nicht mehr für das Ministerium arbeitete. Also hatte sie sich schweren Herzens entschlossen, ins ARC zu fahren, weil sie sie dennoch sehen wollte. Seit sie nicht mehr im ARC arbeitete, dachte sie jeden Tag besorgt an das Team, da sie wusste, dass von ihnen im Grunde genommen einer chaotischer war als der andere. Und als sie davon gehört hatte, was ihnen jetzt schon wieder passiert war, sah sie ihre Befürchtungen mehr als bestätigt. Jenny sah auf die Uhr: Es war Viertel nach Acht. Eigentlich müssten um diese Zeit bereits alle hier sein, aber wie sie Connor kannte, würde der Student wie immer mindestens eine halbe Stunde zu spät kommen. Die Anderen waren vermutlich an ihren Schreibtischen oder in ihren Büros. Trotzdem öffnete Jenny die Tür zum Relaxzimmer und trat ein. Ihr Blick fiel auf die vier eingerahmten Sterbebildchen an der Wand - das von Tom, das Connor gleich nach ihrem Einzug im ARC dort aufgehängt hatte, die von Tom Ryan und Stephen Hart, die Cutter hinzugefügt hatte, und letztendlich das von Cutter selbst, das Jenny an dem Tag ihrer Kündigung neben die der anderen gehängt hatte. Sie wusste, dass sie alle froh sein konnten, dass nun nicht noch mehr Gesichter von verstorbenen Mitarbeitern dort hingen.
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Jemand räusperte sich hinter Jenny und ließ sie herumfahren. "Wer immer Sie sind, ich hoffe, dass Sie diesen Menschen den Respekt zollen, der ihnen gebührt." Hinter ihr stand eine junge, schwarzhaarige Frau, deren sonst sehr hübsches Gesicht von Schrammen und Schnitten übersäht war. Bei dem ungläubigen Gesicht, das Sarah machte, als sie sie erkannte, hätte Jenny dennoch fast laut losgelacht. "Jenny!", keuchte Sarah völlig perplex und machten dann vor Freude einen kleinen Luftsprung. "Jenny!!!" Sie machte Anstalten, ihr um den Hals zu fallen, erstarrte aber, als ihre Arme auf halber Höhe waren und verzog das Gesicht. "Aua aua aua! Aaaah, verdammt, dieses blöde Schlüsselbein!" Jenny sah, dass ihr rechter Arm in einer Schlinge um den Hals hing, und drückte die Ägyptologin vorsichtig an sich. "Heeey! Mensch, du siehst ja aus!" Sarah winkte ab. "Ach, warte nur bis du die anderen siehst, glaub mir, ich bin noch eine der Harmloseren." Jenny legte die Stirn in Falten. "Oh je, war's wirklich so schlimm? Man wollte mir nichts genaueres über euren Zustand sagen, egal wie oft ich egfragt habe." Ihre Stimme wurde etwas leiser. "Von Lorraine habe ich allerdings erfahren, dass es ein paar wirklich übel erwischt hat." Sarah nickte. "Ja, Danny, Connor und Lester hatten ganz schön zu kämpfen. Aber du kennst sie ja: Connor hält viel mehr aus als man ihm zutraut, Lester kann auch weitaus mehr als nur am Schreibtisch zu sitzen und Danny ist sowieso unverwüstlich." Jenny schmunzelte. Ja, das hörte sich ganz nach ihren Jungs an."Und Becker? Und Abby? Wo sind die eigentlich alle?" "Becker ist hier.", brummte die leicht schnöselige Stimme und Jenny wandte sich grinsend um. Da stand er, die Frisur perfekt sitzend, die Augen amüsiert leuchtend, das übliche schwarze Soldatenoutfit tragend. Auch sein Arm lag in einer Schlinge, allerdings war es bei ihm der Linke. Wenn man ihn mit Sarah verglich, war sein Gesicht relativ verschont geblieben, lediglich an den Wangen und am Nacken hatte er einen fast verheilten Sonnenbrand. "Na, Jenny, was treibt dich denn hier her?", fragte er sie, nachdem sie auch ihn in die Arme geschlossen hatte. "Was wohl, ich kann euch wohl keine paar Wochen allein lassen, ohne dass ihr  alle fast umgebracht werdet?", neckte sie ihn, froh darüber, dass es ihm und auch Sarah wirklich schon wieder ganz gut zu gehen schien.
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Die Tür ging auf, und Abbys platinblonder Wuschelkopf schob sich in das Zimmer. "Hey Leute, Lorraine hat mir gerade mitgeteilt dass wir alle 'nen Haufen Formulare zum Ausfüllen bekommen haben. Nur damit ihr vorgewarnt seit." Sie nickte Jenny kurz begrüßend zu und schloss die Tür dann wieder hinter sich. Eine Sekunde später wurde sie wieder aufgerissen. "Jenny!!!" Sie sprang der ehemaligen PR-Agentin in die Arme. "Jenny! Ist das schön dich zu sehen! Wow, dass du extra hergekommen bist!" Jenny lachte. "Kein Ding, Abby!" Unter Abbys T-Shirtärmel konnte sie ein dickes, weißes Pflaster über der Schulter sehen, auch ihr Gesicht war zerkratzt und zerschrammt, und erst jetzt bemerkte sie dass Abby eine Krücke in der einen Hand hielt. Es wunderte sie ein wenig, dass Abby trotzdem so flink und wendig durch die Gegend hüpfte. "Dir scheint's ja auch schon wieder sehr gut zu gehen." Abby smilte. "Durchaus, wenn ich diese bescheurte Krücke nicht hernehmen müsste, würde ich schon wieder in den Fitnessraum zum trainieren gehen." "Na, das kann doch wohl noch ein paar Tage warten, ich wette in dieser einen Woche hast du mehr Pfunde verloren als du mit einem Monat Training verlieren würdest.", meinte Becker, und Abby streckte ihm die Zunge raus. "Es geht mir auch nicht um mein Gewicht, weißt du. Ich will nur einfach nicht aus der Übung kommen." Sarah und Jenny lachten, und es fühlte sich fast an wie früher, bevor all diese schlimmen Dinge passiert waren, fand Jenny. "So, ich werd mich jetzt mal auf den Weg in die Haupthalle machen, und nach Connor, Danny und Lester suchen.", verkündete Jenny und ging auf die Tür zu. "Die sind gleich nebenan, in der Küche.", klärte Abby sie auf, und wies  mit dem Daumen über die Schulter in Richtung Gang. "Oh. Praktisch.", sagte Jenny, und spähte auf den Gang hinaus.
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Die Küchentür stand offen. Sie konnte zwar nur Danny von hinten sehen, der auf die Anrichte gelehnt war und sich gerade über etwas äußerst zu amüsieren schien, aber dafür hörte sie die anderen Beiden. "Connor, ich sage es Ihnen heute noch einmal, dann reicht es mir. Socken gehören nicht in die Brotbackmaschine!", schimpfte Lester gerade, und Danny prustete los. "Jetzt seien Sie nicht so pingelig, wie soll ich sie denn in meinem Zustand in den Trockner stecken?", meckerte Connor, und Danny lachte noch lauter. Jenny ging zur Tür und lehnte sich in den Türrahmen, um den Dreien eine Weile unbemerkt zuzusehen. Lester versuchte gerade umständlich, die Kaffeemaschine zu bedienen, Danny lehnte links neben ihm  und Connor hockte auf der Küchenzeile an der anderen Wand. Sie sah nur Connor von vorne, und auch er hatte Reste eines Sonnenbrandes im Gesicht, und einen hellen Fleck an der Wange. Aus seiner Haltung schloss sie, dass er Magenschmerzen hatte, denn er wechselte häufig die Position, in der er sich gerade befand. Er kam ihr sehr blass vor, und ein wenig groggy. "In Ihrem Zustand? Machen Sie sich nicht lächerlich." Lester schaufelte gerade mit der rechten Hand Kaffeepulver in den Filter, benutzte aber seine andere Hand nicht um den Filter festzuhalten. Er kippte nach ein paar Löffeln um und das braune Pulver verteilte sich auf der Anrichte. Leser fluchte, legte den Plastiklöffel weg und versuchte mehrmals, den Filter wieder hinzustellen, doch er war an einer Seite nach innen geknickt und hatte so keine Chance auf Standhaftigkeit. Lester lehnte den Filter dann an die Kaffeemaschine, hob seinen Löffel wieder auf und schüttete eine neue Ladung hinein. Wieder klappte der Filter zusammen und fiel diesmal sogar zu Boden. Lester ließ den Kopf hängen und stöhnte entnervt. "Brauchen Sie Hilfe?", bot Danny großzügig an, und Jenny hörte, dass er sich das Lachen nur mit Mühe verkniff. Lester warf ihm einen ärgerlichen Blick zu und schnippte ihm den Löffel gegen die Stirn. "Halten Sie bloß den Schnabel." Er ließ die kleine Sauerei, die er angerichtet hatte, wie sie war und drehte sich um, nach einer Krücke greifend, die neben Connor an die Anrichte gelehnt gewesen war. Als er Jenny erblickte, hielt er aprupt inne. "Oh.", machte er, und auch Danny und Connor wandten sich zu ihr um. "Jenny!", riefen beide gleichzeitig, und Connor sprang von der Anrichte, nur um dann, eine Grimasse schneidend, auf den Boden zu sinken. "Autsch!" Er presste seine Hände auf den Bauch und sah aus, als würde er sich gleich übergeben. Lester humpelte um ihn herum und lehnte sich vor Jenny auf seine Krücke. Danny überholte ihn und schlang seine Arme um sie, wobei er darauf achtete dass er sie nicht mit den Unterarmen berührte. Sie waren dick eingebunden, und bei ihrer Umarmung spürte Jenny, dass auch sein Bauch verarztet worden war. Connor kroch auf sie zu, zog sich an der Wand hoch und legte einen Arm um sie, den anderen ließ er auf seiner Wunde. "Und, was ist mit euch passiert?", fragte Jenny neugierig, Dannys verbranntes Gesicht musternd. "Raptor. Das triffts eigentlich im Großen und Ganzen.", antwortete Connor und hob sein Shirt hoch, um Jenny das dicke Pflaster auf seinem Bauch zu zeigen. Sie schüttelte den Kopf. "Leute, echt, es täte euch gut mal für ein paar Tage lang keine Dinosaurier zu bekämpfen!" Danny hob die Schultern. "Sag das doch denen! Ich hab mich bestimmt nicht freiwillig aufschlitzen lassen, nur um dann fast zu verbluten, beinahe zu Tode zu stürzen und dann wegen dem hohen Blutverlust zwei Wochen lang im Krankenhaus zu liegen!" "Glaub ich dir!", grinste Jenny. "Ähm, also wir gehen derweil zu den Mädels nach drüben. Du kannst gerne noch 'ne Weile bleiben, zum plaudern mein ich.", bot Connor an, doch Lester hob eine Augenbraue. "Haben Sie denn sonst nichts zu tun, Connor?" Danny legte die Stirn in Falten. "Ach, kommen Sie, James, der Junge kann's doch heute etwas langsamer angehen lassen." Lester schien kurz zu überlegen, dann machte er sein Lester-Gesicht und seufzte. "Na schön. Aber die Berichte sind trotzdem am Samstag auf meinem Schreibtisch." Danny grinste ihn kurz an und packte dann Connor, den er hastig aus dem Zimmer schob. "Hey, Danny, lass das! Ich kann selbst laufen! Und wehe, wenn du mich noch einmal "Junge" nennst!" Er sah kurz zu Jenny. "Kommst du dann?" Sie klopfte ihm auf die Schulter, während Danny ihn vorbeibuchsierte. "Möglich."
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Als sie hörte, wie die Beiden die Tür des Relaxraumes hinter sich schlossen, wandte sie sich langsam Lester zu, der bis jetzt geduldig darauf gewartet hatte, bis der Trubel etwas nachließ. Es war ungewohnt für Jenny, Lester so angeschlagen zu sehen, sie hatte ihn als ansonsten makellose Erscheinung im Kopf behalten. Er trug zwar wie sonst auch einen seiner dunklen, maßgeschneiderten Anzüge, doch weil auch bei ihm der linke Arm in einer Schlinge um den Hals hing (was eventuell erklärte, warum er sich vorhin mit dem Kaffeefilter so schwer getan hatte), hatte er sich auf dieser Seite das Jacket nur über die Schulter gehängt. Im Gegensatz zu Abby musste er sich beim Gehen und Stehen schwer auf die Krücke stützen, was ihn irgendwie ein wenig wie Doktor House erscheinen ließ. Auch sein Gesicht hatte Schnitte, Schrammen und war blass und eingefallen. Seine sonst zurückgegelten Haare hingen ihm heute in die Stirn, und Krawatte trug er auch keine. Trotzdem blitzten seine Augen sie mit dem selben amüsierten Ausdruck an, mit dem er alle seine Mitarbeiter ansah. Als er ihren unsicheren Blick bemerkte, hob er die Augenbrauen und grinste frech. "Und nun?" Jenny machte instinktiv einen Schritt auf ihn zu, und ehe er protestieren konnte, nahm sie auch ihn fest in die Arme. Während ihr stumm ein paar Tränen über die Wangen rannen, drückte er sie sie kurz an sich. "Ist ja niemanden was passiert.", brummte er, und sie nickte. "Mhm." Sie holte tief Luft, um die Tränen zurückzukämpfen. Während sie das tat, stellte sie fest, dass Lester noch genauso roch wie früher. Aber irgendwie hatte er sich in der Zwischenzeit verändert. "Ähm....Lassen wir uns auch irgendwann wieder los?", erkundigte er sich, gewohnt sarkastisch. "Sie wissen genau was alles hätte passieren können, James! Sie könnten jetzt tot sein, genau wie alle anderen!", schniefte sie ärgerlich. "Heulen Sie etwa?", stellte Lester überrascht fest. Jenny ließ ihn noch verärgerter los. Sie hatte sich geirrt: Er hatte sich keinen Deut verbessert. "Das war das letzte Mal dass ich mir Sorgen um Sie gemacht habe!", murrte sie und machte sich daran, die Küche zu verlassen. "Wo gehn' Sie hin?", rief Lester ihr nach, und sie blieb stehen, ohne sich umzudrehen. "Da Sie sich ja anscheinend nicht über meine Anwesenheit zu freuen scheinen, gehe ich zurück in den Relaxraum, da wo die Leute sind die mich mögen." Lester verdrehte die Augen, wissend, dass Jenny ihn nicht sehen konnte. "Herrgott, diese Frauen, nie kann man es ihnen recht machen!" Jenny bickte sich um. "Nun, Sie könnten es wenigstens versuchen." Ein Lächeln trat langsam auf Lesters Gesicht. "Wenn Sie wollen, setzen wir uns rüber zu den Anderen in den Relaxraum, und dort erzählen wir Ihnen unsere Erlebnisse alle haargenau." Jenny hob eine Augenbraue. "Im Ernst?" "Sicher, erstens ist die Couch dort drüben gemütlicher als mein Schreibtischstuhl, und zweitens hoffe ich Sie so dazu bewegen zu können mir eine Tasse Kaffee zu kochen." Jetzt musste Jenny doch lachen. Sie machte Lester und sich selbst eine Tasse Kaffee, und trug sie für ihren ehemaligen Vorgesetzten nach drüben. Schon auf dem Weg dorthin begann Lester zu erzählen. "Also, wissen Sie, da war dieser Alarm, von dem wir heute nocht nicht wissen wer ihn ausgelöst hat. Becker, ganz in Ausübug seiner Pflicht, gabelt uns also alle mitten in der Nacht auf, und im Schlafanzug saheh wir uns dann im ARC mit einem völligen technischen Chaos konfrontiert." Jenny hörte an der Art, wie er redete, dass es Lester so vorkam als würde er über etwas reden, das eine Ewigkeit her war: Seine Stimme klang distanziert und unbeteiligt. "In der Vergangenheit wurden wir also voneinander getrennt, zu jeweils einer Gruppe mit drei Leuten." "OH!", unterbrach Jenny ihn, "lassen Sie mich raten. Sie und die Mädels, und die drei anderen Männer." Lester blieb stehen und sah sie stirnrunzelnd an. "Haben Sie die Geschichte bereits gehört?" Jenny lachte. "Nein. Das schlussfolgere ich logisch. Sie, Abby und Sarah haben völlig zerschundene Gesichter, und Danny, Connor und Becker haben Sonnenbrand." Lester lächelte sie an. "Nicht schlecht." Dann hakte er sich bei ihr ein, darauf bedacht, den Kaffee nicht zu verschütten und auf die Schlinge um seinen Hals aufzupassen, und zusammen gingen sie in den Relaxraum, wo die anderen bereits warteten.
  
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Ende *o*
  
  
  
Ein Monsterkapitel ;p
 
  
  
Fortsetzung folgt^^ --[[Benutzer:Lester'sGirl|Lester'sGirl]] 14:15, 5. Jan. 2010 (UTC)
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Fanfic abgeschlossen. --[[Benutzer:Lester'sGirl|Lester'sGirl]] 14:15, 5. Jan. 2010 (UTC)
 
{{Copyright by a Person|-- [[Benutzer:Lester&#39;sGirl|Lester&#39;sGirl]] <small>14:19, 5. Jan. 2010 (UTC)</small>}}
 
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[[Kategorie:FanFiction]]
 
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Aktuelle Version vom 15. März 2010, 12:59 Uhr

Kapitel 1

Lester legte den Stift weg, mit dem er gerade den Bericht von Dannys letztem Einsatz durchgegangen war, und gähnte. Er fuhr sich durch die Haare und warf einen Blick auf die Uhr. Es war fast halb eins in der Nacht. Er hatte mal wieder vor lauter Arbeit die Zeit völlig übersehen. Also schaltete er seinen Computer aus, der bis eben noch leise im Standby-Modus vor sich hingebrummt hatte, und nahm sein Jacket vom Stuhl. In dem Raum, wo der Anomaliendetektor stand, war von irgendwo her ein leises Atmen zu vernehmen. Lester blieb stehen und lauschte verwirrt. Für den Bruchteil einer Sekunde blitzte das Bild eines knurrenden Zukunftspredators vor seinem geistigen Auge auf. Er erschauderte, und strich mit Zeige-und Mittelfinger seiner rechten Hand reflexartig über die Stellen an seiner Brust, die seit einem Jahr zwei hässliche, lange Narbe zierten. Er war nun wirklich kein Mann, der von so einem Erlebnis, wie er es gehabt hatte, schnell traumatisiert war, aber dennoch: Unheimliche Geräusche im ARC, und das auch noch mitten in der Nacht, verhießen nichts Gutes. Er griff nach einem Schraubenschlüssel, den Connor wohl auf dem Schreibtisch vergessen hatte, und schlich sich langsasm an die "Lärm"quelle heran. Er entdeckte etwas braunes, zotteliges, dass im Umkleideraum hinter dem Türrahmen hervorlugte. Er umklammerte den Schraubenschlüssel, atmete kurz tief durch und stieß dann mit dem Fuß die Tür auf.

Ein Schrei ließ ihn zusammenschrecken und ebenfalls laut aufbrüllen. Er machte einen Satz nach hinten, verlor dabei seine Waffe, während die Gestalt vor ihm von der Bank vor den Spinden stürzte und zu Boden fiel. Erst als sie den Kopf hob und Lester entsetzt anstarrte, erkannte dieser was er da vor sich hatte. "CONNOR!!!", schrie er wütend, und dieser zuckte erneut zusammen. "Mensch, Lester, wenn Sie wüssten wie Sie mich gerade erschreckt haben!", keuchte er und stellte sich auf seine Füße. "Ja was denken Sie denn wie's mir geht? Meine Güte, Sie bringen mich noch eines Tages in die Irrenanstalt!", schimpfte Lester und hob das fallengelassene Werkzeug wieder auf. Connors Gesicht hellte sich auf. "Sollte das der Fall sein, machen Sie mich zum Alleinerben Ihrer Wohnung mit allem drum und dran?" Lesters vernichtender Blick war Antwort genug. "Was machen Sie überhaupt noch hier?", wollte er stattdessen wissen, während er einen Ort suchte um den Schraubenschlüssel aufzuräumen. Schließlich stopfte er ihn kurzerhand ind Dannys Spind. "Naja, ich wollte nicht schon wieder mit der U-Bahn nach Hause fahren und habe gehofft, Sie könnten mich eventuell mitnehmen. Und als Sie nicht aufgetaucht sind, hab ich mich eben hier aufs Ohr gehauen, und auf Sie gewartet.", antwortete Connor und deutete auf die Holzbank, die vor den Spinden verlief, und Lester entdeckte dort eine Wolldecke und eine zusammengeknüllte Jacke, die wohl als Kopfkissen gedient hatte. Er verdrehte die Augen und ging zu seinem Spind hinüber. Nachdem er seine Jacke, den Geldbeutel und den Autoschlüssel geholt hatte, drehte er sich zu Connor um, der ihn erwartungsvoll ansah. "Meinetwegen, kommen Sie. Aber wir werden NICHT wieder ihre bescheuerte Märchencd anhören, klar?", brummte er, und Connor stieß ihm freudig mit der Faust gegen die Schulter. "Danke, Kumpel!" Er rauschte summend an ihm vorbei und stolzierte auf den Ausgang zum Parkplatz zu. Lester seufzte und folgte ihm. "Ich bin nicht ihr Kumpel, Connor!" "Schon klar, und Jurassic Park ist ja auch keine Märchencd!", kam es von der anderen Seite der Tür.

Zuhause angekommen, ließ Connor sich erschöpft auf die Couch fallen, während Lester im Badezimmer verschwand. Da er seit Neuestem die Erlaubnis hatte, den Fernseher zu betätigen, schaltete Connor auf irgendeinen Privatsender und schaute mehr aus Langeweile den gerade laufenden Thriller an. Nach einer Weile kam Lester zurück, setzte sich neben Connor und reichte ihm schweigend eine kalte Bierdose. Connor sah Lester ungläubig an und nahm sie strahlend entgegen. "Wow, danke, Lester!" Dieser winkte ab. "Gewöhnen Sie sich bloß nicht dran. Ich bin übermüdet und gestresst, da macht man schon manchmal was Dummes." Connor lachte, und auch Lester grinste. Sie stießen an und tranken, während sie den Film verfolgten. Irgendwann drückte Lester Connor seine halbvolle Dose in die Hand und erhob sich. "Ich geh schlafen. Morgen ist Sonntag, das bedeutet wir könnten ausschlafen. Wenn es sich nicht irgendein fleischfressender, menschenmordender Killosaurus vornimmt, halb London abzuschlachten." Er verschwand in seinem Zimmer. Connor hörte Kleider rascheln. "Es gibt keinen Dinosaurier names -", merkte er an, doch Lester haute mitten in seinem Satz die Tür zu. Connor zuckte die Schultern, lehnte sich zurück und leerte Lesters und seine Dose in wenigen Minuten.

Ernergisches Klingeln weckte sie. Connor setzte sich unwillig auf der Couch auf und rieb sich über die Augen, während Lester schlaftrunken durch die Wohnung stolperte. Er öffnete die Tür und lehnte sich gähnend gegen die Wand. "Wehe, es steckt nicht mindestens ein Brachiosaurus in einer öffentlichen Toilette fest!", drohte er Becker, der völlig aufgeregt vor ihrer Wohnung stand. "Es gab einen Notruf aus dem ARC, wir müssen so schnell wie möglich hin!" Er quetschte sich an Lester vorbei in die Wohnung, packte Connor am Arm und schleifte ihn mit sich. "Los!", drängte er und schob auch Lester vor sich her. "Moment mal, lassen Sie uns doch wenigstens unsere Klamotten - !", brauste Lester auf, doch Becker unterbrach ihn. "Keine Zeit!" Vor dem Penthouse parkte bereits einer der schwarzen Geländewägen des ARCs. Becker verfrachtete die beiden Männer auf der Rückbank, wo sie bereits von Danny und Sarah erwartet wurden. "Wir holen nur noch Abby, dann gehts auf direktem Wege zum ARC!", teilte Becker ihnen mit, während die anderen sich verwirrt ansahen.

Lester war zwischen Sarah und Connor gequetscht, und er vermutete, dass der Fuß, der sich in seine Wade bohrte, Danny gehörte. Ihm fiel auf, dass seine Angestellten ihn amüsiert musterten. Da wurde ihm bewusst, dass er hier im Schlafanzug, der aus einem schlichten hellgrünen T-Shirt und einer weiten, schwarzen Stoffboxershort bestand, mit zersausten Haaren und mit verschlafenem Gesicht neben ihnen saß. Er verbarg sein Gesicht in seiner Hand. "Au Mann, ich hätte doch nach Hause zu meiner Familie fahren sollen!" Allgemeines Gelächter war die Antwort.

Als sie endlich im ARC angekommen waren, eilten sie nach drinnen. Der Anomaliedetektor spielte verrückt, die Lampen flackerten im gesamten Gebäude und die Computermonitore blinkten in den verschiedensten Farben. "Was ist denn hier los?", rief Danny, und keiner wusste so recht, wo er zuerst nach dem Rechten sehen sollte. Connor untersuchte den Anomaliendetektor. "Das ist komisch, er läuft fast heiss, zeigt aber keine einzige Anomalie an.", meinte er und versuchte ihn abzuschalten. Als ihm das nicht gelang, hob er ratlos die Schultern. Abby und Sarah rannten durch das Gebäude und versuchten herauszufinden, was eigentlich los war. Becker kontrollierte die Sicherheitszugänge, und Danny und Lester versuchten die eletronischen Gegenstände in ihren alten Zustand zurückzuversetzen. Als Danny und Lester zufällig im gleichen Moment auf das Gehäuse eines Computers fassten, gab es ein britzelndes Geräusch, und die beiden zogen ruckartig ihre Hände zurück. "Au!", schimpften sie gleichzeitig, und starrten ihre angekohkelten Hände an. Connor trat neben sie. "Wie habt ihr das gemacht?" Er langte ebenfalls auf eines der Gehäuse, doch ihm versetzte es keinen Schlag. "Wir haben nur versucht sie auszuschalten.", sagte Danny, und Lester fügte hinzu: "Ich vermute auch, dass uns beim Betätigen der Schaltknöpfe kein Fehler unterlaufen ist." Connor wirbelte herum und sah ihn aufgebracht an. "Jetzt ist keine Zeit für Ihren Sarkasmus!" Der ungewohnt barsche Ton seines Untermieters ließ Lester sofort wieder ernst werden. Becker kam zusammen mit den Frauen zurück. "Im Gebäude ist außer uns niemand.", klärte er sie auf, und bemerkte die angespannte Stimmung. "Was ist los?", wollte er wissen, und Connor räusperte sich. Sie sahen ihn alle fragend an. "Leute, ich... Das gesamte ARC wurde unter Strom gesetzt. Eine falsche Bewegung, und es überlädt sich, und ich kann euch nicht sagen was dann passieren wird." "Und das heisst jetzt was?", fragte Danny nach, lehnte sich gegen die Tischplatte des Schreibtisches hinter ihm und verschränkte die Arme vor der Brust. "Das kann ich auch nicht so genau sagen!", zischte Connor und suchte den Raum mit den Augen ab. "Na meinetwegen.", brummte Lester, drehte sich um und ging in Richtung Garderobe. "Was tun Sie denn jetzt?", rief Becker ihm nach und rannte ihm hinterher. "Ich ziehe mich um, das tu ich, und dann reden wir mal Tacheles!" "Das halte ich für eine gute Idee!", meinte Abby, und die beiden Frauen folgten ihnen. Danny und Connor, die beide Jogginghosen zu ihrem T-Shirt trugen, fanden sich schön genug und blieben zurück. "Hast du denn gar keine Idee, Connor?" Danny schien die ganze Situation gar nicht zu gefallen. "Ich weiß nicht, es sieht fast so aus als würde das ARC seine ganze Elektrizität in irgendetwas laden, das wir nicht sehen können." "Und was könnte das sein?" Connor runzelte die Stirn und dachte nach. Der Rest von ihnen kam zurück, Abby und Sarah in den Sportklamotten, die sie in ihrem Spind aufbewahrten, und Lester in einem hellen, grauen Anzug, unter dem er ein weisses Hemd trug. Auf die Krawatte hatte er verzichtet, und auch der Kragen war nicht bis ganz oben zugeknöpft, so dass man ein Eckchen seiner Narbe sehen konnte. Becker schulterte seine Waffe und lehnte sich neben Danny an den Schreibtisch. Plötzlich schnippte Connor mit den Fingern. "Eine Anomalie!", rief er, und alle sahen ihn an, als hätte er gerade erzählt der T-Rex sei mit dem Osterhasen verwandt. "Was?" Danny hob eine Augenbraue um ihm seine Verwirrung klarzumachen. "Es ist eine Anomalie! Eine Riesenanomalie, die sich hier irgendwo befindet und sich von der Elektrizität des ARCs ernährt!" "Na dann finden Sie sie!", meinte Lester nüchtern, doch Connor packte Danny aufgeregt an den Schultern. "Nein nein, ihr versteht nicht! Die Anomalie ist noch nicht offen, sie gerade dabei sich zu öffnen, findet aber dafür nicht die benötigte Energie. Hier ist aber alles so kurz davor, sich zu überladen, dass der kleinste Stromschlag genügen würde um sie zu aktivieren! Und ich schwöre euch, eine Anomalie dieser Größenordnung wurde uns beim Öffnen vermutlich einfach miteinsaugen!" "Ach sooooooo, jetzt ist mir alles klar!", witzelte Lester und verschränkte die Arme vor der Brust. Becker kratzte sich am Kopf, und dabei rutschte seine Waffe ein wenig aus dem Halfter. "Gut, selbst wenn dem so sei, aber wer hat uns dann hierher bestellt? Das komplette Gebäude ist leer!" Die Waffe fiel klappernd auf den Schreibtisch, als er den Arm wieder nach unten nahm. Danny wollte sie für ihn aufheben, doch als er das Metall der Waffe berührte, versetzte es ihm plötzlich einen weiteren Stromschlag. Seine Hand zuckte zurück, die Waffe flutschte ihm aus den Fingern und landete auf dem Gehäuse des Computers. Ein ohrenbetäubender Knall ertönte, und im nächsten Moment öffnete sich genau vor ihnen eine dermaßen große Anomalie, dass die Luft um sie herum vibrierte. Benommen und geblendet wandten sich die Sechs von ihr ab, als sie plötzlich von einem Sog erfasst wurden. "Was zum -?", begann Danny, doch noch bevor er den Satz beendet hatte, waren sie schon alle in die Anomalie gesaugt worden.


Kapitel 2

Abby zuckte mit den Fingern. Unter ihrer Handfläche spürte sie vertrocknete Erde und kleine Steinchen. Sie öffnete langsam die Augen und versuchte, sich aufzurappeln. Ihr Schädel brummte, und ihr Hals war ganz trocken. Sie konnte sich nur noch daran erinnern, durch die Anomalie gesaugt worden zu sein, und dann waren sie alle in dieser Welt herauskatapultiert worden. Sie und ein paar Andere waren einen Hang hinuntergerutscht, was mit dem Rest passiert war wusste sie nicht. Als sie es geschafft hatte, sich in eine kniende Position zu bringen, sah sie sich um. Sarah lag ein paar Meter weiter links von ihr, auf dem Rücken ihrer gelben Trainigsjacke war ein dunkelroter Fleck. Abby kroch zu ihr hinüber und schüttelte sie sanft. "Sarah? Kannst du mich hören?" Sarah regte sich nicht, und Abby vergewisserte sich in einem Anflug von Panik ob sie überhaupt noch atmete. Doch ziemlich schnell hörte sie einen rasselnden Atemzug, und auch ihr Puls schien regelmäßig zu schlagen. Abby brachte sie in eine stabile Seitenlage und stand auf. "Hallo?", schrie sie, erhielt aber keine Antwort. Da entdeckte sie eine weitere Rutschspur, die noch ein Stück weiter den Berg hinunterführte. Als sie weit genug sehen konnte, erspähte sie Lester, der auf der Seite lag, mit dem Rücken zu ihr, die Beine abgeknickt, einen Arm den Hang hinuntergestreckt und den anderen knapp vor dem Gesicht angwinkelt. Abby rannte, soweit ihre schwachen Beine sie tragen konnten, auf ihren Boss zu, und ließ sich neben ihm zu Boden fallen. "James! James! Oh Gott, bitte wachen Sie auf!" Doch auch Lester schien noch tief bewusstlos zu sein, denn er reagierte keinen Deut auf Abby. Langsam kroch Abby die Verzweiflung in die Knochen. Sie hatte keine Ahnung, wo sie war, war geschwächt, allein und völlig schutzlos. Sie schlug mit der Faust auf den Boden und begann wütend zu weinen. Sie schniefte laut und verfluchte ihren Beruf und die Anomalien. "Aber aber, wer wird denn gleich weinen?", meldete sich da auf einmal eine schwache, nuschelnde Stimme. Abby hielt inne und starrte zu Lester. Dieser drehte sich unter leisem Stöhnen auf den Rücken, hielt die Augen dabei geschlossen und verzog dann das Gesicht. "James!!! Ich meine Lester!!! Himmel, bin ich froh dass es Ihnen gut geht!", jubelte Abby und wusste nicht, ob sie jetzt weiter weinen oder lachen sollte. "Nun, unter gut gehen verstehe ich zwar etwas anderes, aber ich weiß Ihre Fürsorge trotzdem zu schätzen.", murmelte Lester, und schlug schließlich die Augen auf. Er wirkte ein wenig neben der Spur, und er brauchte eine ganze Weile, bis er seinen Blick auf Abby fixieren konnte. "Sind Sie verletzt?", wollte Abby von ihm wissen, und er zögerte. Er hatte ein zerschrammtes Gesicht und aufgeschürfte Hände, doch Abbys Sorge galt mehr der blutigen Stelle an Lesters Oberschenkel, kurz über dem rechten Knie, wo sie unter der zerfetzten Anzughose eine hässliche Schnittwunde erkennen konnte. Und tatsächlich, nach einem kurzen Moment schnitt er eine Grimasse. "Mein Bein." "Versuchen Sie aufzutreten!", verlangte Abby, stand auf und zog Lester auf die Beine. Er wankte, und sobald er das Bein belastete, gab es unter ihm nach, und er konnte sich gerade noch an Abby abfangen. "So wird das schonmal nichts.", meinte Abby und dachte nach. Lester zog sein Jacket aus, riss einen der Ärmel ab und knotete den Stoffstreifen kurzerhand um die Wunde. "So.", brummte er und musterte Abby. "Sind Sie in Ordnung?" "Jaja, hab mir nur die Lippe aufgebissen.", winkte Abby ab, und erst jetzt wurde ihr peinlich bewusst, dass ihr Blut vom Kinn tropfte. Sie wischte es mit dem Handrücken weg und wies den Hang hinauf. "Sarah ist verletzt. Sie ist dort oben." Lester nickte. "Gehen wir hoch. Ich sehe zu ob ich mich um sie kümmern kann." Abby stiefelte los, und dann ertönte ein Knirschen. "Abby!", ertönte eine kleinlaute Stimme hinter ihr. Sie drehte sich um und sah Lester, der auf dem Boden hockte, und seinem Blick nach wohl gerade unsanft auf dem Hosenboden gelandet war. Abby ging zurück, half ihrem Boss ein weiteres Mal auf die Beine, und dann gingen sie hinauf zu Sarah. Abby stützte ihn dabei bereitwillig, und schon nach wenigen Metern wusste Abby, dass Lester diese Verletzung noch viel Ärger bereiten würde.

Connor spürte zuerst einen harten Aufprall auf seinen Rücken, der ihm fast das Bewusstsein raubte. Er rutschte sofort unkontrollierbar auf den Abhang des Berges zu, drehte sich dabei um 180° und raste plötzlich kopfüber und auf dem Rücken den steilen Berg hinunter. Bei dem Versuch sich irgendwo festzukrallen, zerschrammten die kleinen Steinchen, die den Boden bedeckten, seine Finger, und auch seine Schulterblätter und Ellbogen scheuerten über den spitzen Untergrund. Er wurde immer schneller, und als sich das Gelände endlich abflachte, flog er auf einmal über eine kleine Erhebung im Boden und segelte in hohem Bogen durch die Luft. Dann schlug er mit lautem Platschen auf eine Wasseroberfläche auf. Bevor er richtig registrieren konnte, dass er in einem Fluss gelandet war, hatte ihn die starke Strömung schon mitgerissen. Er wurde unter Wasser gezogen, trudelte um sich selbst und verlor schließlich völlig die Orientierung. Als sein Gesicht in etwas Kaltes, Matschiges tauchte, erkannte er dass er sich auf dem Grund des Flusses befand, der einige Meter tief war. Er strampelte mit den Beinen, um zurück an die Oberfläche zu kommen, verfing sich dabei aber in irgendwelchen prähistorischen Schlingpflanzen. Die Luft wurde knapp. Verzweifelt fuchtelte er mit den Armen, um sich frei zu bekommen, doch je mehr er zappelte, umso mehr verfing er sich. Als dunkle Schatten vor seinen Augen zu tanzen begannen, machte er im Stillen sein letztes Gebet. Da legte sich ein kräftiger Arm um seinen Oberkörper, und zerrte ihn nach oben. Er tauchte auf, hustete das Wasser aus seiner Lunge und sog dann gierig die Luft ein. Jemand schleifte ihn ziemlich unsanft an das sichere Ufer. "Connor? Alles in Ordnung?", erkundigte sich Danny nach ihm, und Becker sagte schweratmend: "Dem geht's gut, der hat nur für 'ne lange Zeit keinen Durst mehr." Connor setzte sich keuchend auf. Er erblickte Danny, der vor ihm stand, zwei Schnitte an der rechten Schläfe hatte und ihn besorgt musterte, und dann Becker rechts neben sich, dem die nassen Haare im Gesicht hingen, und aus dessen Nase gerade frisches Blut über das ansonsten saubergewaschene Gesicht lief. "Hast du mich rausgezogen?", fragte Connor ihn, und der Captain nickte. "Mit Dannys Hilfe, er hat mich festgehalten." "Danke!", sagte Connor und ließ den Blick zwischen ihnen hin - und herschweifen. "Connor, du... Du hast da was im Gesicht!", meinte Danny plötzlich und sah ihn angewidert an. "Was denn?", wollte Connor wissen und fuhr sich mit der Hand über die Wangen. Er ertastete etwas Längliches, Schleimiges, das sich entlang seines Kiefers zog. "Ach, das ist nur Matsch.", beruhigte Connor sie und versuchte es wegzuwischen. Es blieb allerdings hartnäckig an seiner Haut haften. Danny und Becker kamen fasziniert näher. "Oh Mann, das ist ein riesiger Blutegel!", murmelte Danny und Becker hob eine Augenbraue. "Ist ja wiiiiiiiiiiiederlich!" "WAS?", heulte Connor und kratzte hektisch an dem Ding an seiner Wange herum. Es gab ein schmatzendes Geräusch, als er versehentlich einen Finger hineinbohrte, und irgendeine Soße lief über seinen Hals. Danny und Becker brachen in schallendes Gelächter aus. "Connor, sei vorsichtig; Du machst es noch kaputt!", verarschte Danny ihn und lachte sich halb schief. "Das ist mir SCHEISSEGAL, hilf mir gefälligst!", brüllte Connor und Danny hob abwehrend die Hände. "Spinnst du? Ich fass das Ding doch nicht an!" Connor wandte sich an Becker. "Dann mach du was!" "Ja aber was soll ich denn-", begann Becker, doch Connor packte ihn panisch am Arm. "Mir egal, hauptsache ich werde nicht ausgesaugt!" Becker zuckte mit den Schultern und hob seine Waffe. Er zielte sorgfältig auf Connors Gesicht. Connor warf sich mit einem Schrei auf den Boden. "BIST DU WAHNSINNIG???" Becker und Danny bekamen den nächsten Lachanfall. Connor blieb auf dem Boden und strampelte verärgert herum. "Jetzt helft mir gefälligst!" Schließlich ließ Danny sich dazu herab, mit Beckers Soldatenmesser unter die Unterseite des Blutegels zu fahren und ihn mit einer ruckartigen Handbewegeung wegzuschnippen. Auf Connor blieb ein hässlicher, violetter Bluterguss zurück. "Na siehst du, war doch gar nicht so wild.", meinte Danny und gab Becker breit grinsend das Messer zurück. Connor stand auf und drehte sich beleidigt weg. "Ooooooooh, armer kleiner Connor, waren die bösen Jungs gemein zu dir?", flötete Danny und legte seinen Arm um ihr armes kleines Opfer. "Jaaah, und somit habt ihr meine Zuneigung verloren.", brummte Connor und schob Dannys Arm von sich.

"Leute!", erklang auf einmal Beckers warnende Stimme hinter ihnen. Dann hörten sie, wie er sein Gewehr entsicherte.

In der Zwischenzeit hatten Lester und Abby es geschafft, Sarah auf die Spitze des Berges zu tragen. Lester hatte sie sich auf den Rücken geladen, und den freien Arm hatte er um Abbys Schultern gelegt, damit sie ihn besser stützen konnte. Oben angekommen, erwartete sie erstmal eine böse Überraschung. Die Anomalie war verschwunden. Lester hob demonstrierend die Hände und wies dann mit einer betonenden Geste auf die leere Stelle vor ihnen. "Kann es noch schlimmer werden???" Ein lautes Brüllen zeriss die Luft. Er und Abby schraken zusammen. "Fordern Sie ihr Glück nicht heraus!", zischte Abby und suchte die Gegend mit den Augen ab. Lester hob beschwichtigend die Hände. " 'Tschuldigung!" Abby trat an den Abhang des Berges und ließ den Blick über das Gelände schweifen. Lester gesellte sich zu ihr. "In welcher Periode befinden wir uns eigentlich?", fragte Lester, und Abby runzelte die Stirn. "Kreide, würde ich sagen." "Na Klasse", schnaubte Lester, "quasi die Epoche mit den größten und gefährlichsten Viechern." Er drehte sich um und humpelte zu Sarah zurück, wo er sich neben sie auf den Boden setzte. Abby tat es ihm gleich und gemeinsam beratschlagten sie, was sie jetzt tun sollten. Sarah war noch nicht zu sich gekommen, und Lester hatte ihr den Rest seines Jackets um die Wunde gebunden. Er war dafür, die anderen zu suchen, obwohl er sich sicher war dass sie in dem Fluss, der auf der anderen Seite unterhalb des Berges verlief, gelandet und somit weggetrieben worden waren. Abby war dafür, ein Lager zu bauen und zu versuchen, so lange wie möglich zu überleben. Schließlich kamen sie zu dem Schluss, zumindest für diese Nacht einen sicheren Schlafplatz zu finden und am nächsten Tag mit der Suche nach ihren Teammitgliedern zu beginnen. Lester trug Sarah also weiterhin, und Abby spielte weiterhin bereitwillig seine Stütze. Als es dämmerte, hatten sie endlich einen passenden Baum gefunden, der hoch genug war, um sie vor Raptoren zu schützen, und belaubt genug um sie vor den Blicken fliegender Bestein zu verbergen. Abby kletterte zuerst nach oben, und Lester nahm Sarah zuerst auf die Schultern und stemmte sie dann mit einiger Anstrengung nach oben, wo sie sie packen und hochziehen konnte. Lester kam nach, musste sich aber mit seinem Bein ebenfalls von Abby helfen lassen. Sie betteten Sarah vorsichtig auf die Stelle, wo die Äste dem Stamm entsprangen, damit sie flach und sicher dalag. Dann lehnten sie sich mit dem Rücken gegen den Stamm und streckten ihre Beine auf breiten Ästen aus. Sie starrten in den Himmel, dessen Sterne noch nichts mit denen zu tun hatten, die sie kannten. Langsam kamen sie ins Gespräch, unterhielten sich darüber, was wohl passiert sein könnte, und tauschten ihre Theorien aus. Die Beiden redeten sich irgendwann gegenseitig in den Schlaf, und Abby träumte von Connor, der irgendwo, schwer verletzt, von Raptoren angegriffen wurde. Lester hingegen hatte seit langem wieder den Traum, in dem er durch die rabenschwarzen Korridore des ARC gejagt wurde, von einem blutrünstigen Predator, der ihn langsam in die Enge trieb. Sarah's Schrei riss sie beide aus ihren Alpträumen. In der Erwartung, sich gleich einem tödlichen Dinosaurier gegenüberzusehen, hetzten sie zu ihr. Sarah saß verschreckt auf einem Ast, und starrte mit weit aufgerissenen Augen auf ein Wesen, dass fröhlich über ihren Fuß krabbelte. Lester, der zuerst bei ihr war, packte sie an den Schultern. "Was ist los? Werden wir angegriffen?" Sarah deutete mit zitterndem Finger auf die überdimensionale Heuschrecke. "Machen Sie's weg!!!", kreischte sie, und Lester konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. "Was denn, dieses Käferlein macht Ihnen solche Angst?" Sarah packte ihn völlig verzweifelt am Kragen und plärrte ihm direkt ins Gesicht. "Sie sollen's WEGMACHEN!!!" "Schon gut, schon gut, immer mit der Ruhe!", grummelte er, halbtaub, und kroch an das Tier heran. Gerade als er die Hand danach ausstreckte, stellte es sich auf seine Hinterbeine und fauchte ihn an, zwei bedrohliche Kieferzangen entblößend. Mit einem Satz war Lester auf der anderen Seite des Baumes. "Gott, ist das eklig!", schimpfte er, und schien keine Anstalten zu machen sich dem Monster noch einmal zu nähern. Abby verdrehte die Augen, schlug das Insekt mit einer Handbewegung von Sarah's Schuh und warf Lester dann einen vernichtenden Blick zu. "Wenn wir das jetzt hätten, würde ich vorschlagen, dass wir uns von diesem Baum bewegen und zusehen etwas Essbares zu finden." "Sicher!", stießen Lester und Sarah gleichzeitig hervor, und ehe Abby sich versah, standen die Beiden bereits unter ihr und mieden den Baum mit respektvollem Abstand. Sie schwang sich von dem Ast und landete graziös vor ihnen. "Also nur damit ich das jetzt richtig verstehe,", begann sie skeptisch, "vor einer Heuschrecke fürchtet ihr euch, aber ihr schreckt nicht davor zurück Raptoren und Ähnlichem zu begegnen um die Anderen zu finden?" "So kann man das nicht sagen!", beschwerte Lester sich, und Abby klopfte ihm neckend auf die Schulter. "Aber klar, Sie haben natürlich keine Angst vor dieser grauenhaften Heuschrecke." Dann wandte sie sich an Sarah. "Schön dass du auch endlich wach bist." Sie sah sie verwirrt an. "Wovon sprichst du? Ihr habt doch auch beide gepennt? Und wo sind wir hier? Und wo sind die Anderen? Und wie in aller Welt bin ich auf diesen Baum gekommen?" Sie klärten sie auf, während sie die Umgebung nach etwas zu Essen absuchten. Sie fanden ein paar Pilze, Früchte und kartoffelähnliche Teile, die sie erst aßen, als sie ein Dimetrodon dabei beobachtet hatten, wie es eines davon verspeißte. So konnten sie sich sicher sein, dass die Dinger nicht giftig waren. Dann machten sie sich auf die Suche nach Danny, Connor und Becker. Dazu liefen sie neben dem Fluss her, kamen aber wegen Lesters verletztem Bein und Sarahs geschwächtem Körper nur langsam vorwärts. Immerhin waren Beide nun in der Lage, alleine zu laufen. Abby und Sarah begannen, über Dieses und Jenes zu reden, und Lester kommentierte ihre Erzählungen mit seinen typischen Lester-Witzen. Plötzlich begann die Erde unter ihnen leicht zu beben. Sie blieben stehen und sahen sich um. Ungefähr einen halben Kilometer vor ihnen stieg eine Staubwolke in den Himmel auf. "Was kommt denn da angerast?" Lester machte einen neugierigen Schritt darauf zu, doch Abby zog ihn aprupt zurück. "Nicht! Das ist eine Triceratops-Herde!" Jetzt erkannte auch Lester die gehörnten Dinosaurier. "Oh, scheiße!", fluchte er, dann wirbelte er herum. "Weg hier!" Viel zu langsam nahmen sie vor den Sauriern Reißaus, und als sie sie schon nach wenigen Sekunden eingeholt hatten, blieb ihnen nichts anderes übrig als sich in Bodengräben zu werfen und zu beten. Ein Triceratops schwenkte sein Horn nur Zentimeter an Sarahs Hals vorbei, ein anderes peitschte mit seinem Schwanz über Abbys Schulter, während das nächste um Haaresbreite mit seinem Fuß vor Lesters Gesicht aufstapfte. Sie saßen wirklich in der Tinte.

Kapitel 3

Connor hatte sich noch nicht vollständig herumgedreht, als Becker schon das erste Mal schoss. Und dann hörte er ein markerschütterndes Brüllen. Der getroffene Mosasaurier warf sich wütend herum. Connor und Danny gefror das Blut in den Adern. Becker schoss ein zweites Mal, doch gegen die harten Schupen des Tieres konnten die Kugeln nicht besonders viel ausrichten. "Passt auf!", schrie er, als der Mosasaurier einen Satz nach vorne machte und zuschnappte. Danny und Connor hechteten zur Seite. Doch der Mosasaurier war wahnsinnig schnell. Ehe sie sich in Sicherheit bringen konnten, schwenkte er seinen Kopf herum und biss zu. Connor schrie auf. Der Mosasaurier, der zum Glück noch ein sehr junges und somit kleineres Exemplar war, hatte ihn am Bein erwischt. Sofort begann er heftig an Connor zu zerren und schleifte ihn Richtung Fluss. "Helft mir!", brüllte Connor und versuchte sich freizustrampeln. Becker und Danny packten jeweils einen Arm ihres Freundes und zogen daran. "AU! Ihr zerreisst mich in zwei Hälften!", heulte Dieser, und sie ließen ihn los. Im nächsten Moment war er einen ganzen Meter weiter zum Fluss gezerrt worden. "ICH HAB'S MIR ANDERS ÜBERLEGT! ZERREISST MICH LIEBER!!!", schrie er panisch, und Becker und Danny suchten verzweifelt eine Möglichkeit Connor zu helfen. "Der Rucksack! Leer ihn aus!", befahl Danny und deutete auf Beckers Militärrucksack. Dieser fragte nicht lange nach, riss ihn sich von den Schultern und stülpte ihn um. Mehrere Dinge fielen daraus, dann war er leer. "Gib her!", verlangte Danny, rannte an Connor vorbei zum Mosasaurier, der mit dem Schwanz schon wieder im Wasser war. Er fummelte etwas aus seiner Hosentasche und schleuderte es dem Dinosaurier gegen den Schädel. Dieser jaulte kurz auf, und ließ dabei Connor für Sekunden los. Becker war sofort zur Stelle. Er griff sich Connor und brachte ihn mit einem Ruck aus dem Gefahrenbereich. Unterdessen streifte Danny dem Mosasaurier blitzschnell den Rucksack über das Maul, und nahm ebenfalls Reißaus. Der Tier zischte wütend und schüttelte heftig den Kopf, doch der improvisierte Maulkorb erfüllte seine Aufgabe. Die drei Männer ließen den Fluss so schnell wie möglich hinter sich. Connor hatte nur einige Bisswunden in Form von Zahnabdrücken davongetragen. Sie blieben völlig außer Atem vor einem dichten Wald stehen. "Zum Glück... Machen die beim Militär... Ihre Ausrüstung so stabil!", keuchte Connor, und Becker klopfte ihm auf die Schultern. "Wir müssen nochmal zurück.", meinte Danny, und blickte mit zusammengekniffenen Augen in Richtung Fluss. Becker nickte. "Du hast Recht, wie haben die ganze Ausrüstung dagelassen." Danny sah ihn stirnrunzelnd an. "Wer redet denn hier von der Ausrüstung? Ich will mein Handy wiederhaben!" Sowohl Becker als auch Connor sahen ihn sprachlos an. Dann gingen sie kopfschüttelnd davon und steuerten auf einen umgestürzten Baumstamm am Waldrand zu. Danny hob die Arme. "Was denn? Das Scheißding war voll teuer!" Er folgte ihnen zu dem Stamm, auf dem sie mittlerweile Platz genommen hatten. "Ich hab den Erste-Hilfe-Beutel und ein paar Nährstoffriegel in den Hosentaschen, der Rest liegt noch am Fluss.", bemerkte Becker und breitete die magere Ausbeute auf dem Holz aus. "Ich hab auch noch ein paar Dinge gepackt.", sagte Connor, und legte sie zu den anderen dazu. Es waren ein paar Konservendosen, ein Schweizer Taschenmesser und ein Seil. "Hey, klasse!", freute sich Danny und erweiterte den Haufen noch um ein paar Päckchen Munition und einem Fernglas. Die Männer sahen sich an und lachten. "Wenns drauf ankommt ist unsere Reaktion eigentlich gar nicht so übel!" "Mit den Sachen können wir auf jeden Fall 'ne Menge anfangen!", freute sich Becker und packte sich einen der Nährstoff riegel aus. Die anderen Beiden taten es ihm nach, und als sie aßen, kehrte Schweigen ein. Die gute Laune war schon wieder verflogen, und sie wussten auch alle, warum. Jeder dachte daran, doch keiner wollte der Erste sein, der es aussprach. Schließlich fasste sich Connor ein Herz. "Weiß irgendwer, wo... Die Anderen sind?" Becker hob die Schultern. "Keine Ahnung, vielleicht haben wir Glück, und sie sind gar nicht durch die Anomalie gesaugt worden." "Doch. Abby und Sarah standen unmittelbar vor mir als der Sog eingesetzt hat. Der einzige, der entkommen sein könnte, ist Lester, er stand ziemlich weit abseits von uns in der Detektorhalle.", überlegte Danny. "Nein, den hat's auch definitiv erwischt, weil ich oben auf dem Berg, wo uns die Anomalie ausgespuckt hat, fast auf ihn draufgefallen wär.", wiedersprach Connor mutlos. "Und wo sind sie dann?", wollte Becker wissen, und Danny meinte: "Sie müssen auf der anderen Seite des Berges runtergerutscht sein." Becker versteifte sich. "Dann war das doch Sarah, die neben mir aufgekommen und dann den Hang hinuntergekugelt ist!" Er sah sie an. "Ich dachte zuerst, ich hätte mir das nur eingebildet, aber jetzt halte ich es durchaus für möglich." Danny nickte. "Ja, ich war der Letzte von uns der aus der Anomalie gekommen ist, und ich habe auch zwei Gestalten den Berg runterrauschen sehen. Und wenn mich meine Erinnerung nicht trügt, ist Abby bei einem kleinen Vorsprung zum liegen gekommen, und die andere Person, die ja dann wohl Lester gewesen sein muss, ist voll gegen einen Strauch gedonnert." "Das heisst die Drei sind auch nicht alleine unterwegs." "Nein, zum Glück nicht." Becker atmete erleichtert aus. "Ich hatte schon befürchtet die Frauen währen ganz af sich allein gestellt." Connor zuckte mit den Schultern. "Naja, die Mädels haben ja immerhin auch Lester als männliche Unterstützung." Becker und Danny warfen ihm einen vernichtenden Blick zu. "Und das soll uns jetzt ernsthaft beruhigen?"

Endlich riss der Strom der aufgebrachten Dreihörner ab. Vorsichtig hoben die drei Menschen die Köpfe aus ihren Gräben hervor. Der aufgewirbelte Staub legte sich auf ihre Lungen und ließ sie laut husten. Als sie sich vergewissert hatten, dass die Gefahr soweit vorüber war, krabbelten sie aus ihren Verstecken und verzogen sich so schnell wie möglich ins Dickicht, das ungefähr 500 Meter vom Fluss entfernt wucherte. Dort angekommen und vor dem Blick hungriger Kreaturen verborgen, machten sie Halt und erholten sich erstmal von dem Schock, der ihnen noch tief in den Gliedern saß. Abby verdrehte den Hals, und begutachtete ihre Schulter. Die Haut war an der Stelle, an der der Dinoschwanz sie getroffen hatte, aufgeplatzt. Blut sickerte aus der Wunde, und lief ihr den Rücken hinab. Abby schlüpfte aus ihrer schwarzen Baumwoll-Trainingsjacke und riss sie in Streifen. Sie drückte sie Lester in die Hand und bat ihn darum, ihr einen davon um die Wunde zu binden. Die übrigen Stofffetzen bewahrten sie auf, weil sie alle die dumpfe Vorahnung hatten dass sie sie für weitere Notfälle brauchen würden. Lester und Sarah waren soweit unverletzt geblieben, und zu ihrer Erleichterung (was in Lesters Fall sogar zweideutig war :) verbesserte sich Sarahs Zustand zunehmend. Während sie im Dickicht hockten, begann Sarah damit, einen langen Holzscheit penibel genau auszuhöhlen. Dazu benutzte sie kleine, spitze, schwarfe Steine, die sie über das Holz wetzte. Sie borgte sich Lesters Feuerzeug, von dem sie wusste, dass er immer eins für Notfälle bei sich hatte, und brannte es damit aus. "Was wird das wenn es fertig ist?", wollte Lester wissen, und nahm sein Zippo wieder ans ich. "Ein Wasserbehälter.", gab Sarah zurück, und machte sich daran einen Deckel in der Form eines Stöpsels für ihr Gebilde dazuzuschnitzen. Als sie feritg war, verschloss sie den Behälter und warf ihn Lester zu. Dieser drehte ihn nachdenklich zwischen den Händen. Es war länglich, ungefähr 50cm lang und hatte einen Durchmesser von circa 10cm. Lester verstand Sarahs Idee hinter dem ganzen. Am Fluss war es zu gefährlich, das hatten sie vorhin selbst erlebt. Er zog Tiere an und servierte sie ihnen so auf dem Präsentierteller. Da sie aber auf Wasser angewiesen waren, und verhindern wollten ständig zum Fluss hinüber und wieder zurücklaufen zu müssen, trugen sie das Wasser deshalb mit sich. Eigentlich gar nicht so dumm. Hätte durchaus von ihm stammen können. "Gute Arbeit.", lobte er die Ägyptologin und reichte ihr das Gebilde zurück. Ein stolzes Grinsen stahl sich auf ihr Gesicht.

Am Nachmittag, als es so heiss war dass die meißten Urzeitmonster sich lieber in schattige Höhlen und Täler zurückzogen, anstatt sich um ihr Abendessen zu kümmern, wanderten sie weiter. Sie hielten sich jetzt am Rande des Dickichts. Dort war es zum einen sicherer, weil sie dort fast völlig unter den tief herabhängenden Ästen verschwanden, und zum anderen kühler, da die Bäume die Sonnenstrahlen fernhielten. Doch nach einer Weile kamen sie trotzdem nur noch mühsam voran. Vom ewigen Ausschau halten tat ihnen der Nacken weh, ihre Verletzungen machten ihnen ohnehin zu schaffen und trotz der vorangeschrittenen Zeit wurde die Hitze schier unerträglich. Abby versuchte, die anderen bei Laune zu halten, und summte die Melodie von Brian Adans "Summer of 69" vor sich her. Sarah ließ sich von ihr anstecken und murmelte den Text mit, und Lester verdrehte die Augen, grummelte etwas von "Möchtegern-British Idols" und humpelte griesgrämig hinter ihnen her. Es war während der Abenddämmerung, als Abby mit einem verzweifelten Stöhnen signalisierte, dass ihr Wasservorrat aufgebraucht war. Zum Beweis hielt sie Sarahs Gefäß verkehrt herum und sah den letzten drei Tropfen dabei zu, wie sie zu Boden fielen. "Na bravo. Vor einer Stunde, als es noch heiss genug war dass sich keine Monster herumtreiben, war natürlich keine von Ihnen in der Lage dazu zu sagen, dass uns das Wasser ausgeht?", schimpfte Lester und nahm das Gefäß an sich. "Tut mir Leid, soweit hab ich nicht gedacht in dieser Affenhitze.", meinte Abby sarkastisch und verschränkte die Arme vor der Brust. Lester, der natürlich sofort kapiert hatte, dass sie ihn ein wenig auf den Arm nehmen wollte, indem sie nachäffte, wie er an ihrer Stelle reagiert hätte, konnte sich ein kurzes Grinsen nicht verkneifen. Um es zu überspielen, verdrehte er mal wieder die Augen und stapfte davon. Im Weggehen meinte er: "Na, dann muss wohl der einflussreiche Beamte mal wieder den Retter in der Not spielen!" Er schlich sich vorsichtig auf die Ebene zwischen Dickicht und Fluss und hielt sich dann tief über den Boden gebeugt, um die Strecke so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Sarah und Abby sahen ihm zu. "Eigentlich ist er gar nicht so schlimm.", befand Sarah, und Abby nickte. "Er ist auf jedenfall absolut loyal. Eher würde er seinen Job aufgeben und bei der Müllabfuhr anfangen als jemanden von uns zu hintergehen." "Das weiß ich, ich habs schließlich auch selbst erlebt, Abby. Ich meinte mehr, dass er unter seiner rauhen Beamtenfassade eigentlich ein ganz netter, lustiger Bursche ist.", erwiderte Sarah, und war froh dass Lester bereits wieder zurück ins Dickicht hinkte. "Sag ihm das bloß nicht; wir wollen schließlich nicht dass der liebe Lester größenwahnsinnig wird!", scherzte Abby, und die Frauen kicherten. "Möchte wissen, was es da zu gackern gibt; wenn man sich den Fluss genauer ansieht, könnte man mehr das große Heulen kriegen.", meckerte Lester und warf Abby den Wasserbehälter zu. Sarah hatte wirklich gut gearbeitet, der Deckel hielt und das Wasser ging nicht verloren. "Wieso? Genauso schmutzig wie die Themse?", wollte Abby wissen und beäugte das Gefäß in ihrer Hand misstrauisch. "Ja, klar, so viele Chemikalien wie in dieser urzeitlichen Welt habe ich in meinem ganzen Leben noch nirgends rumschwimmen sehen.", meinte Lester und ließ sich auf eine hochstehende Wurzel fallen. "Was ist dann das Problem?", fragte Sarah, und setzte sich neben ihn. "Die Strömung ist wahnsinnig stark. Wenn wir mal davon ausgehen, dass sie nicht sofort wieder zu sich kamen, als sie im Wasser landeten, und eine Zeit lang mitgeschwemmt wurden, dann finden wir die Anderen vermutlich erst in ein paar Tagen." Die Frauen stöhnten auf, bei der Vorstellung, noch mehrmals einen solchen Marsch wie heute absolvieren zu müssen, wurde ihnen ganz anders. "Und wenn sie bereits damit begonnen haben, zurück zu gehen?", überlegte Abby laut. "Dann treffen wir sie früher. Falls sie, naja, äh, überhaupt noch am Leben sind.", meinte Lester und vermied es dabei die Frauen anzusehen. "Was soll das heissen? Glauben Sie etwa nicht dass sie noch leben?", brauste Abby auf. Lester hob die Schultern. "Wir wissen ja nicht mal, ob wir an der richtigen Stelle suchen, Abby, geschweige denn ob sie so viel Glück hatten wie wir und nicht getrennt wurden. Ich denke nicht, dass sie tot sind, aber ich denke auch nicht, dass es besonders einfach wird sie zu finden." Sarah seufzte. "Wenigstens sind Sie ehrlich." Lester legte den Kopf schief und sah sie an. "Ich hoffe, das fällt Ihnen nicht erst jetzt auf." Sarah lachte, und auch Abby schmunzelte über den Kommentar. Sie war wirklich ehrlich froh darüber, dass ihr Boss bei ihnen war. Sie setzte sich auf seine andere Seite und streckte die Beine aus. "Was machen wir jetzt?" "Was essen und uns 'nen neuen Baum suchen.", schlug Lester vor. "Oh Gott, bloß keine Bäume mehr!", flehte Sarah, und diesmal lachte Lester sogar mit. Nur um kurz darauf erschrocken die Luft anzuhalten. Dumpfe, grollende Schritte näherten sich ihnen. Und das Knurren, das sie begleitete, verhieß eindeutig nichts Gutes.

Kapitel 4

Ein Allosaurus (also ich hab jetzt keine Ahnung ob der in dieser Epoche gelebt hat, aber ich geh mal davon aus dass ihr mir das verzeiht^^) trampelte über die Ebene und hielt die Nase witternd in ihre Richtung. Man konnte ihm den Hunger regelrecht ansehen. Die drei Menschen verkrochen sich sofort tiefer in das Gestrüpp, doch sie wussten, dass die Bäume dem Untier keinen Einhalt gebieten würden. Wenn der Dinosaurier sie erst bemerkt haben würde, dann würde er sich von den Pflanzen zwischen ihm und seiner Mahlzeit nicht mehr aufhalten lassen. "Bloß keine Paik jetzt!", flüsterte Lester, der ganz verkrampft auf dem Boden kauerte. Abby hielt sich still, hatte die Augen aber aufgerissen. Sarah jedoch begann zu zittern und schluchzte los. Der Allosaurus spitzte die Ohren und kam langsam näher. Abby robbte zu Sarah hinüber und nahm sie in den Arm. "Schsch!", machte sie und drückte sie beruhigend an sich. "Herrgott, er hat uns noch nicht einmal entdeckt, also sehen Sie gefälligst dass das auch so bleibt! Wieso flennen Sie denn jetzt?", zischte Lester und sah Sarah eindringlich an. "Er wittert das Blut auf meinem Rücken!", wimmerte Sarah und erwiderte seinen Blick, allerdings war der Ihre hilfesuchend. "Er wird uns aufspüren und fressen, weil er mich riecht!" Lester stieß genervt die Luft aus, schlich sich aber ebenfalls zu Sarah und legte ihr ein wenig plump die Hand auf die Schulter. "Genau so wie Abby und mich! Machen Sie sich nicht verrückt, wir haben alle drei genug Blut an uns um eine ganze Horde von Raubtieren anzulocken!" Sein Gesicht hellte sich plötzlich auf. "Hey, das ist es!" Er riss seinen Verband vom Bein und schleuderte ihn weit von sich. Er landete irgendwo außerhalb des Dickichts. "Gute Idee!", erkannte Abby an, entfernte auch den Stofffetzen von ihrem Rücken und gab ihn Lester, der ihn dem seinen hinterherschleuderte. Sarah schien nicht so ganz kapieren, was sie vorhatten, denn sie schaute verwirrt von einem zum andren. Dann hob sie eine Augenbraue. "Findet ihr nicht dass dies der falsche Zeitpunkt für ein Striptease ist?" Lester riss ihr anstatt einer Antwort die Reste seines Jackets vom Rücken. "Hey, könnten Sie mich dann wenigstens fragen ob ich überhaupt mitmachen will?", brauste Sarah auf, doch Lester musterte sie nur kommentarlos. Dann streckte er die Hand aus. "Ziehen Sie ihre Sweatshirtjacke aus.", verlangte er, und Sarah klappte die Kinnlade nach unten. "Also... Also jetzt hören Sie mal!" Abby machte eine auffordernde Kopfbewegung. "Jetzt mach schon!", drängte sie sie, und beobachtete den Allosaurus, der nun schnüffelnd stehengeblieben war. "Was? Niemals!!! Ich hab nur noch so ein erbärmliches Top drunter!" Lester verdrehte ungeduldig die Augen. "Das ist ein Befehl als ihr Vorgesetzter! An der Jacke klebt zu viel Blut, also her damit!" Sarah zog die Augenbrauen zusammen, gab aber letztendlich nach und schlüpfte aus der Sweatshirtjacke, die sie Lester dann mit einem vernichtenden Blick reichte. Ihr Top ermöglichte wirklich tiefe Einblicke. Lester übersah es gekonnt und warf auch noch Sarahs Sachen hinterher. Der Allosaurus schwenkte kurz zwischen ihnen, die sie verlockend nach Frischfleisch rochen, und den blutigen Klamotten, die eine leichte Beute versprachen. Schließlich stapfte er auf die Kleidungsreste zu. Sie machten, dass sie davon kamen, und machten erst Pause, als es dämmerte. "Wir müssen etwas essen und schlafen!", hatte Abby irgendwann angemerkt, und das war das Stichwort für alle ewesen, sich erschöpft ins Gras fallen zu lassen. Lester lehnte sich an einen Felsen und streckte mit schmerzverzerrtem Gesicht sein Bein aus. Abby war mit einem Satz neben ihm. "Stimmt was nicht?" Ihr Boss hob die Schultern. "Ich weiß nicht, seit einer ganzen Weile brennt die verdammte Wunde wie die Hölle!" Abby klaubte die Stofffetzen der Anzughose auseinander, um die Wunde zu begutachten. Dabei meinte sie: "Die Wunde war eigentlich gar nicht sooo schlimm, als dass sie Ihnen jetzt solche Probleme bereiten könnte." Sie legte den Schnitt frei und inspizierte ihn. "Oh nein!", stieß sie plötzlich hervor. Sarah kam näher. "Was ist los?", fragten sie und Lester gleichzeitig. Abby zeigte ihnen die Wunde. Sie war geschwollen und eitrig. Blut verkrustete die Wunde und irgendeine wässrige Flüssigkeit vermischte sich damit. "Das sieht.. jetz aber irgendwie... Gefährlich aus, stimmts?", fragte Lester leicht skeptisch, und fing sich dafür einen Klaps von Abby mit der flachen Hand gegen die Stirn ein. "Lester! Die Wunde hat sich entzündet!" Sarah und Lester starrten Abby ungläubig an, doch das hatte weniger mit der Verletzung zu tun. Abby wurde bewusst, dass sie gerade ihren Boss geschlagen hatte, und schlug erschrocken die Hände vor dem Mund zusammen. "Oh mein Gott, Lester, das tut mir Leid! Ich... Ich hab nicht nachgedacht!" Lesters Mundwinkel zuckten leicht und verzogen sich dann langsam zu einem Grinsen. Und dann begann er laut zu lachen. Sarah und Abby sahen sich verdattert an, während ihr Boss neben ihnen fast zusammenklappte vor Lachen. So hatten sie den Mann nun auch noch nie erlebt, wo er doch sonst so genervt, sarkastisch, überheblich und eben alles andere als fröhlich war. Sie stimmten mit ein und zusammen lachten sie sich den Stress und die Aufregung der letzten Tage von der Seele. Als sie endeten, fühlten sie sich viel besser als zuvor. Abby säuberte Lesters Wunde so gut sie konnte und verband sie mit einem neuen Stoffstreifen. In der Zwischenzeit hatte Sarah wieder die Kartoffelteile gesammelt, und auch ein paar antike Äpfel gefunden. Sie aßen ihr karges Mal und sahen sich dann wieder nach einem Schlafplatz um. Ein paar Meter weiter entdeckten sie schließlich einen kleinen Steinschlag, in den ein Spalt wie eine Höhle hineinführte. Mit einem Felsen verschlossen die den Zugang von innen, krochen tiefer hinein und fanden sich in einem trockenen, warmen Hohlraum wieder, der zwar niedrig, aber breit genug war dass sie sich nebeneinander hinlegen konnten. Lester verkrümelte sich gleich an die hinterste Wand, rollte sich ein und war fast augenblicklich eingeschlafen. Sarah und Abby ließen ihm seinen Platz, legten sich nebeneinander und verschränkten die Hände unter dem Kopf. Leise unterhielten sie sich über die Anderen und die Sorgen, die sie sich um sie machten. Abby hoffte außerdem, dass sich ihr Bruder Jack um Rex und die anderen Reptilien kümmerte. (Anmerkung: Diese Geschichte spielt nach der 7. Episode der 3. Staffel) Ob Sid und Nancy, die beiden Diictodons, die Connor mit zu Lester genommen hatte, versorgt waren, würde sie ihren Boss morgen fragen. Sarah machte einen kleinen Witz und meinte, sie hätte auch gern ihren eigenen Dino. Abby schlug ihr vor, den Dracorex, den sie erst letztens im ARC untergebracht hatten, bei sich aufzunehmen. Sie kicherten los, doch es endete in herzhaftem Gegähne. "Okay, jetzt ist es aber wirklich an der Zeit zu schlafen", stellte Abby fest, drehte sich auf die Seite und schlief ein. Sarah fühlte sich zwischen Lester und Abby ein wenig eingeengt. Sie schlief eigentlich immer auf der linken Seite, doch da lag ihr Chef und ratzte seelig. Also schmiegte sie sich an Abby und wurde so vom Schlaf übermannt.

Danny hätte es niemals zugegeben, aber der lange Marsch machte ihm sehr zu schaffen. Er fühlte sich schlapp und hungrig, doch er wollte nicht der Erste sein, der um eine Pause bat. Becker stapfte mit festem Schritt vor ihm her, das Gewehr geschultert, und suchte den einfachsten Weg am Fluss entlang. Connor trottete hinter Danny, und er sah sogar noch fertiger aus als Danny sich fühlte. Seine Haare fielen ihm wirr ins Gesicht und ließen ihn ziemlich blass aussehen. Der dunkle Bluterguss an seiner Wange prankte dort, als wäre er aufgemalt worden. Der Student ließ die Arme am Körper herabbaumeln und hielt den Blick gesenkt, zu müde um den Kopf gerade zu halten. Weil Danny sich zu Connor umgedreht hatte, bemerkte er nicht dass Becker stehen geblieben war. Er rannte den Soldaten voll über den Haufen. "Mensch, mach doch die Augen auf!", knurrte Becker und rückte das verrutschte Gewehr zurecht. "Sorry!", murmelte Danny, der das Gefühl hatte sich gerade an Beckers Ellbogen ein Auge zerquetscht zu haben. Er presste die Finger auf das tränende Auge und biss die Zähne zusammen. "Hey, Leute, also seid mir nicht böse, aber ich brauche dringend mal 'ne Pause!", sagte Connor keuchend, der sie eben erst eingeholt hatte. "Okay. Lass uns da vorne hingehen, wo das Flussufer so stark bewachsen ist. Bei dem ganzen Blattzeug dürften sich da nur Pflanzenfresser herumtreiben.", schlug Becker vor und wies mit dem Kinn auf besagte Stelle. "Richtig.", lobte Connor ihn und stützte sich an Beckers Schulter ab. Er atmete schwer, schaute kurz in die untergehende Sonne und grinste dann unschuldig. "Du würdest mich nicht zufällig das letzte Stück tragen, oder?" Becker schnaubte durch die Nase und schüttelte Connors Hand ab. Beschwingt ging er weiter. "Na los, es ist nicht mehr weit!", forderte er sie auf, ohne sich umzudrehen. Danny trat neben Connor und stemmte die Hände in die Seiten. "Dessen Energie hätte ich wirklich gerne.", meinte er und blinzelte dabei mit dem langsam anschwellenden Auge. Connor fiel es auf und er sah Danny an. "Was hast du denn am Auge gemacht?" Der Teamleiter winkte errötend ab. "Gar nichts, gar nichts, ich hatte nur 'ne kleine Kollision mit 'nem, ääähm, blutrünstigen Becker-saurus." Connor blickte ihn mit großen Augen an. "Mit was für 'nem Teil? Das hab ich ja noch nie gehört!" Danny klopfte ihm vielsagend auf die Schulter und folgte dann Becker. Connor blieb verwirrt stehen. Plötzlich fing er an zu grinsen und er hob den Zeigefinger. "Aaah, jetzt verstehe ich den Witz!" Er gluckste. "Du hast Becker über den Haufen gerannt?" Er trabte los, um Danny einholen und damit ärgern zu können. Dieser nahm ihn in den Schwitzkasten, sobald er zu ihm aufgeschlossen hatte. Er zog Connor mit sich und redete wie ein guter alter Kumpel mit ihm. "Weißt du, Connor, wenn ich jetzt damit anfangen würde, DICH mit allem aufzuziehen was dir so passiert ist..." Connor versuchte aus dem Griff zu entkommen. "Ist ja gut, ich halte meine Klappe!", röchelte er, und wurde von Danny wieder frei gegeben. "Leute, wenn ihr fertig seid mit dem rumblödeln dann solltet ihr euch das mal ansehen!", rief Becker und deutete auf einen großen, steilen Felsen östlich von ihnen. "Wow, cool!", meinte Connor und hob eine Augenbraue. "Das ist ein Felsen." Becker drehte sich gereizt zu ihm um. "Stell dir vor, Connor, ich habe zwar nicht Evolutionsbiologie studiert, aber das sehe ich gerade noch selbst." "Was ist denn an dem Felsen so toll?", wollte Danny wissen und holte einen Nährstoffriegel aus seiner Hosentasche. "Wenn wir darauf klettern haben wir 'ne klasse Aussicht. Vielleicht sehen wir die Anderen.", erklärte ihm Becker und holte sich ebenfalls etwas zu essen hervor. "Guter Einfall.", erkannte Danny kauend an und besah sich den Felsen genauer. "Wie willst du da hoch kommen?" Becker hob amüsiert eine Augenbraue. "Ich bin ausgebildeter Soldat. Schon vergessen?" Danny zog an seinem Gewehr und ließ es an dem Umhängeseil gegen Beckers Schulter schnalzen. "Wie könnte ich?", neckte er ihn und stopfte sich den Rest des Riegels in den Mund. "Also dann, machen wir kurz Rast und gehen dann zu dem Felsen. Ich klettere hoch, und ihr Beide sichert mich mit dem Seil.", beschloss Becker und hockte sich im Schneidersitz auf den Boden. "Alles klar.", antworteten Connor und Danny und taten es ihm gleich. Nach einer Weile ging Connor zum Fluss, befeuchtete sich Gesicht und Nacken und trank dann ein paar Schlucke. Becker tauchte neben ihm auf, wusch sich die Hände, das Gesicht und die Haare (zumindest so gut er konnte) und schöpfte dann Wasser in seinen Handflächen, um ebenfalls zu trinken. Dabei legte er sein Gewehr neben sich. "Sag mal riechst du das?", fragte Becker auf einmal und hob schnüffelnd den Kopf. Connor sog die Luft ein. Irgendwie roch es nach verotteten, verwesten Pflanzen. "Ja, tu ich.", gab er zurück und versuchte die Quelle des Gestanks zu orten. In seinem Augenwinkel nahm er eine Bewegung wahr. "Connor! Becker!", schrie Danny irgendwo hinter ihnen. Die Männer wirbelten herum und sahen sich einer Kreatur gegenüber, die einem Raptor nicht unähnlich war, allerdings gefährliche, gewundene Hörner auf dem Kopf hatte. Connor wich erschrocken zurück. Becker legte hastig die Waffe an und zielte. Der Dinosaurier sah die beiden Menschen neugierig an. Dann knurrte er und ging langsam auf Connor zu. Connor spürte panische Angst, als er die Kreatur und ihre spitzen Zähne sah. Doch seine Panik verwandelte sich langsam in Erstaunen. Er hörte wie Becker die Waffe entsicherte. Er vergewisserte sich noch einmal, ob er sich nicht täuschte, was den Dino vor ihm betraf. Aber er war sich sicher. "Nicht schießen, Becker!", schrie Connor, als Becker den Finger auf den Abzug legte. Er schielte Connor über die Waffe hinweg an. "WAS? Soll ich ihn dich fressen lassen?", blaffte er. "Das ist ein Dracorex, der tut nichts, der ist harmlos!", erklärte Connor hastig. "Bist du dir da sicher?", hakte Danny nach und beäugte den Dino misstrauisch. "Ja, absolut!", versicherte Connor. Der Dracorex machte sich zum Sprung bereit. Er schien sie für seine Feinde zu halten. Becker machte sich seinerseits zum Schuss bereit. "Becker, nein!", schrie Connor und stieß den Soldaten zur Seite. Becker flog auf den Boden, der Schuss ging daneben, der Dracorex schrak zusammen und haute ab. Danny wich dem fliehenden Tier aus und sah ihm zu, wie er in den Wald verschwand. Connor setzte sich schweratmend auf. Auch Becker rappelte sich hoch, fuchsteufelswild und zornesrot im Gesicht. "Connor! Was fällt dir eigentlich ein!" Connor entdeckte irgend eine braune Pampe an Beckers kugelsicherer Weste. Auch der Soldat hielt inne und senkte den Blick. "Was zur Hölle...?" Der wiederliche Geruch stieg ihnen wieder in die Nase. Allen dreien wurde klar, um was es sich auf Beckers Weste handelte. "CONNOR!!! DU HAST MICH IN DINOSCHEISSE GESTOßEN!!!", plärrte Becker, riss sich angewiedert die Weste vom Leib und hielt sie weit von sich gestreckt. "Igitt, das Ding kann ich jetzt wegschmeißen! Den Gestank bring ich ja nie wieder raus!" Er hetzte zum Fluss und tunkte die Weste tief ins Wasser. Der braune Schleim schwamm an die Oberfläche. Becker zog die Weste wieder heraus, machte dann ein verzweifeltes Gesicht und pfefferte sie auf den Boden. Er spürte, wie Danny ihm die Hand auf die Schulter legte. "Tut mir Leid um deine Weste. Sag, wenn du eine Weile mit ihr alleine sein willst." Becker funkelte ihn böse an. Er machte auf dem Absatz kehrt und steuerte auf den Felsen zu. Connor ignorierte er demonstrativ. "Sei doch froh dass das Zeug nur auf deiner Jacke war! Stell dir mal vor du hättest es in den Haaren oder so!", rief Connor ihm nach, doch man konnte ihm sein schlechtes Gewissen ansehen. Becker hob drohend den Finger. "Pass bloß auf, Connor, oder ich füttere dich mit dem Zeug!"

Connor und Danny standen am Fuße des Felsens und starrten ihrem Freund hinterher, der mit wenigen, sicheren Handgriffen auf die Spitze ds Felsens gelangte. Um den Felsen herum lagen Schutt und Geröll, das Ding selbst war so an die zwanzig Meter hoch. Sie hatten das Seil um einen Vorsprung auf den Felsen geworfen, und das Ende wieder zu sich heruntergelassen. das andere Ende war um Beckers Bauch gebunden. Während der Soldat kraxelte, hielten Connor und Danny das Seil straff, um einen eventuellen Fall bremsen zu können. Schließlich erreichte Becker die Spitze des Felsens. Sie war breit genug, um darauf stehen zu können. Er hielt das Fernglas an seine Augen und drehte sich langsam um die eigene Achse. "Siehst du schon irgendwas?", rief Danny von unten herauf. "Oh ja, 'ne Menge hungriger Kerlchen, die durch die Gegend streunen. Connors Freund seh ich auch, er tut sich gerade an den Farnen hinter dem Wald gütlich." "Und irgendetwas, dass mehr nach Mensch als nach Echse aussieht?", wollte Connor wissen. "Ich sehe einen Affen, direkt neben Danny!", gab Becker sarkastisch zurück und hielt weiter Ausschau. "Das wird er mir noch lange nachtragen, was?", murmelte Connor resigniert und Danny grinste. "Bis zum Ende deines Lebens, mindestens." "Ich seh was!", erklang Beckers aufgeregte Stimme über ihnen. "Ein Riesenviech, sieht so ähnlich aus wie ein Tyrannosaurus Rex aus Spielbergs Jurassic Park!" "Das ist schlecht!", rief Connor zurück und versuchte selbst, die Kreatur zu entdecken. Allerdings konnte er nicht weiter sehen als bis zu dem Wäldchen, das sie hinter sich gelassen hatten. "Was macht er?", fragte er stattdessen. "Schnüffeln, so wie's aussieht, und er scheint bereits 'ne Fährte gefunden zu haben!" "Hoffentlich niemanden mit hübschem Gesicht oder maßgeschneidertem Anzug?", versuchte Connor zu scherzen. Becker sog scharf die Luft ein. "Was?", fragte Danny alamiert. "Leute, da ist so ein Dickicht-Gestrüpp-Buschwald-Teil, und daraus wirft gerade wer Kleidungsfetzen! Blutige Kleidungsfetzen!" "Was?" Diesmal klang Danny eher ungläubig. "Sieht aus wie Lesters Anzug! Und da, jetzt kommt ein Teil von Abbys Trainingsjacke!" Connor sah Danny verbissen an. "Was sollte denn die Beiden dazu bewegen ihre Kleider durch die Gegend zu schmeißen?" Danny grinste vielsagend. "Jetzt kommt wieder was! Es ist - es ist Sarahs Trainingsjacke..." Seine gerade eben noch euphorische Stimme schlug schlagartig in einen gekränkten, distanzierten Ton um. "Was geht da wohl vor sich?", sagte Connor kühl und verschränkte die Arme vor der Brust. "Hätt ich Lester ja gar nicht zugetraut.", witzelte Danny und verbiss sich ein Lachen. "Weiter, Becker!", verlangte er dann. "Also die Klamotten sind voller Blut, und das scheint den Dino anzuziehen. Da! Jetzt seh ich auch drei Gestalten durch das Dickicht huschen! Sie scheinen alle soweit unverletzt zu sein!", berichtete Becker erleichtert. "Sind sie auch noch alle angezogen?", hakte Connor nach und fing sich dafür einen Klaps auf den Hinterkopf ein. Becker machte sich hastig an den Abstieg. "Sie entfernen sich von uns. Ich glaube, sowohl Abby als auch Sarah waren am Rücken verletzt, und Lester hat echt übel gehinkt, aber sie scheinen nicht am Rande des Todes zu wandeln." Er kletterte so schnell er konnte nach unten. "He, ruhig, Becker, ob wir 5 Minuten früher oder später losgehen, macht jetzt auch nichts mehr." "Wieso gehen sie denn nicht auch zur Anomalie zurück?", wunderte sich Connor und schaffte es endlich wieder ernst und bei der Sache zu sein. "Entweder sie kommen nicht hin, weil sie zum Beispiel ein riesiger Scharfzahn fressen würde, oder sie suchen nach uns.", meinte Danny und Connor grinste bei dem kleinen Witz mit dem Scharfzahn. Er hätte nie gedacht dass Danny "in einem Land vor unserer Zeit" kannte. Ein Poltern ließ sie aufsehen. Becker hatte einen Stein losegetreten und hing gerade fluchend, an nur einem Arm, and der Wand. "Warte, Becker, wir seilen dich ab!", schlug Danny vor und lockerte seine Griff um das Seil, in der Erwartung Becker würde loslassen. Der Soldat baumelte aber weiter an dem Felsen. "Ich... Ich häng fest!", knurrte er und schüttelte sich. Er hing an der Schlaufe des Ferbglases, das er um den Hals trug. "Dann warte, ich helf dir!", rief Danny und wollte den Aufsteig antreten. Becker sah über seine Schulter nach unten. "Warte Danny, das ist viel zu - " Die Bewegung reichte, um das Leder der Schlaufe durchzutrennen. Becker wedelte mit den Armen, als er versuchte, sich wo festzuhalten. Dann stürzte er schreiend nach unten. Connor packte sich das Seilende, doch die Schnur flutschte ihm aus den Händen. Danny versuchte unüberlegter Weise, Becker aufzufangen. Aus einem Reflex heraus breitete er die Arme aus. Becker stürzte knapp zehn Meter, er hätte ihn mit seinem Gewicht erschlagen können. Doch Danny erwischte Becker an den Schultern, riss sie nach oben, und verhinderte so dass Becker mit dem Kopf aufschlug. Stattdessen donnerte er auf seine weit vor sich gestreckten Arme. Der Rumms, mit dem er aufschlug, drehte Connor den Magen um, und das begleitende Knacken ließ selbst Danny zusammenzucken.

Kapitel 5

Becker hockte im Schneidersitz auf dem Boden und starrte unglücklich auf seinen Arm. Ein hässliches, zerbrochenes Stück seines linken Oberarmknochens ragte aus der Haut. Blut lief über den Arm hinab, und tränkte das Gras. Danny kauerte neben ihm und begutachtete den offenen Bruch mit gerunzelter Stirn. Connor war gerade dabei aus dem Verbandskasten das nötige Material herauszusuchen. "Du hast wirklich Glück gehabt, dass du dir nicht auch noch die restlichen Knochen gebrochen hast.", meinte Danny und nahm von Connor einen stabilen Holzstab entgegen. "Ja. Danke nochmal dafür.", keuchte Becker. Er hatte starke Schmerzen und versuchte krampfhaft, es sich nicht anmerken zu lassen. "Also. Du weisst was du zu tun hast?", fragte er Danny dann, und der Teamchef nickte zögerlich. "Jaaah, nur ob ich das auch so hinbekomme wie du dir das vorstellst..." "Ist doch nicht so schwer! Knochen fest auseinander ziehen, abstehende Bruchstelle so gut wie möglich an den restlichen Knochen zurückdrücken, Wunde zunähen, mit Stab schienen und Verband anlegen.", knurrte Becker und machte ein Gesicht, als würde er selbst nicht so recht an das glauben was er gesagt hatte. "Das schaffst du ja nie!", befürchtete Connor und brachte Danny Nadel und Faden. "Vielen Dank für dein Vertrauen, jetzt bin ich schon viel zuversichtlicher!", brummte Danny und grabschte ihm die Sachen aus den Händen. "Geh, hol Wasser, und erhitz es überm Feuer." "Und worin?", wollte Connor wissen und sah sich um. "Ach ja, verdammt. Wo kriegen wir jetzt einigermaßen steriles Wasser her?" Dannys Augen irrten wirr umher. Becker räusperte sich. "Ähm, Danny, im Notfallkasten liegt für gewöhnlich 'ne ganze Flasche von dem Zeug drin." Danny hielt inne. "Oh.", machte er. "Cool!" Connor brachte ihm auch das. Danny wusch die Wunde sauber, und legte dann seine Hände auf Beckers Arm, weit genug weg von der Wunde, um Becker nicht unnötig weh zu tun. Dann holte er tief Luft. "Willst du was zum reinbeissen?", fragte er seinen Freund, doch dieser schüttelte den Kopf. "Mach einfach!" "Okay." Danny riss am Arm des Soldaten. Es knackte wieder laut, Connor wandte sich mit grünem Gesicht ab, Becker jaulte auf. "Verdammt Danny! Warn mich doch wenigstens vor! HEILIGE SCHEISSE, tut das weh!" Er sah auf seinen Arm, der Knochen lag jetzt wieder so, wie er liegen sollte, und die Bruchstelle stand nicht mehr nach aussen, sondern drückte auf die dünne Schicht Haut und Fleisch, die sich an die Stelle geschoben hatte, wo der Knochen vorher verlaufen war. Danny nahm ein Skalpell in die Hand und sah Becker mit großen Augen an. "Ich muss das Fleisch aus dem Weg bringen, oder?" Als Becker sah, wie er zitterte, nahm er das Skalpell selbst in die Hand. "Sobald ich reingeschnitten habe, ziehst du das Fleisch auseinander, so dass wir den Knochen gleich nach unten drücken können. Klar?" Danny nickte. "Verletz du nur keinen Muskel." "Wär ja noch schöner!", sagte Becker mit einem schwachen Grinsen. "Komm her, Connor!", befahl Danny, und der Student näherte sich mit wackeligen Schritten. "Ja?" "Wasch dir die Hände." Connor tat wie geheissen, und Becker setzte das Skalpell an. Mit einem Ruck glitt es durch das Fleisch. Danny hielt sofort die Wunde offen. "Übernimm, Connor!" "WAS?" Connor sah ihn entgeistert an. "Na mach schon!" Danny packte Connors Finger und führte sie an die Stelle. Connor würgte, drehte den Kopf weg, hielt aber die Wunde offen. Danny drückte den Knochen nach unten. Es knackte erneut, und jetzt lag der Knochen wieder in einem Stück vor ihnen, der Bruch sah nun mehr aus wie ein Riss. "Okay Connor, zusammendrücken." Connor schluckte schwer, linste kurz auf den gebrochenen Knochen neben ihm, und drückte dann das Fleisch darüber zusammen, so dass die Wundränder aufeinander lagen. Danny nähte die Wunde zu, Connor legte die Schiene an den Oberarm und Danny verband ihr Werk schließlich. Mit einer Schlinge um den Hals entließen sie den Patienten. Connor war genauso bleich wie Becker, und Danny wischte sich den Schweiß von der Stirn. "Das hätten wir ja dann wohl mal geschafft.", keuchte er und kramte drei Nährstoffriegel aus der Hosentasche. "Hier, esst das, das baut euch wieder auf." Becker öffnete ihn mit seiner rechten Hand und den Zähnen, und Connor stand nach einem Bissen auf und übergab sich in den Fluss.

Sie verschliefen fast den ganzen nächsten Tag. Erst am späten Nachmittag erwachte Abby, richtete sich auf und streckte sich. Ihre Fingerspitzen stießen an die Höhlendecke. Sie hielt irritiert inne, und einen kurzen Moment später waren die Erinnerungen an die vergangenen Tage zurück. Sie sah sich nach den Anderen um. Sie schliefen beide noch seelig, und Sarah hatte sich im Schlaf bewegt und sich Lesters Arm geschnappt, den sie jetzt wie einen Teddy an sich drückte. Lester hatte den freien Arm über sein Gesicht gelegt und die Beine angezogen. Abby musste schmunzeln. Sie beschloss, die Zwei noch schlafen zu lassen und verließ die Höhle, um etwas zu essen zu suchen. Schon bald drifftete sie immer weiter in Richtung des Flusses ab. Ihr kam eine Idee, als sie auf das glitzernde Wasser starrte. Mal wieder war es so heiss, dass nichts zu sehen war, was spitze Zähne und einen großen Apetitt hatte. Sie lief also eine Weile am Ufer auf und ab um eine Stelle zu suchen, die flach genug war, um hineinwaten und mit den Händen fischen zu können. Sie hatte soeben beschlossen, genug von den Kartoffelteilen und prähistorischem Gemüse zu haben. Sie hockte sich ins Gras und behielt die Wasseroberfläche im Auge. Sie wusste ja, dass Lester ein Zippo dabei hatte, und um diese Tageszeit konnten sie mit etwas Glück unbemerkt ein Feuer entfachen. Falls sie also Fische finden sollte, waren sie in der Lage sie zu grillen. Schon nach ein paar Minuten standen die Chancen dazu gut. Ein riesiger Fisch, mit dem Durchmaß einer Motorhaube, und so breit wie ein Autoreifen, schwamm gemütlich an ihr vorbei. Sie watete ins Wasser, das ihr bis an die Hüfte ging, und sah, dass der Rücken des Fisches oft aus dem Wasser lugte. Ohne sich wirklich einen Plan zurecht zu legen, wartete sie, bis er an einer geeigneten Stelle vor ihr war. Dann packte sie blitzschnell zu und schleuderte den Fisch an Land. Überrascht, dass es auf Anhieb geklappt hatte, verharrte Abby kurz im Wasser und beobachtete die Umgebung. Da fiel ihr am anderen Ufer des Flusses ein schwarzer Militärrucksack auf. "Becker!", stieß sie hervor, und versuchte hinüber zu schwimmen, doch die Strömung erwies sich als zu stark. Sie musste heftig mit den Beinen strampeln, um zurück auf ihre Seite zu kommen. Gerade als sie sich aus dem Wasser zog, hörte sie ein Geräusch. Sie hielt inne und drehte sich um. Es schien von irgendwo aus dem Fluss zu kommen. Es klang wie... Musik! Abby hielt die Luft an. Sie wusste, dass es völlig unmöglich war, in der Kreidezeit den rockigen Sound von Iron Maiden zu hören, es sei denn sie phantasierte. Sie sah sich um. Von ihren Freunden war niemand zu sehen. Die Musik war verstummt. Abby schielte zur Sonne über ihr. "Mistding.", fluchte sie und kletterte an Land. Sie packte den Fisch und schleifte ihn in Windeseile zu der Höhle zurück. Als sie ankam, steckte sie kurz den Kopf in den Spalt und sah, dass ihre Gefährten immer noch ratzten. "Aufgewacht!", rief sie, und die beiden zuckten zusammen. Sarah rubbelte sich gähnend über die Augen. Lester fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. Als er auch den anderen Arm heben wollte, fand er ihn in Sarahs Klammergriff wieder. "Was-?", begann er, und sah zuerst den Arm und dann Sarah verwirrt an. Er war eindeutig einer der Menschen, deren Gehirne nach dem Aufwachen nur langsam in Bewegung kamen. Auch Sarah wusste nicht so recht, was sie mit dem Arm anfangen sollte, den sie an sich drückte. Mit einem Schlag waren Beide plötzlich hellwach. Sie stoben auseinander. "Was tun Sie denn da?", brauste Sarah auf, und Lester zog die Brauen zusammen. "Was ICH??? Ja hab ich hier mit 'nem fremden Arm geschmust oder Sie?" Abby lachte los. Die Beiden funkelten sie an. "Eine unerwünschte Zeugin...", begann Lester, und Sarah nickte. "Verfüttern wir sie an 'nen Dinosaurier, dann sind alle Beweise beseitigt." "Wie schnell man doch wieder einer Meinung sein kann!", scherzte Abby und schlüpfte zurück ins Freie. Lester und Sarah folgte ihr, und als Abby von ihrem Ausflug erzählte, schimpfte Lester erst einmal gehörig los, weil sie alleine herumgestreunt war. Als er aber erfuhr, dass es diesmal etwas Ordentliches zu beißen geben würde, vergaß er seinen Ärger augenblicklich. Neugierig ließen er und Sarah sich den Fisch auf dem Boden zeigen. "Mjam, Sushi zum Frühstück!", brummte Lester und ging neben Abbys Fang in die Hocke. Sarah sah Abby unsicher an. "Abby, ich fänd es ja wirklich klasse etwas Richtiges zu Essen zu bekommen, aber ein Fan von rohem Fisch bin ich nicht wirklich. Abby grinste. "Deswegen grillen wir ihn ja!" "Wir tun WAS?" Lester sah Abby an als hätte sie ihm erneut gegen die Stirn gepatscht. "Sie haben doch ihr Notfallfeuerzeug dabei, stimmt's?" Lester nickte langsam. "Und was soll uns das bringen? Wir räuchern den Fisch zentimeterweise?" "Abby wies mit dem Kinn auf den Fisch. "Wir machen ein Lagerfeuerchen und brutzeln uns ein paar feine Fischschnitzels." Lester hob die Augenbrauen. "Fischschnitzels? Connor hat keinen guten Einfluss auf Sie, wissen Sie das?" Abby warf den Kopf nach hinten, stemmte eine Hand in die Seite und schritt betont graziös auf Lester zu. Mit einer geschmeidigen Bewegung langte sie in seine Hosentasche, holte das Zippo heraus, wandte sich danach wieder um und warf ihm dann einen verführerischen Blick über die Schulter zu. "Das dürften Sie ja dann gewohnt sein, oder?" Lester stöhnte entnervt. "Das darf doch alles nicht wahr sein!" Abby wedelte mit dem Feuerzeug vor Lesters Nase. "Also jetzt im Ernst. Mein Plan lautet, dass wir in der Hitzezeit das Feuer entfachen; Dinosaurier sind Reptilien und somit Warmblüter. Das heisst, dass sie auf Reize wie Gerüche oder Geräusche bei Hitze nur ganz langsam reagieren. Deshalb schlage ich vor, wir verteilen so schnell wie möglich die Aufgaben, um nicht unnötig Zeit zu verschwenden. "Welche Aufgaben?", wollte Sarah wissen, und Abby legte ihr die Hand auf die Schulter. "Du suchst noch ein paar dieser Kartoffel-Knollen, für den fall dass der Fisch nichts wird. Und Sie, Lester..." Sie wandte sich an ihren Chef. "Sie suchen Brennholz, Steine und entfachen unser Feuer." Lester machte ein grantiges Gesicht. "Ja seh' ich aus wie ein Pfadfinder?" Abby sah ihn treuherzig an. "Ehrliche Antwort?" Lesters Blick wurde noch finsterer. "Auf keinen Fall! Wir werden uns weder trennen noch ein unnötiges Risiko eingehen. Und wer hat sie eigentlich zur Anführerin ernannt?" "Ich garantiere Ihnen, bei diesen Temperaturen werden wir in den nächsten zwei Stunden garantiert keinen Tieren begegnen!", sagte Abby eindringlich und sah Lester flehend an. Dessen Blick fiel auf den Fisch hinter ihr und wanderte dann langsam wieder zu ihr zurück. Er presste die Lippen aufeinander und dachte nach. "Abby, ich weiß nicht..." "Ach kommen Sie, Lester, haben Sie doch ein wenig Vertrauen in mich! Auch ich besitze gute Anführer-Qualitäten." Sie warf ihm einen verführerischen Blick zu. Lester verdrehte die Augen und hob die Hände. "Schon gut, schon gut, ist ja recht, ich habs kapiert.", seufzte er, drehte sich um und humpelte ins Unterholz davon. "Er ist eben auch nur ein Mann!", lachte Sarah, und Abby stimmte ihr vergnügt zu. "Sag mal, was machst du eigentlich?", fragte Sarah sie neugieirg. Abby holte einen der messerscharfen Steine heraus, die sarah zum Schnitzen des Trinkgefäßes benutzt hatte. "Ich nehme den Fisch aus.", verkündete sie, und Sarah verzog das Gesicht. "Na dann viel Spaß!" Auch sie machte sich auf den Weg. "Passt trotzdem auf euch auf!", rief Abby ihnen hinterher. Sarah antwortete mit einem genervten "Jaja.", während Lester nur lässig die Hand hob. zum Zeichen dass er verstanden hatte. Abby musterte kurz alles in ihrer Umgebung, dann machte sie sich mit einem leichten Ziehen im Magen an die Arbeit. Nach einer Weile kam Lester zurück; er baute aus dicken Holzscheiten ein Tipi, legte dünne Ästchen und trockenes Gras darunter und baute dann mit höchster Präzision einen Steinkreis drumherum. (kurz: Er schmiss die Steine auf den Boden und schob sie mit dem Fuß dort, wo sie gerade gelandet waren, an die Holzscheite heran.) Er entfachte ein kleines, prasselndes Feuer, griff dann nach dem Wasserbehälter und ging ihn freiwillig auffüllen. Während er noch ein wenig am Fluß blieb, kehrte auch Sarah zurück, lehrte einen armvoll Kartoffelknollen auf den Boden und richtete sich auf. "Bin mal gespannt wie die gebacken schmecken.", meinte sie, und entdeckte Lester, der sich am Ufer niedergelassen hatte und gedankenversunken mit seinen Füßen im Wasser planschte. "Ich geh mich auch mal eben waschen.", beschloss sie und schaute angewiedert auf den halb ausgenommenen Fisch vor Abby. "Kommst du klar?" "Sicher, geh nur. Aber sag Lester er soll kein Wasser in die Wunde kriegen." Sarah nickte, ging davon und ließ sich dann neben Lester nieder. Abby sah den Beiden noch eine Weile beim Plaudern zu. Dann watete Sarah in den Fluss und wusch sich sorgfältig, während Lester brav an Land blieb und sich dort mit dem klaren Wasser abrubbelte. Abby wandte sich wieder dem Fisch zu.

Lester fühlte die angenehme Kälte des Wassers in seinen Handflächen. Er schüttete es sich über den Nacken und rieb dann mit seinen Händen darüber. Ein paar Tropfen rannten seinen Rücken hinab, was ihn kurz erschaudern ließ. Er schlüpfte aus seinem Hemd, tauchte es ins Wasser und schwenkte es ein wenig darin herum. Dann wusch er sich das Gesicht, fuhr sich mit den nassen Fingern kurz durch die Haare und machte sich gerade daran, seine Arme wieder sauber zu bekommen, als er einen harten Gitarrenriff hörte. Er erstarrte in der Bewegung und sah Sarah an, die sich so weit ins Wasser hatte sinken lassen dass es ihr bis zum Hals ging. Ihre Bewegungen erzeugten kleine, feine Wellen um sie herum, die immer größer wurden, je weiter sie sich ausbreiteten. Lester spitze die Ohren. Nein, er bildete es sich nicht ein, irgendwo erklang tatsächlich gerade 'Fear of the dark' von 'Iron Maiden'. "Sarah!", zischte er, und die Ägyptologin sah ihn an. "Was?" "Raus aus dem Wasser!", befahl er und streckte seinen Arm aus. "Na los, kommen Sie!" Sie erbleichte, machte ein paar Schwimmzüge und packte dann seine Hand, so dass er sie schnell aus dem Wasser ziehen konnte. "Was ist denn-?", begann sie, doch er brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. "Hören Sie das?", murmelte er, und auch Sarah konnte das Lied hören. "Ja, klar, das ist ein Lied von 'Iron Maiden'.", antwortete sie ihm und runzelte die Stirn. "Komisch, Danny hat das als Klingelton." Lester sah sie überrascht an. Dann richteten sie ihre Augen langsam auf den Fluss. "Denken Sie etwa, Danny ist ertrunken und treibt jetzt irgendwo da unten rum?", keuchte Sarah entsetzt. "Zumindest sein Handy.", sagte Lester und versuchte, etwas zu erspähen. Ein dunkler Schatten kam auf sie zu. Die Musik wurde lauter. "Sagen Sie, haben Sie Jurassic Park gesehen?", wollte da Sarah plötzlich von Lester wissen. "Was? Nun ja, nein, nicht gesehen, aber Connors Hörspiele angehört." "Kennen Sie den ersten Teil? Die Stelle, wo sie plötzlich das Handy von 'nem Typen klingeln hören, der gefressen wurde, und dann..." "...Stand plötzlich der böse Fleischfresser hinter ihnen. Ja, ich weiß was Sie meinen!", endete Lester für sie, und die Zwei wichen vor dem Wasser zurück. Keine Sekunde zu früh, den auf einmal schoss ein Mosasaurier aus den Fluten und schnappte nach ihnen. "Gottverdammt!", presste Lester hervor und sie sahen zu, wie der Saurier sich enttäuscht in den Fluss zurückzog. Die Melodie kam ganz eindeutig aus seinem Bauch. Lester wandte den Kopf langsam in Richtung Sarah. "Ich fürchte... Wir müssen damit rechnen dass Danny von diesem Vieh gefressen wurde."

Abby sah die Beiden langsam vom Wasser zurückkommen. Irgendwie wirkten sie verschreckt und gleichzeitig deprimiert. Sarahs Klamotten waren von oben bis unten nass, auch Lesters Hemd tropfte auf sein T-Shirt und die Hose. "Was ist los, habt ihr euch 'ne Wasserschlacht geliefert die Keiner gewonnen hat?", meinte sie und stand auf. Sarah sah aus, als würde sie flennen, und Lester hatte zur Abwechslung seinen gleichgültigen Blick abgesetzt und wirkte ehrlich erschüttert. "Danny ist vermutlich tot.", sagte er knapp und ließ sich auf den Boden fallen. Sofort darauf verzog er das Gesicht und griff an seinen Oberschenkel. "Wie kommt ihr darauf?" Abbys Stimme war plötzlich sehr leise. "Ein Mosasaurus hatte sein Handy im Bauch. Wir haben es bimmeln hören; Ich denke er hatte irgend einen Alarm oder Wecker eingestellt. Angerufen kann ihn ja schlecht wer haben, so ganz ohne Empfang." Abby atmete erleichtert auf. "Das muss nicht heißen, dass er ihn gefressen hat; Ich habe auch Beckers Rucksack am Flussufer liegen sehen. Ich glaube eher, dass sie an der Stelle aus dem Fluss gekrabbelt sind, und die Sachen dabei verloren haben." "Gott sei Dank!", murmelte Sarah und sah Lester an. "Was denken Sie?" Lester nickte auch. "Ja, ich denke, das ist sehr viel wahrscheinlicher, als dass ein einziger Mosasaurus es geschafft hätte einen Danny Quinn aufzufressen." Die Frauen schmunzelten. "Wie auch immer, wir können jetzt sowieso nichts machen.", sagte Lester irgendwann und sah Abby an. "Wie siehts mit dem Frühstück aus?" Abby zeigte ihm die Streifen Fleisch, die sie auf die Steine am Feuer gebreitet hatte, und drei Holzstücke, an deren Spitzen ein paar Rippen steckten und wie Spearribs bei einem BBQ über dem Feuer grillten. "Fein.", sagte Lester und öffnete den Wasserbehälter, um einen Schluck zu nehmen. Sarah holte eine der Kartoffelknollen aus der Glut und blies, bis sie einen Bissen nehmen konnte. "Wow, das schmeckt ja irre!", freute sie sich und verschlang den Rest in wenigen Sekunden. Auch der Fisch war bald fertig, sie befeuchteten das Fleisch noch einmal mit Wasser, damit es nicht zu trocken wurde, und probierten dann davon. Ohne Gewürze schmeckte das Fleisch zwar lasch, aber sie waren hungrig genug um eine Menge davon zu essen. Als sie fertig waren, schlug Sarah vor den Rest zu trocknen und als Proviant mitzunehmen. Abby kümmerte sich um den Fisch, und Lester steckte die Kartoffelteile ein. Er drehte eines davon nachdenklich in den Händen. "Die Dinger brauchen 'nen Namen. Was haltet ihr von Knolloffeln?" Sarah prustete los, und Abby grinste ihn an. "Gute Idee, auch wenn ich keinen Plan hab wie Sie jetzt darauf kommen." Lester hob die Schultern. "Manchmal färben die Leute, mit denen man sich umgibt, doch ein wenig auf Jemanden ab."

Becker hatte eine hohe Dosis Schmerztabletten geschluckt. Es ging ihm schon wieder besser, als Soldat war er darauf trainiert worden Schmerzen über eine längere Zeitdauer hinweg zu ertragen. Danny stiefelte summend vor ihm durch das hohe Gras, das Gewehr geschultert, und Connor ging an seiner Seite, ihre restliche Ausrüstung schleppend. Er hatte schon fast ein schlechtes Gewissen, weil seine Freunde durch ihn nun merklich langsamer vorankamen. Und eigentlich war es ja seine Aufgabe, auf sie aufzupassen, und nicht anders herum. Sie waren aufgebrochen, um Abby, Sarah und Lester abzufangen. Sie gingen in die selbe Richtung, in die die Anderen vor dem Allosaurus geflohen waren. Sie verließen sich darauf, dass sie schlau genug waren zur Anomalie zurückzugehen. Dann würden ihre Wege sich zwangsweise kreuzen. Becker sah in den Himmel. Es wurde schon wieder dunkel. Er wusste, dass mit der Nacht die Dinosaurier kamen. "Also für heute gehts nicht mehr weiter. Ich schätze, die Drei sind noch ungefähr 'nen Tagesmarsch entfernt. Das heisst, gegen morgen Nachmittag dürften wir sie aufgabeln." Er zeigte auf einen großen, hohlen Baumstamm, der auf der Erde lag. "Was haltet ihr von unserer neuesten Unterkunft?" Connor krabbelte hinein und seine Stimme drang dumpf zu ihnen. "Ist in Ordnung; Gibt hier auch keine Spinnen oder so." Danny grinste Becker an. "Na also, 5- Sterne - Hotel." Er kroch Connor hinterher. Becker spähte in die Ferne, auf die andere Seite des Flusses. Er fragte sich, ob sie sich wirklich am nächsten Tage alle wiedersehen würden.

Kapitel 6

(In diesem Kapitel kommen einige Details zu Personen vor, die ich frei erfunden habe) Sarah und Abby liefen beschwingten Schrittes auf den Fluss zu. Sie hatten beschlossen, solange am Fluss entlang zu gehen, bis sie das nächste Anzeichen von ihren Freunden gefunden hatten, und je nachdem, in welcher Richtung es lag, würden sie dann ihren Weg fortsetzen. Lester suchte in der entgegengesetzten Richtung, derjenigen, die sich von dem Anomalien-Berg entfernte. Die drei achteten darauf, sich nicht zu nahe ans Ufer heranzubegeben, denn sie hatten nicht besonders Lust dem Mosasaurus erneut zu begegnen. Mehrmals fielen lange Schatten auf sie, und wenn sie die Köpfe hoben, sahen sie junge Pteranodons, die wohl gerade ihre ersten Flugstunden unternahmen. Weil sie damit viel zu beschäftigt waren, ließen sie die Menschen in Ruhe. Nach einer Weile packte Abby plötzlich Sarahs Arm. "Sieh mal, da hinten!", rief sie begeistert und deutete auf einen schwarzen Haufen im Schlick des Flussufers. Sie rannten darauf zu und erkannten Beckers kugelsichere Weste, die wohl von der Strömung angespült worden war. "Die Strömung fließt aus der Richtung des Anomalien-Berges, das heisst sie sind auch in diese Richtung gegangen!", sagte Sarah und Abby nickte. "Du hast Recht. Holen wir Lester her und gehen wir los." Sie stand auf und drehte sich um. Vor ihr erstreckte sich die weite, trockene Ebene. Ganz weit hinten sah sie die Triceratops-Herde grasen, und dazwischen war nichts als Erde, verdorrtes Gras und kleine Sträucher. Von Lester keine Spur. Auch Sarah stellte sich neben Abby und hielt Ausschau nach ihrem Boss. Der Mann war verschwunden. "Lester?", rief Abby und wartete gespannt. Sie erhielten keine Antwort. "Lester!", schrie jetzt Sarah, und ihr Gesicht wurde ängstlicher. "James, wo stecken Sie?", probierte Abby es noch einmal, doch von ihrem Boss fehlte jede Spur. "Oh nein!", schluchzte Sarah und schlug die Hände vor dem Mund zusammen. "Ihn wird doch nicht -!", begann Abby, doch plötzlich packte sie und Sarah etwas am Nacken. Die Frauen kreischten laut auf. Hinter ihnen prustete jemand los. Sie wirbelten herum, nur um Lester dabei zu entdecken, wie er sich halb schief lachte über ihre erschrockenen Gesichter. "Sind Sie IRRE???", plärrte Abby ihn an, und Sarah versetzte ihm einen wütenden Stoß gegen die Brust, der Lester, der sich sich ohnehin kaum noch auf den Beinen halten konnte vor Lachen, unsanft auf dem Hosenboden landen ließ. Das hielt ihn nicht davon ab sich vor Schadenfreude auf dem Boden zu kugeln. Sarah starrte ihren Boss immer noch sauer an, doch Abby musste kichern. Endlich hatte Lester sich wieder beruhigt. Er kämpfte scih schweratmend wieder auf die Beine. "Sie hätten sich wirklich sehen sollen!", meinte er, und konnte ein Glucksen immer noch nicht ganz verhindern. "Mein Gott, wir dachten Sie wären tot!", zischte Sarah, und stapfte dann wütend in das Dickicht davon. Abby sah Lester stirnrunzelnd an. "Sie sollten wirklich etwas gegen Ihren schwarzen, schwarzen Humor tun." Lester neigte den Kopf. "Sie haben wohl Recht, aber die Gelegenheit war einfach zu verlockend." Er sah sie kurz an und presste dann fest die Lippen auf einander. Abby seufzte, als er durch die Nase schnaubte und wieder in einen Lachanfall ausbrach. "Ich geh' dann mal Sarah zurückholen.", teilte sie ihm mit und schlurfte los. Ein paar Schritte weiter hielt sie jedoch inne. "Connor wäre stolz auf Sie.", sagte sie mit einem kleinen Lächeln und verschwand dann zwischen den Bäumen.

Sarah schmollte ihn an, als sie sich mal wieder auf den Weg gemacht hatten. Lester war es jedoch herzlich egal, er hatte seinen Spaß gehabt und seine Schadenfreude genossen. Abby hatte zuerst versucht, den Vermittler zwischen ihnen zu spielen, es aber dann aufgegeben, als Sarah ihr einen beleidigten Blick zugeworfen hatte. Also nutzte Abby den seltenen Moment der Geschwätzigkeit, den Lester gerade hatte, und fragte ihn eine Menge über sein Privatleben. Lester nahm es ihr nicht einmal übel; Abby war einfach eine Frau die sich viele Gedanken über ihre Freunde und Kollegen machte. Sie ließen sich also ein kleines Stückchen zurückfallen, und Lester erzählte Abby über seine Familie und Jugend. Abby klärte ihn als Ausgleich über ihre Vergangenheit auf, darüber, wie sie ihre Eltern verloren hatten und wie sie sich seit Jahren um ihren Bruder Jack kümmerte. Lester musste sogar zugeben, dass ihn die Geschichten der jungen Tierpflegerin ehrlich interessierten. "Wird Zeit nach Hause zu kommen,", dachte Lester, als er so auf den Boden starrte beim Gehen, "mit dieser Gesellschaft fange ich wirklich langsam an zu verweichlichen." Er hatte Abby schon mehr gesagt als er ursprünglich eigentlich gewollt hatte, doch er spürte dass das Wissen bei Abby in Sicherheit war. Er drehte den Kopf in ihre Richtung, um sie trotzdem um Diskretion zu bitten, als sie an ihm vorbeistürmte und sich bei Sarah unterhakte. "Sarah, weißt du was mir unser lieber James hier gerade so erzählt hat??? Also, seine Frau heißt Mary, und er hat zwei Töchter und 'nen Sohn, und die Töchter sind sogar Zwillinge! Oh, und über seine Schulzeit gibt's auch einiges zu berichten!", plapperte Abby drauf los. Lester hielt inne und starrte Abby fasssungslos an. "Na, so kann man sich irren!", brummte er ärgerlich und schob die Hände in die Hosentaschen. Die Frauen drehten sich zu ihm um. "Haben Sie was gesagt?", wollte Abby wissen und sah ihn treuherzig an. "Gott, sie weiß noch nicht mal dass sie mich verärgert hat!", stellte Lester fest und verdrehte die Augen. "Nein, hab ich nicht.", seufzte er und machte sich daran, zu ihnen aufzuschließen, als er plötzlich einen dunklen Punkt über Sarahs Schulter ausmachte. Der Punkt schien ziemlich schnell näher zu kommen, und außerdem zu wachsen. Er blieb wie angewurzelt stehen, kniff die Augen zusammen und spähte in die Ferne. Obwohl die Sonne ihn blendete, glaubte er ein echsenartiges Wesen mit langem Schwanz und kräftigen Beinen auszumachen. "Was ist, kommen Sie?", schnauzte Sarah und verschränkte die Arme vor der Brust. Lester nahm langsam die Hände aus den Hosentaschen und ballte sie zu Fäusten, als er erkannte, was sich da näherte. "Oh nein!", stöhnte er und und suchte mit den Augen nach dem Dickicht, in das sie nicht zurückgekehrt waren um eventuelle Spuren nicht zu übersehen. Nun würden sie niemals noch rechtzeitig dorthin kommen. "Was ist denn los?", wiederholte Abby Sarahs Frage, und diese schnitt eine Grimasse. "Lass doch, Abby, der veralbert uns eh nur wieder!" Lester jedoch war plötzlich sehr darauf bedacht, keine hastigen Bewegungen zu machen, und hob langsam einen ausgestreckten Finger, mit dem er auf etwas hinter den Frauen deutete. "Raptor.", sagte er mit leiser, ausdrocksloser Stimme. Und die Frauen wussten, dass er sich diesmal keinen Spaß mit ihnen erlaubte.

Connor fühlte sich wie gerädert, als er aus dem alten Baumstamm kroch. Er streckte sich und gähnte laut. Die Sonne stand hoch am Himmel und er hatte keine Ahnung, wie spät es war. Becker bildete sich ein, dass sie acht Stunden geschlafen hatten, und dass es höchste Zeit wurde wieder aufzubrechen. Er öffnete eine der Konservendosen mit dem eingelegten Brot und stopfte sich ein paar Brocken davon in den Mund. Danny war gerade dabei Beckers Arm zu überprüfen, und der Soldat selbst filzte die Umgebung mit dem Fernglas. Sie packten ihre paar Sachen in die Hosentaschen und gingen in der selben Reihenfolge wie am Abend zuvor weiter. Danny hatte es abgelehnt, Connor das Gewehr zu geben, was ihn ziemlich ärgerte. Er schlenkerte wild mit den Armen beim gehen und versuchte, seinen Freunden durch lautes Aufstapfen mit den Füßen klar zu machen, wie unfair er sie fand. Irgendwann drehte sich Becker völlig entnervt zu ihm um. "Connor! Wenn du dich weiter aufführst wie ein brünftiges Nashorn, dann schwör ich dir bei meiner Liebe zu England, dass ich dich an 'nen Baum fessle, dich aufschlitze und dann zusehe, wie irgendwelche Raptorviecher deine Eingeweide fressen!" Connor verzog das Gesicht. "Mensch, bist du grausam!" Becker knurrte. "Glaub mir, Connor, das wäre noch eines der harmlosesten Dinge die ich mit dir anstellen könnte!" Connor wusste, das Becker wegen der Dino-Kacke-Sache noch ziemlich sauer auf ihn war, und zog es vor ihn nicht weiter zu reizen. Er stellte sich ans Flussufer, kramte die Dose mit Brot aus seiner Tasche, um sie fertig zu essen, und würgte es schon nach einem Bissen wieder hervor. "Igitt!", keuchte er, und starrte in die Dose, als würde sich ein Monster darin verstecken. In der Hitze hatte das Brot bereits angefangen zu faulen. Er warf die Dose grantig über seine Schulter und kniete sich hin, um mit dem Wasser seinen Mund auszuspülen. Ein dumpfes "Tock" ließ ihn innehalten. Mit einer unguten Vorahnung drehet er sich um. Becker stand genau hinter ihm, matschiges Brot im Gesicht und den Haaren und eine kleine, rötliche Beule an der Stirn. Er konnte regelrecht sehen, wie der Mann rot anlief. "Wieso... hast du... das... gemacht?", presste er hervor, die Stimme vor Wut bebend. Connor hob abwehrend die Hände. "Oh mein Gott, Becker, das war keine Absicht, ich -" Becker packte ihn mit seiner gesunden Hand am Kragen. "Nenn mir einen guten Grund, Temple, warum ich dir nicht augenblicklich deinen bescheuerten Schädel einschlagen sollte!" "Weil du mich ganz schrecklich lieb hast vielleicht?", quiekte Connor und versuchte den Kopf einzuziehen. Becker ließ ihn los und drehte sich schwungvoll um. "Dein Glück, dass mich Lester feuern würde, wenn ich dir was antue!" Connor räusperte sich. "Ach, da wär ich mir gar nicht mal so sicher..." Danny schüttelte den Kopf. "Wenn ihr fertig seid, würdet ihr euch dann bitte wieder auf die Socken machen?" Becker stellte sich neben ihn. Er wischte sich mit dem Ärmel über das Gesicht. Connor tauchte neben ihm auf und reichte ihm mit schuldbewusstem Gesicht ein feuchtes Tuch. Becker schnappte es aus seiner Hand und säuberte seine Haare und Haut. Sie gingen wieder weiter, und Becker und Connor schwiegen sich die ganze Zeit über an. "Oh Mann, wieso hatte Lester das Glück bei den Frauen zu landen? Die Beiden vertragen sich bestimmt blendend, und ihr zickt hier rum wie Schulmädchen." Als die Beiden nichts sagten, blieb Danny stehen, drückte Connor das Gewehr in die Hand und spähte durch das Fernglas. Connor war ein wenig überrascht über die plötzliche Macht, die er in den Händen hielt, und grinste Becker an. "Siehst du, Danny vertraut mir auch die Waffe an!" "Nur zum Halten, Connor, nicht zum Schießen.", sagte Danny, während er die Umgebung absuchte. "Schon klar!", meinte Connor und schulterte das Gewehr lässig, so wie Becker es sonst tat. Es rutschte ihm aus der Hand und er griff hastig danach, um es aufzufangen. Als er es erwischte, schloss sich sein Finger versehentlich um den Abzug. Ein Schuss zeriss die Luft, und Becker machte einen Satz zurück, als sich die Kugel nur Millimeter neben ihm in einen Baumstamm bohrte. Danny fuhr herum, Becker klappte die Kinnlade nach unten, und Connor ließ erschrocken das Gewehr fallen. "Oh weh!", machte er, und rannte los, gerade noch rechtzeitig, bevor Becker ihn erwischte. "CONNOR!!! Blein gefälligst stehen, damit ich DICH TÖTEN kann!!!" "HILFÄÄÄÄÄH!!!", schrie Connor und rannte zuerst einen Kreis um Danny und dann auf den Fluß zu. Becker jagte ihm fuchsteufelswild hinterher. Danny nahm ebenfalls die Verfolgung auf. "Jetzt hört doch mal auf mit dem Blödsinn!", schimpfte Danny und versuchte sie einzuholen. Er war erstaunt darüber, wie schnell Connor rennen konnte. Der Student kam immer näher an den Fluss und machte einen Lärm, dass ihn wohl sämtliche Kreaturen in ihrer Umgebung hören konnten. Plötzlich schoss ein schwarzer Schatten auf der anderen Seite des Flusses auf ihn zu. Mit lautem Gebrüll schnellte der Kopf nach vorne, und mit einem "UAH!" wich Connor nach links aus. Becker kam zum Stillstand und verschanzte sich sofort hinter Connor. "Schieß!", brüllte er und deutete auf den Raptor, der versuchte, sie über den Fluss hinweg zu erwischen. Er war hier nur zwei Meter breit, und das Tier kam mit jedem Kopfstoß bedrohlich weit auf ihre Seite. Connor schoss, doch der Schuss verfehlte sein Ziel weit. Danny kam hinzu, riss ihm das Gewehr aus der Hand und feuerte erneut. Der Raptor wurde an der Schulter getroffen und jaulte auf. Dann rannte er davon. Die drei Menschen sahen ihm erschrocken hinterher. Dann, nach einer Weile, klopfte Becker Connor auf die Schulter. "Verschieben wir unsere kleinen Disparitäten auf einen günstigeren Tag." Connor nickte langsam. "Ja." Gerade als sie weitergehen wollte, hörten sie abgehackte, kläffende Laute. Sie sahen sich um. Weiter entfernt diesmal, liefen zwei weitere Raptoren an ihnen vorbei. "Was sind das für welche?", fragte Danny, und Connor runzelte die Stirn. "Velociraptoren. Echt miese Dinger." Becker kratzte sich am Kinn. "Sagt mal Leute... Sollten aus dieser Richtung nicht eigentlich Lester und die Mädels kommen?"

Lester nahm den Wasserbehälter fest in die Hand. Er holte damit aus und verkrampfte sich dann, als er das gefährliche Wesen auf seine Mitarbeiterinnen zustürmen sah. Sie wagten nicht, sich umzudrehen. Ihm war plötzlich schrecklich bewusst, dass ihr Leben von ihm abhing. Abbys Augen sahen ihn hilfesuchend an. Sarah hatte die Augen zugepresst und murmelte stille Gebete. Sie konnten die schweren Schritte des Raptors hinter sich hören, wie er knurrte, wie er mit den Zähnen knirschte. "Auf mein Zeichen!", murmelte Lester, und packte den Wasserbehälter so fest, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Was genau hatte er da eigentlich vor? Er halbe Portion gegen einen ausgewachsenen Raptor? Das konnte nur böse enden. Der Raptor war mittlerweile so nahe, dass er seine dämonischen, gelben Augen sehen konnte. Lester holte tief Luft. "Jetzt!", schrie er, als der Raptor sich zum Sprung abstieß. Die Frauen hechteten zur Seite, und der verwirrte Raptor stolperte auf Lester zu. Der Beamte donnerte ihm den Wasserbehälter gegen den Kopf. Das Holz zersprang, Splitter bohrten sich in seine rechte Hand und die Schläfe des Raptors. Die Kreatur jaulte auf, rannte in Lester und riss den Mann mit sich zu Boden. Der Aufprall war so hart, dass Lester die Luft wegblieb. Als der Raptor nach ihm schnappte, war er trotzdem geistesgegenwärtig genug sich wegzurollen. Die Frauen waren zur Stelle und zogen ihn nach oben. Abby trat kräftig gegen den Kopf des Dinosauriers, der noch benommen am Boden lag. "Lauft!", schrie Sarah, und schob Lester vor sich her. Abby sah, dass der Raptor sich auf die Beine kämpfte, und fluchte. "Zum Dickicht!", befahl sie, doch die anderen Beiden hatten ohnehin schon diesen Weg eingeschlagen. Sie steuerten auf einen hohen Baum zu, auf dem sie in Sicherheit wären. Der Raptor kam hinter ihnen her. Abby holte Sarah und Lester ein, und zu dritt versuchten sie zu entkommen. Sarah ereichte den Baum als erste, und kletterte ein wenig umständlich darauf. Lester drehte sich im Laufen um. Der Raptor verfolgte sie, aber war noch weit entfernt. Sie würden es schaffen. Abby sprang vor ihm auf einen Ast, packte Sarahs Hand und wurde von ihr hochgehievt. Lester sprang ebenfalls vom Boden ab, griff nach dem Ast auf dem Abby jetzt hockte, und zog sich selbst mühelos mit einem Ruck nach oben. Er schwang die Beine über den Ast und schaute schweratmend über die Schulter. Der Raptor würde sie nicht erreichen. Er bemerkte Abby, die ihn beeindruckt anstarrte. Ihr Chef war fitter, als sie jemals erwartet hätte. "Squash an den Wochenenden.", sagte er mit einem breiten Grinsen. Sie lächelte.

Dann knackte es. Und der Ast, auf dem sie beide saßen, brach ab und landete genau vor den Füßen des Velociraptors.

Kapitel 7

Abby hörte Sarah laut "Nein!" kreischen, und dann übertönten Lesters und ihr eigener Überraschungsschrei ihre Stimme. Sie spürte den Wind in ihren Ohren rauschen, als sie nach unten stürzte. Sie riss die Arme nach vorne, obwohl sie keine Ahnung hatte was der Boden und was die Blätter des Baumes waren. Sie sah nur verschiedene grüne Farbtöne, die ineinander verliefen, als sie fiel. Und dann donnerte sie mit dem Hinterkopf auf den Boden. In ihrem Kopf knackte es, Schmerz durchflutete ihren Körper, Tränen schossen in ihre Augen. Für einen Moment war sie handlungsunfähig; sie konnte nur nach Luft schnappen und gegen die drohende Besinnungslosigkeit ankämpfen. Leises Knurren ließ plötzlich das erschreckende Bild eines hungrigen Velociraptors vor ihrem geistigen Auge aufblitzen. Sie blinzelte heftig und drehte sich auf den Bauch, um sich hochzustemmen. Ihr pochender Schädel war wie eine unsichtbare Kraft, die sie unten hielt. "Abby!", raunte da Lester neben ihr, packte sie unter den Armen und zog sie hoch. Mit einem Schlag sah sich Abby dem Raptor gegenüber, der siegessicher seine Zähne bleckte. Die Beiden wichen an den Baum zurück, auf dem Sarah hockte, und pressten sich an den Stamm. Lester, der zuerst hinter Abby gewesen war, schob sich jetzt an ihr vorbei nach vorne und baute sich schützend zwischen ihr um dem Raubtier auf. Abby war zu benommen, um auf irgendeine Weise zu reagieren, und kauerte sich dankbar hinter ihm zusammen. Der Raptor setzte zum Sprung an, und Abby spürte mehr als dass sie es sah, wie Lester sich verkrampfte und den Kopf zur Seite drehte. Sie stieß ihren Chef instinktiv zur Seite und stolperte ihm hinterher. Der Raptor, erneut überrumpelt, krachte in den Baumstamm, und hätte dabei fast Sarah von ihrem Ast geworfen. Fuchsteufelswild wirbelte die Kreatur herum und stürzte jetzt fast blindlings auf sie zu. Ihm war es jetzt egal, wo er wen von ihnen mit seinen Klauen erwischte, er wollte nur noch ihre Körper zerfetzen. Er taumelte dabei so stark, dass er sie wohl einfach über den Haufen gerannt hätte. Lester kroch, so schnell er konnte, rückwärts aus der Reichweite des Raptors, doch Abby machte sich gar nicht mehr die Mühe abzuhauen. Stattdessen tastete sie mit ihren Händen nach einer nützlichen Waffe, bekam aber nur ein abgesplittertes Stück des abgebrochenen Astes zu fassen. "Abby!", schrie Lester, und es reichte, um die Aufmerksamkeit des Raptors kurz auf ihn zu lenken. Als er den Kopf wandte, hatte Abby freie Sicht auf den langen, ungeschützten Hals des Dinosauriers. Und dann holte sie aus und rammte ihm das Holzstück in die Kehle. Sie hörte ihn in einer Mischung aus Quieken und Brüllen aufschreien, dann strauchelte er, landete vielleicht zehn Zentimeter vor ihr auf dem Boden, und blieb reglos liegen. Abby sah über ihre Schulter. Lester hockte auf dem Boden, mit den Händen hinter dem Rücken abgestützt, und hatte eine Mischung aus Bewunderung, Unglauben und Reste von Panik im Gesicht. Dann starrte sie auf den Raptor, den sie gerade getötet hatte. Sie spürte, wie ihre Augen immer schwerer wurden. Sie kippte nach hinten, wurde aber noch aufgefangen, bevor ihr Kopf erneut auf den Boden prallen konnte, und versank in tiefer Finsternis.

Als sie wieder erwachte, war sie zuerst völlig orientierungslos. Ihr Kopf ruhte auf einer knochigen Schulter, der Rest ihres Körpers hing über einen muskulösen Rücken, und unter ihren Unterschenkeln hielten sie zwei verschränkte Hände fest. Ein feiner Geruch nach Rasierwasser stieg ihr in die Nase, und ihr wurde bewusst, dass Lester sie wohl gerade huckepack schleppte. Die Sonne stand so tief, dass sie sie blendete, und der Schatten, der sich vor ihr bewegte, war wohl Sarah. In der Ferne hörte sie leises Donnergrollen. Dann nahm sie die dumpfen Stimmen wahr, mit denen sich Lester und Sarah unterhielten. Sie schienen mal wieder zu diskutieren, und Abby hörte des Öfteren die Worte "Sturm" und "Raptorenrudel" fallen. Die Müdigkeit überkam sie wieder, und sie versank erneut in Dunkelheit.

Das nächste Mal wurde sie von verschiedenen Dingen geweckt. Zum einen das plötzliche Einsetzten eines tosenden Sturms, zum anderen der Geruch nach Fisch und Knolloffeln. Sie stellte fest, dass ihr Kopf auf Sarahs Schoß ruhte, und Lesters Hemd wie eine Decke über sie gebreitet worden war. Sie befanden sich wohl in einer Höhle, denn die Wände um sie herum waren roh und aus Stein, und außer dem flackernden Schein eines Lagerfeuers drang kein Licht zu ihnen. Sie filterte die verschiedenen Geräusche heraus, die sie hörte. Das Rauschen der Blätter, das Plätschern des Regens, das Pfeiffen des Windes, das Prasseln des Feuers und die Unterhaltung von Lester und Sarah. Abby konzentrierte sich, um ihre Worte zu verstehen. Lester sagte gerade: "Der Sturm wird stärker. Ich denke, wir sollten die Nacht über hier bleiben, und wegen den Raptoren Wachen verteilen. Ich fange an, ich denke ich bin am ausgeruhtesten. Und wenn ich es nicht mehr aushalte, wecke ich Sie." "Gute Idee.", stimmte Sarah zu. Moment mal! Sturm? Raptoren? Da war doch was gewesen. Und seit wann waren sich Lester und Sarah einig? Wie lange sie wohl bewusstlos gewesen war? "Was meinen Sie, wie steht es um Abby?", wollte Sarah wissen, und klang dabei sehr besorgt. Abby spürte, wie kurz darauf eine Hand auf ihre Stirn gelegt wurde. Sie fühlte sich extrem kühl an. "Schwer zu sagen, sie hat zwar Fieber, aber ich denke nicht, dass es etwas Ernstes ist. Sie sollte sich einfach nur ausruhen, im schlimmsten Fall ist es eine Gehirnerschütterung.", meinte Lester und zog die Hand zurück. "Und woher wissen Sie das?", fragte Sarah, und Abby konnte förmlich sehen, wie Lester sein vielsagendes Gesicht machte. "Naja, bei drei Kindern erlebt man schon so einiges. Glauben Sie mir, eine Woche mit ihnen und Sie wandeln nahe an einem Nervenzusammenbruch." "Oh ja, glaub' ich Ihnen sofort, man kennt ja ihren Vater!", neckte Sarah ihn, und Lester ließ ein trockenes "Haha." hören. Auch Abby musste schmunzeln. Sie wollte eigentlich die Augen öffnen, fühlte sich aber noch zu erschöpft dazu. Außerdem fand sie es auf Sarahs Schoß extrem gemütlich, und Lester hatte ja gesagt sie solle sich ausruhen. Sie hörte ihnen also weiter beim Essen und plaudern zu. "Wie geht es dem Bein?", erkundigte sich Sarah nach einer Weile mit vollem Mund. "Also wenn mich das Bein nicht umbringt, dann mein Rücken. Aber das wär ja auch kein Wunder, wo ich doch ständig die feinen Damen durch die Gegend schleppe.", sagte Lester sarkastisch. "Pah, als starkem Mann dürfte Ihnen das doch nichts ausmachen, James!", belehrte Sarah, und Lester schnaubte. "Möchte ja nicht wissen was ihr so auf die Wage bringt." "Hey!", brauste Sarah auf, und Lester lachte hinterhältig. "Soll das heissen wir sind fett?", nuschelte da Abby benommen. Das hatte sie nun doch nicht auf sich sitzen lassen können! "Abby!", riefen die Anderen erleichtert, und Abby legte den Kopf in den Nacken, um ihre Gefährten sehen zu können. Deren Gesichter waren zwar zerschrammt und ein wenig schmutzig, aber ansonsten wirkten sie putzmunter. "Schön euch zu sehen!", grinste die Tierpflegerin und setzte sich vorsichtig auf. Ihr Schädel fühlte sich an, als würde er zerspringen. "Haben wir vielleicht was zu trinken da?", meinte sie, und fuhr sich mit der Zunge über die trockenen Lippen. "Nein, tut mir Leid, ich habe den Wasserbehälter am Fluss verloren, als ich den Raptor damit verhauen hab.", sagte Lester bedauernd, und Sarah stand auf. "Ich hol' dir schnell was." Sie schlüpfte ins Freie. "Was ist denn eigentlich passiert?", wollte Abby wissen und lehnte sich neben ihrem Chef an die Höhlenwand. Dieser grinste. "Nun, nachdem Sie den Raptor erdolcht haben, haben Sie das Bewusstsein verloren. Sarah hatte von ihrem Baum aus zwei weitere Raptoren erspäht, deswegen hab ich Sie geschultert und wir haben Reißaus genommen. Als dann dieser Sturm angefangen hat, haben wir uns in diese Höhle zurückgezogen, und nun tobt da draußen sowas wie ein gewaltiger Taifun." Sarah kam zurück, ein riesiges Blatt in den Händen, dass sie wie einen Trichter geformt hatte, und in dem sich Regenwasser befand. Abby nahm ihn dankbar und trank ihn in wenigen Zügen leer. Dann aß sie ein paar BIssen, zog sich Lesters Hemd enger um die Schultern, weil sie fröstelte, und versuchte zu schlafen. Auch Sarah rollte sich ziemlich schnell am Feuer ein, und Lester hockte sich in den Schneidersitz und behielt den Höhleneingang im Auge. Abby war nun zu wach, um wieder einzuschlafen, und hing eine Weile lang ihren Gedanken - die hauptsächlich um Connor kreisten - nach. Als Lester näher ans Feuer rückte, wurde sie aus ihnen aufgeschreckt. Sie hob den Kopf. "Wenn Sie Ihr Hemd wiederhaben wollen, müssen Sie es nur sagen, James!" Lester zuckte beim Klang ihrer Stimme erschrocken zusammen. "Tut mir Leid!", lachte Abby und robbte neben ihn. "Kein Ding!", keuchte ihr Chef atemlos und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn. Er sah ihren wartenden Blick. "Schon gut, hab ja noch das T-Shirt an." Zum Beweis zupfte er am schwarzen Stoff des Shirts. Seine sonst so wachsamen, schlauen Augen waren stumpf vor Müdigkeit. "Ich kann weiter Wache halten, wenn Sie wollen.", bot Abby an, doch Lester schüttelte ernergisch den Kopf. "Sie sollten schlafen." Abby hob die Schultern. "Versuch ich ja, aber sowas kann man nicht erzwingen, wissen Sie." Lester sah sie kurz nachdenklich an, dann unterdrückte er ein Gähnen. Er lehnte sich mit dem Hinterkopf an die Felswand und starrte an die Decke.

"Ich frag mich ständig, wie wir wohl hierher gekommen sind.", murmelte er müde. Abby nickte. "Ja, ich auch. Ich habe da auch so eine Idee...", begann sie, doch Lester unterbrach sie, indem er ihr hastig die Hand auf den Arm legte. "Shhh!", machte er und starrte angestrengt lauschend in die Dunkelheit. "Was-?", fing Abby an, doch er brachte sie mit einer Handbewegung zum Schweigen. Da hörte auch Abby es: Abgehackte, kläffende Laute, die sie nur bei einem einzigen Tier bisher vernommen hatte - einem wütenden Velociraptor in einem Einkaufszentrum. "Oh, Gott!", stöhnte sie auf, und Lester sprang auf die Beine, huschte zu Sarah hinüber und zog sie ohne Vorwarnung auf die Beine. "Wawawawas?", stotterte diese, noch im Halbschlaf. "Die Raptoren! Wir müssen sofort hier weg!", zischte Lester und schob die verwirrte Ägyptologin vor sich her aus der Höhle. Abby folgte ihnen, und fand sich gleich darauf in der rabenschwarzen Nacht wieder. Warmer Regen durchnässte sie binnen Sekunden, und Wind zerrte an ihren Kleidern. "Zum Fluss!", hörte sie Lester vor sich sagen, und sie stürmten los, verfolgt von dem Kläffen der Fleischfresser. Schon nach ein paar Metern war von ihren Gefährten nichts mehr zu sehen. "Verdammt, alle wieder zurück!", fluchte Lester, plötzlich rechts von ihr, und als sie den Rückwärtsgang einlegte, prallte sie fast gegen ihn. "Sarah, wir nehmen Abby in die Mitte, und egal was passiert, wir lassen uns nicht los, verstanden?" "Okay.", bestätigte Sarah, und Abby spürte, wie zwei Hände nach den ihren tasteten. Sie packte zu und schon rannten sie wieder los. Es war unmöglich zu sagen, woher die Raptorenlaute kamen, der tosende Wind verzerrte jegliche Geräusche. Sie stolperten durch die Dunkelheit, und hätten wohl nicht einmal bemerkt wenn ein Raptor direkt neben ihnen gestanden wäre. Der Fluss kam nur langsam näher. "Was genau tun wir am Fluss?", rief Sarah. "Was?", kam Lesters Stimme dumpf zurück. Abby gab die Frage für Sarah weiter, und Lesters Antwort war überhaupt nicht mehr zu verstehen. Darum schrie Abby: "Ihn überqueren!" "Und wie?", fragte Sarah, und nach einer Weile rief Abby: "Er weiß es noch nicht!" "Das ist doch total bescheuert!", schimpfte Sarah, und Abby brüllte zurück: "Er sagt, wenn du was Besseres weißt, bist du gerne dazu eingeladen voraus zu laufen." "DAS war doch jetzt nicht für IHN bestimmt!", plärrte Sarah entnervt. Dann schrie Lester plötzlich so laut, dass selbst Sarah ihn glasklar verstand. "LAUFT!" Einen Bruchteil später traf sie etwas frontal von der Seite, und riss sie auseinander. Sarah flog zur Seite und landete irgendwo in einem Matschgraben. "Was ist los?", schrie sie, und Brüllen war die Antwort. Die Raptoren hatten sie gefunden! "Abby! James!" Sie erhielt keine Antwort. Panik machte sich in ihr breit. Sie kämpfte sich auf die Beine und stürzte blindlings in Richtung Fluss davon. "Hallo?", rief sie ein weiteres Mal, und vor ihr tauchte etwas Großes, Längliches auf. Sie hielt den Atem an und machte sich so klein wie möglich. "Der Raptor rannte an ihr vorbei. "Sarah?" Abbys Stimme war nicht weit von ihr. "Ich bin hier!", antwortete Sarah, und tastete sich durch die Finsternis. Sie erwischte eine Hand und zog Abby erleichtert an sich. Nur dass Abby ihr viel flacher und größer vorkam als sonst. "Sarah, Haltung!", tadelte Lester sie, und Sara ließ ihn los. "Oh.", sagte sie verlegen und sah angestrengt in eine andere Richtung. "Abby ist hier auch irgendwo." "Abby?", rief Lester, und ein Kreischen durchschnitt die Luft. "ABBY!!!", riefen jetzt Beide, und dann donnerte erneut etwas in sie. Allerdings war es dieses Mal kein Raptor, sondern eine völlig aufgelöste Abby. "Leute, ein Raptor ist hier!" "Was Sie nicht sagen!" Lester packte ohne ein weiteres Wort wieder ihre Hand und rannte mit ihnen zum Flußufer. "Bei der Strömung schaffen wir das nie!", heulte Sarah und starrte in die reissende Strömung. "Wir mögen abgetrieben werden, aber im Vergleich zu den Biestern könne wir ans andere Ufer schwimmen!", rief Abby, die Lesters Plan plötzlich verstanden hatte. "Abby!", warnte da Lester, und diese wirbelte herum. Ein Raptor schnellte auf sie zu. Abby warf sich auf den Boden und entkam nur knapp seinen tödlichen Kiefern. "Ins Wasser!", befahl Lester Sarah und rannte zu Abby hinüber. Sarah ignorierte den Befehl und tat es ihm gleich. Der Raptor griff ein weiteres mal an, und hätte Lester sie nicht mit zu Boden geworfen, hätte er Sarah voll erwischt. Gleich darauf revanchierte sich Sarah bei Lester, indem sie ihn am T-Shirt packte und zurück zu Boden zog, als dieser sich wieder erheben wollte, und dabei um ein Haar dem Raptor in das ausgestreckte Bein gelaufen wäre. Sarah füllte eine Hand mit Schlamm und schleuderte sie dem Raptor ins Gesicht. Sie suchte mit den Augen nach Abby, doch bei der Dunkelheit konnte sie den Raptor kaum noch erkenen. Der Raptor konnte durch den Dreck in den Augen zunächst nichts sehen, und verlor im Sturm ihre Fährte. Die Beiden rannten zurück zum Flußufer und fanden dort relativ schnell Abby. Schon erschien der Dinosaurier wieder hinter ihnen. "Geht ihr vor, ich lenke ihn ab!", rief Lester, und trennte sich von ihnen. "James, nein!", schrien die Frauen und folgten ihm. Der Raptor stürzte sich auf Lester, doch er duckte sich unter ihm weg, so dass die Echse über ihn drüber rauschte. Bei seinem Sturz erwischte der Raptor jedoch Lesters verletztes Bein mit der Schwanzspitze. Es knickte unter dem Beamten weg wie ein Streichholz und er flog in hohem Bogen in dem Schlamm. Jetzt war er dem Raptor hilflos ausgeliefert. Er näherte sich ihm knurrend. "Hey, hier!", lockte Abby den Raptor an, und Sarah wedelte mit den Armen. "Friss uns, wir sind viel jünger und zarter als der da!" Der Raptor fackelte nicht lange und stürmte auf sie zu. Der Sturm ließ ihn aussehen wie einen Dämonen. Er kam unglaublich schnell näher. "Weich aus!", schrie Abby, und die Frauen hechteten zur Seite. Der Raptor versuchte zu bremsen, doch auf dem nassen Boden rutschte er unkontrollierbar auf das Flussufer zu, wo er schließlich Kopf voraus in die Fluten stürzte und verschwand. Die Frauen lagen schweratmend am Boden. Lester humpelte zu ihnen herüber, wieder war die Wunde an seinem Bein aufgeplatzt, und frisches Blut schoss daraus hervor. "Alles in Ordnung?", wollten die Mädels wissen, und Lester nickte. Sie hatten das Gefühl, dass der Sturm aufklarte, der Wind ließ nach und der Regen wurde leichter. Trotzdem war es immer noch so dunkel, dass nach wenigen Metern alles in Schatten verschwamm. "Den Nächsten übernehm' ja dann wohl mal ich!", bot Lester scherzhaft an, und trotz ihrer Angespanntheit grinsten die Drei.

Und dann schoss ein weiterer Raptor aus der Finsternis hervor und riss Lester von den Füßen. Es ging so schnell, dass erst die warme, dunkle Flüssigkeit, die über Abbys und Sarahs Gesichter spritzte, ihnen auf entsetzliche Weise klar machte, was gerade passiert war.


Kapitel 8

Abby war die erste, die wieder einen klaren Gedanken fassen konnte. Sarah war vor Schock wie gelämt und starrte auf den reglosen Körper auf dem Boden. "Oh nein, oh nein, oh bitte nicht!", murmelte Abby und setzte sich langsam in Bewegung. Sie wankte wie in Trance auf Lester zu, der seltsam verdreht in der feuchten Erde lag. Sarah schlich ihr hinterher. Obwohl sie wusste, dass hier noch irgendwo der letzte Velociraptor war, ging sie neben Lester auf die Knie. Seine Augen starrten ins Leere, sein sonst ohnehin schon blasses Gesicht war kalkweiß. Eine tiefe, hässliche, Wunde klaffte an der linken Seite seines Brustkorbs. Abby konnte die zersplitterten Rippen sehen, und all das Blut das zwischen ihnen hervorströmte. So viel Blut... Abby hörte, wie Sarah hinter ihr eine Mischung aus Würgen und Schluchzen hervorstieß.

Sie bekam fast einen Herzinfarkt, als Lester plötzlich neben ihr unterdrückt hustete. Langsam, ganz langsam, richteten sich seine Augen auf sie. "James!", hauchte sie, und rückte näher an ihn heran. "James, mein Gott, was machen Sie für Sachen?" "Wie gehts ihm?", flüsterte Sarah, und hockte sich neben Abby auf den Boden. "Wie sieht's denn wohl aus?", murmelte Lester mit dünner Stimme. "Sie halten jetzt gefälligst die Klappe!", schimpfte Abby, und versuchte ein aufheiterndes Gesicht zu machen. Lester musterte sie mit erstaunlich wachem Blick und schloss dann die Augen, die Lippen zu einem leichten Lächeln verzogen. "Ah. So schlimm also." Er verzog das Gesicht und hustete. Feine Blutspritzer legten sich auf seine Wangen und Kinn, die der Regen sofort wegspülte. Dann öffnete er die Augen wieder, kniff sie aber zusammen. "Au." Abby untersuchte rasch die Wunde. Sie war wirklich übel, aber möglicherweise nicht lebensbedrohlich. Wenn man ausreichend medizinische Versorgungsmittel gehabt hätte. Und kein wütender Raptor in der Dunkelheit lauern würde. "Ich reiss' nie wieder Witze über Dinos, wenn einer von ihnen in Hörweite steht.", meinte Lester und hustete erneut. Jedes seiner Worte musste er mühsam hervorpressen. Dann versuchte er sich aufzurichten, sank aber sofort wieder zu Boden, eine schmerzerfüllte Grimasse schneidend. "Ah, verdammt." "Wir müssen ihn hier wegschaffen!", sagte Abby, und Sarah hob eine Augenbraue. "In dem Zustand?" Sie sah mit sorgenvollem Blick auf Lester. Er hatte begonnen, leicht zu zittern, weil er an Kraft verlor. "Das machts doch nur noch schlimmer!" "Sollen wir ihn dem Raptor überlassen?", zischte Abby, und Sarah zuckte zusammen. "Nein! Natürlich nicht." Sie saßen ratlos neben Lester und grübelten über eine Lösung nach. "Wieso der Raptor sich wohl so lange Zeit lässt?", überlegte Abby laut, und Sarah runzelte die Stirn. "Er weiß, dass wir keine Chance gegen ihn haben. Er kostet seine Überlegenheit aus, indem er uns Angst einflößt." Wieder hustete Lester, diesmal viel lauter und länger als zuvor. Ein Rinnsal aus Blut lief aus seinem Mundwinkel und tropfte auf den Boden. Auch seine Wunde blutete heftiger. "James?", raunte Abby ängstlich. "Was?", keuchte er, seine Stimme ein klägliches Flüstern. Er zitterte jetzt stärker, stöhnte alle paar Sekunden abgehackt vor Schmerzen und wurde zusehens schwächer. "Tut Ihnen noch was weh außer der Brust?", wollte Sarah wissen, und er schnaubte kurz. "Eigent-... eigentlich... naja.... so ziemlich alles." Er hustete wieder. Dann spannte sich plötzlich sein Körper an, und seine Augenlider begannen zu flackern. Er bebte jetzt regelrecht, was immer wieder von seinem unterdrückten, schmerzerfülltem Keuchen begleitet wurde. "James! JAMES!", rief Abby panisch, und Sarah packte ihn an den Schultern und setzte ihn auf. Sein Kopf fiel nach vorne, und langsam erschlafften seine Glieder. Seine Augen huschten noch kurz zu Abby, ängstlich, fiebrig und hilfesuchend. Dann legte sich ein Schleier über sie, sie wurden dumpf und schlossen sich schließlich. "Wir bringen ihn hier weg, sofort!", schrie Abby entsetzt, packte ihn an den Beinen und wartete ungeduldig, bis Sarah seinen Oberkörper hochgestemmt hatte. Sie rannten zum Fluß. Und da war er, der Velociraptor. Brüllend nahm er die Verfolgung auf. "Spring!", befahl Abby, und sie und Sarah stürzten sich in die reissenden Fluten. Der Raptor hielt am Flussufer inne und knurrte wütend. Dann machte er kehrt und überließ die Menschen ihrem Schicksal.

Sarah schluckte einen Schwall Wasser, als sie wieder auftauchte. Die Strömung riss sie mit sich, und nur mit Mühe konnte sie sich über der Oberfläche halten. Abby krallte sich an ihrer Schulter fest, und versuchte mit der anderen Hand krampfhaft Lester über Wasser zu halten. Sarah paddelte unbeholfen mit den Armen und konnte nicht ausmachen, wo sich das andere Ufer befand. Wieder drückten sie die Wellen nach unten, und nur mit Mühe kam sie wieder an die Luft. Die Kraft schwand unkontrollierbar schnell aus ihrem Körper, und ihr wurde bewusst, dass sie vor Panik weinte. Sie war einfach noch nicht lange genug dabei, um mit dieser verworrenen Situation so locker fertig zu werden wie Abby oder die anderen. Und nun steckten sie in der Vergangenheit fest, ohne die Sicherheit je wieder zurückkehren zu können. Lester war schon schwer verletzt worden; Sarah wusste, dass es sehr ernst um ihn stand - sie mochte zwar vielleicht nicht so ein medizinisches Grundwissen wie Abby haben, aber sie hatte seine ersterbenden Augen gesehen. Es war also nur eine Frage der Zeit, bis es dem Nächsten von ihenn so erging. Sie schimpfte sich selbst wegen ihrer negativen Gedanken, und versuchte die beklemmenden Gefühle abzuschütteln. Sie machte einen kräftigen Zug mit den Armen, und dann zwang sie sich zu einem weiteren, und noch einen. Sand berührte ihre Hände und Knie, weshalb sie sich die letzten Meter mehr aus dem Wasser zog als dass sie schwamm. Abby kletterte hinter ihr aus dem Wasser, und gemeinsam hievten sie den bewusstlosen Lester an Land. Noch atmete er, Sarah konnte sehen wie sich seine lädierte Brust langsam hob und senkte. Doch sie wusste, dass das nicht mehr lange so bleiben würde. Das Wasser hatte das meißte Blut weggewaschen, aber schon schoss wieder neues hervor. Sie drehten ihn auf die Seite, so dass der Boden gegen seine Wunde drückte und sie mehr schlecht als recht verschloss. Dabei bahnte sich ein neues Blutrinnsal den Weg von seinem Mundwinkel über die Wange und dann von seinem Hals auf den Boden. Abby brach neben ihm zusammen, und rührte sich selbst nicht mehr. Sarah sank auf den Boden und rollte sich auf den Rücken. Der Mond schien jetzt fast ungehindert auf sie, und gerade, als Sarah das Bewusstsein verlor, sah sie eine dunkle Shiluette, die sich über sie beugte. Sie glaubte noch, Dannys Zottelmähne erkannt zu haben, bevor sie entgültig in die Finsternis hinüberdrivtete.

Der Sturm. Die Raptoren. Ihre Flucht. Der Angriff. Lester! Sarah riss die Augen auf und schoss nach oben. "Abby!", rief sie, bevor sie überhaupt richtig darauf achtete was um sie herum gerade passierte. "Sarah, ganz ruhig, bloß keine Aufregung!", sagte Becker ruhig, der neben ihr hockte und sie sanft auf den Boden zurückdrückte. Bei seinem Anblick machte ihr Herz einen freudigen Hüpfer. "Becker!", hauchte sie und er grinste. Er wirkte müde und angespannt, genauso wie Lester in der vergangenen Nacht am Lagerfeuer. - Ach ja, Lester! "Was ist mit Lester?", fragte sie Becker und setzte sich erneut auf. "Dem geht's gut!", beruhigte sie dieser und schob sie erneut zurück gen Erde. Dann schien er kurz zu überlegen. "Na gut, ich nehm's zurück, miserabel triffts wohl eher, aber immerhin lebt er noch und ist wieder bei Bewusstsein." "Ich will ihn und Abby sehen! Und wo sind Connor und Danny?", wollte Sarah wissen, und saß plötzlich schon wieder, anstatt zu liegen. Becker seufzte. Dann stand er auf. Sarah fiel auf, dass sein rechter Arm in einer Schlinge um seinen Hals hing. Becker verschwand für einen Moment aus ihrem Blickfeld. Und dann hörte sie zu ihrer Erleichterung eine verärgerte Stimme, die zwar ungewohnt dünn und ein wenig brüchig, aber trotzdem unverkennbar die ihres Chefs war. "Danny, ich warne Sie, bleiben Sie mit der Nadel bloß von eminer Wunde weg! Am Ende seh ich noch aus wie Frankenstein's Monster!" "Aber Lester, wenn ich die Wunde nähe ist sie viel ungefährlicher!", regte Danny sich auf. "Ich sagte NEIN!", brüllte Lester, und kurz darauf: "Da!!! Sehen Sie! Ich hab's Ihnen doch gesagt! Meine Güte, die Rocky Mountains verlaufen gerader als diese Naht!" "Wissen Sie was, machen Sie's selbst!", schimpfte Danny entnervt, und stapfte kurz darauf an Sarah vorbei. "Hey, Sarah!", kläffte er, und Sarah machte eingeschüchtert eine abgehackte Handbewegung zur Begrüßung. "Hi." Dann erhob sie sich und sah sich nach Lester um. Dieser hockte ein paar Meter im Schatten eines Baumes, an seinen Stamm gelehnt, und betrachtete unglücklich sein provisorisch genähtes Bein, bevor er kopfschüttelnd das Hosenbein wieder nach unten krempelte. "Sollen wir ihm Beistand leisten?", bot Sarah eine sehr vertraute Stimme an, und grinsend tauchte Abby neben ihr auf. Zusammen gesellten sie sich zu Lester, dessen Augen freudig aufleuchteten, als er die Beiden entdeckte. "Na endlich wieder ein paar erwachsene Menschen in meiner Umgebung!", seufzte er erleichtert, lehnte den Hinterkopf an das Holz und faltete die Hände auf dem Bauch. "HEY, DAS HABEN WIR GEHÖRT!", schrie Danny herüber. Die Frauen lachten. "Schön Sie wohlauf zu sehen.", meinte Abby und begutachtete den dicken, weissen Verband um Lesters Brustkorb. Sein T-Shirt lag auf seinem Schoß, weshalb sie ausnahmsweise freie Sicht auf seinen Oberkörper hatten. Die linke Schulter war blau und geschwollen, weil dort der Raptor gegen ihn geprallt war. Die Prellung zog sich über den ganzen Oberkörper, und wurde erst in Richtung Bauch und rechtem Schlüsselbein ein wenig schwächer. Lester sah generell schlecht aus, er war blass, zerschrammt, hatte dunkle Schatten unter den Augen und ein eingefallenes Gesicht. Weil seine nassen Haare entweder vom Wind oder von der Sonne getrocknet worden waren, drehten sie sich über den Ohren ein wenig auf und standen auch sonst zersaust vom Kopf ab. "Ja, das freut mich auch.", brummte er, und verzog dann das Gesicht. "GOTT, heute beweg ich keinen Muskel mehr!" Jemand klatschte in die Hände. "So Leute, sehen wir zu dass wir aufbrechen, dann könnten wir heute noch am Berg sein." Danny kam voller Tatendrang auf sie zugeschritten. Lester streckte die Hände gen Himmel und machte eine unsagbare Leidensmiene. "Wieso?" Er deutete mehrmals hintereinander nach oben, als würde er Gott persönlich ansprechen wollen. "Wieso wieso wieso?" Die Frauen standen auf und gingen zu Connor und Becker, während Danny vorsichtig Lesters linken Arm packte und ihn so sachte wie möglich auf die Beine zog. "Hey, Connor!" begrüßte Sarah ihn und verzog gleich darauf das Gesicht. "Uh, du hast da was am Kinn!" Der violette Bluterguss leuchtete ihr auf Connors blasser Haut entgegen. "Ich weiß, stell dir vor. Freut mich auch dass du alles heil überstanden hast.", grummelte er und ging zu Abby herüber. "Sei nicht traurig, das verschwindet doch wieder!", tröstete ihn diese und hauchte einen Kuss auf die betroffene Stelle, was Connor augenblicklich ein breites Grinsen auf die Lippen zauberte. Indess trat Becker zu Sarah. Sie lächelten sich an. "Ich hab mir Sorgen gemacht.", meinte der Soldat, und Sarah lachte. "Ach, wir haben gut aufeinander aufgepasst, wie du siehst." Becker hob eine Augenbraue. "Du hast eine fast 3cm tiefe Wunde am Rücken, Abbys Schulter wurde zerfetzt und Lester wäre fast ausgeweidet worden. Also wenn ich auf mich aufpasse achte ich für gewöhnlich darauf in einem Stück zu bleiben." Er sah kurz zu Danny hinüber, der sich einem Arm von Lester um den Nacken geschlungen hatte und seinem Boss dabei half, vorsichtige Schritte zu machen, um seine Wunde nicht überzubelasten. "Und was ist dann mit einem Arm?", wollte Sarah wissen, und Becker zog ertappt den Kopf ein. "Ach das...", murmelte er verlegen, und erzählte ihr dann kurz von seinem Sturz. Sarah verschränkte zufrieden die Arme vor der Brust. "Siehst du." Becker nahm ihre Hand und drückte sie. "Ist doch egal, solange wir Beide nicht ernsthaft verletzt sind." Danny und Lester blieben ein wenig abseits stehen und sahen den Beiden Pärchen eine Weile beim turteln zu. "Sieht wohl so aus, als ob wir beide noch eine Weile mit Enthaltsamkeit leben müssen.", kommentierte Lester, und Danny wandte langsam den Kopf in seine Richtung. Ihre Nasenspitzen berührten sich dabei fast, und Danny musste den Kopf senken, um Lester in die Augen blicken zu können. "Wir könnten schwul werden.", schlug er mit Smileygesicht vor, und Lester musterte ihn eine Weile, wobei er angestrengt über das Angebot nachzudenken schien. Dann schnitt er eine Grimasse. "Näääh, danke!"

Und wieder wurde es für die 6 Menschen ein anstrengender Tag, der von langen Märschen und Zusammentreffen mit Dinosauriern geprägt war. Becker hatte Lester ein paar der Schmerztabletten gegeben, und sie unterstützten den Mann soweit, dass der mit Dannys Hilfe mit den anderen Schritt halten konnte. Wie schwer die Verletzung im Endeffekt war, wussten sie nicht, seine Rippen waren zwar zerschmettert worden, doch die Lunge schien soweit unbeschädigt. Alles in Allem hatte ihr Chef mehr als Glück gehabt. Connor schleppte die Ausrüstung, Abby das Gewehr, und Sarah leistete Becker Gesellschaft. Ihr fiel auf, dass die drei Männer, die auf der anderen Flussseite gelandet waren, von der Sonne gerötete Gesichter hatten; bei Danny hatte sich sogar ein böser Sonnenbrand auf den Wangen und den Armen gebildet. Außerdem hatten die 4 Männer alle Schatten auf den Wangen, weil sie seit mehreren Tagen keine Möglichkeit mehr auf eine Rasur gehabt hatten. Bei Connor und Becker hatte sich mittlerweile ein deutlich sichtbarer, stoppeliger Vollbart gebildet, Lester trug einen etwas helleren Dreitagebart zur Schau und Danny hatte hauptsächlich einen Kinnbart bekommen. Sie selbst und Abby waren ungeschminkt, ihre Haare ungekämmt, und, was Sarah besonders störte, hatten sich im Verlauf des Aufenthalts ihre Fingernägel zerstört. Während sie so vor sich hin dachte, kamen sie an einem Ankylosauruspärchen vorbei, dem sie eine Weile interessiert zusahen, ehe es ihnen den Rücken zuwandte und gemütlich davontrottete. "Verrückt.", murmelte Becker und sah den urzeitlichen Tieren nach. Wie Sarah war er noch nicht lange genug beim Team, um diese Tiere als selbstverständlich hinzunehmen. Sarah nahm seine Hand und drückte sie kurz, und dann gingen sie weiter. Sie kamen an einem Kadaver vorbei, dessen Spezies sie nicht mehr genauer definieren konnten. Sie stellten nur fest, dass es noch nicht besonders lange tot war. An einer kleinen, mit langem, weichem Gras bewachsenen Bucht bat Lester schließlich um eine Pause, und sie setzten sich auf den Boden und packten ihre letzten Essensvorräte aus. Lester lehnte sich an Connors Rücken, was ihm zuerst nicht passte, aber da er nicht zu den weit entfernten Bäumen latschen wollte, nahm er schließlich damit Vorlieb und knabberte schweigsam auf einem Nährstoffriegel herum. Die anderen unterhielten sich wieder über ihre Erlebnisse und über die verschiedenen Tiere, die sie gesehen hatten. Irgendwann holte Lester sein Hemd von Abby, zog es an, wobei er es allerdings wegen dem Verband offen ließ, und formte sein Shirt zu einem Kissen, streckte sich dann auf dem Boden aus und stopfte es unter seinen Kopf, um sich ein wenig auszuruhen. Connor kaute gerade ein Stück des gedörrten Fisches, als er plötzlich aufgeregt aufsprang. "Das ist es!" "Was ist was, Connor?", fragte Danny ruhig, und schmierte sich eine handvoll Heilsalbe auf den Sonnenbrand in seinem Gesicht. Connor schluckte den Bissen krampfhaft hinunter. "Ich weiß wie wir hier her gekommen sind." Der Rest verstummte. "Ah ja?", machte Becker und wirkte desinteressiert. Sein Zorn auf Connor war immer noch nicht ganz verraucht. "Jemand muss es irgendwie geschafft haben, die Anomalie ins ARC zu verlagern, und hat sie dazu vorher geschlossen, damit sie sich bei unserer Ankunft erneut öffnen und uns einsaugen konnte. Es muss also jemand sein, der die dazu nötige Technologie besitzt." Danny, Becker, Sarah und Abby sahen sich ratlos an. Dann hob Danny die Schultern. "Helen?" "Was für einen Sinn hätte das denn?", meinte Abby und schüttelte den Kopf. "Nein, das glaube ich nicht. Seit Cutters Tod hat sie uns in Ruhe gelassen. Ich würde ja mehr auf Christine tippen, die scheint doch irgendetwas zu verbergen." "Und wenn Helen ihre Entdeckungen aus der Zukunft nur an uns ausprobieren wollte?", gab Sarah zu bedenken, und Becker fügte hinzu: "Außerdem wäre so jemand wie Connor ebenfalls in der Lage, so etwas zu bauen. Es muss also nicht einmal unbedingt jemand sein den wir kennen." Connor seufzte resigniert. "Da hat Becker leider Recht. So lange wir hier festsitzen, haben wir sowieso keine Möglichkeit herauszufinden, wer uns so galant beseitigen wollte." "Du denkst also es war geplant, dass wir sterben?", hakte Danny nach, und der Student nickte. "Ich denke es zumindest. Zumindest fiele mir keine andere logische Antwort darauf ein, weshalb uns jemand mitten in der Nacht, völlig unvorbereitet, ohne die Möglichkeit weitere Unterstützung zu holen, und nur mit der notdürftigsten Ausrüstung ins leerstehende ARC beordern sollte um uns dann durch eine Riesenanomalie zu befördern." "Der- oder diejenige konnten aber nicht wissen, dass sich die Anomalie tatsächlich dann öffnen würde, wenn wir im Anomaliedetektorraum eintreffen. Wenn Danny das Gewehr nicht fallengelassen hätte, wären wir jetzt womöglich gar nicht hier.", widersprach Abby, und Becker schmunzelte. "Schätze, dieser Jemand kannte uns wohl ziemlich gut, und wusste, wie chaotisch das ein oder andere Teammitglied ist." Sarah kicherte, während Connor, Danny und Abby rot anliefen; ob aus Scham oder Ärger konnte sie nicht mit Bestimmtheit sagen.

Nach einer Weile, in der sie alle Lesters Beispiel gefolgt waren und ein wenig vor sich hin gedöst oder sich zumindest etwas ausgeruht hatten, patschte sich Danny auf die Oberschenkel. "Also Leute, weiter gehts. Wir müssen abchecken ob wir uns auf die Anomalie verlassen können, heisst, sie wieder erschienen ist, oder ob wir uns etwas anderes überlegen müssen." "Auf zum Schicksalsberg, Gefährten!", zitierte Connor und sprang als Erster auf die Beine. Die anderen taten es ihm ein wenig schwerfälliger gleich, während Lester sich noch gar nicht erst hatte aufwecken lassen. "Hat eigentlich irgendwer 'ne Idee wie wir dorthin gelangen sollen? Immerhin sind wir auf der falschen Seite des Flusses.", warf Sarah ein, und Becker wies mit dem Daumen auf irgend einen unbestimmeten Punkt hinter sich. "Weiter oben ist ein Baumstamm, der quer über dem Fluss liegt. Den können wir wie eine Brücke benutzen; Das weiß ich, weils mich unten durch gespült hat." "Oh, super!", rief Connor freudig und half Abby elegant auf die Beine. Diese tauschte einen vielsagenden Blick mit Sarah. "Was ist denn?", fragte Danny, der diesmal das Gewehr an sich nahm. "Ähm, wenn diese Brücke auch von der naderen Seite gut passierbar ist, dann könnten wir eventuell ein kelines Problem bekommen.", begann Sarah, und Abby fuhr fort: "Uns ist da nämlich eventuell noch ein Raptor auf den Fersen." Die Anderen rissen die Augen auf. "Was? Ihr habt doch gesagt, ihr hättet sie getötet?" "Najaaah, zwei davon; Der Letzte war nicht so nett uns in den Fluss zu folgen." Sarah lächelte ihn entschuldigend an. Becker legte den Kopf in den Nakcen und starrte in den Himmel. Es dämmerte. Er runzelte die Stirn. "Mensch, Mädels, ehrlich, hättet ihr das nicht ein wenig früher sagen können?" Schon hörten sie das bedrohliche, kläffende Geräusch, das Raptoren machten, wenn sie auf der Jagd waren. "Aaaach, kommt schon, ein einzelner Raptor, den packen wir doch leicht!", beruhigte Danny sie zuversichtlich und schulterte lässig das Gewehr. Als etwas lautstark hinter ihm brüllte, erschrak er so dermaßen, dass er die Waffe fallen ließ. Noch während er hastig danach griff, schoss ein Raptor aus einem Busch, der ein paar Meter neben ihm stand. Der Rest der Gruppe schrie auf, im selben Moment hatte Danny das Gewehr erwischt und feuerte blindlings auf den Raptor. Bluttröpchen sprühten als feiner Regen über Danny, ehe der Dinosaurier aufheulte und kurz vor Danny zu Boden ging. Danny zitterte nicht minder als der Rest des Teams. "Verdammt!", fluchte Connor schließlich. "Das war knapp!", gestand auch Danny und neigte den Kopf. Ein wackeliges Grinsen trat auf sein Gesicht. "Hab doch gesagt wir erwischen ihn." "Achtung!", rief da plötzlich Abby, die mit panischem Gesicht auf den Raptor zu Dannys Füßen deutete. Der Fleischfresser kam mühelos wieder auf die Beine, er blutete an einer läppischen, kleinen Wunde an der Schulter. Er schnellte auf Danny zu, welcher hektisch das Gewehr hochriss. Doch ehe er den Abzug drücken konnte, erreichte der Raptor ihn, und sprang ihn an. Das Gewehr segelte durch die Luft und landete auf dem Gras, Danny flog noch ein Stückchen weiter und schaffte es irgendwie, sich die Fußklaue des Raptors vom Leib zu halten. Allerdings erwischte die Echse ihn mit den Fingerkrallen am Bauch und den Unterarmen. Abby hechtete nach dem Gewehr und feuerte dem Raptor eine Kugel in den Hals, was ihn aber nur noch wütender zu machen schien. Er ließ von Danny ab und raste auf Abby zu. Connor konnte sie gerade noch wegziehen, doch der Raptor schnitt Abby mit den Fingerkrallen in die Hüfte und schlug ihr mit dem Schwanz das Gewehr aus den Händen. Es krachte etliche Meter weiter auf den Boden, wo es für alle außer Reichweite war. Und als Abby herumwirbelte, sah sie, dass sie plötzlich nichts mehr vor dem Angriff des Raubtiers schützen konnte.

Kapitel 9

Der Velociraptor stieß ein wütendes Brüllen aus und stürmte los. Connor warf sich vor Abby, und das nächste, was Abby sah, waren rote Blutspritzer, die sich um den Stundenten herum in die Luft verteilten. Connor flog auf den Boden und presste sich die Hände auf den Bauch. Die Klaue des Raptors hatte ihn voll erwischt. Sarah stürmte auf den Raptor zu und donnerte ihm einen dicken Ast gegen den Schädel. Abby hatte keine Ahnung, wo sie ihn auf einmal her hatte, ihre Gedanken kreisten nur um Connor und ihre verletzte Hüfte. Die Wunde brannte höllisch, und sie schaffte es nicht einmal wieder auf die Beine zu kommen, weshalb sie zu Connor hinüberrobbte. Er lag auf dem Rücken und verzog weinerlich das Gesicht. Eine riesige Wunde klaffte in seinem Bauch, doch dafür, dass der Raptor ihn frontal erwischt hatte, sah es noch harmlos aus. Abby holte die restlichen Stofffetzen, die sie noch in der Hosentasche hatte, hervor und drückte sie auf Connors Wunde. Es dauerte nicht lange, und sie hatten sich mit der dunkelroten Flüssigkeit vollgesogen. Connor sah Abby mit großen, ängstlichen Augen an. Bevor er jedoch etwas sagen konnte, streichelte sie über seine Wange. "Keine Panik, das heilt schon wieder! Du bist zäh, Connor, so ein kleiner Kratzer macht dir doch sonst nichts!" Connor wimmerte ein klägliches "Hoffen wir du hast Recht." und packte Abbys Hand, wobei er ihre Finger fest zusammenquetschte. Abby war es mehr als recht. "Solange er nur nicht damit aufhört irgendetwas zu tun.", dachte sie und starrte besorgt auf die Blutung an seinem Bauch.

In der Zwischenzeit hatte der Raptor seine Aufmerksamkeit auf Sarah gerichtet. Er riss ihr den Stock mit den Zähnen aus der Hand und zerbrach ihn mit einem kurzen Ruck seines Kiefers. "Oh oh!", murmelte Sarah und ging langsam rückwärts. Der Raptor schien sie triumphierend anzugrinsen, zumindest zog er die Lefzen nach oben und entblößte spitze, gelbliche Zähne. Mit einem schwungvollen Schlenker seines rechten Armes traf er Sarahs Oberkörper und holte sie damit von den Füßen. Fast lässig trottete er dann auf sie zu, die Muskeln zum Sprung angespannt. Sarah kroch unbeholfen nach hinten weg, ihre ganze rechte Seite ein Meer aus Schmerzen. Blut lief ihr den Arm hinunter, und der rasch anschwellenden Stelle an ihrem Brustkorb nach zu urteilen war ihr Schlüsselbein gebrochen. Ein schwarzer Schatten stürmte auf den Raptor zu und warf sich gegen ihn. Einen Bruchteil darauf fiel Becker zu Boden, von dem Saurier einfach abgeprallend. Der Raptor selbst landete unsanft auf der Seite. Sarah und Becker kämpften sich auf die Beine, liefen aufeinander zu, nahmen sich an den Händen und stolperten dann zu Danny hinüber, wo sie wieder zu Boden sackten. Becker schien sich die Schulter an seinem heilen Arm ausgerenkt zu haben, zumindest stand der Arm seltsam verdreht von seinem Oberkörper ab. Sarah nahm sich einen kurzen Moment, um ihre Schulter zu inspizieren. An der Stelle zwischen dem Schlüsselbein und dem Schultergelenk hatten sich die Krallen des Dinosauriers tief in das Fleisch gegraben. Sie blutete fast so heftig wie Danny an seinen Unterarmen, die er, um die Blutungen zu stillen, auf die Wunde am Bauch drückte. Alle drei sahen auf, als ein schabendes Geräusch ankündigte, dass der Raptor wieder auf die Beine kam. Er legte den Kopf schief und fixierte sie mit seinen gelben Augen. Abby und Connor waren näher am Fluss, und somit ein leichteres Ziel für den Raptor. Lester war durch den Tumult nun doch aufgewacht, befand sich in einer kauerned Position und beäugte dem Raptor angespannt. Seine fest zusammengepressten Lippen zeigten, dass er hoffte der Raptor hätte ihn noch gar nicht bemerkt. Er war am ehesten außerhalb der Reichweite des Raptors, allerdings auch gleichzeitig allein, der geschwächteste von ihnen und somit das leichteste Opfer. Egal wen von ihnen der Raptor sich aussuchen würde, keiner von ihnen wäre ohnehin noch in der Lage gewesen, abzuhauen. Schließlich trabte der Raptor los. Danny erkannte, dass er sich sie drei als seine ersten Opfer ausgewählt hatte. Er sprang auf die Beine, gefolgt von Sarah und Becker, und dann liefen sie auseinander, in getrennte Richtungen. Der Raptor beschloss, Becker zu folgen, welcher in Richtung Lester abhaute. Der Soldat schmiss sich auf den Boden, als der Raptor nach ihm schnappte, Lester rollte sich seitlich aus dem Weg. Becker wäre vor Schmerzen am liebsten liegen geblieben, doch er sah zu, dass er erneut abhaute, als der Raptor einen Haken schlug und ihm wieder nachsetzte. Lester brachte sich mit einem Satz nach hinten aus dem Weg des Raubtiers, und landete dabei auf dem Rücken. Stöhnend schloss er die Augen, als der Aufprall schmerzhaft durch seinen ganzen Körper vibrierte. Becker merkte, dass er nicht schnell genug war, um zu entkommen, und blickte sich um, wo die Anderen waren. Sie standen nun alle auf einem Haufen, und er sah ihnen an, dass sie aufgegeben hatten. Sie würden dem Urzeitmonster nicht entkommen. Er wurde langsamer und gesellte sich zu ihnen. Ein Haufen mitgenommener, blutiger, verängstigter und völlig erschöpfter Menschen, die nicht in diese Welt gehörten, und nun getötet werden würden durch etwas, was völlig gegen die Natur war. Becker drehte sich um und sah dem Tod, in Form eines dämonischen Velociraptors, entgegen. Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf: Er fand Lester sollte mit ihnen sterben; nicht allein, nachdem er zusehen hatte müssen wie sein Team, mittlerweile seine Freunde, blutrünstig zerfleischt worden waren. Er spürte, wie sich Sarahs und Dannys Hände in die seinen legten, und er drückte sie leicht. Wenigstens waren sie in ihren letzten Minuten noch zusammen. Becker schloss die Augen, dachte an Cutter und fragte sich, ob er wohl nun Stephen und Ryan kennenlernen würde. Dann machte er sich darauf gefasst, zu sterben.

Ein lauter Schuss zerschnitt die Luft. Zwei weitere folgten, ehe Danny die Augen wieder öffnete. Der Raptor taumelte stark, war aber schon fast bei ihnen, und röchelte. Blut rann aus den Lücken zwischen seinen Zähnen hervor und tropfte auf den Boden. Wieder donnerte ein Schuss los, und eine Kugel bohrte sich in die Seite des Raptors. Jetzt schleppte sich das Tier mehr auf sie zu als dass es lief. Immernoch war es schnell genug um sie einfach zu zermalmen. Erneut krachte es viermal, und diesmal schlugen sich die Patronen in die Beine des Raptors. Der Theropode strauchelte, rutschte über den Boden, und versuchte sich mit seinen dünnen Armen hochzustemmen. Sein Körper war übel zugerichtet, Blut sprudelte aus den tiefen Schusswunden. Danny sah verwirrt auf und erblickte Lester, der mit grimmigen Gesicht, stocksteif aufgerichtet, in gut hundert Metern Entfernung stand und das Gewehr ein weiteres Mal ans Auge hob. Der gut gezielte Schuss traf den Hinterkopf des Raptors, und mit einem letzten, erstickten Gurgeln erschlaffte die riesige Echse. Das Team löste sich langsam aus der verkrampften Haltung, in der sie bis eben alle ausgeharrt hatten. Lester warf das Gewehr weg, ließ sich an Ort und Stelle zu Boden sinken und stützte sich mit den Händen ab. Er warf den Anderen einen vollkommen erschöpften Blick zu. "Ich würde jetzt langsam wirklich gerne wieder nach Hause."

Da sie nun alle zwischen mittel- und schwerverletzt waren, konnten sie sich nicht mehr gegenseitig beim Gehen helfen, und kamen deswegen kaum noch voran. Es war mitten in der Nacht, und somit die wohl gefährlichste Zeit in dieser prähistorischen Welt. Trotzdem kümmerte sich niemand mehr darum, unentdeckt zu bleiben und vorsichtig zu sein. Wenn ihnen nicht gerade irgendetwas weh tat, quälten sie Hunger und Müdigkeit. Und dennoch schafften sie es irgendwie, den alten Baumstamm zu erreichen. Er lag wackelig und unsicher über einem Spalt in der Erde. Der Sturm musste ihm so übel mitgespielt haben. "Alter, das ist ja ne richtige Schlucht!", staunte Connor, als er an dem Stamm vorbei nach unten blickte. Felswände fielen an beiden Uferseiten steil in die Tiefe, der Fluss verlief ungefähr 30 Meter weiter unten. Becker zuckte mit den Schultern. "Als ich durchgespült wurde, hatte der Fluss noch viel mehr Wasser." "Na, das hilft uns jetzt ja ungemein weiter.", brummte Lester, der sich müde auf das Ende des Stammes niedersinken ließ. Connor setzte sich zu ihm, und auch Danny folgte ihrem Beispiel. Sie waren die drei mit den schlimmsten Verletzungen, vor allem der Blutverlust machte ihnen zu schaffen. Außerdem waren bei Connor, wenn er Pech hatte, Organe verletzt worden. Becker und die Mädels hatten ihr Bestes versucht, sie zu verarzten, aber erstens hatten sie nicht genug Verbandszeug und zweitens waren sie selbst angeschlagen. "Wisst ihr was?", begann Danny, der sich anders hinsetzte, um seine Wunden nicht zu belasten. Die Anderen sahen ihn neugierig an. "Ich finde, ich sollte es als erster versuchen. Wenn der Stamm passierbar ist, kommt ihr nach." "Das ist doch bescheuert, Danny. In deinem Zustand segelst du hundertpro runter.", schimpfte Becker, und Sarah nickte. "Ganz genau. Ich geh' vor, und dann könnt ihr der Reihe nach nachkommen." "Eine Frau vorausschicken? Das machen wir sicher nicht!", protestierte Connor, und Danny stand wieder auf. "Also dann, beschlossene Sache, und da ich eh der Teamchef bin, müsst ihr sowieso tun was ich sage." Lester erhob sich ebenfalls. "Also der Chef hier bin ja wohl immer noch ich, wenn auch vielleicht nicht mehr für allzu lange!" Er sah prüfend in die Tiefe. "Was wollen Sie damit sagen?", knurrte Danny, und baute sich, soweit sein ramponierter Körper das zuließ, vor Lester auf. Ein kurzes Grinsen huschte über Lesters Gesicht, als er wieder aufsah. "Dass Sie vorgehn werden." Danny blickte ihn verdutzt an. Dann schmunzelte er ebenfalls. "Immer noch ganz der Alte, was?" Lester hob die Schultern. "Man tut was man kann." Danny trat vorsichtig auf die provisorische Brücke und testete, ob das Holz ihn hielt. Dann setzte er langsam Fuß vor Fuß. Es donnerte leise. Sofort hielt er inne und sah über die Schulter zurück. "Was war das?" Connor legte die Stirn in Falten. "Ehrlich, willst du das wirklich wissen?" "Connor, WAS WAR DAS???" Der Student war noch blasser als zuvor im Gesicht. "Ich schätze, der Sturm bricht wieder los." "WAS???" Danny riss die Augen auf. Die Wassermassen würden den Stamm fortreissen. Dann hätten sie keine Chance mehr zurück zu kommen. "Wir müssen alle schleunigst drüber!" Lester drehte sich kurz zum Rest des Teams um, und folgte Danny dann, keine Antwort abwartend. "Was tun Sie da?", zischte Connor, und Lester balancierte konzentriert weiter, während er sprach. "Ich denke, dass es sinnvoller ist, dieses Hindernis so schnell wie möglich hinter uns zu lassen. Wenn es bricht, stürzen wir in die Tiefe, wenn wir bleiben, sterben wir auch. Wenn der Stamm hält, kommen wir vielleicht nach Hause. Entscheiden Sie selbst." Connor verzog klagend das Gesicht. "Aaaaach Mann, wieso passiert ständig uns sowas?" Er kletterte seinem Chef hinterher. "Vorsichtig!", erinnerte Abby ihn, als er fast das Gleichgewicht auf dem einen-Meter-dicken Stamm verlor. Sie waren alle sechs auf dem Stamm, als er das erste Mal knackte. Sie hätten es fast nicht bemerkt im Donnergrollen, doch ein leichtes Beben unter ihren Füßen ließ sie erschrocken erstarren. Danny drehte sich um, um zu sehen, wo sich die anderen befanden. Er hätte es vielleicht noch schaffen können, und Becker, der als Letzter ging, wäre eventuell noch auf die Ausgangsseite zurückgekommen. Doch der Rest würde hoffnungslos in die Tiefe stürzen. Wieder krachte das morsche Holz. "Was tun wir jetzt?", rief Abby panisch. "Ruhe bewahren!", blaffte Lester, und keiner rührte sich. Der Stamm hörte auf zu beben, und sie atmeten erleichtert aus. "Na also!", meinte Danny, und machte den nächsten Schritt, nicht gewillt noch eine Sekunde länger auf dieser Todesfalle zu bleiben. Es krachte ohrenbetäubend, und dann gab das Holz unter ihnen nach.

Schreie erfüllten Connors Ohren, während er nach unten fiel. Wind pfiff ihm ums Gesicht, zersauste seine Haare. Er brüllte selbst aus Leibeskräften, als er den zerbrochenen Stamm unter sich hinabfallen sah. Ein kleines Stück des vorderen Endes war abgebrochen, und es hatte gereicht, um den Stamm aus seiner Verankerung zu reissen. Gerade, als Connor sich darauf gefasst machte, an den Felsen zu zerschellen, blieb der Baum längs zwischen den Schluchtwänden stecken. Die Sechs krachten darauf und krallten sich irgendwo fest, was ihren Sturz jäh bremste. Connor schnappte nach Luft. Er hing auf der oberen Seite an einem alten Astende, und war somit einigermaßen sicher. "Fast wie in KingKong!", murmelte er, während er erleichtert sah, dass Abby, Sarah und Becker es auch geschafft hatten sich an dem Baum zu halten. "Connor!", hörte er da Lesters genervte Stimme. Er drehte den Kopf und sah seinen Chef, der sich an ein Astloch klammerte, und den anderen Arm oben über den Stamm geschlungen hatte. Bis zur Hüfte lag er auf dem Stamm, seine Beine baumelten frei in der Luft. Danny hing noch unglücklicher, er krallte seine Hände in ein einzelnes Astloch an der Unterseite des Stammes und hing vollkommen ohne Stütze da. Nur seine Arme, die dummerweise zur Hälfte aufgeschlitzt waren, verhinderten nun dass er abstürzte. Der Stamm rutschte plötzlich ein paar Meter tiefer. Überrascht von der unerwarteten Bewegung, verlor Connor den Halt und knallte unsanft aufs Gesicht. Trotzdem schaffte er es, seine Arme um den Stamm zu legen, auf dem er jetzt längs drauflag. "Connor!", rief Lester wieder, diesmal etwas angespannter. "Hören Sie auf den Baum zu umarmen und helfen Sie uns hoch!" Connor wollte ihnen ja helfen, aber seine Arme waren plötzlich wie festgeschraubt. Er starrte in die Tiefe. Wenn er fallen sollte, wäre das sein Ende. Es knackte, und wieder sackte der Stamm weiter ab. "UAH!", schrie Danny, dessen Finger aus dem Astloch gerutscht waren, und der nun nur noch an einer Hand hing. Auch Lester rutschte ein Stück nach unten, als seine lädierte linke Seite sein Gewicht nicht länger tragen konnte. Ein abstehender Astarm und das Astloch verhinderten, dass er fiel, aber auch er baumelte jetzt frei in der Luft. Die Adern an seinen Armen, der Stirn und dem Hals schwollen an. Sein Kopf wurde rot. "CONNOR!", brüllte er jetzt, voller Panik. Endlich kam Bewegung in den Studenten. Auch Abby, Sarah und Becker hatten begonnen, zu den Beiden hinüberzurobben. Sie drei lagen sicher oben auf dem Stamm. Connor kroch zu Lester und streckte die Hand nach ihm aus. "Kommen Sie!", rief er seinem Boss zu, der ungefähr einen halben Meter unter ihm hing. "Leute, schneller!", flehte Danny, dessen Gesicht Schmerz und Angst widerspiegelten. "Ich kann mich nicht mehr halten." Lester blickte nach unten. "Jetzt reden Sie keinen Mist und halten Sie sich fest!", schimpfte er, doch er konnte sehen, dass Danny die Kraft ausging. Er hatte selbst kaum noch genug Energie, um sich weiter an dem Stamm festzukrallen. Sein Brustkorb fühlte sich an, als würde er gleich zerspringen. Er merkte, dass ihm Blut aus dem Mund lief, und befürchtete, dass sich eine der gebrochenen Rippen nun doch in die Lunge gebohrt hatte. Vor Anstrengung konnte er sowieso kaum noch atmen. Eine rasche Bewegung fing sich seine Aufmerksamkeit ein. Es war Danny, der den Halt verlor, und verzweifelt versuchte noch irgendwo ein Stück des Stammes zu erwischen. Er griff ins Leere, und stürzte. Lesters Linke schnellte nach unten und erwischte Dannys Handgelenk. Mit einem Ruck, der Lester glauben ließ, seine ganze linke Seite sei aufgeplatzt, wurde Dannys Sturz gebremst, und das zusätzliche Gewicht ließ ihn nach Luft schnappen. Seine eigene Hand rutschte jetzt aus dem Astloch, doch Connor war zur Stelle und packte seinen Boss. Lester fühlte sich, als würde er gleich entzwei gerissen, biss aber die Zähne zusammen und verzog nur das grimmig Gesicht. "Zieht uns hoch!", plärrte Connor, als er merkte, dass er nun selbst über den Rand des Stammes gezogen wurde. "Connor!", heulte Abby. "MACHT SCHON!!!", brüllte Connor und presste die Augen zu, als er kopfüber vom Stamm gezogen wurde. "NEIN!", schrien Becker und Sarah gleichzeitig, während Abby nur laut schluchzte.

Danny konnte es nicht glauben, als er den Boden der Schlucht auf sich zurasen sah. Er war tatsächlich gefallen, und hatte Lester und Connor mit in den Tod gerissen. Er drehte sich in der Luft, so dass er nach oben sehen konnte. Lester flog mit dem Gesicht nach unten, Arme und Beine von sich gestreckt, und Connor kopfüber, fast in Superheldenpose. "Tut mir Leid, Leute!", murmelte Danny, als er wusste, dass der Aufprall nicht mehr fern war. Dann, als es so weit hätte sein müssen, spürte er ein altbekanntes Kribbeln auf seiner Haut, und um ihn herum erstrahlte alles in hellem, summenden Licht. Sekundenbruchteile später landete er in kühlem, feuchten Gras, in der Ferne hörte er Autos brummen und Maschinen dröhnen. Es roch nach Abgasen und Teer. Er kapierte erst, was passiert war, als Lester plötzlich aus einer großen, leuchtenden Kugel über ihm fiel, und kurz darauf Connor folgte. Sie krachten Beide auf ihn, doch er starrte nur fasziniert auf die vielen kleinen Diamanten, die um die funkelnde Kugel kreisten. Auf einmal spuckte die Anomalie noch drei weitere Gestalten aus - Abby, Sarah und Becker. So sehr Danny sich freute, sie zu sehen, so sehr schossen ihm die Schmerzen durch den Körper, als auch sie auf ihm landeten. Kaum waren sie zum Liegen gekommen, verschwand die Anomalie wieder. "Alle okay?", wollte Danny von ihnen wissen, doch das Knäuel aus Gliedmaßen über ihm gab nur ein schmerzvolles Stöhnen von sich. "Leute?" "Ich glaub meine Nase hat's in mein Gesicht gedrückt, ", jammerte Connor, "ist sowas möglich?" Danny spürte eine Bewegung über sich. "Kann mal jemand das Bein aus meinem Auge nehmen?", beschwerte sich Becker, und Sarah keuchte. "Wenn ich mich rühren könnte, würde ich das tun, aber irgendwie hängt mein Arm unter 'nem Hinterteil fest?!" "Nein, Sarah, ich glaube das ist mein, äh, Oberkörper.", nuschelte Abby irgendwo rechts von Danny. "Hrrmpfff!", machte irgendwer von ihnen. "Lester? Sind Sie das?", fragte Connor, und sah sich um. "Connor, ffie ffitzen auff mir drauff!", drang dessen Stimme erstickt zu ihnen. "Was?", rief Connor, und wurde ohne Vorwarnung zur Seite geschubst. "Hey!", beschwerte er sich, als Lesters zersauster Kopf zwischen ihm und Sarah auftauchte. Er sog tief die Luft ein. "Ich sagte: Connor, Sie sitzen auf mir drauf!"

Kapitel 10

Zwei Wochen waren vergangen. Zwei Wochen, seit jener Anruf bei Jenny Lewis eingegangen war. Sie hatte nicht schlecht gestaunt, als um ein Uhr nachts ihr Handy geklingelt hatte, und Lorraine Wickes, Lesters Sekräterin, ihr diese unglaubliche Geschichte erzählt hatte. Zum Zeitpunkt des Anrufes gab es ungefähr tausend Leute, die fragten, wo Lester und Co denn gewesen seien, wie sie sich die Verletzungen zugezogen hatten und warum man nichts von ihnen gehört hatte. Auf die Schnelle war ihnen nichts Besseres eingefallen, als Jenny Lewis anzurufen und um Hilfe zu bitten; Diese war zu anfangs zwar entsetzt von den geschilderten Ereignissen, gab sich dann aber Mühe dabei eine glaubwürdige Geschichte zu erfinden. Letztendlich lautete die offizielle Version, dass Danny, Lester, Becker, Connor, Abby und Sarah unerwartet auf einen Einsatz nach Asien geschickt worden waren, da es dort Probleme mit der Zweigstelle der britischen Regierung gab. Auf dem Weg dorthin war ihr Flugzeug über dem Dschungel abgestürzt, und die Sechs hatten sich ihren Weg zurück in die Zivilisation an diversen Raubtieren vorbeikämpfen müssen. Die Schnittverletzungen und Prellungen erklärten sie mit dem Aufprall des Flugzeugs, die Wunden, die die Raptoren verursacht hatten, mit einem Tigerangriff. Die Ärzte in der Klinik schauten zwar ungläubig drein, als Jenny ihnen die Geschichte auftischte, zuckten aber dann die Schultern und machten sich daran, ihre Freunde wieder zusammenzuflicken. Gestern waren auch die letzten drei, Connor, Danny und Lester, aus dem Krankenhaus entlassen worden, und hatten es sich natürlich nicht nehmen lassen, heute schon wieder ins ARC zu fahren.

Jenny parkte auf dem großen Hof hinter dem schiffförmigen Gebäude, und spürte ein vertrautes Gefühl in sich hochsteigen. Hier hatte sie, nur wenige Monate zuvor, den toten Cutter auf dem Boden liegen sehen, und im Inneren des Gebäudes hatte sie vor noch kürzerer Zeit selbst tot dagelegen, wenn auch nur für einige Minuten. Sie schüttelte sich und sagte sich, dass sie ja heute nur zu Besuch kam, und danach nie wieder herkommen würde müssen. Sie trabte im Laufschritt auf den Mitarbeitereingang zu, und fummelte dabei ihren Besucherausweis aus der Tasche. Ein Soldat, dessen Gesicht sie noch von früher kannte, nickte ihr freundlich zu und ließ sie eintreten, ohne wirklich einen Blick auf ihren Ausweis zu werfen. Sie lächelte zurück und schlüpfte schnell ins Innere, wo sie die gewohnten, hellen Deckenlampen begrüßten. Sie blickte in die offenen Labore neben ihr, als sie den Gang zur Haupthalle entlangging, doch erspähte keinen ihrer früheren Kollegen. Nachdem sie das ARC verlassen hatte, hatte sie niemanden von ihnen mehr gesehen, auch im Krankenhaus hatte man sie nicht zu ihnen gelassen, da sie nicht mehr für das Ministerium arbeitete. Also hatte sie sich schweren Herzens entschlossen, ins ARC zu fahren, weil sie sie dennoch sehen wollte. Seit sie nicht mehr im ARC arbeitete, dachte sie jeden Tag besorgt an das Team, da sie wusste, dass von ihnen im Grunde genommen einer chaotischer war als der andere. Und als sie davon gehört hatte, was ihnen jetzt schon wieder passiert war, sah sie ihre Befürchtungen mehr als bestätigt. Jenny sah auf die Uhr: Es war Viertel nach Acht. Eigentlich müssten um diese Zeit bereits alle hier sein, aber wie sie Connor kannte, würde der Student wie immer mindestens eine halbe Stunde zu spät kommen. Die Anderen waren vermutlich an ihren Schreibtischen oder in ihren Büros. Trotzdem öffnete Jenny die Tür zum Relaxzimmer und trat ein. Ihr Blick fiel auf die vier eingerahmten Sterbebildchen an der Wand - das von Tom, das Connor gleich nach ihrem Einzug im ARC dort aufgehängt hatte, die von Tom Ryan und Stephen Hart, die Cutter hinzugefügt hatte, und letztendlich das von Cutter selbst, das Jenny an dem Tag ihrer Kündigung neben die der anderen gehängt hatte. Sie wusste, dass sie alle froh sein konnten, dass nun nicht noch mehr Gesichter von verstorbenen Mitarbeitern dort hingen.

Jemand räusperte sich hinter Jenny und ließ sie herumfahren. "Wer immer Sie sind, ich hoffe, dass Sie diesen Menschen den Respekt zollen, der ihnen gebührt." Hinter ihr stand eine junge, schwarzhaarige Frau, deren sonst sehr hübsches Gesicht von Schrammen und Schnitten übersäht war. Bei dem ungläubigen Gesicht, das Sarah machte, als sie sie erkannte, hätte Jenny dennoch fast laut losgelacht. "Jenny!", keuchte Sarah völlig perplex und machten dann vor Freude einen kleinen Luftsprung. "Jenny!!!" Sie machte Anstalten, ihr um den Hals zu fallen, erstarrte aber, als ihre Arme auf halber Höhe waren und verzog das Gesicht. "Aua aua aua! Aaaah, verdammt, dieses blöde Schlüsselbein!" Jenny sah, dass ihr rechter Arm in einer Schlinge um den Hals hing, und drückte die Ägyptologin vorsichtig an sich. "Heeey! Mensch, du siehst ja aus!" Sarah winkte ab. "Ach, warte nur bis du die anderen siehst, glaub mir, ich bin noch eine der Harmloseren." Jenny legte die Stirn in Falten. "Oh je, war's wirklich so schlimm? Man wollte mir nichts genaueres über euren Zustand sagen, egal wie oft ich egfragt habe." Ihre Stimme wurde etwas leiser. "Von Lorraine habe ich allerdings erfahren, dass es ein paar wirklich übel erwischt hat." Sarah nickte. "Ja, Danny, Connor und Lester hatten ganz schön zu kämpfen. Aber du kennst sie ja: Connor hält viel mehr aus als man ihm zutraut, Lester kann auch weitaus mehr als nur am Schreibtisch zu sitzen und Danny ist sowieso unverwüstlich." Jenny schmunzelte. Ja, das hörte sich ganz nach ihren Jungs an."Und Becker? Und Abby? Wo sind die eigentlich alle?" "Becker ist hier.", brummte die leicht schnöselige Stimme und Jenny wandte sich grinsend um. Da stand er, die Frisur perfekt sitzend, die Augen amüsiert leuchtend, das übliche schwarze Soldatenoutfit tragend. Auch sein Arm lag in einer Schlinge, allerdings war es bei ihm der Linke. Wenn man ihn mit Sarah verglich, war sein Gesicht relativ verschont geblieben, lediglich an den Wangen und am Nacken hatte er einen fast verheilten Sonnenbrand. "Na, Jenny, was treibt dich denn hier her?", fragte er sie, nachdem sie auch ihn in die Arme geschlossen hatte. "Was wohl, ich kann euch wohl keine paar Wochen allein lassen, ohne dass ihr alle fast umgebracht werdet?", neckte sie ihn, froh darüber, dass es ihm und auch Sarah wirklich schon wieder ganz gut zu gehen schien.

Die Tür ging auf, und Abbys platinblonder Wuschelkopf schob sich in das Zimmer. "Hey Leute, Lorraine hat mir gerade mitgeteilt dass wir alle 'nen Haufen Formulare zum Ausfüllen bekommen haben. Nur damit ihr vorgewarnt seit." Sie nickte Jenny kurz begrüßend zu und schloss die Tür dann wieder hinter sich. Eine Sekunde später wurde sie wieder aufgerissen. "Jenny!!!" Sie sprang der ehemaligen PR-Agentin in die Arme. "Jenny! Ist das schön dich zu sehen! Wow, dass du extra hergekommen bist!" Jenny lachte. "Kein Ding, Abby!" Unter Abbys T-Shirtärmel konnte sie ein dickes, weißes Pflaster über der Schulter sehen, auch ihr Gesicht war zerkratzt und zerschrammt, und erst jetzt bemerkte sie dass Abby eine Krücke in der einen Hand hielt. Es wunderte sie ein wenig, dass Abby trotzdem so flink und wendig durch die Gegend hüpfte. "Dir scheint's ja auch schon wieder sehr gut zu gehen." Abby smilte. "Durchaus, wenn ich diese bescheurte Krücke nicht hernehmen müsste, würde ich schon wieder in den Fitnessraum zum trainieren gehen." "Na, das kann doch wohl noch ein paar Tage warten, ich wette in dieser einen Woche hast du mehr Pfunde verloren als du mit einem Monat Training verlieren würdest.", meinte Becker, und Abby streckte ihm die Zunge raus. "Es geht mir auch nicht um mein Gewicht, weißt du. Ich will nur einfach nicht aus der Übung kommen." Sarah und Jenny lachten, und es fühlte sich fast an wie früher, bevor all diese schlimmen Dinge passiert waren, fand Jenny. "So, ich werd mich jetzt mal auf den Weg in die Haupthalle machen, und nach Connor, Danny und Lester suchen.", verkündete Jenny und ging auf die Tür zu. "Die sind gleich nebenan, in der Küche.", klärte Abby sie auf, und wies mit dem Daumen über die Schulter in Richtung Gang. "Oh. Praktisch.", sagte Jenny, und spähte auf den Gang hinaus.

Die Küchentür stand offen. Sie konnte zwar nur Danny von hinten sehen, der auf die Anrichte gelehnt war und sich gerade über etwas äußerst zu amüsieren schien, aber dafür hörte sie die anderen Beiden. "Connor, ich sage es Ihnen heute noch einmal, dann reicht es mir. Socken gehören nicht in die Brotbackmaschine!", schimpfte Lester gerade, und Danny prustete los. "Jetzt seien Sie nicht so pingelig, wie soll ich sie denn in meinem Zustand in den Trockner stecken?", meckerte Connor, und Danny lachte noch lauter. Jenny ging zur Tür und lehnte sich in den Türrahmen, um den Dreien eine Weile unbemerkt zuzusehen. Lester versuchte gerade umständlich, die Kaffeemaschine zu bedienen, Danny lehnte links neben ihm und Connor hockte auf der Küchenzeile an der anderen Wand. Sie sah nur Connor von vorne, und auch er hatte Reste eines Sonnenbrandes im Gesicht, und einen hellen Fleck an der Wange. Aus seiner Haltung schloss sie, dass er Magenschmerzen hatte, denn er wechselte häufig die Position, in der er sich gerade befand. Er kam ihr sehr blass vor, und ein wenig groggy. "In Ihrem Zustand? Machen Sie sich nicht lächerlich." Lester schaufelte gerade mit der rechten Hand Kaffeepulver in den Filter, benutzte aber seine andere Hand nicht um den Filter festzuhalten. Er kippte nach ein paar Löffeln um und das braune Pulver verteilte sich auf der Anrichte. Leser fluchte, legte den Plastiklöffel weg und versuchte mehrmals, den Filter wieder hinzustellen, doch er war an einer Seite nach innen geknickt und hatte so keine Chance auf Standhaftigkeit. Lester lehnte den Filter dann an die Kaffeemaschine, hob seinen Löffel wieder auf und schüttete eine neue Ladung hinein. Wieder klappte der Filter zusammen und fiel diesmal sogar zu Boden. Lester ließ den Kopf hängen und stöhnte entnervt. "Brauchen Sie Hilfe?", bot Danny großzügig an, und Jenny hörte, dass er sich das Lachen nur mit Mühe verkniff. Lester warf ihm einen ärgerlichen Blick zu und schnippte ihm den Löffel gegen die Stirn. "Halten Sie bloß den Schnabel." Er ließ die kleine Sauerei, die er angerichtet hatte, wie sie war und drehte sich um, nach einer Krücke greifend, die neben Connor an die Anrichte gelehnt gewesen war. Als er Jenny erblickte, hielt er aprupt inne. "Oh.", machte er, und auch Danny und Connor wandten sich zu ihr um. "Jenny!", riefen beide gleichzeitig, und Connor sprang von der Anrichte, nur um dann, eine Grimasse schneidend, auf den Boden zu sinken. "Autsch!" Er presste seine Hände auf den Bauch und sah aus, als würde er sich gleich übergeben. Lester humpelte um ihn herum und lehnte sich vor Jenny auf seine Krücke. Danny überholte ihn und schlang seine Arme um sie, wobei er darauf achtete dass er sie nicht mit den Unterarmen berührte. Sie waren dick eingebunden, und bei ihrer Umarmung spürte Jenny, dass auch sein Bauch verarztet worden war. Connor kroch auf sie zu, zog sich an der Wand hoch und legte einen Arm um sie, den anderen ließ er auf seiner Wunde. "Und, was ist mit euch passiert?", fragte Jenny neugierig, Dannys verbranntes Gesicht musternd. "Raptor. Das triffts eigentlich im Großen und Ganzen.", antwortete Connor und hob sein Shirt hoch, um Jenny das dicke Pflaster auf seinem Bauch zu zeigen. Sie schüttelte den Kopf. "Leute, echt, es täte euch gut mal für ein paar Tage lang keine Dinosaurier zu bekämpfen!" Danny hob die Schultern. "Sag das doch denen! Ich hab mich bestimmt nicht freiwillig aufschlitzen lassen, nur um dann fast zu verbluten, beinahe zu Tode zu stürzen und dann wegen dem hohen Blutverlust zwei Wochen lang im Krankenhaus zu liegen!" "Glaub ich dir!", grinste Jenny. "Ähm, also wir gehen derweil zu den Mädels nach drüben. Du kannst gerne noch 'ne Weile bleiben, zum plaudern mein ich.", bot Connor an, doch Lester hob eine Augenbraue. "Haben Sie denn sonst nichts zu tun, Connor?" Danny legte die Stirn in Falten. "Ach, kommen Sie, James, der Junge kann's doch heute etwas langsamer angehen lassen." Lester schien kurz zu überlegen, dann machte er sein Lester-Gesicht und seufzte. "Na schön. Aber die Berichte sind trotzdem am Samstag auf meinem Schreibtisch." Danny grinste ihn kurz an und packte dann Connor, den er hastig aus dem Zimmer schob. "Hey, Danny, lass das! Ich kann selbst laufen! Und wehe, wenn du mich noch einmal "Junge" nennst!" Er sah kurz zu Jenny. "Kommst du dann?" Sie klopfte ihm auf die Schulter, während Danny ihn vorbeibuchsierte. "Möglich."

Als sie hörte, wie die Beiden die Tür des Relaxraumes hinter sich schlossen, wandte sie sich langsam Lester zu, der bis jetzt geduldig darauf gewartet hatte, bis der Trubel etwas nachließ. Es war ungewohnt für Jenny, Lester so angeschlagen zu sehen, sie hatte ihn als ansonsten makellose Erscheinung im Kopf behalten. Er trug zwar wie sonst auch einen seiner dunklen, maßgeschneiderten Anzüge, doch weil auch bei ihm der linke Arm in einer Schlinge um den Hals hing (was eventuell erklärte, warum er sich vorhin mit dem Kaffeefilter so schwer getan hatte), hatte er sich auf dieser Seite das Jacket nur über die Schulter gehängt. Im Gegensatz zu Abby musste er sich beim Gehen und Stehen schwer auf die Krücke stützen, was ihn irgendwie ein wenig wie Doktor House erscheinen ließ. Auch sein Gesicht hatte Schnitte, Schrammen und war blass und eingefallen. Seine sonst zurückgegelten Haare hingen ihm heute in die Stirn, und Krawatte trug er auch keine. Trotzdem blitzten seine Augen sie mit dem selben amüsierten Ausdruck an, mit dem er alle seine Mitarbeiter ansah. Als er ihren unsicheren Blick bemerkte, hob er die Augenbrauen und grinste frech. "Und nun?" Jenny machte instinktiv einen Schritt auf ihn zu, und ehe er protestieren konnte, nahm sie auch ihn fest in die Arme. Während ihr stumm ein paar Tränen über die Wangen rannen, drückte er sie sie kurz an sich. "Ist ja niemanden was passiert.", brummte er, und sie nickte. "Mhm." Sie holte tief Luft, um die Tränen zurückzukämpfen. Während sie das tat, stellte sie fest, dass Lester noch genauso roch wie früher. Aber irgendwie hatte er sich in der Zwischenzeit verändert. "Ähm....Lassen wir uns auch irgendwann wieder los?", erkundigte er sich, gewohnt sarkastisch. "Sie wissen genau was alles hätte passieren können, James! Sie könnten jetzt tot sein, genau wie alle anderen!", schniefte sie ärgerlich. "Heulen Sie etwa?", stellte Lester überrascht fest. Jenny ließ ihn noch verärgerter los. Sie hatte sich geirrt: Er hatte sich keinen Deut verbessert. "Das war das letzte Mal dass ich mir Sorgen um Sie gemacht habe!", murrte sie und machte sich daran, die Küche zu verlassen. "Wo gehn' Sie hin?", rief Lester ihr nach, und sie blieb stehen, ohne sich umzudrehen. "Da Sie sich ja anscheinend nicht über meine Anwesenheit zu freuen scheinen, gehe ich zurück in den Relaxraum, da wo die Leute sind die mich mögen." Lester verdrehte die Augen, wissend, dass Jenny ihn nicht sehen konnte. "Herrgott, diese Frauen, nie kann man es ihnen recht machen!" Jenny bickte sich um. "Nun, Sie könnten es wenigstens versuchen." Ein Lächeln trat langsam auf Lesters Gesicht. "Wenn Sie wollen, setzen wir uns rüber zu den Anderen in den Relaxraum, und dort erzählen wir Ihnen unsere Erlebnisse alle haargenau." Jenny hob eine Augenbraue. "Im Ernst?" "Sicher, erstens ist die Couch dort drüben gemütlicher als mein Schreibtischstuhl, und zweitens hoffe ich Sie so dazu bewegen zu können mir eine Tasse Kaffee zu kochen." Jetzt musste Jenny doch lachen. Sie machte Lester und sich selbst eine Tasse Kaffee, und trug sie für ihren ehemaligen Vorgesetzten nach drüben. Schon auf dem Weg dorthin begann Lester zu erzählen. "Also, wissen Sie, da war dieser Alarm, von dem wir heute nocht nicht wissen wer ihn ausgelöst hat. Becker, ganz in Ausübug seiner Pflicht, gabelt uns also alle mitten in der Nacht auf, und im Schlafanzug saheh wir uns dann im ARC mit einem völligen technischen Chaos konfrontiert." Jenny hörte an der Art, wie er redete, dass es Lester so vorkam als würde er über etwas reden, das eine Ewigkeit her war: Seine Stimme klang distanziert und unbeteiligt. "In der Vergangenheit wurden wir also voneinander getrennt, zu jeweils einer Gruppe mit drei Leuten." "OH!", unterbrach Jenny ihn, "lassen Sie mich raten. Sie und die Mädels, und die drei anderen Männer." Lester blieb stehen und sah sie stirnrunzelnd an. "Haben Sie die Geschichte bereits gehört?" Jenny lachte. "Nein. Das schlussfolgere ich logisch. Sie, Abby und Sarah haben völlig zerschundene Gesichter, und Danny, Connor und Becker haben Sonnenbrand." Lester lächelte sie an. "Nicht schlecht." Dann hakte er sich bei ihr ein, darauf bedacht, den Kaffee nicht zu verschütten und auf die Schlinge um seinen Hals aufzupassen, und zusammen gingen sie in den Relaxraum, wo die anderen bereits warteten.

Ende *o*



Fanfic abgeschlossen. --Lester'sGirl 14:15, 5. Jan. 2010 (UTC)

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