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Information:

Ein Monat ist vergangen, seit das Team auf unerklärliche Weise in die Vergangenheit geriet und dort für eine Woche lang gefangen war. Noch immer spüren sie die Auswirkungen der Ereignisse dort, als sie alle eine Einladung zu einem politischen Empfang erhalten. Was anfangs ein heiterer Abend zu werden verspricht, ändert sich nur allzu bald, als Danny, Connor, Abby, Sarah, Lester und Becker betäubt und entführt werden, um sich dann in einem riesigen, unterirdischen Labyrinth wiederzufinden, aus dem es nur zwei Wege gibt zu entkommen: Gegen schreckliche und tödliche Kreaturen zu kämpfen, oder von ihnen getötet zu werden...

Kapitel (1)1

Abby und Sarah waren die ersten, die aus der schwarzen, kurzen Linosine stiegen. In der kühlen Septemberluft fröstelten sie in ihren kurzen Cocktailkleidern. Becker steig nach ihnen aus, und dann sahen sie dem Wagen zu, wie er mit aufbrausendem Motor in der Dunkelheit verschwand. Während sie auf die anderen warteten, ließ Abby den Blick noch einmal über das türkise Seidenkleid schweifen, dass sie trug. "Dieses Mistding juckt vielleicht!", nörgelte Becker, und fummelte an seiner Fliege herum. Becker trug einen teuren, figurbetonten Anzug, mit schwarzer Hose und dunkelblauem Jacket. Unter dem Jacket trug er ein weißes Hemd, und sozusagen als i-Tüpfelchen hatte er sich die schwarze Fliege mit den blauen Nadelstreifen umgebunden. Sarah trug wie Abby ein Cocktailkleid, allerdings war ihres rot und sie war heute auffällig dunkle geschminkt. Die nächste Limosine hielt, und Danny, Lester und Connor stiegen aus. Danny war ebenfalls gerade am Schimpfen, und zupfte wie Becker an seiner Kleidung. Er hatte sich ziemlich in Schale geschmissen, seine Hose war weiß, das graue Hemd hatte er in den Bund gestopft und sein schwarzes Jacket sah aus wie ein neumodischer Frack. Er hielt eine Melone in der Hand, die er zwischen den Fingern drehte. Lester trug einen seiner gewohnten, maßgeschneiderten Anzüge, tiefschwarz dieses Mal, und ein weinrotes Hemd darunter. Statt der Krawatte hatte er heute eine schwarze Fliege umgebunden, und weil er es im Gegensatz zu den anderen gewohnt war so herumzulaufen, stopfte er die Hände in die Hosentaschen und musterte seine Mitarbeiter. Der letzte, den Abby betrachtete, war Connor. Er trug einen schwarzen Anzug mit etwas breiteren, weissen Streifen, und ein beigefarbenes Hemd. Auch er hatte statt der Fliege eine Melone dabei, die heute seinen Filzhut ersetzte. "Alle da? Wunderbar, dann halten Sie ihre Einladungen breit, sofern sie nicht von einem hungrigen Diictodon gefressen wurden (bei diesen Worten warf er Connor einen vernichtenden Blick zu), und folgen Sie mir." Sie betraten hintereinander das große, hell erleuchtete Gebäude. Als sie drinnen waren, staute sich vor ihnen bereits eine kleine Menschenmenge. Sie befanden sich in einer Art Lobby, die sowohl in einen Raum nach rechts als auch einen nach links mündete. Aus dem Rechten drang ihnen lautes Gebrabbel und Musik entgegen, die wohl von einer Liveband stammte. Links waren Geräusche zu vernehmen, die eher auf eine Küche schließen ließen. Danny drückte sich die Melone auf den Kopf und beugte sich zu Lesters Ohr hinunter. "Also, warum sind wir gleich nochmal hier?" Lester stieß genervt die Luft aus und schielte ihn an. "Dieser Empfang heute ist für sämtliche Mitarbeiter des Innenministeriums. Das ARC und die meißten seiner Angestellten wurden eingeladen, und da Sie alle offiziell als Forscher und Wissenschaftler in den Akten verzeichnet sind, gilt das auch für Sie." Er sah kurz in die Runde. Connor bestaunte das große Büffet, das an der linken Wand der Lobby aufgebaut, allerdings noch nicht eröffnet war; Abby zupfte nervös an ihrem Kleid herum und richtete verstohlen ihr Dekoltée; Sarah war gerade dabei, Beckers Fliege gerade zu rücken; der Soldat selbst musterte die Gesichter der Leute um sie herum; und Danny hatte nach einer Karte der Bar gegriffen und ging die Angebote sorgfältig durch. Lester seufzte und räusperte sich dann. Sofort wandte sich das Team wieder seinem Chef zu. "Halten Sie sich einfach alle an das, was wir abgesprochen haben." Mit diesen Worten drehte er sich um und ging zu einem älteren Herrn hinüber, dem er höflich die Hand schüttelte und dann in ein oberflächlich wirkendes Gespräch verwickelte. Der Rest stand ein wenig unschlüssig herum.

"Naja, was soll schon groß schiefgehen, wir sehen zu dass wir den Abend rumbringen und dann gehts ab nach Hause. Außerdem kriegen wir hier alles umsonst, was so schlecht bestimmt nicht ist.", meinte Connor, und Sarah nickte lahm. "Jaaaaah, und falls uns jemand fragen sollte worin genau unsere Tätigkeit besteht, sagen wir einfach wir arbeiten als Forscher in einem Nebengebäude des Inennministeriums, unter James Lester's Leitung, und beschäftigen uns damit Verteidigungsmaßnahmen gegen Biowaffen zu entwickeln." "So ist es zumindest abgesprochen.", murmelte Danny und war bereits wieder in die Karte vertieft. "Also dann, Leute, mischen wir uns unter das Volk.", schlug Abby vor, und sie begaben sich nach rechts in die große Halle. Dutzende lange Tische waren aufgestellt worden, mit Stühlen für ungefähr zweihundert Leute versehen; eine Tanzfläche nahm fast den gesamten hinteren Teil des Raumes ein, in dem sich sonst nur noch eine Bühne mit Musikern und Instrumenten befand; und rechts von ihnen zog sich ein beachtlicher Tresen an der Wand entlang, hinter dem Bedienstete eifrig hin- und herwuselten. Ein lauter Gongschlag verkündete, dass das Büffet eröffnet worden war, und sofort strömten die Menschen nach draußen in die Lobby. "Freunde, ich hab 'nen Bärenhunger. Wir treffen uns später, in Ordnung?", sagte Connor und schloß sich dem Strom der Hungrigen an. "Und ich werde mich ordentlich volllaufen lassen, um den Abend zu überstehen.", verkündete Danny, faltete die Karte zu und stiefelte zielstrebig auf die Bar zu. "Warte, ich komme mit!", rief Becker und folgte Danny hastig. Abby und Sarah sahen sich an und zuckten die Schultern. "Ach, was soll's.", brummte Sarah und trottete den Männern hinterher. Abby hingegen beschloss, nach Connor zu suchen, um sich auch ein paar der bereitgestellten Köstlichkeiten einzuverleiben. Auf dem Weg nach draußen sah sie Lester, der nun Teil eines Stehkreises von mehreren Ministeriumsangestellten geworden war, die wohl alle ähnlich wichtige Positionen wie er selbst bekleideten. Er hielt ein Glas in der Hand, in dem eine bernsteinfarbene Flüssigkeit leichte Wellen schlug. Sie fand Connor ziemlich weit vorne, griff seinen Arm und drängelte sich so an den Wartenden vorbei. Als hinter ihr empörte Stimmen losschimpften worden, hauchte sie ihm einen kurzen Kuss auf die Wange und sagte laut: "Danke, Schatz, dass du mir den Platz freigehalten hast." Connor sah sie kurz irritiert an, grinste aber dann breit und zwinkerte ihr zu. "Kein Problem, mein Zuckerschneckchen." Er hielt einen Teller in der Hand, der so voll beladen war, dass die Speisen bereits über den Rand hinunterhingen. Abby holte sich selbst einen Teller, nahm sich dann etwas von dem Frutti di Mare - Nudelauflauf, den Frühlingsrollen und ein großes Stück Tiramisu und folgte Connor dann vorsichtig zurück in die Halle. Sie setzten sich an einen Tisch, der noch nicht besonders voll war, und begannen hungrig zu essen. Abby ließ dabei aber immer wieder den Blick umherschweifen. Lester kam nach einer Weile in die Halle, wurde aber von einer Frau abgefangen und wies dann, nach einem kurzen Wortwechsel mit ihr, einladend in Richtung Bar. Sie sah Danny und Becker dort sitzen, und mit fröhlichen Gesichtern anstoßen. Sarah war gerade in ein Gespräch mit einem kleinen Mann mit Halbglatze verwickelt. "Abby?", nuschelte Connor das mit vollem Mund, und fing sich so ihre Aufmerksamkeit ein, "Sag mal, äh, möchtest du tanzen wenn wir aufgegessen haben?" Abby musste grinsen. "Nichts lieber als das, Connor!" Sie sah, wie der Student leicht errötete, und dann noch hastiger als vorher das viele Essen in sich hineinschaufelte. In unglaublichen 5 Minuten hatte er den gesamten Teller leergegessen. Abby war auch schon fertig, und gemeinsam trotteten sie auf die Tanzfläche. Die Band spielte gerade ein flippiges Stück, und Connor begann damit, einen Discofox zu führen.

Sarah verdrehte die Augen. Warum wurde immer nur sie von irgendwelchen nervigen, schnöseligen Typen angesprochen? Der komische Kauz redete jetzt schon seit einer geschlagenen halben Stunde auf sie ein. Und er ließ sich einfach nicht abwimmeln. Aus den Augenwinkeln sah sie, wie Becker und Danny sich zum x-ten Mal einen Cocktail bestellten, und diesen zusehends aufgedreht hinunterkippten. Abby und Connor waren tanzen gegangen, und Lester plauderte mit einer schlanken, ziemlich reich wirkenden Frau in mittlerem Alter. Allerdings schien ihn das Gespräch keineswegs anzuöden. "Also, meine Liebe, ich begebe mich jetzt zu meinen Kollegen. Wenn Sie wollen, leisten Sie mir doch ein wenig Gesellschaft an unserem Tisch?" Der Moppel sah sie neugierig an. Sarah schüttelte den Kopf. "Tut mir Leid, aber ich muss selbst nach meinen Leuten suchen." Sie wandte sich blitzschnell ab und tauchte in der Menge unter. Endlich war sie den Vollidioten los! Sie bog willkürlich nach links ab und merkte, dass sie dabei war, die Halle zu verlassen. Auch gut, dachte sie, und steuerte auf das Büffet zu. Die Höflichkeit hatte es ihr nicht gestattet, den Typen einfach so stehen zu lassen, denn soweit sie es mitbekommen hatte, war er einer der obersten Vorsitzenden, und somit positionsmäßig weit über Lester. Ihn sich zum Feind zu machen hätte sie also durchaus in Schwierigkeiten bringen können. Es dauerte eine Ewigkeit, bis sie endlich mit ihrem Teller in die Halle zurückkehrte, und weil sie so hungrig war, setzte sie sich an den nächstbesten Tisch, ohne wirklich darauf zu achten, wer sich sonst noch dort befand. "Na, das ist ja ein Zufall, haben Sie ihre Kollegen den gefunden?" Sarah erstarrte, die Gabel auf halber Höhe zwischen Teller und Mund. Das konnte doch jetzt einfach nicht wahr sein! Sie drehte langsam den Kopf. Der dicke Typ von der Bar saß tatsächlich nur ein paar Plätze weiter. "Ich, ääähm...", begann Sarah, und dann tauchten zum Glück Becker und Danny neben ihr auf. "Hey, Sarah, willst du zu uns an den Tisch mit rüber kommen?", fragte Becker, und deutete auf den Tisch an dem Abby und Connor vorhin gesessen hatten. Bevor sie antworten konnte, mischte sich der Moppel jedoch ein. "Entschuldigen Sie, junger Mann, aber die Dame unterhält sich gerade!" Becker hob eine Augenbraue und sah ihn an. "Und Sie sind?" "Trevor Murdoch, Vorsitzender der Abteilung zur inneren Sicherheit.", antwortete der Kerl mit stolzgeschwellter Brust und erhob sich. "Und mit Verlaub, Sie stören." Becker grinste schief. "Ach wirklich? Nun, die Lady hier scheint von ihrer Anwesenheit aber nicht gerade begeistert zu sein." Der Mann schnappte nach Luft. "Wie... Wie bitte? Wer ist Ihr Vorgesetzter?" "Das ist Jam- ", begann Becker, doch Danny legte ihm blitzschnell die Hand auf den Mund und schleifte ihn weg, ehe der Soldat noch mehr unüberlegtes Zeug sagen konnte. "Er wollte sagen: Jamie, äh, Donovan, er arbeitet für eine gewisse Christine Johnson. Ignorieren Sie was er so geschwafelt hat, der arme Kerl verträgt einfach keinen Alkohol." Und mit einem entschuldigenden Lächeln in Sarahs Richtung verschwanden die Beiden an ihren Tisch zurück. Sarah ließ resigniert ihren Kopf auf die Tischplatte sinken. "Ist Ihnen nicht wohl? Kommen Sie, wir besorgen Ihnen ein Glas Wasser!" Die Tonlage des Mannes machte klar, dass er keinen Widerspruch duldete. Sarah erhob sich seufzend und folgte ihm, mit dem festen Vorsatz, sich bei der nächsten Party nicht mehr so aufzustylen. Sie kamen also wieder an die Bar, und der Mann legte ihr einen Arm um die Schultern, während er zwei Martini auf Eis bestellte. Das reichte Sarah nun doch. "Jetzt hören Sie aber Mal, egal, wie einflussreich Sie auch sein mögen, das erlaubt Ihnen nicht mich anzutatschen!", keifte sie und schüttelte den Arm ab. "Oh, wissen Sie, Sarah, ich könnte mit einem einzigen Schreiben bewirken, dass Ihre beiden netten Kollegen von vorhin fristlos entlassen werden.", säuselte Murdoch arrogant grinsend. Sarah klappte die Kinnlade herunter bei soviel Dreistigkeit. "Sie sind ja..." Ihr fiel nichts ein, was sie hätte sagen können. Da hörte sie eine bekannte Stimme nur ein paar Meter weiter zwei Drinks bestellen. Sarah wandte den Kopf und sah Lester, der an der Bar lehnte und jetzt ebenfalls in ihre Richtung sah. Sie warf ihm einen verzweifelten Blick zu und formte mit ihren Lippen stumm das Wort "Hilfe". Lester musterte kurz den Typ neben ihr und wandte sich dann wieder ab, als die Drinks kamen. Gerade als Sarah dachte, er hatte sie nicht verstanden, schnappte er sich die Gläser und schlenderte lässig zu ihr herüber. Dann stellte er die Gläser vor ihr auf den Tresen und legte seinerseits einen Arm um sie. Als er ihr einen gespielten Kuss auf die Wange gab, flüsterte er: "Ich hab Sie doch richtig verstanden, oder?" Als Antwort sagte Sarah laut: "Schatz, da bist du ja, ich suche dich schon seit Stunden!" Lester lächelte Murdoch knapp zu und meinte: "Guten Abend, Trevor, Sie werden meine, äh, Verlobte und mich jetzt doch bestimmt entschuldigen?" Als Murdoch sich nicht bewegte, sondern nur skeptisch zwischen den Beiden hin- und hersah, rang Sarah innerlich kurz mit sich selbst, sprang dann über ihren Schatten und legte den Kopf auf Lesters Schulter. Er ließ seinen Arm von der Schulter nach unten gleiten und legte ihn um ihre Taille. Das schien Murdoch nun doch zu überzeugen, und er dampfte ärgerlich ab. Lester ließ Sarah im selben Moment wieder los, und diese richtete sich aufatmend auf. "Danke, James, ich bin Ihnen was schuldig." Er fing an zu lachen. "Meine Güte, Murdoch, na da haben Sie sich ja wen angelacht!" Sarah schaute ihn böse an. "Also freiwillig war das nun wirklich nicht!" Lester nickte, immer noch breit grinsend. "Murdoch is berüchtigt dafür, seinen Rang dazu zu missbrauchen, sich junge, hübsche Frauen sagen wir mal... Gefügig zu machen." Sarah schnitt eine Grimasse. "Igitt." Sie blieben an der Bar stehen und nippten an ihren Getränken. Sarah vermutete, dass auch Lester schon einiges intus hatte, doch ihm war nicht wirklich etwas anzumerken. Sie sah Abby und Connor kurz wild durch ihr Blickfeld tanzen. Kurz darauf hob sie die Augenbrauen. "Hey, ist das da hinten nicht Captain Wilder?" Lester fuhr herum. "WAS?" Einen Bruchteil später sprang er auf. "Oh oh!" Er nahm Sarahs Hand und schob sie mit sanfter Gewalt in Richtung Tanzfläche. "Was ist denn jetzt los?", fragte diese verwirrt und Lester reihte sich in die tanzenden Paare ein. "Sie sagten, Sie schulden mir was? Den Gefallen fordere ich hiermit ein." Während sie anfngen zu tanzen, sah Sarah über die Schulter, zurück an die Bar. Dort stand, mit geschürzten Lippen und finsterem Blick, Christine Johnson.

Schweratmend kehrten Connor und Abby an ihren Tisch, zu Danny und Becker, zurück. Connor hätte am liebsten noch Stunden so weitergetanzt, Abby in seinen Armen, und ihr Gesicht dem seinen so nahe... Doch irgendwann war es ihnen einfach zu heiss geworden, und außerdem hatten sie beide Durst bekommen. Connor bot an, die Getränke zu holen, und sah dabei auf die Uhr. Wow, es war schon nach neun, sie waren also bereits seit über zwei Stunden hier. Während er von der Bar zurückkam, sah er Lester und Sarah auf der Tanzbühne. Die beiden schienen großen Spaß zu haben, und Connor schüttelte leicht ungläubig den Kopf. Seit sie damals diese furchtbare Woche in der Vergangenheit durchgestanden hatten, hatten sie sich alle verändert. Während Danny, Abby und er selbst ernster geworden waren, hatte es den Anschein, als seien Becker, Sarah und Lester viel lockerer geworden. Er rieb sich gedankenverloren über den Bauch, wo er eine hässliche, wulstige Narbe ertastete. Ja, sie hatten damals wirklich alle nochmal Glück gehabt. Er dachte an Dannys Arme, die aussahen, als hätte er versucht sich umzubringen, und Lesters Seite, die ihm immer noch leichte Schmerzen bereitete, wenn er den Arm falsch bewegte. Er seufzte laut und ging zurück an den Tisch. Kurz nach ihm trafen Sarah und Lester ein, und da waren sie wieder alle sechs versammelt, zum ersten Mal seit ihrem Erlebnis in der Kreidezeit. Becker und Danny hatten mittlerweile gerötete Gesichter, und vertrauten Abby gerade an, dass sie vorhatten Lester heute abzufüllen. Abby erteilte ihnen ihren Segen, und die zwei erhoben sich und traten hinter Lester. Dieser sah alamiert über die Schulter. "Was haben Sie vor?" Anstatt einer Antwort packten sie ihn unter den Armen und zogen ihn auf die Beine. "Hey, wollen Sie 'ne Woche lang Berichte schreiben?", protestierte er, doch sie ignorierten ihn. Sie nahmen Lester zwischen sich, hakten sich zu beiden Seiten bei ihm ein und schleiften ihn zur Bar. "Was...Genau...Machen die da?", fragte Sarah mit gehobener Braue, und Abby winkte ab. "Oh, sie gehen unseren Boss abfüllen." "Ach, na dann ist ja alles klar!", grinste Sarah und lehnte sich zurück. Der Abend war nun doch besser geworden, als sie erwartet hatte.

Sie standen ungeduldig auf den Parkplatz herum. Es war weit nach Mitternacht, und mittlerweile waren sie alle nicht mehr nüchtern. Sarah, Abby und Lester waren zwar noch einigermaßen klar im Kopf, doch auch sie hatten mehr getrunken als beabsichtigt. Wieder sah Lester auf die Uhr. "Seltsam, die hättn llängt hier sein müsssn.", meinte er und verzog dann das Gesicht. "Ich lasssse mich nie wwwieder von denen dazu verführn so viel zu ssaufen!" Abby klopfte ihm auf die Schulter. "Sie hattn keine Wahl, Jamess, nieeeemals." Danny, Becker und Connor tanzten fröhlich und Arm in Arm über den Parkplatz. "Die wird noch wer, äääh, totmantschen, mit einem, ihr wisst schon, äääähm, Automobil!", warnte Sarah, während sie ihnen zusahen. Lester hob sein Handy ans Ohr und beschwerte sich kurz darauf, warum sie immer noch auf ihre Taxis warteten. Als er auflegte, wirkte er verwirrt. "Ich bin wwwohl doch zu betrunkn, die mmeinen ich hätte die Wagen ne Stunde später besstellt." Abby hob die Schultern. "Egaaaal." "Müssen wir halt warten, gell?" Sarah ließ sich auf den Bordstein sinken. Einer der Kellner kam aus dem Gebäude, direkt zu Lester. "Sir? Ich habe hier Getränke für Sie, damit sie sich nicht unterkühlen." Er drückte ihm ein Tablett in die Hand und verschwand wieder nach drinnen. Lester sah ihm verdattert nach, und rief dann, als der Kellner schon durch die Eingangstür trat, ein rasches "Danke!" hinterher. Becker, Danny und Connor waren plötzlich neben ihm, und griffen unaufgefordert nach 3 der Gläser, die sie schnell hinunterstürzten. Sarah, Abby und Lester stießen an und kippten die Drinks dann ebenfalls weg. Sofort breitete sich Wärme in ihnen aus. Sie schlangen die Arme um den Körper und starrten in die Dunkleheit. Abby gähnte. "Wooooow, ich bin vielleicht müüüüüde!" Sarah nickte zustimmend. Lester sah das Tablett prüfend an. "Seltsssam, von denen wussste doch keiner dass wir hier noch wwwarten?" Er spürte plötzlich, wie es in seinem Schädel immer nebliger wurde. Becker, Danny und Connor fingen an, zu schwanken, und zwar nicht wegen dem Alkohol, sondern weil sie sich plötzlich extrem schwach fühlten. "Was gehtn jetzzzz ab?", nuschelte Danny, und plumpste neben Sarah auf den Boden. Connor kicherte. "Deswegen sagen die Mamis immer man soll nichts von Fremden nehmen." Lester merkte, wie der Parkplatz um ihn herum verschwamm. Abby kam auf ihn zu. Ihre Augen waren aufgerissen. "James!", flüsterte sie, und starrte in sein Gesicht. Da merkte er es plötzlich selbst: Etwas warmes, klebriges tropfte ihm vom Kinn. Es schien aus seiner Nase zu kommen. Er wischte mit einem Finger darüber und starrte dann auf das Blut, das ihm entgegenglänzte. "Was geht hier vor?", murmelte Abby, taumelte nach hinten und stützte sich an einer Straßenlaterne ab. Becker wischte sich ebenfalls mit der Handfläche über sein Gesicht, und als er das Blut sah, sackte er langsam zu Boden. Connor wollte Abby auf die Beine ziehen, doch da knickten ihm die Eigenen unter dem Körper weg und er riss sie mit sich zu Boden. "Die haben uns was in die Drinks getan!", wurde Lester bewusst, und dann hüllte ihn der Nebel in seinem Kopf komplett ein, er verdrehte die Augen nach innen und kippte nach vorne um.

Kapitel (1)2

Danny brauchte eine Weile, bis er bemerkte, dass er längst das Bewusstsein wiedererlangt hatte. Er hatte mit leerem Blick vor sich hingestarrt, und die Zeit war unbemerkt an ihm vorbeigestrichen. Verwirrt blinzelte er, und versuchte dann sich zu orientieren. Um ihn herum war alles in Finsternis gehüllt, und als er probierte, sich zu bewegen, musste er feststellen, dass ihm das nicht möglich war. In seinem Rücken spürte er einen harten, kalten Untergrund, und obwohl er nicht auf dem Boden zu stehen schien, kam es ihm trotzdem so vor als befände er in einer aufrechten Position. Als er den Kopf drehen wollte, und ihm selbst das nicht gelang, wurde ihm plötzlich bewusst, was los war. Er war an eine Wand gefesselt, und zwar mit den Füßen ein paar Zentimeter über dem Boden. Seine Arme waren von sich gestreckt, und über seinen Körper schienen sich soetwas wie Drahtseile zu spannen. Sie waren so straff gezogen, das eine wirkliche Bewegung fast unmöglich war. Ein Seil verlief über seine Fußknöchel, ein weiteres über seine Oberschenkel, das nächste über seinen Bauch, dann spannte sich eines über seinen Brustkorb und das letzte über seinen Hals. Seine Arme waren mit dünneren, ähnlichen Drahtseilen an die Wand gezurrt. Die Seile befanden sich an seinen Oberarmen und Handgelenken, während letztere ihm unsanft ins Fleisch schnitten. Er rüttelte an seinen Fesseln, doch sie waren fest in der Mauer hinter ihm verankert. Nach einer Weile gab er auf, weil sein Schädel unangenehm dröhnte. Langsam fiel ihm alles wieder ein. Der Empfang, der Alkohol, ihre verspäteten Taxis... Diese verhängnisvollen Drinks. Ganz klar, man hatte sie gezielt betäubt, es hatte also mal wieder wer auf das Team abgesehen. Leises Stöhnen erklang rechts neben Danny. Sofort verharrte er regungslos und hielt den Atem an. Er hörte, wie Metall über Stein scheuerte. Jemand befand sich also neben ihm, der auf die selbe Weise gefesselt worden war. "Was zur Hölle...?", hörte er eine dumpfe Stimme neben sich murmeln. Es handelte sich eindeutig um Beckers jungenhafte, leicht schnöselige Stimme. Allerdings klang er ziemlich heiser. "Becker?", flüsterte Danny, und scharfes Luftholen war zu hören. Dann, einen Moment später: "Danny?" Danny bejahte, und Becker atmete erleichtert aus. "Verdammt, wo sind wir hier?", fluchte der Soldat, und statt Danny antwortete eine Frauenstimme. "Jungs? Abby?" Es war Sarah, die klang als wäre sie eben erst aus einem tiefen Schlaf erwacht. "Ja, wir sind hier, zumindest Becker und ich. Alles okay bei dir?", raunte Danny. "Denke schon, aber ich kann nichts sehen, und bewegen kann ich mich auch nicht." Sie klang ein wenig besorgt. "Geht uns genauso.", gab Becker zurück, und jetzt waren neue Geräusche zu vernehmen.

Ein Scharren, wie von Schritten, allerdings abgedämpft, als kämen sie aus einem anderen Raum. "Ahaaa, unsere Freunde sind also aufgewacht!" Eine dünne, hohe Stimme erklang. Sie war eindeutig männlich, triefte allerdings vor Verachtung und Arroganz. Wenige Sekunden später wurde eine Tür aufgerissen, und gleißendes Licht strömte in den Raum. Danny wandte geblendet die Augen an. Es dauerte eine Weile, bis er eine kleine, dünne Gestalt im Türrahmen ausmachen konnte. Er kniff die Augen zusammen, doch die Person wurde von hinten bestrahlt, so dass er unmöglich sein Gesicht erkennen konnte. Stattdessen regte sich links neben ihm etwas, und als er den Kopf soweit herüber gedreht hatte, dass er nach links schielen konnte, sah er Abby, die von dem Licht geweckt worden zu sein schien. Sie war auch an die Wand gefesselt, ihr rechter Arm befand sich 30 Zentimeter unter seinem linken. Sarah befand sich links von Abby. Sie hatte die Augen fest zusammengekniffen und verzog das Gesicht. Danny kämpfte seinen Kopf auf die andere Seite, so dass er auch rechts von sich an die Wand sehen konnte. Direkt neben ihm hing Lester - immer noch bewusstlos - schlaff in den Seilen, daneben war Becker, der angestrengt zu der Gestalt ins Licht spähte, und ganz außen war Connor, ebenfalls noch nicht zu sich gekommen. "Wer sind Sie?", rief Becker, und endlich trat der Mann aus dem Lichtkegel. Er war wirklich eher klein geraten, hatte ein klassisches Mausgesicht - spitz und rund; graue, dünne Haare und kleine, dunkle Knopfaugen. Er trug einen Anzug im Mafiosi-Stil, und hinter ihm drängten sich mehrere Männer in einem engen, dunklen Gang. "Alles zu seiner Zeit.", grinste der Mann und schritt auf Becker zu. Er blieb ungefähr einen halben Meter vor Becker stehen, hielt plötzlich einen Zettel in der Hand und starrte kurz darauf. Dann sah er zu Becker auf. "Captain Hilary Becker, nehme ich an?" Becker schürzte die Lippen. "Kommt drauf an wer fragt." Das Lächeln des Mannes wurde breiter und er wandte sich Connor zu. "Connor Temple, hab' ich Recht?" Er neigte den Kopf, um Connor von unten in das Gesicht zu schauen, und tätschelte ihm dann mehrmals mit der flachen Hand die Wange. Connor erwachte nicht, und der Mann ging weiter. Er stand jetzt vor Lester, und taxierte ihn mit angewiedertem Blick. "SIR James Lester." Er spie die Worte förmlich aus. Lester jedoch hing weiterhin reglos an der Wand, und zuckte nicht einmal kurz mit den Wimpern. Der Mann wandte sich fast ein wenig bedauernd von Lester ab und kam zu Danny herüber. "Danny Quinn. Neuer Teamführer." "Sie schlauer Fuchs, Sie.", sagte Danny bitter, und der Mann lachte. "Warten Sie nur, die Witzchen vergehen Ihnen schneller als Sie es für möglich erachten." Als nächstes baute er sich vor Abby auf. "Abbygail Maitland. Eine Freude, Sie kennenzulernen." Abby erwiderte gar nichts, weshalb der Mann zu Sarah weiter wanderte. "Und dann müssen Sie Sarah Page sein. Glauben Sie mir, meine Damen, es war mir zutiefst zuwider Sie wie ihre Kollegen an die Wand zu ketten, aber sehen Sie, ich wusste nicht wie lange genau Sie die Wirkung meines kleinen Schlaftrunks außer Gefecht setzt." Er grinste schief und drehte sich in Richtung Tür um. "Llegáis!", rief er, und zu Dannys Erstaunen betraten 3 waschechte, grobschlächtige Mayakrieger, in voller Kriegsmontur, den Raum. Sie hatten seltsame, rot leuchtende Gerätschaften auf den Kopf, die Abby mit einem Japsen erkannte. "Neuronale Impulsgeneratoren!", keuchte sie, und sah den Mann wütend an. "Sie haben sich mit dieser grausamen Technologie tatsächlich MENSCHEN unterstellt!" Der Mann zuckte mit den Schultern. "Und wenn schon; dieses Volk ist seit tausenden Jahren ausgestorben. Wer soll sich da schon groß beschweren?" "Sie kontrollieren die Leute mit diesen Dingern?", fragte Becker ungläubig, und der Mann nickte. "Aber ja, sehen Sie." Er wandte sich an einen der drei finster dreinschauenden Männer. "Solta a señor Becker." Der Mann nickte, trottete zu Becker hinüber und schnitt mit einem Messer, das aus groben Metall geschliffen wurde, die Drahtseile mühelos durch. Becker fiel zu Boden, der Maya packte ihn an den Haaren und zog ihn unsanft auf die Knie, das Messer an seine Halsschlagader haltend. "Lassen Sie ihn in Ruhe!", schimpfte Danny, und ein weiterer Maya kam, diesmal unaufgefordert, zu Danny herüber, und hielt ihm die scharfe Spitze seines Speeres an die Kehle. Der Mann blickte Danny ungerührt an. "Soltáis a los otros, pero hiláis delgado si no pueden escapar." Er hatte ihnen wohl befohlen, den Rest von ihnen auch loszuschneiden, denn der dritte Maya und der bei Danny lösten ihre Fesseln. Connor und Lester ließen sie ungerührt auf den Boden kippen, stattdessen hielt der eine Danny weiterhin mit dem Speer in Schach und der andere die zwei Frauen mit jeweils einem Messer. "Desperta a ellos.", befahl der Mann und wies aud Connor und Lester. Der Maya, der auf Abby und Sarah geachtet hatte, begab sich nun zu Lester und Connor. "Lasst sie zufrieden!", schrien Abby und Sarah zeitgleich, und machten Anstalten den Männern zur Hilfe zu eilen. "Wenn ihr zwei Schwierigkeiten macht, werden meine Mayas eure Freunde abstechen, alles klar?", drohte der Mann, un die Frauen hielten schlagartig inne, sahen sich kurz an und nickten dann.

Der eine Maya hatte inzwischen Lester am Kragen gepackt, stemmte ihn mit enormer Kraft hoch und rammte ihn mit dem Rücken und Hinterkopf gegen die Wand. Die Erschütterung ließ Lester augenblicklich in das Hier und Jetzt zurückkehren. Er blinzelte benommen, griff sich mit der Hand an den schmerzenden Kopf und öffnete den Mund zu einem leisen: "Auuh!". Dann registrierte er den knurrenden Mayakrieger unmittelbar vor sich, und schrak zusammen. "Oh!", stieß er aus, und ließ den Arm sofort sinken. Der Maya schwang Lester herum und ließ ihn gegen Becker krachen. Der Maya hinter Becker zog blitzschnell das Messer zurück, so dass er Becker damit nicht unabsichtlich verletzen konnte. Die beiden Männer flogen auf den Boden und schnappten nach Luft. Der Maya wandte sich inzwischen Connor zu, doch der Tumult hatte den Studenten von alleine aufwachen lassen. Er hob abwehrend die Hände. "Vielen Dank, böser starker Krieger, aber ich würde lieber nicht zuerst gegen die Wand und dann gegen Danny gepfeffert werden." Der Maya grunzte und nahm seinen Wachposten bei den Frauen wieder ein. Der seltsame, kleine Mann, der die Szene mit dem selben, permanenten schiefen Grinsen verfolgt hatte, straffte die Schultern und nickte den Maya zu. "Jaláis a los hombres, las mujeres van a seguirnos a voluntad." Er verließ den Raum, die Mayas packten Danny, Becker, Lester und Connor und schubsten sie grob vor sich her. Abby und Sarah wurden zwar in dem Sinne nicht von den Mayas dazu gezwungen, mitzukommen, hielten es aber dennoch für besser ihnen zu folgen. Während sie durch den Gang trotteten, drehte sich Lester zu einem der Krieger um. "Auf die Gefahr hin, das Sie kein Wort von dem was ich sage verstehen, aber würden Sie mir trotzdem vielleicht mitteilen was hier eigentlich vor sich geht?" Der Maya versetzte ihm einen Stoß mit seinem Speerschaft ins Kreuz, anstatt zu antworten, und Lester hielt danach ausnahmsweise mal die Klappe.

Nachdem sie den Gang durchquert hatten, fanden sie sich auf einer Art Aussichtsplatform wieder. Um sie herum erstreckten sich hohe, feuchte Mauern, unter ihnen floss eine dreckige, übelriechende Brühe vorbei. Lichtquellen gab es keine, außer ein paar nackter Glühbirnen an den Wänden. Ein kleiner Steg führte zur linken Seite weg, zog sich an der Wand entlang und verschwand hinter einer Kurve. Der Mann drehte sich zu ihnen um und sah die Mayas an. "Maniatáis a los.", befahl er, und sofort packten die Mayas Danny, Becker und Lester und drehten ihnen unsanft die Arme auf den Rücken. Becker und Lester zuckten zusammen, als Schmerz in ihren noch nicht vollständig verheilten Wunden, die sie sich vor einem Monat in der Kreidezeit zugezogen hatten, aufflammte. Sie banden ihnen die Hände zusammen, mit der selben, dünnen Drahtschnur, mit der sie auch an die Wand gefesselt gewesen waren, und zogen sie so fest zusammen, dass selbst Danny nach Luft schnappen musste. Danach kümmerten sie sich um Connor, Abby und Sarah, und erwarteten dann weitere Befehle. "Aferráis a los.", sagte der Mann und kam auf sie zu. Die Mayas packten sie von hinten an den Oberarmen, jeder Maya zwei Teammitglieder. Der Mann blieb vor Lester stehen und erwiderte kurz seinen Blick. Dann, ohne Vorwarnung, holte er plötzlich aus und donnerte Lester seine Faust ins Gesicht. Lester prallte gegen den Maya hinter sich, der ihn gnadenlos wieder nach vorne stieß und an seinem Oberarm riss, um ihn auf den Beinen zu halten. Als die Sterne vor seinen Augen verschwunden waren und das Klingeln in seinen Ohren aufgehört hatte, setzte der Schmerz ein. Lester wandte das Gesicht ab, hob die Augenbrauen, bließ die Backen auf und stieß dann langsam die Luft aus. Er wollte sich auf keinen Fall anmerken lassen, WIE weh der Schlag getan hatte. Als das Pochen einigermaßen nachgelassen hatten, drehte er sich zu dem Mann zurück und sah ihn mit gerunzelter Stirn an. "Hatten wir schon mal das Vergnügen?" Der Mann funkelte Lester an. "Nein, aber das macht nichts. Ich habe nicht vor Freundschaft mit dir zu schließen." "Ach was, und ich dachte das wäre der Zweck unserer Anwesenheit, nur dass Sie noch viel zu dem Thema - Wie schmeisse ich eine weniger erbärmliche Hausparty - lernen müssen.", brummte Lester, was die übrigen Mitglieder des Teams zum kichern brachte. "Halt's Maul du Lackaffe! Du und deine Freunde werden bezahlen für das, was ihr mir angetan habt.", zischte der Mann böse. "Was haben wir denn gemacht?", fragte Danny, und war sich zur Abwechslung mal wirklich keiner Schuld bewusst. "Ihr habt meinen Bruder auf dem Gewissen!", rief der Mann völlig entrüstet. "Wir haben was? Sind Sie irre?", schimpfte Abby, während die anderen ähnlich empört reagierten. Doch Lester war erstarrt und blickte den Mann vor sich mit halb offenen Mund an. "Leek.", murmelte er auf einmal, und da fiel es auch Connor und Abby wie Schuppen von den Augen. Die Ähnlichkeit zwischen dem Mann vor ihnen und Lesters altem Assistenten war verblüffend. "Sie sind sein Bruder! Rowan Leek, hab ich nicht recht?", wollte Lester wissen, und der Mann grinste sein arrogantes Grinsen. "Sie erstaunen mich. Sie scheinen ihre Mitarbeiter ja wirklich gut zu kennen." Lester zuckte mit den Schultern. "Diejenigen, denen man nicht einmal einfachste Arbeiten anvertrauen kann, ohne sich um das Endergebnis sorgen zu müssen." Leek verzog auf den Kommentar wütend das Gesicht. "Glaub mir, Lackaffe, du machst eure Situation nicht besser." Lester verstummte und schien kurz zu überlegen. Nach einer Weile sprach er wieder. "Also, wenn ich das hier richtig verstanden habe, sind Sie wütend auf mich, oder? Dann können Sie meine Leute doch gehen lassen." Leek schüttelte den Kopf. "Ihr seid alle Schuld an dem, was mit Olliver geschehen ist. Und selbst wenn Danny, Sarah und Becker hier nicht direkt dabei waren, so arbeiten sie dennoch für dich und mit Abby und Connor zusammen. Ihr seid es alle wert zu sterben." "Also jetzt aber! Leek ist selbst Schuld an seinem Tod, und außerdem hat er einen unserer Kollegen und Freunde auf dem Gewissen!", brauste Connor auf, und Abby nickte zustimmend. "Er ist seinem eigenen Größenwahn zum Opfer gefallen." Leek stapfte wütend mit dem Fuß auf. "Haltet die Klappe! Mein Bruder war nicht größenwahnsinnig, er hat als Einziger erkannt wie man diese Tiere sinnvoll nutzen kann!" "Indem man sie einsetzt um Menschen zu töten?!?", schimpfte Abby laut, "indem man sie als Waffen verwendet?" "So ist es! Und nun werde ich den Plan meines Bruders fortführen, mir eine Armee mit den mächtigsten Kreaturen der Erdgeschichte zulegen und damit meine Herrschaft über diesen Planeten einläuten!", erklärte Leek voller Begeisterung und wandte sich wieder an Lester. "Mein Bruder hat auch gehasst, und ganz besonders dich!" Lester zuckte mit den Schultern. "Er war eben ein Weichei." Leek ignorierte die Beleidigung und trat ein Stück näher an sie heran. "Es wird Zeit, euch für euer Verhalten Olliver gegenüber zu bestrafen. Ich habe eine nette, kleine Überraschung für euch vorbereitet. Ich werde euch trennen und an verschiedenen Stellen postieren. Und dann könnt ihr versuchen, zu entkommen." "Und wo genau sind wir hier eigentlich?", wollte Becker wissen und sah sich um. Leek hob eine Augenbraue. "In einem stillgelegten Bereich der Londoner Kanalisation." "Alles was wir tun müssen, um hier wieder wegzukommen, ist also den Weg nach draußen zu finden?", schlussfolgerte Danny erstaunt. Das klang nun doch ziemlich einfach. Leek lachte. "Wenn du es so einfach ausdrücken willst..." "Sie haben Kreaturen hier unten versteckt, stimmt's? Sie sollen uns auflauern und töten.", murmelte Abby und versuchte, nicht daran zu denken, was sie wohl in den alten Tunneln hier erwarten würde. Leek nickte. "Sehr schlau. Und glaubt mir: Jede von ihnen ist gefährlicher als die andere. Es gibt kein Entkommen." "Sie sind der selbe Feigling wie ihr Bruder. Er war auch nicht manns genug, um seine Feinde selbst aus dem Weg zu räumen. Auch er hat sich immer irgend welcher Tiere bedient.", spottete Lester, und blanke Verachtung lag in seinen Augen. Leeks Gesichtausdruck wurde wieder bedrohling böse. "Aber naja, der Apfel fällt ja bekanntlich nicht weit vom Stamm. Ich wette, Sie sind der selbe Versager wie Olliver, Rowan. Feige, hinterhältig, eiskalt. Sie sind wirklich ein kläglicher kleiner Mann.", redete Lester weiter. Leek zog die Brauen zusammen, ballte die Hand zur Faust und holte aus. Lester sah es zwar noch kommen, konnte den Kopf aber nicht mehr rechtzeitig einziehen. Wieder schlug Leek ihm die Faust ins Gesicht, doch dieses Mal so fest dass Lester dem Maya hinter ihm aus der Hand sauste, als er nach hinten flog. Er landete unsanft auf dem Steißbein und fing den Sturz mit den Ellbogen ab. Ein wenig benommen kauerte er auf dem Boden, die Lippe war aufgeplatzt und tat verdammt weh. "Wow, sonst bin ich immer derjenige der die Schläge einsteckt.", meinte Danny, als der Maya Lester am Kragen packte und in einer fließenden Bewegung wieder auf die Füße stellte. Lester grummelte etwas und ließ sein Kiefer wieder einrasten. "Vengáis", befahl Leek, und die Mayas schubsten das Team, um ihnen zu zeigen, dass sie sich in Bewegung setzten..

Sie passierten den Laufsteg, der um die Ecke verlief, und entfernten sich von der Plattform. Sie bogen immer wieder in irgendwelche Gänge ab, und schon bald wurde jedem aus dem Team klar, dass sie sich in einem gigantischen, unterirdischen Labyrinth befanden. Nach einer ganzen Weile kamen sie zu einem Durchgang, hinter dem sich ein großer Raum befand. Ein Wasserbecken, tief und dunkel, lag direkt unter ihnen, dahinter waren ein Steinboden und viele Hügel aus Bauschutt. Sie standen auf einer Art Felsvorsprung. Abby konnte in der anderen Wand des Raumes einen kleinen Ausgang sehen. "Tiráis a dos de ellos abajo, a saber...", sagte Leek zu den Mayas, und diese sahen ihn erwartungsvoll an. Leek ging ein wenig zwischen den Teammitgliedern umher. Dann deutete er auf Lester und Becker. "Ellos." Sofort zerrten sie Lester und Becker auf den Abgrund zu. Am Rand angekommen, warf Becker einen Blick nach unten. Die Wasseroberfläche lag mindetsens zwanzig Meter unter ihnen. "Also das ist doch jetzt vollkommen überflüssig!", beschwerte sich Lester, als der Maya ihn nach vorne drückte. Er hielt dagegen, aber mit den Händen auf dem Rücken hatte er nicht wirklich große Chancen. Ganz kurz ließ der Maya von ihm ab, und dann spürte er einen Tritt im Rücken und flog über die Felskante nach unten. Das Wasser raste auf ihn zu, er drehte sich in der Luft unglücklich und stürzte jetzt seitlich auf das Wasser zu. Nur ganz kurz vor ihm schlug Becker auf der Oberfläche auf, Lester hörte ihn noch laut Luft holen, ehe er in den Fluten versank, dann krachte er selbst auf die harten Wellen und sackte in die tiefe Dunkelheit hinab.

Den anderen blieb gar nicht die Zeit, den Beiden nachzuschauen, denn schon ging es weiter. Wieder wählte Leek zwei von ihnen aus, und diesmal waren es Abby und Sarah, die in einen viel kleineren, finsteren Raum gebracht wurden, in dessen Mitte eine eher kleine Anomalie funkelte. Die Tür, die hinein führte, wurde abgesperrt, und ratlos standen sie inmitten der Schwärze, die nur von dem flackernden Licht der Anomalie erhellt wurde.

Die letzten beiden, Danny und Connor, mussten noch fast zehn Minuten mit den Mayas und Leek durch die feuchten Tunnel latschen, ehe auch sie zurückgelassen wurden. Sie wurden ihn eine Grube gestoßen, deren Wände steil und rutschig waren. Sie hörten, wie Leek und die Mayas sich eilig von ihnen entfernten. Dann saßen sie alleine da.

Kapitel (1)3

Becker strampelte kräftig mit den Beinen, um zurück an die Wasseroberfläche zu gelangen. Es war so dunkel um ihn herum, dass er kurz die Orientierung verlor. Da seine Hände sich noch auf seinem Rücken befanden, tat er sich schwer damit Schwimmzüge zu machen. Er zog die Beine an, bewegte seine Arme unter ihnen vorbei und schlüpfte durch die so entstandene Schlaufe durch, um seine Hände nach vorne zu bringen. Dann machte er weit ausladende Schaufelbewegungen, um überhaupt irgendwie vom Fleck zu kommen. Das Wasser war eiskalt, und seine Finger begannen klamm zu werden. Er spürte, dass ihm langsam die Luft ausging. Panisch paddelte er mit den Händen und Füßen, und endlich wurde es heller. Er sah einen Körper gegen den Lichtschein von oben, und erkannte gleich darauf Lester, der selbst ein paar ziemlich unglückliche Versuche unternahm, an die Oberfläche zu schwimmen. Er sank dabei allerdings immer tiefer ab. Becker beeilte sich, um zu ihm zu gelangen, und erfasste ihn mit seiner Schulter. Lester klappte über seinem Rücken zusammen, und Becker beförderte ihn mit sich nach Oben. Jetzt, da der Soldat wusste, wohin er schwimmen musste, konnte er kräftige, wohlüberlegte Züge machen, und sie pflügten regelrecht durch das Wasser. Mit viel Schwung schossen sie aus dem kühlen Nass. Ein flaches, mit Algen bewachsenens Ufer grenzte direkt an das Wasserbecken an, und Becker hielt direkt darauf zu. Als er es erreichte, wurde er aprupt abgebremst, und der Ruck beförderte Lester von seiner Schulter auf den Boden. Lester rutschte auf dem Rücken ein paar Meter das schlickige Wasserbeckenufer hinauf. Auf seinem Gesicht spiegelte sich Verwirrung und Überraschung. Becker selbst schlingerte auf allen Vieren hinterher und rammte seinen Chef, als dieser gerade versuchte die Füße auf den Boden zu bekommen. Er flog über Becker drüber und landete mit dem Gesicht voraus in den schleimigen Algen. Becker hockte sich mit dröhnendem Schädel auf und sog den Sauerstoff in seine Lungen. Lester stemmte sich vom Boden hoch und warf ihm einen bösen Blick zu. "Was, wenn ich Sie mal ganz belämmert fragen darf, ging denn da eben mit Ihnen durch? Gehen Sie jetzt unter die Delfine oder was?" Becker schnaufte laut und hob die Schultern. "Sie sind halt in die falsche Richtung geschwommen."

Sarah und Abby sahen sich unschlüssig in dem kleinen Raum um. Ein Mayaspeer steckte im Boden. Sie betrachteten ihn genauer und fanden einen Zettel, der um seinen Schaft gebunden war. Darauf stand in krakeliger Handschrift: "Um eure Freunde in der Gegenwart zu retten, müsst ihr zuerst die in der Vergangenheit vor Unheil bewahren. Ihr habt nur eine einzige Chance. Vergeigt es nicht. Entweder ihr rettet alle, oder ihr rettet keinen." Abby hob eine Augenbraue. "Toll, wir dürfen Rätselraten. Kann nicht einfach irgend ein Dinosaurier kommen und uns angreifen oder so? Warum müssen wir uns wieder mit 'nem blöden Quiz herumärgern?" Sarah hob die Schultern. "Weil Frauen logischer denken als Männer?", riet sie und sah nach rechts, als etwas ihre Aufmerksamkeit erhaschte. Ein schwaches, rot blinkendes Licht bewegte sich langsam auf sie zu. "Was ist denn das?", fragte sie laut und Abby drehte sich um. In der Dunkelheit war nichts zu erkennen, trotz der Anomalie direkt hinter ihnen. Und da machte die Lichtquelle plötzlich einen riesigen Satz und sauste auf Abby zu. Diese duckte sich gerade noch darunter hinweg, und ein paar scharfe Klauen zerschnitten die Luft über ihr. Ein hässliches, sehniges kleines Wesen landete neben ihr, es hatte eine ledrige Haut und riesige, fledermausflügelähnliche Ohren. Seine Augen waren pechschwarz und die Zähne spitz und scharf. Es fauchte und verschwand dann in der Anomalie. Sarah, die ebenfalls in Deckung gegangen war, legte ihre Hände auf Abbys Schultern. "Bist du in Ordnung?" Abby nickte und rappelte sich auf. "Was zur Hölle war DAS denn?", fluchte Sarah und starrte in die Anomalie, als könnte sie da etwas erkennen. "Ein Zukunftstarntier.", antwortete Abby mit düsterer Stimme. Sarah warf ihr einen überraschten Blick zu. "Was? Wow, so sehen die also aus." Sie spürte wie sich ihr Magen zusammenzog. Eines dieser Viecher hatte Dannys Bruder getötet. Abby näherte sich der Anomalie. "Was hast du vor?", wollte Sarah wissen und schloss zu ihr auf. "Na was wohl, wir folgen dem Ding. Ich schätze, das ist der erste Teil unserer Aufgabe: Es nicht aus den Augen zu verlieren." "Du willst ernsthaft dieser Kreatur folgen? Wir wissen doch nicht mal wo uns die Anomalie hinbringt!", widersprach Sarah heftig. "Siehst du sonst 'nen Weg hier raus?", wollte Abby wissen, und Sarah schüttelte langsam den Kopf. "Wenn das mal kein böses Ende nimmt...", murmelte sie, als Abby zielstrebig durch die Anomalie trat. Sie atmete tief durch, sah sich dann noch einmal in dem kleinen, dunklen, leeren Raum um und folgte ihrer Freundin dann.

Connor und Danny unternahmen mehrmals Versuche, irgendwie aus der Grube heraus zu kommen. Doch es war aussichtslos, die Wände waren einfach zu steil und zu glatt um an ihnen hochzuklettern. Sie überlegten sich deshalb eine neue Strategie. "Also, Connor, ich nehme dich auf die Schultern, und du versuchst dann dich über den Rand nach draußen zu ziehen.", sagte Danny und der Student nickte. Er hatte nicht die geringste Lust, in der Dunkelheit auf Dannys Schultern zu steigen, und dann ohne etwas zu sehen an dem schmutzigen Grubenrand herumzuklettern. Dennoch stemmte er sich schwungvoll in Dannys Räuberleiter hinauf und probierte ein wenig herum, ehe er einen sicheren Stand hatte. Danny schleppte ihn so bis zum Grubenrand und hielt dann seine Füße fest. Connor schaffte es, seine Hände um die Kante des Grubenrandes zu legen, zog sich hoch und spähte über den Rand hinweg. Der Tunnel war in schummriges Licht getaucht. Als er die Augen zusammenkniff, um genauer hinzusehen, war ihm, als hätte er eine huschende Bewegung wahrgenommen. "Kannst du was erkennen?", rief Danny von unten, und Connor hielt die Luft an. "Ich weiß nicht recht..." Plötzlich zuckte Danny unter ihm zusammen. "Gott, was ist das denn???", fluchte er, und wackelte dabei so herum, dass Connor nach hinten kippte und die Kante loslassen musste, um mit den Armen rudern und so das Gleichgewicht halten zu können. Da fiel ihm auf, dass sich silbrige, klebrige Fäden zwischen seinen Fingern und Händen spannten. Er versuchte, sie abzurubbeln, doch das verklebte seine Hände nur noch mehr. "Connor, irgendwas ist in dieser Grube!", schrie Danny, für seine Verhältnisse mehr als panisch, und im nächsten Moment spürte der Student eine Erschütterung, als etwas gegen Dannys Beine krachte. Sein Freund versuchte noch, Connor festzuhalten, doch dieser rutschte mit dem einen Fuß ab, donnerte Danny unabsichtlich das Knie gegen die Schläfe und fiel dann selbst zu Boden. Er landete hart auf dem Bauch, und vor allem die Schultern und Hüftknochen schmerzten nach dem Aufprall. Danny kauerte neben ihm und presste beide Hände auf die Stelle, wo Connor ihn getroffen hatte. Obwohl er es nicht sehen konnte, wusste Connor dennoch, dass der ehemalige Polizist verletzt war - der metallische Geruch von Blut erfüllte die modrige Luft. "Danny, das tut mir echt Leid!", versicherte er ihm, doch Danny presste die Lippen zusammen. Er atmete einmal tief durch und sah Connor dann an. "Connor, hier ist irgendetwas in der Grube." "Wie sieht es denn aus?", wollte Connor wissen und stand so leise er konnte auf. "Weiß nicht... Irgendwie insektenmäßig, schwarz, wuselig. Macht klackernde Geräusche." "Insektenartig...", murmelte Connor und sah auf seine Handflächen. Er wusste jetzt, was ihm da an der Haut klebte. "Oh, nein.", stöhnte er, als hinter ihm etwas klackerte.

Die Solifugae machte einen großen Satz, um den Rücken des Studenten zu erwischen. Connor kreischte auf, schlug wild um sich und schaffte es, die Riesenspinne abzuschütteln. Danny sah ihm entsetzt dabei zu. Schon als Kind hatte er Spinnen wie die Pest gehasst, doch es mit den Jahren überwunden. Und nun saß er in einem mistigen Erdloch fest, zusammen mit einer Spinne von der Größe eines Schafes! Er schüttelte den Schreck ab und eilte Connor zu Hilfe. Sein Schädel pochte bei jedem Schritt unangenehm, und trotz der Kälte in den unterirdischen Tunneln pumpte der Schmerz Hitze durch seinen Körper. Die Spinne, die Connor abgeworfen hatte, krabbelte mit Affenzahn aus der Grube. Connor schrak zusammen, als Danny neben ihm auftauchte. "SPINNEN!", japste Danny und sah Connor ungläubig an. "Solifugae, um genau zu sein. Wobei es sich hier vermutlich nicht um die selben Exemplare handelt, denen wir vor 2 Jahren schon einmal begenet sind.", gab der Student zurück und wischte das Spinnennetz an seiner Hand an seiner Hose ab. "Was soll das heissen?", wollte Danny wissen und sah sich um. "Naja, die, denen wir begegnet sind haben erstens keine Spinnennetze gewebt, und zweitens haben die nicht von sich aus angegriffen, wenn man sie nicht gereizt hat." "Oh, gut, soll ich mich jetzt beruhigter fühlen?", schnaubte Danny und starrte auf die klebrigen Fäden an Connors Hose. "Naja, ich habe dir ja noch nicht mal gesagt dass sie extrem giftig sind.", meinte Connor und klang dabei sehr nervös. Danny drehte sich wütend zu ihm. "Connor, tu mir den Gefallen, und halt einfach mal die Klappe!" Connor nickte und schwieg. Es klackerte erneut irgendwo neben ihnen. Sie fuhren herum, doch nichts war zu sehen. Das Klackern wurde lauter. Mehr einem Impuls folgend, hob Connor den Kopf. Gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie sich ein dicker, schwarzer Klumpen von der Decke abseilte und direkt auf Danny zielte. Connor stieß einen Warnschrei aus, und Danny hechtete zur Seite. Die Spinne landete mit einem lauten Plumps zwischen ihnen und stürzte sich dann wieder auf Danny. Er holte mit seinem Fuß aus und versetzte der Spinne einen kräftigen Tritt. Die Spinne krachte gegen die Wand der Grube und zappelte zischend mit den Beinen, blieb aber auf dem Rücken liegen. "Wow, so gehts natürlich auch!", sagte Connor anerkennend, und Danny grinste. "Hey, das hat schon fast Spaß gemacht!" Ein schwarzer Schatten huschte hinter Danny in die Grube. Connor sprang zu Danny, holte aus und kickte ebenfalls mit voller Wucht gegen die Spinne. Auch sie blieb am Grubenrand liegen und wandt sich vor Schmerzen. "Du hast Recht!", strahlte Connor. Sie beeilten sich, um ihre Fesseln an den Kieferzangen der Spinnen aufzuschneiden, ehe sie sich zurück in die Mitte der Grube begaben, um den Überblick zu behalten. Jetzt wuselten drei der schwarzen Krabbelviecher in die Grube. Sie traten nach ihnen, doch schon im selben Moment kamen sechs weitere dazu, und ehe sie sich versahen waren sie von den Spinnen umzingelt. Sie schlugen unkoordiniert um sich, darauf bedacht, von keiner gebissen zu werden. "Vielleicht haben wir ja Glück...", presste Danny zwischen den Zähnen hervor, während er krampfhaft eine Spinne von seinem Gesicht weghielt, die mit den Kieferzangen nach ihm schnappte, "und nach 'nem Biss von einem dieser Dinger werden wir zu Spiderman!" Connor nickte und duckte sich zeitgleich unter einer herumschwingenden Spinne weg. "Alter, die hält sich wohl für Tarzan!", schimpfte er und schlug ihr mit der Faust gegen die Seite. Die Spinne segelte in hohem Bogen auf einen Haufen, wo schon ein paar andere Exemplare lagen. Danny stürmte darauf zu, nahm die Spinnenkörper als Stufen und war so mit wenigen Sätzen aus der Grube draußen. Connor starrte ihm neidisch nach. Er war nicht fit genug, um ein ähnliches akrobatisches Meisterstück zu vollführen. Und außerdem war er, wie ihm gerade auffiel, jetzt alleine mit dutzenden von Spinnen in dieser Gruppe. "Danny!", rief er laut, und der Kopf seines Freundes tauchte über dem Grubenrand auf. "Was machst du denn noch da unten? Komm rauf! Ist ganz einfach!" Connor seufzte. Er sah, dass die Spinnen von ihm abließen, und stattdessen auf Danny zusteuerten. Sie rochen das Blut an seinem Kopf. Danny bemerkte es ebenfalls und wurde gleich eine Spur blasser ihm Gesicht. "Ah, äh, Connor, ich überlass das rausklettern mal dir!" Er nahm reißaus und schien in einen der Gänge zu laufen. "Was??? Na großartig!", beschwerte sich Connor, und ging zu ein paar Spinnen, die sie mit den Tritten getötet hatten. Ihre Schuhe hatten bei vielen einfach ihre Chitinschale durchbrochen und sie so innen schwer verletzt. Er stapelte die Spinnenleichen mit angewidertem Gesicht und einiger Anstrengung aufeinander und kletterte dann seine wackelige Treppe hinauf. Oben angekommen, war weder von Danny noch von einem der lebenden Exemplare etwas zu sehen. Connor war sich unschlüssig, in welchen Gang er gehen sollte, und beschloss, zuerst einmal in die Gänge hineinzulauschen, bevor er losging. Insgesamt zweigten vier Gänge von dem Tunnel ab, in dem er sich befand, und schon im zweiten hörte er leises Klackern. Er spurtete los, nahm unterwegs einen Stein in die Hand, um ihn als Waffe zu benutzen, falls es erforderlich war, und schlich sich dann die letzten paar Meter. In diesem Tunnel war es schon viel heller. Als er um eine Kurve bog, gefror ihm fast das Blut in den Adern. Ein gigantisches Spinnennetz spannte sich zwischen den Tunnelwänden, und in der Mitte hing etwas, dass aussah wie ein menschlicher Körper. Überall wuselten Spinnen herum, und zwei von ihnen waren gerade damit beschäftigt, den Mensch einzuspinnen. Connor zählte um die zwei Dutzend Spinnen, für ihn alleine war es also unmöglich, an ihnen vorbeizukommen. Er tastete seine Taschen ab. Erstaunlicher Weise hatte man ihm seine Sachen nicht abgenommen. Er ertastete ein Päckchen Kaugummi, eine Dose Deo, seinen Geldbeutel, seinen MP3-Player, seine Autoschlüssel, ein Feuerzeug, Taschentücher und sein Handy. Er starrte kurz auf all die Sachen, die er in den Händen hielt. Dann blieb sein Blick an dem Feuerzeug und dem Deo hängen. Ein böses Grinsen trat auf Connors Gesicht.

Danny versuchte, so wenig wie möglich lebendig zu wirken. Als er erkannt hatte, dass er den Solifugae nicht entkommen würde, war er blindlings in diesen Gang gehetzt, und hatte sich dabei in dem Netz verfangen. Augenblicklich hatte er sich totgestellt, und zwei der Spinnen hatten ihn weiter nach oben transportiert und waren nun damit beschäftigt, ihn einzuspinnen. Er traute sich nicht, einen Befreiungsversuch zu starten, denn er wollte unter keinen Umständen von einem der Viecher gebissen werden. Eines der kratzigen Beine von einer der Solifugae scheuerte über seine Wange, als sie über ihn kletterte und genau vor seinem Gesicht verharrte, um ihn auch dort einzuweben. Dannys Haare stellten sich auf bei der Berührung und dem Spinnenkörper vor sich. Er unterdrückte ein Schaudern und wimmerte leise. Blitzartig hielten die Spinnen inne und klackerten drohend mit ihren Kieferzangen. Danny schloss die Augen und betete inständig, dass sie ihn weiterhin für tot hielten. Das Netz bebte leicht unter ihm, was bedeutete dass die Spinnen ihre Arbeit fortsetzten. Danny hatte, bevor die Spinnen ihn in die Mitte des Netzes verfrachtet hatten, mehrere Tierkadaver an den Fäden kleben sehen. Sie hatten seltsam ausgesaugt gewirkt, was ihn ziemlich schockierte, denn er hatte keine Lust dass das auch mit ihm geschah. Gott, hoffentlich hatte Connor einen guten Plan entwickelt um ihn hier rauszuholen. Falls er noch lebte. Schlechtes Gewissen machte sich in ihm breit, als er daran dachte, wie unüberlegt er aus der Grube gestürmt war und den Studenten dort hilflos zurückgelassen hatte. Er riskierte es, seine Augen wieder zu öffnen. Die Spinne war nun nicht mehr vor seinem Gesicht, sondern ein Stückchen weiter rechts. Lächerlicher Weise machte sich Danny kurz darüber Gedanken, ob er die Spinnweben wohl je wieder aus seinen Haaren bekommen würde, die ihm nun doch ziemlich am Herzen lagen. Dann riss ihn ein Feuerstrahl aus seinen Überlegungen. Die Spinnen, die verbrannt worden waren, fauchten und zischten laut, als die Flammen ihre Körper zerstörten. Danny erkannte Connor, der im Rambo-Style durch den Tunnel rannte und auf seinem Trip sämtliche Spinnen in den Tod riss, die er erwischen konnte. Die Solifugae wichen ihm aus und zogen sich in Felsnischen zurück. Im Nu waren die Spinnen, die mit Danny zu Gange gewesen waren, verschwunden. Connor blieb am Netz stehen und grinste zu Danny hinauf. "Danny, der menschliche Kokon!" Danny verdrehte die Augen. "Ungemein witzig, Connor! Hol' mich hier raus, ehe die Mistviecher beschließen, mich auszusaugen." Connor richtete das Deo auf das Netz und entzündete das Feuerzeug. "Bist du irre? Du wirst mich abfackeln!!!", schrie Danny, doch Connor runzelte die Stirn. "Glaub mir, Spinnennetze brennen prima. Schneller gehts gar nicht!" "HALLO??? Schon mal drauf geachtet - mein Körper ist mit Spinnweben übersäht!", plärrte Danny und fragte sich gleichzeitig, wie dieser Mann es nur geschafft hatte, studieren zu gehen. "Oh, du hast recht!", meinte Connor und ließ das Deo sinken. "Warte, mal sehen...." Er nahm seinen Autoschlüssel zur Hand und durchtrennte damit die dicksten der Fäden, die Danny hielten. Das Netz fiel in sich zusammen, und Danny hatte das Gefühl, von einer Schicht aus Watte bedeckt zu sein, als es auf ihm landete. Er kämpfte sich aus dem klebrigen Haufen und schüttelte so viel von dem Zeug ab, wie er konnte. "Verschwinden wir von hier.", meinte Connor, und Danny nickte. Mit dem Deo und dem Feuerzeug bewaffnet, liefen sie den Tunnel zurück. Gerade, als sie durch den Zugang zu dem Tunnel mit der Grube treten wollten, versperrten ihnen die Solifugae plötzlich den Weg. Wie eine schwarze Wand bauten sie sich vor ihnen auf, zischend und bedrohlich. Danny schüttelte sich. Er spürte, wie noch Teile der Spinnweben in seiner Wunde klebten, und sein ganzer Körper juckte und kratzte. Connor hob das Deo, sprühte drauflos und entflammte das Feuerzeug. Die Spinnen, die er traf, zogen sich tot zusammen, die anderen gingen zum Angriff über. Sie sprangen und rannten auf die beiden Männer zu, doch mit den Flammen und Tritten hielten sie sie sich vom Leib. Es waren nicht mehr viele Spinnen übrig, nachdem sie eine Weile verbissen gekämpft hatten. Da sprang eine riesige Spinne, von der Größe eines ausgewachsenen Stiers, auf sie zu. Connor zielte und wollte sie wohl in der Luft abschießen. Doch als er auf das Deo drückte, sprühten nur ein paar kleine Funken, dann erstarb der Strahl mit einem Gurgeln. Connor starrte fassungslos auf die Miniflamme des Feuerzeugs, das er in der Hand hielt, und dann zu der Spinne, die auf sie zustürzte. Er drehte sich langsam zu Danny um. "Mein, ähm, Deo ist alle."

Obwohl Danny sofort reagierte, kam er trotzdem zu spät. Die Spinne erwischte Connor mit den Kieferzangen, während Danny ihn zur Seite stieß. Ein langer, hässlicher Schnitt entstand an Connors Oberarm, dort, wo eine der Kieferzangen ihn noch gestreift hatte. Dann spürte er selbst einen brennenden Schmerz in seinem Rücken, als die Spinne beide Zangen tief ins Fleisch hineinstieß. Danny stöhnte auf, er versuchte sich aufzurappeln und wegzurennen, doch seine Arme und Beine begannen, unkontrollierbar zu zucken. Connor konnte noch ein kleines Stück zu ihm herüber robben, dann wurde auch von den spastischen Anfällen durchgeschüttelt. Dannys Blickfeld verschwamm an den Rändern und wurde immer dunkler. Er sah, wie drei der Spinnen auf sie zustaksten, während der Rest, augenscheinlich tot, liegen blieb. "Noch drei Spinnen.", dachte Danny, während er langsam das Bewusstsein verlor, "nur noch drei dieser verfluchten Viecher, und Connor und ich hätten es geschafft gehabt." Plötzlich machte ihm das gar nicht mehr so viel aus. Im Gegenteil, so stark sein Körper bis eben noch geschmerzt und gezuckt hatte, so entspannt war er plötzlich. Wärme breitete sich in Danny aus. Seine Glieder hörten auf zu zucken, und das Schwarz vor Dannys Augen wurde zu einem freundlichem, hellen Weiß. Connor packte Dannys Hand, und quetschte sie dann fest zusammen, als er versuchte, sie zu drücken. Er wollte etwas sagen, doch sein zuckender Körper gewann die Oberhand. Als er schließlich endlich ein schwaches, abgehacktes: "Danny!", herausbrachte, hatte Danny bereits aufgehört zu atmen.

Kapitel (1)4

(Zu Beginnn eine Anmerkung: Die Geschichte spielt ebenfalls zwischen Folge 7 und 8 der Staffel 3, also im Jahr 2009)

Lester und Becker stapften durch den Schlick, der das Ufer überzog, und hinterließen dabei eine Spur aus Wassertropfen auf dem steinigen Boden. Es war so kalt dass ihr Atem feine, weisse Wölckchen in der Luft hinterließ. Sie sahen sich nach etwas um, mit dem sie ihre Fesseln durchschneiden konnten. Doch es war zu finster, um etwas zu erkennen, und deshalb hockten sie sich auf dem Boden, um sich zum einen aufzuwärmen und zum anderen ihre Augen an die Dunkelheit zu gewöhnen. Außer dem leisen Tröpfeln ihrer nassen Klamotten und Haare war nichts zu hören. "Und was jetzt?", fragte Becker und sah Lester aufmerksam an. Er war sich nicht ganz sicher, wie er sich verhalten sollte, denn auch wenn er der Aufpasser des Teams war und die anderen somit zwangsweise tun mussten, was er verlangte, so war Lester doch immerhin sein Chef und der Leiter des ARCs. Der Mann war es also auch nicht gewöhnt das zu tun, was ihm andere befaheln. Es konnte also durchaus das Problem entstehen, dass sie beide unterschiedliche Meinungen vertraten, sich widersprechen würden und es somit zum Streit kam. Sie waren beide keine Menschen, die sich gerne bei etwas dreinreden ließen. Lester musterte Becker eine Weile. Der Soldat spürte den schlauen, nachdenklichen Blick seines Vorgesetzten auf sich ruhen. Und gerade, als er selbst das Schweigen brechen wollte, seufzte Lester und setzte sich in den Schneidersitz. "Ich habe nicht die leiseste Ahnung. Sie sind hier derjenige, der während der Ausbildung ein Überlebenstraining absolviert hat. Ich bin nur ein ahnungsloser Beamter. Ein furchtbar verärgerter, ahnungsloser Beamter." Becker nickte erleichtert. Er war froh, dass Lester vernünftig genug war, ihm die Handhabung ihrer Situation zu überlassen. Er stand auf und sah an sich herab, ob er irgendetwas an- oder mit sich trug mit dem sie die Fesseln durchschneiden konnten. "Wie wär's mit der Gürtelschnalle, Herr Soldat?", schlug Lester ihm mit argloser Miene und scheinheiligem Grinsem vor. Wäre es nicht Becker selbst gewesen, über den er sich gerade lustig gemacht hatte, hätte der Soldat bei Lesters Miene wohl laut aufgelacht. So wurde er nur kurz verlegen rot und rieb seine Fesseln kraftvoll über die scharfe Kante der Gürtelschnalle. Im Nu waren die Seile durchtrennt, und Becker machte sich daran, Lester zu befreien. Lester stand seinerseits auf und sah Becker beim Herüberkommen zu. "Reiben Sie drüber, Sir.", meinte Becker, mit einer fahrigen Bewegung auf seinen Gürtel deutend. Kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, biss er sich auf die Zunge, als ihm klar wurde wie schrecklich zweideutig sein eben gesagter Satz gewesen war. Lester warf mit gehobener Augenbraue einen Blick auf Beckers Gürtelschnalle, die direkt über dem Reißverschluss der Hose ruhte. "Sie werden verstehen, wenn mir das ein wenig zu, äh, indiskret ist.", widersprach Lester und versuchte, ein Grinsen zurück zu halten. Becker verdrehte die Augen. "Kommen Sie, Sie wissen wie ich es gemeint habe." Lester lachte los. "Oh ja, und ob ich das tue!" Becker zog angesäuert den Gürtel aus und schnitt mit der Schnalle Lesters Fesseln auf. "Herrgott, Sir, ich bin nicht schwul oder so!", beschwerte Becker sich, während Lester sich bog vor Lachen. Ärgerlich zog er den Gürtel wieder an und wartete, bis sein Chef sich wieder beruhigt hatte. Als dem endlich so war, wandte er sich zu ihm um. "Wenn Sie dann damit einverstanden sind, würde ich jetzt gerne nach einem Weg hier raus suchen." Lester nickte, nun wieder ernst. "Wir sollten uns beeilen. Wenn ich mir so ansehe, wie sehr Sie vor Kälte zittern, komme ich mir selbst schon ganz steif vor." Er hielt inne und dachte nun selbst über das nach, was er gerade gesagt hatte - genau wie Becker. Jetzt prustete der Soldat los, und Lester war mit einem Mal tiefrot im Gesicht. "NICHT DIESE ART VON STEIF, VERDAMMT!!!"

Zur selben Zeit stolperten Sarah und Abby aus der Anomalie. Sie fanden sich sogleich in einem völlig anderen Stadtteil von London wieder. Die Sonne schien, Vögel zwitscherten, Leute wuselten über die Straßen. Abby und Sarah sahen sich verwirrt an. Sie hatten beide mit einem anderen Ankunftsort gerechnet, vom Silur bis hin zur späten Zukunft alles, aber nicht damit, wieder in London herauszukommen. Als sie bemerkten, wie skeptisch die Leute sie und ihre verdreckten Cocktail-Kleider musterten, verschwanden sie in den erstbesten Straßenladen, den sie fanden. Der Besitzer, ein dunkelhäutiger Asiate, der hinter dem Tresen hockte, sah sie nur kurz an und wandte sich dann wieder seiner Zeitung zu. Sie kramten sich durch die Regale und zogen die preiswertesten Klamotten heraus, die sie finden konnten: Zwei schlichte T-Shirts mit V-Ausschnitt, Abbys grau und Sarahs dunkelgrün, zwei Trekkinghosen, beide schwarz, und zwei Paar billige, weisse Stoffschuhe. Dann betraten sie die Umkleidekabinen und zogen sich um. Sarah stellte fest, dass sie noch immer ihre Handtasche umhängen hatte, denn so hatten sie ein paar mögliche Hilfsmittel behalten. Sie gingen an die Kasse, um zu bezahlen, doch der Ladenbesitzer war verschwunden. Seine Zeitung lag allerdings noch aufgeschlagen auf dem Tresen. Sarah warf beiläufig einen Blick hinein. Irgendwie fand sie, dass die Zeitung komisch aussah, das Papier war dick und schwer und die Farbe komisch gelblich. Sarah nahm die dünnen Seiten zwischen die Finger, blätterte zurück zur Titelseite - und schnappte laut nach Luft. Das Datum am Rand lautete: 13.05.1990. "Abby!", zischte Sarah und deutete auf ihren Fund, "Wir sind...19 Jahre in die Vergangenheit gereist!" Abby sah kurz auf die Zeitung. Dann fiel ihr etwas Anderes ins Auge. Neben der Zeitung glänzte eine dunkle, rote Blutlache auf dem Tresen. Sarah fiel es im selben Moment auf wie ihr. Sie warfen sich einen alamierten Blick zu. Dann hörten sie ein leises Knurren und Schmatzen. Langsam beugten sie sich nach vorne und spähten hinter den Tresen. Auf den Boden lag der Ladenbesitzer, aufgeschlitzt und blutig, über ihm kauerte das Zukunftstarntier und labte sich an seinen Eingeweiden. Die Frauen stießen beide ungewollt einen Schrei aus. Das Zukunftstarntier zuckte zusammen, bleckte die Zähne und machte einen große Satz auf den Tresen. Abby und Sarah hechteten zur Seite, als das Tier sie angriff. Dann begann die Neuronenklammer auf seinem Kopf zu leuchten, es wirbelte herum und verschwand nach draußen auf die Straße. Die Zwei jagten ihm hinterher, doch zwischen all den Menschen verloren sie schnell seine Spur. Abby blieb schließlihc stehen und sah sich um. "Also, so wie's aussieht sind wir hier am Hydepark!", meinte sie. "Wir müssen unbedingt herausfinden, wo das Zukunftstarntier hin ist und weshalb wir hier sind.", sagte Sarah eindringlich. Abby gab ihr dabei Recht, und sie eilten den Fußgängerweg entlang, die Augen offen haltend. Dabei vielen ihnen immer wieder Unterschiede zwischem diesem London und ihrem London auf. "Hier in der Nähe ist irgendwo ein großes, gemütliches Cadé, in dem sich Studenten und so treffen. Setzen wir uns rein und denken in aller Ruhe darüber nach, was wir als nächstes tun sollten.", schlug Sarah schließlich nach einer halben Stunde erfolglosen Suchens vor. "Wenns die überhaupt schon gibt!", schnaubte Abby und folgte Sarah in eine kleine Seitengasse. Eine Menge Studenten kreuzten ihren Weg, und tatsächlich: Nach ein paar Metern kam das Café in Sicht, von dem Sarah gesprochen hatte. Es herrschte reger Betrieb, und Leute von allen Altersgruppen gaben sich hier die Klinke in die Hand. Abby und Sarah schlüpften hinein in das kühle innere und sahen sich nach einem freien Platz um. Nahe der Bar stand ein kleines Tischchen mit zwei Stühlen davor, auf den sie sofort zusteuerten. Sarah ließ sich auf einen der Stühle plumpsen, während Abbys Aufmerksamkeit von einer Mutter auf sich gezogen wurde, die mit ihrem Söhnchen an einem Fensterplatz saß und ihren Kaffee trank.

Der kleine Junge zerrte ärgerlich an der Hand seiner Mutter. "Mum, bitte, ich will jetzt endlich zu der Hüpfburg im Park!", quängelte er, und pustete sich laut die Haare aus dem Gesicht, als sie ihm in die Stirn fielen. Er hatte einen beachtlich dichten Haarschopf auf dem kleinen Kopf, und die relativ lange, zottelige Mähne war von einem tiefen, dunklen Braun. Seine großen Augen waren fast noch dunkler, und Abby hielt fasziniert inne, als sein Blick kurz zu ihr hinüberhuschte. Er runzelte die Stirn, als überlegte er, ob er Abby kannte, dann wandte er sich wieder seiner Mutter zu. "Mum, jetzt mach endlich!" Seine Mutter verdrehte laut seufzend die Augen. "Connor, ich flehe dich an: Halt doch mal für 5 Minuten die Klappe! Wir gehen ja gleich zur Hüpfburg, ich schwöre es dir, aber vorher will ich meinen Kaffee leertrinken!" Als der Junge einen Schmollmund machte, schnappten Abby und Sarah beide nach Luft. "Connor!" Abby sah Sarah begeistert an. "Sarah! Das hier ist UNSER Connor! Nur... Nur 20 Jahre jünger. Warte, das heißt er ist... 7!!! Oh mein Gott, ich glaube es nicht!" Sarah nickte heftig. "Ja, du hast recht!" Sie sahen dem kleinen Connor dabei zu, wie er sich von der Hand seiner Mutter losmachte und sehnsüchtig an die Ladenfenster trat. Er trug einen blauen Kapuzenpulli mit Spiderman vorne drauf, eine dunelgraue Jeans und winzige Turnschuhe. Die Eingangstür ging auf, und ein Jugendlicher trat ein, eine hübsche Blondine an der Hand. "Warte, Süße; Such du gleich 'nen Platz und ich hol uns 'nen Latte!", rief er der Mädchen zu, als er auf die Theke zuging. Abby japste laut, und Sarah, die nicht verstand wieso, folgte ihrem Blick. Der Junge trug ein oranges Kapuzen-T-Shirt, und eine ockerfarbene Trekkinghose. An seinen Füßen konnte sie ein paar purpurfarbener Chucks sehen. Der Jugendliche hatte schon jetzt ein hübsches Gesicht, und seine strahlend blauen Augen leuchteten ihnen verschmitzt unter seinem dunkelblonden Ponny entgegen. Obwohl er die Haare anders als als Erwachsener trug, sportlich und frech, erkannte Abby ihn auf Anhieb. "Stephen!", keuchte sie, und setzte sich geschockt auf einen freien Platz neben Sarah. Sarah hob eine Augenbraue. "Was, DER Stephen? Stephen Hart, der vor 2 Jahren von Leeks und Helens Kreaturen getötet wurde?" Abby nickte langsam. "Genau der." Sarah blickte wieder zu dem Jugendlichen, der nun zwei volle Becher in der Hand hielt und seiner Freundin einen davon in die Hand drückte, ehe sie sich an einen Tisch auf der anderen Seite des Raumes setzten. Abby packte Sarah an der Schulter. "Sarah! Ich verstehe jetzt endlich die Aufgabe, wegen der wir hier sind!" "Wir müssen uns selbst vor dem Zukunftstarntier schützen.Ohne uns zu sagen was hier vor sich geht oder wer wir sind.", antwortete Sarah und setzte sich zu ihr. "Ja, aber das ist nicht alles! -Rette alle oder rette keinen- bedeutet, dass wir sie alle auf einmal retten müssen, und nicht einzeln! Wir müssen sie also irgendwie alle an den selben Ort locken, und dann das Zukunftstarntier von ihnen fernhalten!" Sarah hob eine Augenbraue. "Das erscheint mir aber nicht sehr logisch, ich meine, alle noch absichtlich in Gefahr begeben?" Es schepperte laut, und sie wurden beide aus ihrem Gespräch gerissen. Als sie die Köpfe wandten, sahen sie ein kleines, süßes Mädchen zwischen ein paar Scherben auf dem Boden hocken und laut weinen. Es war strohblond, hatte die Haare zu einem langen Zopf geflochten und ihre runden Bäckchen waren rot wie kleine Äpfel. Auf ihrem rosaroten Pulli glitzerte ihnen ein kleines Kätzchen entgegen. Eine Frau hob sie hoch und drückte sie beruhigend an ihre Brust. Abbys Mund klappte auf. Ihre Augen füllten sich mit Tränen. "Was ist los?", wollte Sarah wissen, obwohl sie glaubte die Antwort schon zu kennen. "Das...Ist...Meine Mutter.", flüsterte Abby und machte Anstalten, aufzustehen. Sarah drückte sie auf den Stuhl zurück. "Abby! Du weißt dass wir uns nicht einmischen dürfen!", zischte sie, und wünschte zeitgleich, es wäre anders. Abby schluckte schwer. "Wenn ich ihr sagen würde.... wennn ich ihr sagen könnte, sie darf am 17. November 2002 auf keinem Fall mit meinem Dad nach Birmingham fahren....", begann sie, doch Sarah nahm ihren Kopf zwischen ihre Hände. "Abby! Du weißt, dass wir das nicht dürfen! Wir dürfen Stephen nicht vorwarnen und deine Eltern auch nicht! Alles ist vorherbestimmt; du weißt das!" Abby schniefte, entspannte sich jedoch dann und nickte. "Du hast Recht!", sagte sie tonlos.

Erneut öffnete sich die Ladentür, und eine weiterer Jugendlicher tart ein, in Begleitung seiner Mutter. Er hatte strubbeliges blondes Haar, freundliche himmelblaue Augen und eine auffallende, spitz zulaufende Nase. Er schien etwas Wichtiges vor- oder hinter sich zu haben, denn er trug teure Herrenschuhe, eine schwarze Anzughose und ein weißes Hemd, dass er oben mit einer dunkelroten Krawatte zusammenhielt. "Glaub mir, Nicky, am Anfang wirst du Schottland noch vermissen, aber wenn du erst auf dieser Universität studierst, gewöhnst du dich sicherlich schnell an London!", sagte seine Mutter gerade. Cutter verdrehte die Augen. "Mum, es geht mir nicht um Schottland, es geht mir um all meine Freunde, die ich nicht mehr wiedersehen kann." Seine Mutter drehte sich zu ihm, zwei dampfende Tassen Tee auf einem Tablett balancierend. "Aber Nicky, du hast dich doch dafür entschieden, Evolutionsbiologie zu studieren! Und dass deine Noten so überragend sind sollte man auf jeden Fall ausnutzen. Außerdem gibt es Telefone, schon vergessen?" Sie drückte ihm das Tablett in die Hände und ging voran, um einen freien Tisch zu suchen. Dabei redete sie weiter. "Das Vorstellungsgespräch lief doch einwandfrei! Aber sie wären ja auch blöd, jemanden mit deinem Können nicht an der Central Metropolian aufzunehmen." Als er an ihnen vorbeiging, lächelte Cutter ihnen kurz zu. Den Frauen hatte es beide die Sprache verschlagen. Sie folgten Cutters blonden Haarschopf mit den Augen, bis er zwischen den Menschen verschwand. Abbys Mutter ging mit Abby selbst auf dem Arm an ihnen vorbei. Die kleine Abby lachte schon wieder. "Huuuui, ich darf jetzt auf die Hüpfburg!!!", rief sie ausgerechnet dem kleinen Connor zu, der immer noch am Fenster stand und ihr einen neidischen Blick zuwarf. Er schielte zu seiner Mutter. Als er sah, dass diese gerade nicht aufpasste, tauchte er unter die Tischplatte ab und kroch bis zur Ladentür, um Abby und ihrer Mutter zu folgen. "So ein Schlingel!", lachte Sarah, und Abby grinste schwach. "Ja, ganz der Alte." Sie schniefte und versuchte, weder zu Stephen noch zu Cutter zu schauen. Sarah erstarrte plötzlich. "Mensch, Abby!" "Was ist?" "Die Hüpfburg!" Sarah sprang auf. "Häääh?", machte Abby und erhob sich ebenfalls. "Die Hüpfburg! Ich erinnere mich wieder! Damals, vor 20 Jahren, hatten sie eine riesige Hüpfburg im Hyde Park aufgebaut! Hunderte Kinder waren da, ich zum Beispiel auch. Ich weiß nicht mehr viel von dem Tag, nur dass ich irgendwie verloren ging und erst nach Stunden wieder in einem verlassenen Fabrikgebäude in der Nähe gefunden wurde! Ich und ein paar andere Kinder waren dort beim Spielen aus versehen hineingeraten und nicht mehr herausgekommen!" Abby dachte nach. Sie meinte, sich an eine Hüpfburg erinnern zu können, aber was danach gewesen war, war wie aus ihrem Gedächtnis gefegt. Sie hob die Schultern. "Naja, möglich dass ich damals auch dort gewesen bin!" "Wir müssen sofort in den Hyde Park und nachsehen, ob ich Recht habe! Wenn dem so ist, treffen wir die Anderen alle an der Hüpfburg!", verlangte Sarah und wirbelte herum, um zum Ausgang zu stürmen. Sie prallte hart gegen Jemanden, der ihr plötzlich entgegengekommen war. "Autsch!", fluchte Sarah und wäre fast unsanft auf dem Hosenboden gelandet, wenn sie der Jemand nicht flink an den Händen gepackt und so vor dem Sturz bewahrt hätte. "Na, hoppla!", lachte der junge Mann und drückte kurz ihre Hände, ehe er sie losließ. Sarah merkte, dass Abby neben sie trat, und den Mann gegenüber genauso ungläubig anstarrte wie sie selbst.

Es war niemand anderes als Lester, zu dem Zeitpunkt gerade mal 21 Jahre alt. Sein damals noch sehr junges Gesicht war richtig fesch, die Haare waren voll und dunkelbraun und so lang, dass sie in sämtliche Richtungen abstanden und ihm sowohl in die Stirn als auch weit über den Nacken fielen. Er trug eine schwarze Jeans, graue Chucks, ein hellblaues Hemd mit dünnen, lilanen Längsstreifen und ein dunkelgrünes Sportjackett. Seine hellen, grünen Augen funkelten mit dem selben schlauen, amüsierten Blick den sie von ihm gewohnt waren. Er war viel bräuner als in der Gegenwart, und trug noch keine Koteletten, sondern einen schmalen Kinnbart. Um seine Schulter hing eine schmuddelige Tasche, und um seinem Hals baumelte an einem Stoffband ein eingeschweisster Studentenausweis, der ihm Zugang auf das Universitätsgelände gewährte. "Alles okay? Hast du dir was getan?", erkundigte sich Lester, und sah mit gehobener Augenbraue zwischen Abby und Sarah hin- und her. Seine Stimme klang viel jünger als früher, und der sarkastische, überhebliche Unterton fehlte gänzlich. Jemand klopfte Lester von hinten kräftig auf die Schulter und nahm ihn dann 'freundschaftlich' in den Schwitzkasten. "Mensch, Jimmy, da lässt man dich eine Minute aus den Augen, und schon reisst du zwei absolute Sahneschnittchen auf." Ein anderer Student tauchte neben Lester auf, dunkelhäutig, fast einen Kopf größer als Lester, wohl auch ein wenig älter, mit langen Rastalocken und hellen, brauen Augen. "Hey, mein Name ist Benjamin Steel, oder Benji, freut mich." Er grinste sie an. Lester versuchte, Benjis Arm von seinem Hals zu ziehen, und japste laut, als es ihm nicht gelang. Benji drückte Lester an sich, was den Griff nur noch mehr verstärkte, und klopfte mit der anderen Hand auf Lesters Brust. "Oh, ja richtig, das ist Jim. Jim Lester." Lester keuchte. Sein Gesicht wurde immer röter. "Benji, lass den Scheiß!", krächzte er, und Benji versetzte ihm einen kleinen Schubs, während er losließ, so dass er nach vorne taumelte. "Blödmann!", grummelte Lester, während er tief Luft holte. Er wandte sich den Frauen zu. "Entschuldigt sein Benehmen, in Gegenwart von Frauen mutiert er stets zum totalen Vollidioten." Während er das sagte, war ein wenig seine gute Herkunft zu hören, und er klang etwas mehr wie der heutige Lester. Er rückte die Schlaufe seiner Tasche auf seiner Schulter zurecht und sah sie an. "Seid ihr taub oder so?" Abby kicherte schrill. "Aber nein. Ich bin A- ... äh, Anita, und das hier ist... Rosaly." Lester und Benji grinsten und schüttelten ihre Hände. "Studiert ihr hier? Ich hab euch glaub ich noch nie auf dem Campus gesehen.", wollte Benji wissen. "Ähm, nein, wir sind... Sozusagen auf der Durchreise.", gab Sarah zurück, und Abby sah Benji prüfend an. "Sag mal, Benji, hast du 'ne Schwester namnes Caroline?" Benji runzelte die Stirn. "Nein, nicht das ich wüsste." "Stimmt.", dachte Abby, "Connor's Ex wäre jetzt ja gerade mal so um die Drei." "Meine Tochter heißt Caroline.", meinte Benji da, und Lester grinste breit. "Es geht doch nichts über verdammt junge Eltern!" Benji warf ihm einen giftigen Blick zu. "Halt's Maul, oder das nächste Mal lass ich dich ersticken." Er drehte sich wieder zu Abby und Sarah. "Also, ihr seid Touristen. Kann man euch irgendwie helfen?" Abby nickte. "Ja, wir haben gehört heute soll irgendwo 'ne große Hüpfburg aufgestellt werden. Habt ihr 'ne Ahnung, wo das stattfindet?" Die Männer nickten. "Klar, im Hyde Park. Gleich hier um die Ecke." Sarah und Abby tauschten einen gespielt ratlosen Blick. "Wir könnten euch hinbringen.", bot Lester an, und Benji nickte sofort begeistert. "Wirklich? Das wäre total nett von euch!", säuselte Sarah, was Abby fast dazu brachte loszuprusten. Sie verließen die Bar, und zwei weitere Studenten kamen auf sie zugestürmt. Einer von ihnen hatte rote, gelockte Haare, ein sommersprossiges Gesicht und eine dicke Nickelbrille auf der Nase, der andere hatte blonde, lange Haare, die er zu einem Zopf gebunden trug, einen gestutzten Vollbart, und machte auf Surfer-Boy. "Oh, das sind unsere Mitbewohner, Seth und Eli.", erklärte ihnen Benji, und die Männer blieben bei ihnen stehen. "Hey!", grüßten sie die Frauen, und während Eli sie musterte, wandte sich Seth an Benji. "Hey, Kumpel, deine Freundin hat gerade angerufen; sie will dass du Caroline für die nächsten Stunden übernimmst." Benji warf den Frauen einen enttäuschten Blick zu. "Da, seht ihr, wenn man vom Teufel spricht!" Er seufzte und klopfte Lester auf den Rücken. "Tja, kümmere dich gut um unsere Mädels." Lester grinste fröhlich. "Keine Sorge, das mach ich." Er nahm hastig die Tasche von seiner Schulter. "Oh, wartet, bevor ich es vergesse, wollt ihr mir die schon mal mit nach Hause nehmen?" Eli nahm sie in die Hand, ohne Abby aus den Augen zu lassen. "Alter, ich schwörs dir, wenn ich mich heute nicht auf meine Präsentation vorbereiten müsste..." "Ich kann das gut ohne dich, danke Eli!", brummte Lester, drehte Eli an den Schultern, versetzte ihm einen kräftigen Stoß, um ihn zum Gehen zu bewegen, um und bedeutete dann den Frauen, ihm zu folgen. "Gehen wir, meine Damen."

19 Jahre später wurde Danny Quinn von einem Schreck erfasst, als ihm klar wurde, dass alles um ihn herum in weisses Licht getaucht war. Er zuckte heftig zusammen, rang nach Luft und schlug die Augen auf. Alles in seinem Körper pochte und brannte, sein Hals war trocken und seine Augen tränten. Es gelang ihm nicht sofort, seinen Körper zu kontrollieren, aber nach mehreren Versuchen ließen sich seine Arme heben und er stemmte sich schwerfällig vom Boden hoch. Langsam kämpfte er sich auf die Knie und kauerte dann so auf dem Boden. Sein Rücken schmerzte höllisch, was auch kein Wunder war, nachdem ihn die Solifugae so böse erwischt hatte. Neben ihm hustete jemand heftig. Es war Connor, der neben ihm auf dem Boden gelegen hatte und nun selbst wieder zu sich kam. Der Student zog sich an der Wand hoch, seine Beine waren wackelig und unsicher. Als er Danny erblickte, atmete er erleichtert auf. "Danny! Du lebst noch!" Sein Chef nickte langsam. "Sollte ich etwa nicht?" Connor sackte auf den Boden zurück und robbte zu Danny herüber. Statt einer Antwort fiel er dem Expolizisten um den Hals. "Mensch, verdammt, ich dachte du wärst tot!", schimpfte er und schniefte. Danny grinste schwach. "Joah, ich auch!" Connor ließ ihn los und fuhr sich mit dem Ärmel über die Augen. "Alter, tu mir sowas nie wieder an!" "Ich werds versuchen!", lachte Danny und verzog das Gesicht. "Autsch. Ich fühl mich als hätte mich ein Gorgonopsid niedergerammt." Connor machte ein nachdenkliches Gesicht. "Wieso leben wir noch?" Danny hob die Schultern. "Du bist hier der Monsterexperte!" Connor tippte sich mit dem Finger an die Lippe, während er sprach. "Ist es möglich... Ja, nur so kann ich es mir erklären." Er sah Danny ernst an. "Danny, ich glaube, das Gift hat sich deswegen nicht richtig in unserem Körper verteilen können, weil der Restalkohol in unserem Blut es vorher abgetötet hat!"

Kapitel (1)5

Als sie über die Straße gingen, konnte Sarah sich nicht länger zurückhalten. "Also, Jim, du bist Student?" Lester presste kurz die Lippen zusammen und hob amüsiert die Augenbrauen. "So ist es." "Und was studierst du?" Er grinste. "Politik und Wirtschaft." Sarah verzog das Gesicht. "Im Ernst?" Er lachte. "Ja, ehrlich. Dachte mir, falls wir jemals 'ne Invasion aus dem All bekämpfen müssen, will ich einer von denen sein, die an den Lösungsansätzen mitarbeiten." "Super Plan für die Zukunft!", witzelte Abby und Lester hob die Schultern. "Man weiß nie was einem in der Zukunft alles passieren wird." Sarah bemerkte den vielsagenden Blick, den Abby ihr zuwarf, und grinste. "Und du, Rosaly, was machst du beruflich?", wollte Lester wissen, und Sarah brauchte einen Moment, bis sie kapiert hatte dass er mit ihr sprach. "Oh, ich. Ich bin, ääähm... Lehrerin." "Und du?" Jetzt sah er Abby an. "Konditormeisterin.", gab sie spontan zurück, als ihr die einladenden Schriftzüge über einer Bäckerei ins Auge fielen, und überlegte im selben Moment, ob das überhaupt ein richtiger Beruf war. Lester schien sich damit zufriedenzugeben und führte sie durch den Park. Sie konnten schon von weitem das Lachen der Kinder hören. Ein paar Stände waren aufgebaut worden, und Musik drang aus Lautsprechern. "Da wären wir.", verkündete Lester, ging zu einem der Stände und kam kurz darauf mit einem Hotdog zurück. Er biss ein großes Stück ab und bemerkte dann die Blicke der beiden Frauen. "Waff? Iff hab Hunger!", entschuldigte er sich mit vollem Mund und zuckte mit den Schultern. "Ich auch.", stöhnte Abby, als ihr Magen knurrte, und Sarah griff in die Jackentasche, um ihren Geldbeutel herauszuholen. Gerade noch rechtzeitig fiel ihr ein, dass ihre Scheine erst in 20 Jahren gedruckt werden würden, und sie zog die Hand unauffällig zurück. "Wir haben kein Geld dabei.", jammerte Sarah und Abby ließ den Kopf hängen. "Aff waff, daff übernehm' iff, iff doff klar!", nuschelte Lester und reichte Abby einen 5 Pfundschein. "Ich hab zwar kein Wort verstanden, aber danke!", grinste Abby und verschwand für einen Moment. Sie kam mit zwei weiteren Hotdogs zurück und gab Lester sein Wechselgeld. Während sie aßen, verließen sowohl Nick als auch Stephen das Café und kamen zu den Ständen herüber. "Ich fass es nicht dass sie mich abserviert hat!", schimpfte Stephen gerade, und Cutter, überrascht, dass Stephen ihn angesprochen hatte, nickte heftig. "Ja, du hast Recht, voll die Frechheit!" Sie setzten sich auf eine Bank nicht fern von den Frauen und Lester. "Oh, ein Schotte! Hört man auch nicht alle Tage, was? Ich bin Stephen." "Nick." Die beiden Jugendlichen gaben sich die Hände. "Sorry dass du das miterleben musstest.", meinte Stephen dann, und Cutter winkte ab. "Ließ sich nicht vermeiden, ich stand eben genau neben euch." Sie plauderten drauflos - dem Anschein nach erlebten Sarah und Abby gerade den Beginn von ihrer Freundschaft mit. Sarah hielt nach einer Weile nach den Mitgliedern des Teams Ausschau, die ihnen noch fehlten. "Sarah, dort drüben!", flüsterte Abby plötzlich, und Sarah sah sich um. In einem Sandkasten hockten 3 kleine Kinder, zwei Mädchen, um die neun, und ein Junge, vielleicht 6. Eines der Mädchen war ziemlich pummelig, hatte schwarze, kurze Haare, dunklere Haut und ein süßes, kariertes Kleidchen an, das andere trug eine Latzhose, Gummistiefel und eine verwaschene Bluse. Ihre braunen, gewellten Haare waren zu einem Zopf gebunden, und ihr blasses, spitzes Gesicht erinnerte an ein Mäuschen. Der Junge hatte ebenfalls dunkelbraune Haare, trug einen dunkleblauen Jogginganzug und wie Connor Turnschuhe. "Oh mein Gott!", hauchte Sarah, "ich habe vor zwanzig Jahren mit Jenny und Becker zusammen gespielt!" Abby grinste. "Wow, das ist irre!" Sie sahen Sarahs Frühausgabe dabei zu, wie sie zusammen mit Jenny einen Sandkuchen buk, und Becker, der begeistert seine eben errichtete Sandburg wieder niederriss. Auf einmal erschien Connor neben ihnen, und nachdem er ein paar kurze Worte mit den Sandkasteninsaßen gewechselt hatte, kletterte er selbst hinein und half den Mädchen beim backen.

"Na, die sind ja knuffig.", bemerkte Lester, der ihnen neugierig über die Schulter sah. Dann runzelte er die Stirn, als sei ihm gerade ein interessanter Gedanke gekommen. "Sucht ihr etwa nach euren Kindern?" Die Frauen wirbelten empört herum. "WAS???" Lester zog den Kopf ein und hob entschuldigend die Hände. "Sorry, ich dachte ja nur...", begann er kleinlaut, doch Abby baute sich drohend vor ihm auf. "Ja sehn' wir etwa so aus als ob wir schon Kinder hätten? Vor allem in DEM Alter???", schimpfte sie aufgebracht, und Sarah pflichtete ihr lautstark bei. "Dafür sind wir doch noch viel zu jung!" Sie hielt inne, als sie Lesters ganz untypisches, verschrecktes Gesicht sah, und auch Abby stutzte. Lester blickte sie mit großen Augen an. "Was? Überlegt ihr euch jetzt wie ihr mich am Besten masakriert?" Er zuckte zusammen, als Abby ausholte und ihm dann mit der flachen Hand sachte zweimal auf die Wange patschte. "Aber nein, Jim, sowas tun wir nicht." Sie und Sarah lachten los. Es war einfach zu komisch, den frühen Lester mit seiner jetzigen Ausgabe zu vergleichen. Er war einfach noch so anders - aufgeschlossen, ehrlich freundlich, kindsköpfig, ein wenig machomäßig vielleicht, aber alles in allem sehr sympathisch. Heute dagegen war ein sarkastischer, zynischer Beamter, der nur dann lachen konnte wenn er sich selbst auf Kosten anderer amüsierte. Wobei Abby und Sarah ja seit einem Monat beide erfahrungsgemäß wussten, das der alte Lester immer noch irgendwo unter der rauhen Fassade ihres Bosses ruhte. Ein wütender Aufschrei zog die Aufmerksamkeit der Anwesenden auf sich. Ein junger Mann rannte einem Jugendlichen hinterher, der irgendetwas in den Händen hielt und es schützend an sich presste. "Komm zurück, du mieser Dieb!", schrie der Mann, und der Jugendliche sah sich gestresst um. "Alter, ich hab das nicht geklaut! Ich habs gefunden!" "Dann gibs zurück!", schimpfte er, doch der Jugendliche beschleunigte nur noch mehr. "Vergiss es, Bullendepp!", gab der Jugendliche zurück und steuerte nun genau auf Abby, Sarah und Lester zu. "Aus dem Weg!", brüllte er, und die Frauen gingen zur Sicherheit auf die Seite. Lester hingegen streckte den Arm aus, als der Junge nahe genug war, und fällte ihn grob um. Der Jugendliche lag auf dem Boden und blinzelte benommen in die Sonne. Der Mann kam keuchend bei ihnen an und stützte sich auf seine Oberschenkel, um zu verschnaufen. Lester musterte den liegenden Jungen neugierig. "Alter, was hast du denn gemacht?" Der Junge setzte sich auf und warf Lester einen bösen Blick zu. "Er hat die Mütze meines Chefs mitgehen lassen.", japste der Mann und riss dem Jungen den Gegenstand aus den Händen, den er bis jetzt an sich geklammert hatte. Jetzt erkannten die Anderen, dass es sich um eine grüne Polizeimütze handelte. "Wow, wie findet man denn 'ne Copmütze? Lag wohl vor dem Präsidium, was?", höhnte Lester, bot dem Jungen aber dann seine Hand an, um ihn hochzuziehen. "'Ne, sie war in 'nem offenen Polizeiwagen.", grinste dieser, und der Mann zog böse die Brauen zusammen. "Das ist Diebstahl, weißt du das?" Der Junge zuckte mit den Schultern. "Und wenn schon, an der Schule kennt mich ab jetzt jeder." Der Mann schüttelte den Kopf und sah die anderen das erste Mal so richtig an. "Diese Mutproben heutzutage!" Er war groß und schlaksig, trug selbst eine Polizeiuniform und hatte kurze, dunkelblonde Haare. Seine Augen waren blau und trotz seines Ärgers freundlich. Der Junge war ein Stückchen kleiner, hatte strubbelige dunkelblonde Haare und helle, braune Augen. "Name, Kleiner?", wollte der Mann wissen, und der Junge verdrehte die Augen. "Muss das echt sein?" "Vorschrift ist Vorschrift.", meinte der Mann und der Jugendliche seufzte. "Ryan. Tom Ryan. 18 Jahre alt, geboren hier in London." "Na also.", sagte der Mann und lächelte zufrieden, als er sich die Daten in einen Notizblock notierte. Die Frauen waren so überrascht, dass sie hier den jungen Tom Ryan vor sich hatten, dass sie fast vergessen hätten, den jungen Mann ebenfalls erstaunt zu betrachten. Es handelte sich hier nämlich um niemand anders als Danny Quinn. Wie bei Lester war sein Gesicht noch extrem jung, und seine Haare waren viel kürzer als sie es gewohnt waren. Er war bei weitem noch nicht so durchtrainiert wie jetzt, und auch seine tiefe Stimme hatte sich noch nicht ganz fertig ausgebildet. Außerdem trug er eine Uniform, was nun wirklich nicht zu ihrem Teamchef passte. Er war wohl erst seit Kurzem bei der Polizei, da er genauso alt wie Lester war und somit noch nicht allzu lange die Schule abgeschlossen haben konnte. Ryan dagegen war das genaue Gegenteil: Wo sie ihn sonst früher immer nur mit dem schwarzen Soldatenoutfit gesehen hatten, trug er heute eine ausgebeulte blaue Jeans und einen grauen Kapuzenpulli. Irgendein Schriftzug prankte in Neonfarben darauf, so als hätte man Graffiti darüber gesprüht. "Wer bist du denn?", wollte Lester wissen und sah Danny mit eher geringem Interesse an. "Danny Quinn.", gab der Polizist zurück und sah zu den Frauen. "Ihr seid wohl alle Studenten?" "Nee, nur der da.", antwortete Abby und deutete auf Lester. "Abby!", zischte Sarah und stieß ihr den Ellbogen zwischen die Rippen, während die Männer sich höflich die Hände gaben. "Was?", knurrte sie und rieb sich über die schmerzende Stelle. Als sie Abbys Blick folgte, gefror ihr vor Schreck das Blut in den Adern.

Lester und Becker stiefelten tapfer durch den großen, finsteren Raum. Die Tür, die sie gesehen hatten bevor sie von den Mayas in die Tiefe gestoßen worden waren, befand sich direkt vor ihnen. Sie würden versuchen, sie zu öffnen und dann zumindest einmal diesen saukalten Raum verlassen. Lester hörte Becker mehr neben sich hergehen als dass er ihn sah, und so ging es ihm auch mit allen anderen Dingen um sich herum - er musste sich ganz nach seinem Gehör orientieren. Das Knirschen unter seinen Füßen sagte ihm, dass sie gerade wieder auf einen der Schutthaufen zuhielten, das leise Wasserrauschen hinter ihm versicherte ihm, dass sie in die richtige Richtung gingen und das Flattern über ihm, dass irgendetwas an der Decke herumflog. Als er realisierte, was das bedeutete, ertönte bereits der markerschütternde Schrei. Es war ein schreckliches, ohrenbetäubendes Kreischen. Irgendetwas schoss aus der Luft auf sie zu, Lester konnte in der Dunkelheit gerade mal eine schattige Shilouette erkennen. Mit extremer Geschwindigkeit raste der große Körper auf sie zu. Sie warfen sich auf den Boden. Etwas ledriges streifte Lesters Wange, schnalzte dann gegen seine ohnehin schon offene Lippe, die sofort wieder heftig zu bluten begann, und wurde mit eineer kräftigen Bewegung nach oben gezogen. Lester wurde klar, dass es sich um einen Flügel handelte. Er spürte einen eisernen Griff an der Schulter. Becker hatte ihn fest gepackt und zog ihn grob wieder auf die Beine. "Es kommt zurück!", schrie der Soldat, sichtlich panisch aufgrund seiner Blindheit. Schon hörte Lester die schweren Flügelschläge, jetzt, wo er sie von dem Rauschen des Sees unterscheiden konnte. Und gleich darauf kam wieder das Flattern, auf das er aufmerksam geworden war. Das Tier begab sich also wieder auf einen Sturzflug. Becker und Lester hechteten hinter den Schutthaufen, und das Tier streifte dessen Spitze und begrub sie bis zu den Hüften in einer Ladung aus Steinen, Metalteilen und Staub. "Verdammt!", hörte Lester Becker fluchen, und dann wurden hastig Steine und Metalteile zu Boden geworfen. Lester strampelte heftig mit den Beinen, und als er die Schuttschicht von unten gelockert hatte, schaffte Becker es sie von oben zum Abrutschen zu bringen. Wieder ertönte der fürchterliche Schrei des Flugwesens. Lester drehte sich um, um einen besseren Blick darauf erhaschen zu können. Er sah einen langen Schwanz, 2 Meter breite Flügel und einen langen, spitzen Schnabel. "Wissen Sie, was das ist?", keuchte Lester, während er beschleunigte um mit Becker Schritt zu halten, der wie von der Tarantel gestochen davonjagte, "ein Rhamphorhynchus! Mein Sohn hat sich ironischer Weise 'ne Spielzeugfigur von dem Ding zum Geburtstag gewünscht." Der lange Schnabel schnappte nach ihnen, sie warfen sich erneut auf den Boden. Der Aufprall war hart, und schon jetzt protestierten Lesters Knie- und Hüftknochen schmerzvoll. Auch Becker schimpfte neben Lester los, und schien sich über die Ellbogen zu reiben. Lester warf wieder einen Blick über die Schulter, doch es war völlig zwecklos, es war viel zu dunkel um irgendetwas zu erkennen. Becker kam in der Hocke auf ihn zu. "Wir sollten nahe am Boden bleiben.", raunte er, und als Lester die beiden dunklen, glänzenden Punkte in der Finsternis ausmachen konnte, die Beckers Augen waren, nickte er. Sie krochen weiter in Richtung Tür, mit pochendem Herzen und gespitzten Ohren. Sie erreichten die Wand und richteten sich an ihr auf. Als sie an der Tür rüttelten, blieb sie verschlossen. "Wir müssen sie aufbrechen.", meinte Becker und Lester sah sich nach etwas um, das sie dazu verwenden konnten. Ein kleines, rotes, blinkendes Licht erhaschte seine Aufmerksamkeit. Er kniff die Augen zusammen, um erkennen zu können, was es war. Becker sah ihm über die Schulter. "Was gefunden?", wollte der Soldat wissen. Lester spürte, wie der Ärger in ihm hochkochte. "Das ist 'ne Kamera! Der Mistkerl beobachtet uns!" Becker wandte den Kopf nach oben.

Irgendwo, hunderte Meter weiter, in einem unterirdischen Kontrollraum, trat ein böses Grinsen auf Rowan Leeks Gesicht. Er legte einen Schalter um und lehnte sich in seinem Stuhl zurück, faltete die Hände und wartete voller Vorfreude auf das, was gleich kommen würde.

Schlagartig gingen mehrere Deckenlampen an. Becker und Lester schrien auf, als sie geblendet wurden, und wandten den Kopf ab. Der Rhamphorhynchus packte die Gelegenheit beim Schopf und griff erneut an. Er ging klug und taktisch vor. Er wollte sie zuerst von einander trennen. Deswegen wog es ab, wer von ihnen der Ungefährlichere war - was rein vom Körperbau auf Lester zutraf. Becker sah verschwommen, wie die Flugechse seinen Chef mit den Krallen an den Schultern packte und hochriss. Lester zappelte, doch die vogelähnlichen Beine hatten ihn fest umklammert. Lester kämpfte verbissen gegen den Griff des Rhamphorhynchus an, aber die Echse hatte schon einen guten Plan entwickelt, um Lester ruhig zu stellen. Sie holte weit aus, setzte zum Segelflug an und glitt seitlich an der Wand entlang nach unten. Mit viel Schwung schleuderte sie Lester weg. Mit einem abgehackten "Uargh!" flog Lester auf die Wand zu, schellte dagegen und landete krachend auf dem Boden. Er krümmte sich zusammen, schnappte nach Luft, und versuchte dann umständlich, sich wieder hochzurappeln. Becker rannte auf ihn zu, um ihm zu helfen, doch der Rhamphorhynchus war schneller. Er packte Lester erneut an den Schultern, vollführte eine schwungvolle Drehung und ließ Lester dann wieder durch die Luft segeln. Lester Flugbahn war dieses mal flach, er schlug schon bald hart auf dem Boden auf, schlitterte und schrammte mit gewaltigem Tempo darüber, rammte ein zweites Mal gegen die Wand, diesmal mit dem Rücken und Hinterkopf, wurde von dem Aufprall noch einmal leicht nach vorne geworfen und blieb dann bewusstlos am Fuß der Wand liegen.

Becker beschleunigte, um Lester zu erreichen. Der Flugsaurier flog einen weiten Bogen durch den Raum, um wieder Schwung für einen erneuten Angriff zu bekommen. Der Soldat wusste, dass ihm nicht viel Zeit blieb, um seinen Boss in Sicherheit zu bringen. Er erreichte den regungslosen Lester, der auf der Seite, das Gesicht in Richtung Wand, dalag. Er packte ihn an der Schulter und drehte ihn zu sich her, so dass Lester mit dem Gesicht zu ihm und auf dem Rücken lag. Seine Kopf fiel reglos zur Seite. Die Wunde an seiner Lippe hatte sich erweitert, der Schnitt reichte nun von seiner Unterlippe über den linken Mundwinkel bis zu seiner Wange. Blut ronn ihm quer über die Backe und verlor sich in seinen Koteletten. Zum Glück hatte ihn der Aufprall gegen die Wand nur Ausgeknockt, nicht ernsthaft verletzt. Becker sah sich hastig um. Noch war von dem Rhamphorhynchus nichts zu sehen. Er hatte wohl irgendwo einen Horst oder soetwas, von wo aus er sie gerade beobachtete. Becker wusste genau, warum der Dino zuerst Lester außer Gefecht gesetzt hatte, und nicht ihn. Er war der "Bedrohlichere" von ihnen beiden. Der Rhamphorhynchus würde ihn also als erstes töten. Becker schleifte Lester in Richtung des Wasserbeckens, an das leicht abfallende Ufer, weil es dort für den Dino schwieriger war, ihn zu erwischen. Dann schlich er zum nächstbesten Schutthaufen, zog eine rostige Metalstange heraus und drehte sich dann langsam um, bereit, den Kampff mit dem Ungetüm aufzunehmen.

Er hatte ihn gar nicht kommen hören. Mit einem Schlag hatte er die scharfen Klauen tief in der Schulter. Becker schrie auf, als er mit einem heftigen Ruck nach oben gerissen wurde. In seinem halbverheilten Bruch am Oberarm flammte brennender Schmerz auf. Der Dino schüttelte ihn wild hin und her. Becker spürte, wie unter dem eisernen Griff seine Arme taub wurden. Er bemühte sich, den Metalstab nicht zu verlieren, und hielt ihn so fest er konnte. Als sich die Gelegenheit bot, rammte er ihn senkrecht nach oben und und durchbohrte den Flügel der Flugechse. Das Tier schrie schrill auf und taumelte nach links. Es krachte gegen die Wand, das Knacken verriet Becker, dass sie gerade die Kamera zerschmettert hatten. Das Tier trudelte nun nach rechts, schlug heftig mit den Flügeln und brachte sie wieder einigermaßen auf Kurs. Und da sah Becker einen Felsvorsprung, auf dem sich der Horst des Dinos befand. Sie rauschten darauf zu, und Becker sah die blutigen, zerbrochenen Knochen von den letzten Mahlzeiten des Rhamphorhynchus herumliegen. Er wurde von dem Dinosaurier fallen gelassen, stürzte ein paar Meter und schlug dann dumpf auf dem Horst auf, den sich das Tier notgedrungen aus Metallteilen und altem Holz gebaut hatte. Er schlug rasch mit der Stange nach dem Dino, ehe dieser ihn mit den Klauen packen und mit dem Schnabel zerfetzen konnte. Beckers Schlag verfehlte sein Ziel nicht, im Gegenteil, die Stange traf den Schnabel der Echse und splitterte ein Stück vom Schnabelrand weg. Der Rhamphorhynchus dankte es ihm, indem er dem Soldaten den Schnabel hinten in die Schulter hackte. Becker verzog das Gesicht zu einem Knurren und schlug erneut zu. Der Dino plärrte, als die Metallstange in seinem Brustkorb stecken blieb. Tödlich verletzt, verpasste er Becker eine hämmernde Kopfnuss, die ihn benommen in die Knie zwang. Dann verlor die riesige Flugechse den Halt, kippte seitlich aus dem Horst und rempelte Becker dabei an, so dass der Soldat selbst von dem Felsvorsprung rutschte und mit in die gähnende Tiefe stürzte.

Rowan Leek schürzte verärgert die Lippen. Er hatte den Blick in den Raum, in den er Lester und den jungen Soldaten gebracht hatte, verloren, als der Rhamphorhynchus gegen die Kamera geflogen war. Das passte ihm gar nicht, denn er hatte zusehen wollen wie der Lackaffe einen qualvollen Tod erleiden würde. Immerhin hatte er noch dabei zusehen können, wie Lester zwei schmerzhafte Begegnungen mit der steinigen Wand gehabt hatte. Und als der Soldat ihn versucht hatte in Sicherheit zu bringen, hatte er einen Blick auf Lesters Gesicht erhaschen können. Er blutete, und zwar stark genug, um Leeks nächste Überraschung herbeizuführen. Wenn der Rhamphorhynchus seine Aufgabe nicht erfüllte und die beiden Männer ihm entkommen sollten, dann hatte Leek vorgesorgt. Er grinste sein böses Lächeln, als er auf einen anderen Monitor vor sich starrte. Er zeigte das Wasserbecken, auf dem leichte Wellen friedlich hin- und herschaukelten. Noch, dachte Leek, noch war es friedlich. Sein Lächeln wurde eine Spur breiter. Ironischer Weise hatte der Soldat Lester ausgerechnet am Seeufer abgelegt. Das versprach noch interessant zu werden. Kurz musterte er Lesters schlaffen Körper, der ruhig im Schlick des seichten Ufers lag. Er drehte den Kopf, sah kurz auf den Monitor, der eine kleine, funkelnde Anomalie zeigte, und nickte bedächtig. Die Frauen waren dem Zukunftstarntier in die Vergangenheit gefolgt, wie geplant. Und dort würden sie versuchen, ihre früheren Ausgaben davor zu beschützen. Natürlich hatte er dafür gesorgt, dass das unmöglich war. Sein Blick wanderte weiter, zu einem Monitor der einen großen, breiten Tunnel zeigte. Ah, jetzt kochte wieder Ärger in ihm hoch. Sowohl dieser dämliche Student, als auch der temperamentvolle Teamchef, waren gerade dabei, sich hochzurappeln, beide offensichtlich mitgenommen, aber nicht so tot, wie er sie gehofft hatte zu sehen. Was war da los? Bis eben noch waren sie doch reglos am Boden gelegen, und das schon für einige Minuten. Er war sich sicher gewesen, sich der Beiden bereits entledigt zu haben. Doch jetzt wankten sie ein wenig unsicher durch den Tunnel und suchten bereits nach einem Ausgang. Leek atmete tief durch und drückte dann einen Knopf auf der Schaltfläche unter ihm. Diese sechs Leute waren viel zäher, als er es erwartet hatte. Doch er war auf alle Eventualitäten vorbereitet. Zufrieden beobachtete er, wie die große, gemusterte Raubkatze aus ihrem soeben geöffneten Käfig sprang und sich dann, schnüffelnd, in die Richtung des Tunnels davon machte, in dem auch Danny und Connor nach ein paar Metern herauskommen würden.



 

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